Neue Südseegeschichten: Seereisen zu fernen Inseln im Südpazifik
Von Reinhard Kluge
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Über dieses E-Book
Das Buch ist geeignet, den Leser auf die ferne Südsee neugierig zu machen und zu eigenen Abenteuerreisen zu ermuntern.
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Buchvorschau
Neue Südseegeschichten - Reinhard Kluge
REINHARD KLUGE
Neue
Südseegeschichten
Seereisen zu fernen Inseln im Südpazifik
Logbuch einer Seereise mit der Schonerbrigg „Søren Larsen von Tahiti nach Samoa, mit dem Postschiff „Aranui 3
zu den Tuamotus und Marquesas-Inseln und mit „Søren Larsen" von Noumea nach Sydney via Lord Howe Island
Die Aufnahmen stammen fast ausnahmslos aus dem Archiv des Autors.
Bei einigen wenigen Abbildungen wie Postkarten, Geldscheinen und
Landkarten war es nicht möglich, die Quellen zu ermitteln.
Imprint
Neue Südseegeschichten - Seereisen zu fernen Inseln im Südpazifik
Autor: Reinhard Kluge
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2013 Reinhard Kluge
ISBN 978-3-8442-5160-9
Teil 1: Søren Larsen
Sicher bin ich nicht der Einzige, der in seiner Kindheit davon geträumt hatte, mit einem Segelschiff die Weiten der Südsee zu erforschen, so etwa wie James Cook, Abel Tasman, Laperouse, Krusenstern, Lazarew, und wie die berühmten Seefahrer alle hießen. Und die spannenden Südseestorys von Robert Louis Stevenson, Jack London, Herman Melville, Joseph Conrad, Robert Dean Frisbie, James Michener und anderen Weltenbummlern haben diese Phantasien stets neu belebt.
Leider ist es mir wie den meisten Berufs-Seefahrern aber versagt geblieben, diesen Traum zu verwirklichen, solange man mit den üblichen Frachtschiffen unserer Zeit die ausgetretenen Pfade der Weltschiffahrtslinien befuhr, denn die verlaufen in der Regel weitab von den Tausenden paradiesischen Inseln des südpazifischen Ozeans, auf jeden Fall aber immer dran vorbei, denn Zeit ist Geld, und ein Schiff verdient nur Geld, wenn es auf See ist. Also, keine Zeit für Südseeromantik.
Anders machen es heutzutage Hunderte und Tausende von Zeitgenossen, die sich als Weltenbummler auf eigene Kosten auf eigenen oder gecharterten Jachten, als Skipper oder als zeitweilige Mitsegler wochen- oder monatelang in der Südsee herumtreiben und so das Paradies auf ihre Weise genießen.
Da muß man also erst Rentner werden, bis man im Internet über eine Website wie die von Søren Larsen stolpert und endlich seinen Traum verwirklichen kann, indem man sich kurzerhand in die Reisen seiner Wahl einbucht – abhängig vom Geldbeutel natürlich – nach Tahiti fliegt und in Papeete auf dieser stolzen Schonerbrigg als Voyage Crew
anmustert. Voyage Crew – das heißt, man ist zwar zahlender Passagier, ist aber voll eingebunden in die Schiffsroutine, wie Seewache gehen, Navigation und Segelmanöver mitmachen, Deck schrubben, seemännische Arbeiten an Deck verrichten, Reinschiff und Backschaft
(Geschirrspülen) und Wäschewaschen – alles natürlich auf freiwilliger Basis, aber wer will sich schon nachreden lassen, ein fauler Hund oder Drückeberger zu sein. Na also, freiwilliger Zwang oder Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit
, das wird einem wohl nirgendwo so deutlich gemacht wie an Bord eines Schiffes und speziell auf einem alten traditionellen Segler wie Søren Larsen. Daß die Unterbringung in einer winzigen Vier-Mann-Kammer natürlich mehr als spartanisch ist, hatte man ja vorher gewußt, damit muß man leben. Ebenso mit dem Umstand, daß die Toilette mit einer Handpumpe gespült werden muß, daß man äußerst sparsam mit dem kostbaren Frischwasser umzugehen hat und nicht täglich stundenlang unter der heißen Dusche stehen kann. Seewasser ist ja auch gesund für die Haut. Und daß Klimaanlagen für den Organismus ungesund sind, ist ja auch bekannt, deshalb haben wir in unserm engen Zwischendeck lieber kräftig geschwitzt. Sauna gratis.
