Einzug in Sophienlust: Sophienlust - Die nächste Generation 69 – Familienroman
Von Simone Aigner
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Über dieses E-Book
Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Magda Enzinger eilte nervös in der Küche des Kinderheims Sophienlust vom Kühlschrank zum Küchenschrank und wieder zurück und überprüfte sämtliche Vorräte. Im Keller an den Gefriertruhen war sie auch schon dreimal gewesen, um sich zu vergewissern, dass sie für die nächsten Tage alles so gut als möglich vorbereitet hatte. Es klopfte an die Küchentür. »Ja?«, rief sie und hörte selbst, wie aufgeregt und hektisch sie klang. Else Rennert, die Heimleiterin von Sophienlust, die von den Kindern ›Tante Ma‹ genannt wurde, betrat den Raum. »Magda, meine Liebe, müssten Sie nicht längst zu Hause sein, um Ihren Koffer zu packen?«, fragte sie und lächelte ihr zu. Magda strich mit flachen Händen über ihre Küchenschürze. »Sie haben ja recht«, bestätigte sie. »Aber ich frage mich beständig, ob ich auch wirklich genug vorgekocht und eingekauft habe. Ich meine, ich bin ja immerhin fünf Tage nicht da. So lange war ich noch nie weg!« Else Rennert lachte leise. »Keine Sorge, Magda. Schwester Regine und ich schaffen es schon, für die kurze Zeit für unsere Schützlinge zu sorgen. Auch die größeren Kinder haben versprochen, mitzuhelfen, einige haben schließlich sogar vor gar nicht langer Zeit an einem Kochkurs teilgenommen. Und Heidi und Kim fassen natürlich auch mit an, soweit sie das schon können.« Magda seufzte schwer und setzte sich an den Küchentisch.
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Buchvorschau
Einzug in Sophienlust - Simone Aigner
Sophienlust - Die nächste Generation
– 69 –
Einzug in Sophienlust
Für Leon und Marie beginnt eine neue Zeit …
Simone Aigner
Magda Enzinger eilte nervös in der Küche des Kinderheims Sophienlust vom Kühlschrank zum Küchenschrank und wieder zurück und überprüfte sämtliche Vorräte. Im Keller an den Gefriertruhen war sie auch schon dreimal gewesen, um sich zu vergewissern, dass sie für die nächsten Tage alles so gut als möglich vorbereitet hatte. Es klopfte an die Küchentür.
»Ja?«, rief sie und hörte selbst, wie aufgeregt und hektisch sie klang.
Else Rennert, die Heimleiterin von Sophienlust, die von den Kindern ›Tante Ma‹ genannt wurde, betrat den Raum.
»Magda, meine Liebe, müssten Sie nicht längst zu Hause sein, um Ihren Koffer zu packen?«, fragte sie und lächelte ihr zu. Magda strich mit flachen Händen über ihre Küchenschürze.
»Sie haben ja recht«, bestätigte sie. »Aber ich frage mich beständig, ob ich auch wirklich genug vorgekocht und eingekauft habe. Ich meine, ich bin ja immerhin fünf Tage nicht da. So lange war ich noch nie weg!«
Else Rennert lachte leise.
»Keine Sorge, Magda. Schwester Regine und ich schaffen es schon, für die kurze Zeit für unsere Schützlinge zu sorgen. Auch die größeren Kinder haben versprochen, mitzuhelfen, einige haben schließlich sogar vor gar nicht langer Zeit an einem Kochkurs teilgenommen. Und Heidi und Kim fassen natürlich auch mit an, soweit sie das schon können.«
Magda seufzte schwer und setzte sich an den Küchentisch.
»Ich weiß es ja. Trotzdem habe ich das Gefühl, euch alle im Stich zu lassen«, klagte sie. Else Rennert setzte sich zu ihr.
»Sophienlust und die Kinder liegen Ihnen sehr am Herzen, ich weiß. Aber ab und an dürfen Sie ruhig auch einmal an sich denken. So, wie ich Sie kenne, haben Sie für vierzehn Tage vorgekocht und gebacken, und Regine und ich müssen nur noch auftauen und aufwärmen.«
»Und das Esszimmer und die Küche wieder in Ordnung bringen«, ergänzte Magda und drohte spielerisch mit dem Finger. »Nicht, dass hier das Chaos Einzug hält, während ich weg bin.«
Else Rennert lachte. »Lassen Sie sich überraschen. Aber jetzt freuen Sie sich lieber auf die Tage in Hamburg mit Ihrem Horst. So heißt er doch, nicht wahr?«
Magda lächelte verlegen.
»Horst Reinhardt, ja. Ich wohne aber im Hotel, nicht, dass Sie denken …«, informierte sie sie.
»Ich denke gar nichts«, unterbrach Else Rennert sie.
»Es ist ja auch nur, weil ich mich nicht aufdrängen will. Horst hat zwar im Haus seiner Schwiegertochter eine Einliegerwohnung für sich, aber ich hätte dennoch das Gefühl … nun, ich kenne diese Vera ja gar nicht.« Unbehaglich betrachtete Magda ihre Hände.
»Sie sollten sich nicht so viele Gedanken machen. Jetzt legen Sie bitte die Schürze ab und fahren in Ihre Wohnung. Wann geht Ihr Zug nach Hamburg?«
»Morgen früh um neun Uhr. Ich werde am späten Nachmittag ankommen. Horst holt mich vom Bahnhof ab.«
»Bringt er Jan mit? Seinen Enkel? Geht der Kleine eigentlich inzwischen in die Schule?«, fragte Else.
