Als das Paradies zum Käfig wurde: Chronologie einer (Corona) Krise, Teil 1
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Buchvorschau
Als das Paradies zum Käfig wurde - Christine Lippold
Christine Lippold
Als das Paradies zum Käfig wurde
Chronologie einer (Corona) Krise
Teil 1
Januar 2020 – 21. März 2020
Vor 20 Jahren war Palawan, die 400 km lange, aber nur 40 km schmale Insel im Westen des philippinischen Inselarchipels, ein exotischer Platz für Abenteurer. Palawan ist eine der über 7000 Inseln der Philippinen und liegt langgestreckt zwischen dem Südchinesischen Meer im Westen und der Sulusee im Osten.
Es gab, wenn überhaupt, Wege, die nur manchmal passierbar waren. Die einzige Möglichkeit, den Westen der Insel zu bereisen, war das Anheuern von Fischern, die einen mit Auslegerbooten, den sogenannten Bangkas, durchs Gewässer transportierten oder mit Motorrädern über schlammige Wege. Zusammen mit kleineren Inseln und Inselgruppen bildet die Insel die Provinz Palawan, in der Region Mimaropa, zur Hauptgruppe Luzon gehörend.
Auf Palawan hat die Natur wirklich alles gegeben, um Menschen zu verzaubern: Weiße Kalkfelsen vor sattgrünen Reisfeldern, auf denen die Reisbauern zum Teil noch wie früher arbeiten – mit Karabaus, den Wasserbüffeln, vor den Pflug gespannt. Bizarre, wild bewucherte Felswände, die meterhoch aus türkisem und glasklarem Wasser emporragen, dazwischen immer wieder geheimnisvoller Dschungel, versteckte magische Traumbuchten und unzählige weiße Sandstrände – all das findet ihr hier. Palawan gehört definitiv zu den schönsten Inseln der Welt und hat es 2013 und 2016 im Insel-Ranking sogar schon auf Platz 1 geschafft
Heute hat Palawan zwar noch immer so etwas wie Geheimtippcharakter, gerade für Menschen aus Europa, aber natürlich hat der Tourismus längst auch diese schöne Insel entdeckt.
Als Hauptstadt Palawans ist Puerto Princesa (die Einheimischen kürzen es immer mit „Puerto" ab) die größte Stadt der Insel und wegen des Flughafens für viele Touristen der erste Ort auf der Insel, den sie sehen. Die Stadt Puerto hat ihren ganz eigenen Charme. Früher wurde sie als eine der saubersten Städte auf den Philippinen benannt. Als erste Kommune hat Puerto das Mülltrennungssystem eingeführt. Die quirlige Stadt scheint nie zu schlafen. Tag und Nacht fahren dort die Motorräder und Tricycles, Autos, Vans. Das Nachtleben in Puerto ist so vielfältig wie das Land selbst. Hier finden sich Karaoke-Bars, unzählige Restaurants, kleine und große Discotheken, Straßencafes. Beliebt ist auch der BayWalk, ein Vergnügungspark direkt am Wasser gelegen, zwischen Hafen und dem Stadtmarkt. Hier gibt es gute Möglichkeiten, den Tag mit typischen philippinischen Gerichten ausklingen zu lassen. Bei Sonnenuntergang bieten sich den Fotografen unglaublich schöne Motive.
Der Barangay (Barangay ist die unterste Ebene der Verwaltungsstruktur der Philippinen und ähnelt im Aufbau sehr einem Dort oder Ortsteil) Port Barton, liegt ca. 150 km nordwestlich von Puerto in der Stadtgemeinde San Vicente.
• 2006 war Ecki das erste Mal auf den Philippinen und ist mit einem Kumpel von Puerto mit dem Motorrad nach Port Barton gefahren. Da damals die befestigte Straße ca. 20 km hinter Puerto endete und nur noch unbefestigte Wege weiterführten, benötigten sie für die Strecke bis Port Barton mehr als 2 Tage. Heute braucht man ohne Zwischenstopp nicht mehr als 2,5 Stunden.