Das Essen war sehr gesund an Bord, viel Fisch, viel Salat und Gemüse und Obst, denn das gibt es reichhaltig in der Südsee. An Deck hingen immer ein paar Bananenstauden rum, an denen man sich bedienen konnte, wenn man mal einen Hungerast bekam. Soll ja auch gut für die Waden sein. Ansonsten viel Reis und Pasta, Fleisch nur drei- bis viermal die Woche. Wurst und Käse eher wenig. Dafür haben uns unsere Küchenfeen immer wieder mit selbstgebackenen Brötchen, Brot, Kuchen und ähnlichen Leckereien überrascht.
Alkoholische Getränke gab es reichlich an Bord, aber die waren so teuer, daß es nie jemand geschafft hat, sich zu betrinken.
Daß dieses durchweg aus Holz gebaute Schiff (1949 in Norkøbing, Dänemark, vom Stapel gelaufen) mit seiner umfangreichen Takelage natürlich auf See unaufhörlich knarrt und ächzt und einem beim Schlafen in der Koje nicht gerade ein Wiegenlied singt, ist etwas, woran man sich erst gewöhnen mußte. Deshalb haben es einige stets vorgezogen, an Deck zu schlafen, wenn es nicht gerade stürmte und regnete. Auch dies ist ein Relikt aus alten Windjammertagen, das gehört nun mal dazu zur christlichen Seefahrt.
Aber all diese kleinen Unbequemlichkeiten verblassen angesichts der unvergeßlichen Erlebnisse, die man auf solch einer Reise hat, zumal man die Südsee nie besser erleben kann als auf so einem typischen Südseeschoner, immer hautnah dran an dem riesigen Ozean und den vielen winzigen Inseln, von denen viele nur per Boot erreicht werden können, wenn überhaupt.
Großartig war an Bord der Søren Larsen das Gefühl der Zusammengehörigkeit, die Kameradschaft, Hilfsbereitschaft und Gleichheit. Wir waren eine multi-kulti Crew aus UK, USA, Australien, Neuseeland, Frankreich, Kanada, Japan, Dänemark, den Cook Islands und Deutschland, und alle vertrugen sich bestens nach dem Motto Einer für alle – alle für Einen
, mit wenigen Ausnahmen (siehe später).
Wenn es denn überall in der Welt so einträchtig zuginge wie bei uns an Bord …
Doch nun mal kurz zur Geographie des Seegebietes.
Die Südsee ist natürlich der südliche pazifische Ozean oder genauer gesagt der Teil des Südpazifiks, der sich in tropischen und subtropischen Breiten befindet und mit Tausenden Südseeinseln bestreut ist. Die antarktischen Gewässer jenseits von 60 Grad südlicher Breite würde wohl kaum jemand als Südsee bezeichnen wollen. Geografisch-ethnologisch unterteilt man dann die Südsee ungefähr in folgende Gebiete: Polynesien befindet sich grob gesagt in dem Dreieck mit den Eckpunkten Hawaii – Osterinsel – Neuseeland. Nordwestlich davon liegen Melanesien und Mikronesien bis hin zu Austral-Asien. Die größten Inselgruppen in Polynesien sind Französisch Polynesien mit den Marquesas Inseln, den Tuamotus, den Gesellschaftsinseln, den Gambier Inseln und den Australes Inseln (nicht zu verwechseln mit Australien!). Am bekanntesten sind hier natürlich die Gesellschaftsinseln mit Tahiti, Moorea, Huahine, Raiatea, Taha’a und Bora-Bora und ein paar kleineren Atolls.
Weiterhin gehören zu Polynesien die Cook Islands (ca. 15 Inseln) mit der Hauptinsel Rarotonga, die mit Neuseeland assoziiert sind, sowie Samoa (Westsamoa und American Samoa) und Fiji, eventuell noch Tonga.
Südöstlich von den Marquesas liegen Pitcairn Island und Easter Island (Rapa Nui).
Die westliche Grenze von Polynesien liegt etwa bei Fiji, Tonga, Vanuatu, da fängt dann Melanesien an. Die Solomonen und Neukaledonien gehören zu Melanesien.
Nördlich und nordwestlich von Samoa liegen Kiribati, die Marshall Islands u.a., aber das ist dann schon auf der Nordhalbkugel.
Zwischen den Polynesiern und Melanesiern gibt es einen auffälligen Unterschied: die Polynesier haben langes glattes Haar und die Melanesier sind zumeist Krausköpfe. Außerdem sind die Polynesier durchweg von hünenhafter und stattlicher Statur, neigen aber leider frühzeitig zur Fettsucht, besonders die Frauen, wenn sie das blühende Alter von 30 Jahren überschritten haben.
Es scheint erwiesen zu sein, daß die in Neuseeland ansässigen Maoris aus Polynesien stammen, daß sie vor mehr als 500 Jahren von Hawaii, den Gesellschaftsinseln oder Samoa kommend über den Ozean gerudert sind, alle am Wege liegenden Inseln besiedelt haben und zu guter Letzt die Ureinwohner von Neuseeland ausgerottet oder vertrieben haben. Letztere leben wohl nur noch in geringer Anzahl auf den Chatham Islands. Die Bewohner der Cook Islands sprechen durchweg Maori, und die Sprache der Samoaner und der Tahiti-Insulaner ist zumindest ähnlich, Ma’ohi verstehen sie alle.
Deshalb soll es bis ins vorige Jahrhundert hinein eine starke politische Strömung gegeben haben, die alle Südseeinseln zum einem großen pazifischen Königreich unter der Herrschaft von Hawaii verschmelzen wollte. Diese Wahnvorstellungen werden aber heutzutage von den Insulanern nur noch belächelt. Die Tahitianer sind zufrieden, daß sie zu Frankreich gehören, die Cook Islanders haben nichts dagegen, zu Neuseeland zu gehören, und auf Samoa (deutsche Kolonie von 1900 bis 1919) hörte ich sogar, daß etliche Samoaner es sich gut vorstellen könnten, zur Bundesrepublik Deutschland zu gehören, ha ha. Man stelle sich vor: Samoa als Naherholungsgebiet der BRD-Bürger.
Soweit meine laienhaften geographischen und ethnologischen Erkenntnisse.
Die Schonerbrigg Søren Larsen befand sich von März bis November 2008 auf folgender Südpazifik-Reise:
Auckland – Easter Island – Pitcairn – Marquesas – Tuamotus – Gesellschaftsinseln – Cook Islands – Samoa – Fiji via Tonga – Vanuatu – Neukaledonien – Auckland.
Die Reise nach Easter Island und Pitcairn mußte leider wegen schweren Wetters abgebrochen werden, die Reiseroute wurde geändert nach Tubuai, Tahiti, Tuamotus, Marquesas als Ersatzvariante.
Und ich habe die Reise von Tahiti nach Cook Islands und weiter nach Samoa mitgemacht. Haben dabei insgesamt 13 Inseln angelaufen und 2.097 Seemeilen versegelt. Insgesamt 45 Tage, die ich meinen Lebtag nicht vergessen werde.
Bild 1: Søren Larsen unter vollem Segelkostüm in frischer Brise
Auszüge aus meinem Logbuch
Donnerstag, den 26. Juni 2008:
Bin heute um 20.24 Uhr auf dem Flughafen Fa’a’a von Papeete, Tahiti, gelandet. Mein Flug TN 102 mit Air Tahiti Nui von Auckland war sehr angenehm, guter Service.