Die Anreise nach Port Barton ist ziemlich einfach geworden. Man fährt auf dem National Highway bis ca. 12 km vor Roxas und biegt dann links ab. Noch vor einigen Jahren war die 24 km lange Strecke vom Highway nach Port Barton ein echtes Abenteuer - auf der unbefestigten Straße von Roxas quer über die Insel, vorbei an kleinen Dörfern, an grünen Reisfeldern, über Berge und Dschungel führen viele Serpentinen. Damals brauchte man bei gutem Wetter mehr als 1 Stunde für 24 km. Die kleinen Dörfer und die Reisfelder gibt es noch. Jedoch wurde eine breite Straße bis ca. 1 km vor Port Barton gebaut und somit ist der Abenteuertrip durch den Dschungel einer Betonstraße gewichen, die in Port Barton endet. Jetzt braucht es nicht mehr als ca. 25 min.
• Hier ein Auszug aus einem offiziellen historischen Bericht über Port Barton: „In Port Barton sind die Wurzeln der Tagbanua Siedlungen, die vor der Jahrhundertwende gegründet wurden. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass im Jahre 1890 die Bucht mit dem Namen Itaytay
(Bedeutung unbekannt) von 10 Stammesfamilien, die Tagbanuas (Palawan natives) bewohnt wurden. … Ein amerikanischer Soldat, Thomas Wales, kam im Jahre 1933 nach Itaytay und erhielt eine Konzession zum Holzfällen. Arbeiter wurden eingestellt. … Eine größere Nachfrage nach Holz führte zu einem Ausbau der Holzstation und wurde zum Camp „Itaytay. … Der Zustrom von Menschen erhöhte sich durch die Rekrutierung von immer mehr Arbeitern zur Steigerung der Holzfäll-Aktivitäten. … Ein Jahrzehnt später kam für einige Wochen ein gewisser englischer Militär, Colonel Burton, um sich einen strategischen und ökonomischen Überblick der nahe gelegenen Orte und Inseln zu verschaffen. Er erreichte u.a. auch die Boayan Insel (vorgelagerte Insel vor San Vicente). Colonel. Burton erstellte - wohl erstmalig – ein Papier, auf dem jede Insel dieser Region abgebildet war, die er besucht hatte. Itaytay, welches als der beste Wohnsitz galt, wurde nach ihm benannt – und so wurde „Itaytay
in „Port Barton umbenannt.
Wie können wir Port Barton heute beschreiben? Port Barton ist für seine landschaftliche Schönheit, weißen Strände und exotischen Inseln bekannt und ist ganz sicher eines der Glanzlichter des Palawan-Tourismus. Das frühere Fischerdorf hat sich in den letzten 2-3 Jahren fast komplett auf den Tourismus eingestellt. Aus dem verschlafenen Örtchen, in dem die Menschen sich in ihrem Alltagsleben von Touristen nicht beeinflussen ließen, ist ein Ort geworden, in dem die Einwohner alles tun, um Touristen anzuziehen. Port Barton – in dem Du an jeder Ecke inzwischen ein Resort, ein Hotel, ein Homestay findest. In dem neben einfachen Basthäusern Restaurants entstanden sind, in dem den ganzen Tag fröhliches Reden, Lachen und immer wieder laute Musik zu hören ist. Und in dem den ganzen Tag Mopeds fahren – hin und her. Es ist manchmal nicht zu ertragen, dass selbst die kürzesten Wege mit Mopeds erledigt werden. Port Barton, in dem sich den ganzen Tag und manchmal sogar die ganze Nacht die Hähne und Hunde einen Kampf liefern, wer lauter ist.
Wenn ihr also dann in Port Barton ankommt, ist mehrheitlich Schluss mit befestigten Straßen. Es gibt eine Straße in Richtung White Beach, ansonsten durchziehen den Ort Schotterwege. Die Wege in Port Barton sind eher rechtwinklig zueinander angelegt, so dass sogenannte Reihen – vom Strand aus gesehen – entstanden sind. Die erste Reihe ist die direkt am Strand. Inzwischen gibt es neben der zweiten und dritten Reihe auch schon Reihe 4–6, so sehr ist der Ort gewachsen.
Gleich am Ortseingang befindet sich rechts das neue
Van-Terminal, an dem die Vans mit den Touristen ankommen. Alle Touristen müssen sich hier bei