Da wir die Datumsgrenze überquert haben, wurde der Kalender um einen Tag zurückgeblättert.
Nach dem naßkalten Neuseeland endlich wieder mal warme wohlige Tropenluft. Blütenduft und Kerosin-Gestank halten sich die Waage beim kurzen Marsch vom Flieger zur Arrival Hall.
Vor der Empfangshalle buntgekleidete Insulaner, die uns mit Tahiti-Musik empfangen. Statt Paßkontrolle gibt es Blumenkränze um den Hals. Bei Immigration & Zoll werde ich durchgewunken, der Euro-Paß macht’s möglich. Habe nicht mal einen Eingangsstempel in den Paß bekommen. Darf nun 90 Tage hier bleiben ohne Visum.
Draußen vor der Arrival Hall großes Gedränge, hallo Taxi, nur, wohin? Französisch müßte man können. Eine freundliche dicke Tahitianerin bugsiert mich mit meinem Gepäck sowie eine deutsche Rucksack-Touristin aus Frankfurt/Main in ihren Van, und ab geht’s zu meinem Hotel Tiare Tahiti. Die Taxi-Fahrerin scheint sich gut auszukennen, in 20 Minuten erreichen wir mein Hotel, und auch das Backpacker-Hostel der jungen Touristin scheint ihr ein Begriff zu sein.
Mein Hotel liegt dicht an der Hafenstraße, dem Boulevard Pomare, und hinter dem kleinen Reception Desk thront eine sehr dicke, aber äußerst freundliche Empfangsdame. Kurzer Check-in, dann hoch in die erste Etage. Das Zimmer ist groß, sauber, sehr einfach eingerichtet (kein Anschluß für meinen Computer, wer braucht den schon in der Südsee), und hat einen breiten Balkon mit Blick auf den Hafen von Papeete. In der Ferne sehe ich Søren Larsen am Kai liegen. Also, Gepäck in die Ecke gestellt, und auf zum Hafenbummel. Es ist ja noch früh am Tage.
Nach zehn Minuten Fußweg durch die Hafenpromenade stehe ich vor dem Schiff, erster Eindruck gut – alles gut. An Deck sitzen ein paar Mädels und Jungs der Stammbesatzung beim Feierabendbier. Gemma, eine Matrösin, kommt zur Gangway und begrüßt mich, wir werden uns ja am Sonntag sehen, wenn ich anmustere.
Der Fußmarsch und die warme Tropenluft haben mich durstig gemacht, also ab über die Straße und rein ins Les Troix Brasseurs
, eine Hafenkneipe mit Live-Musik und flotter Bedienung. Das Tahiti-Bier Hinano
vom Faß schmeckt gut, und ein kleiner Snack muß auch noch sein. Aber daß hier nichts billig ist, werde ich in den nächsten Tagen noch öfter merken.
Freitag, den 27. Juni 2008:
Nach einem tiefen Nachtschlaf werde ich um 6 Uhr 30 vom Verkehrslärm geweckt.
Vom Balkon aus in der Morgendämmerung ein herrlicher Blick über den Hafen mit unzähligen Segelbooten, dem Container-Terminal und dem Fährhafen bis rüber zur fernen Insel Moorea mit ihren zackigen Bergen. Beeindruckend.
Aber direkt vor mir auf dem Boulevard Pomare (benannt nach der Tahitianischen Königin Pomare IV) ein sechsspuriger Traffic Jam mit dem dazugehörigen Lärm, Hupkonzerten und Polizistentrillern. Vor den Fußgängerschutzwegen halten die Autos und Motorräder brav an und lassen die Frühaufsteher diszipliniert über die Straße. Das gefällt mir.
Nun ist es Zeit für ein deftiges französisches Frühstück mit Omelette und herrlichem Kaffee.
Dann geht’s los zum Sightseeing. Erst mal wieder zur Søren Larsen, Ehrensache. Der Stammbesatzung will ich nicht auf die Nerven fallen, die haben genug zu tun mit Reparaturen, Ausrüstung übernehmen und Seeklarmachen. Ich begucke mir das Schiff von hinten und vorne, mache Fotos und Video-Aufnahmen und lasse das Ganze erst mal ruhig in mich einsinken.
Bild 2: Boulevard Pomare und Blick auf Moorea
Bild 3: Søren Larsen am Kai von Papeete
Weiter hinten am Kai liegt noch ein anderer Großsegler, die Viermast-Barkentine Star Flyer aus Luxemburg (!). Das ist ein Großsegler der Luxusklasse, macht Inselrundfahrten durch die Society Islands für Leute, die viel Geld haben.
Daneben der Eisbrecher Arctic, muß ja viel zu tun haben hier in Tahiti, ha ha. Ich erfahre aber, daß er kein Eis mehr bricht, sondern zum Cruise Liner umfunktioniert wurde für betuchte Touristen.
Und dann noch ein Hi-Tech-Segler, auf dem man die Segel nur noch mit Computer setzt, verstellt und einholt. Für die ganz vornehmen Leute.
Bild 4: Hi-Tech-Segler in Papeete
Damit erst mal genug vom Hafen, nun interessiert mich die Stadt und das Hinterland. Also auf ins Menschengetümmel von Downtown Papeete. Ist ja schließlich die Hauptstadt der Gesellschaftsinseln und das politisch-kommerzielle Zentrum von French Polynesia. Die City im engeren Sinne zählt etwa 26.000 Einwohner, der Großraum
Papeete immerhin ca. 127.000, also eine unglaubliche Menschenansammlung auf so einem relativ kleinen Territorium. Dementsprechend ist auch der Lärm und die Betriebsamkeit, die auf den wenigen Straßen der Hauptstadt überraschen. Aber immer noch erträglicher als etwa in Shanghai oder Bangkok.
Zum Glück hat Papeete seinen gelassenen Südsee-Stil und seine ländliche Atmosphäre bewahrt. Es gibt keine high-rise Geschäftshäuser oder Hotels, Hochstraßen oder Untergrundbahnen, nur leider zu viele Autos und Motorräder. Als erstes besichtige ich die City Hall, also das Rathaus, das sich in schönem französisch-polynesischem Stil präsentiert.
Nächstes Ziel ist die Galerie Paul Gauguin
, gewidmet dem berühmten Maler, der hier lange Zeit seines Lebens verbracht hat. Leider stehe ich vor verschlossenen Türen: Fermé
, wegen Renovierung geschlossen. Pech gehabt.
Also weiter zum Papeete Pearl Market, dem Zentrum des Handels mit schwarzen Perlen. Am Eingang werde ich von einer deutschsprechenden Dame, einer Luxemburgerin, empfangen, die mich bereitwillig einlädt, mir die Kleinodien des dreistöckigen Etablissements vorzuführen. Ich bin überwältigt von der Schönheit und Vielfalt der Welt der schwarzen Perlen, die sich mir auftut. Schwarze Perlen der Südsee sind ja nicht einfach nur schwarz, sondern sie kommen in vielen Farbnuancen und Schattierungen daher, von pottschwarz über anthrazit, golden, grünlich, bläulich, taubengrau, hellgrau, silbern, alles, was das Herz begehrt. Sie variieren zwischen 4 und 14 mm Durchmesser, sind von vollendeter runder Form über oval, birnenförmig, gerippt, mal hochglänzend, mal matt. Die teuersten sind die mit einem totalen Glanz, in dem man sein Spiegelbild sieht, die eine vollendete runde Form haben und keinerlei Fehler aufweisen. Mir wird eine bildschöne Halskette mit 14 mm-Perlen angeboten zum Preis von 14.000 Euro. Na prima.
Obwohl ich nichts kaufe, darf ich mal mit der rechten Hand in einem Haufen schwarzer Perlen wühlen, nur um mal das Gefühl zu haben, Reichtümer in meiner Hand zu spüren. Eine CCTV-Kamera wacht darüber, daß man nicht aus Versehen eine der Perlen in seinem Ärmel verschwinden läßt.
In einer geräumigen Halle sitzen ernsthafte Perlenhändler und Käufer an kleinen Tischen und studieren mit Lupe und Mikroskop die Kleinodien. An den Wänden mehrere Röntgen-Geräte, denn ein seriöser Perlenverkäufer liefert immer ein Röntgenbild und ein Zertifikat als Beweis seiner Redlichkeit mit.
Von dieser beeindruckenden Show noch etwas benommen, wieder an der frischen Luft, steuere ich den Papeete Market an. Das ist eine riesenhafte Markthalle, in der es fast alles gibt. Gleich am Eingang der Fischmarkt. Fantastisch. Buntscheckige Papageienfische, blau-grün-gelbe Mahi-Mahis, Snappers, Wahus, Thunfische, spanische Makrelen, Riff-Haie, und und und, dann jede Menge Krabben, Garnelen, Cray Fish, Muscheln, Kraken, Abalones, Seegurken und extrahierte Haifischzähne. Und die dicken Fischfrauen verjagen in stoischer Ruhe mit riesigen Wedeln die Fliegen.
Auf dem Obst- und Gemüsemarkt schönes frisches Blattgemüse, Bananen, Taros, Brotfrucht, Orangen, Zitronen, Ginger, Chili, Passion Fruit, Guava, Papaya, Ananas – ein herrlicher Anblick all dieser exotischen Produkte. Auf dem Fleischmarkt saubere Auslagen von Schwein, Rind und Geflügel, alles sehr ordentlich und appetitlich. Hammelfleisch fehlt gänzlich, das mögen die Insulaner wohl nicht.
Dann ein Riesenangebot an Textilien, am prominentesten natürlich die Pare’us, auch Lava-Lava oder Sarong genannt. Das Haupttextil der Südseefrauen, wird einfach um den Bauch gewickelt oder in verschiedenster Fasson um den Körper drapiert, sieht immer sexy aus. Männer tragen Lava-Lavas übrigens auch. Und dann natürlich massenhaft T-Shirts, Shorts, Unterwäsche, Badelatschen, denn Schuhe trägt hier kaum einer.
Auf dem Handicraft- und Souvenirmarkt gibt es alles, was das Herz begehrt. Wunderschöne Holzschnitzereien, wobei Tangaroa, der Gott der Schöpfung, der Fruchtbarkeit, der Seeleute und Fischer, der Zimmerleute und Bauern, eindeutig überwiegt. Tangaroa ist der mit dem kleinen Körper und dem großen Penis.
Und dann natürlich eine Vielfalt von einheimischem Südseeschmuck aus Holz, Perlmutt, Muscheln, getrockneten Früchten. Herrliche Sonnenhüte von Manihiki, elegante Panamahüte, Baseball-Caps aus New York und natürlich aus dem heimatlichen Tahiti. Wunderschöne einheimische Musikinstrumente wie z. B. die traditionelle Ukulele, aber auch Gitarren und Trommeln, denn die Insulaner sind sehr musikalisch. Man könnte sich stundenlang in diesem Markt aufschießen, aber ich will ja weiter.
mitten in der Stadt treffe ich dann auf die schöne farbenfrohe Kathedrale Notre Dame, bei weitem nicht so pompös wie die in Paris, aber eben genau in die Landschaft passend.
Inzwischen ist es Mittag geworden, die Sonne steht hoch, und ich habe runde Füße. Da kehre ich also wieder ins Brasseurs
ein zum Lunch unter Paraseuls und Palmenwedeln. Der Ober empfiehlt mir dringend Thon cru
, also rohen Thunfisch. Na ja, warum auch nicht. Diese Gericht entpuppt sich als ein wunderbarer roher Thunfischsalat in Gemüse mit einer leichten Remoulade, als Beilage Reis und knackiges French Bread. Wunderbar, oder arroy, wie die Thais sagen. Und das Hinano-Bier spült alles spielend hinunter. Ein prima leichtes Mittagsgericht.
In den umliegenden Straßen