»Nein, erst im Herbst. Ich glaube nicht, dass er den Jungen mitbringt. Wir haben auch gar nicht darüber gesprochen. Aber vielleicht sehe ich ihn einmal, während ich in Hamburg bin.«
»Gut. Sie werden sicher viel zu erzählen haben, wenn Sie zurück sind. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise und ein paar wundervolle Tage mit Ihrem Horst«, sagte Else. Sie lächelte, strich Magda rasch über den Arm und stand auf. »Und jetzt hurtig! Sie haben sich doch schon von allen verabschiedet, oder?«
Magda schmunzelte, winkte ab und stand gleichfalls auf. »Mehrmals, Else, mehrmals«, gab sie zu.
»Dann bringe ich Sie jetzt nach draußen, sonst sind Sie am Ende um Mitternacht noch hier«, entschied die Heimleiterin. Magda nickte, nahm ihre Küchenschürze ab und hängte sie an den Haken seitlich des Vorratsschrankes. Sie verließen die Küche und gingen durch den Flur zur Eingangshalle des Kinderheims. Zwei Flure und etliche Türen gingen von hier ab, sie führten zum Esszimmer, zum Spielzimmer, zum Biedermeier-Zimmer, in dem der Besitzer des Kinderheims, Nick von Wellentin-Schoenecker, oft wichtige Gespräche führte, und zu den Büros. Ebenso führte von der Eingangshalle aus eine Treppe ins obere Stockwerk, wo die Kinder ihre Zimmer hatten.
»Gute Reise und eine schöne Zeit für Sie, Magda«, wiederholte Else.
»Danke, bis bald«, verabschiedete sich Magda. Sie lächelten einander zu. Magda drückte die zweiflügelige Haustür auf und trat nach draußen. Einen Moment blieb sie noch auf der obersten Stufe der Freitreppe stehen und ließ den Blick über den großen Park gleiten, der zu Sophienlust gehörte. In einiger Entfernung, bei den Spielplätzen, sah sie die siebenjährige Heidi und Kim, den kleinen Asiaten, die mit den Hunden Barri und Anglos spielten. Heidi warf für Barri, den Bernhardiner, einen gelben Plastikring, den der Hund mit großen, freudigen Sprüngen apportierte. Kim übte sich im Kräftemessen mit Anglos, der Dogge. Beide zogen jeweils an einem Ende eines Seils, das aus bunten Schnüren gedreht war. Obwohl der Sechsjährige im Grunde keine Chance gegen den kräftigen Hund hatte, wandte die gutmütige Dogge nur so viel Kraft auf, dass der Kleine nicht sofort verlor.
Magda lächelte ein wenig wehmütig, dann schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Was war denn los mit ihr? Sie war in einer Stimmung, als müsste sie dauerhaft von Sophienlust Abschied nehmen, dabei hatte sie nur eine gute Woche Urlaub. Vermutlich kam sie nicht damit zurecht, dass sie ihr Refugium über die Küche und die Verpflegung für die Kinder einige Tage abgeben musste. Dabei freute sie sich doch so sehr auf Horst Reinhardt, den sie vergangenen Sommer beim Einkaufen kennengelernt hatte. In den wenigen Wochen, die ihnen vergönnt gewesen waren, ehe sein Umzug von Sonnstetten, das nicht allzu weit von Sophienlust entfernt lag, nach Hamburg erfolgt war, waren sie einander nahegekommen. Verantwortlich für ihr Kennenlernen war der kleine Jan gewesen, der Enkel von Horst. Die Mutter des Kindes, Horsts Schwiegertochter Vera, hatte sich beruflich in Brasilien aufgehalten, für ›Ärzte ohne Grenzen‹. Horsts Sohn Thomas, ihr Mann, war bei einem Unfall verstorben, sodass der Großvater während ihrer Abwesenheit für seinen Enkel gesorgt hatte. Da sich der lebhafte Junge bei seinem Großvater sehr gelangweilt hatte, hatte Magda ihm Sophienlust als Aufenthaltsmöglichkeit vorgeschlagen. Nach Rücksprache mit Vera hatte Horst Jan ins Kinderheim gebracht, wo der Kleine sich sehr wohlgefühlt hatte.
Nun wohnte Horst schon seit etlichen Monaten zusammen mit seiner Schwiegertochter und seinem Enkel in Hamburg. Über all die Zeit hatten sie per Telefon und WhatsApp Kontakt gehalten. Nun endlich würden sie sich wiedersehen. Magdas Herz machte einen freudigen kleinen Hüpfer. Sie würde ihre kleine Reise jetzt genießen und die Zeit mit Horst sowieso. Und in einer Woche war sie wieder hier.
Rasch eilte sie die Freitreppe hinunter. Sie musste nach Hause und packen.
*
Auf dem Arm von Dr. Benedikt Lindner saß die kleine Marie, zwischen ihm und seiner Partnerin Annika Küster stand ihr Bruder Leon. Alle vier winkten einem davonfahrenden Wagen nach. Erst als das Fahrzeug um eine Kurve gebogen und nicht mehr zu sehen war, ließen die Erwachsenen die Arme sinken. Auch Leon hörte auf zu winken, nur Marie wedelte noch immer mit dem Ärmchen.
»Du kannst jetzt aufhören, Marie«, kritisierte ihr Bruder. »Mama und Papa sehen uns gar nicht mehr.« Marie ließ den Arm sinken.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Leon und sah zu den Erwachsenen hoch. Annika strich ihm über den Kopf.
»Was hältst du vom Spielplatz?«, fragte sie.
»Au ja! Pielplaz! Ich mag auch«, rief Marie und patschte die Händchen zusammen.
»Na gut«, stimmte Leon gnädig zu. »Schubst ihr mich auch auf der Schaukel an?«, erkundigte er sich.
»Klar«, versprach Benedikt. »Aber erst gehen wir auf euer Zimmer. Ihr müsst euch umziehen und mit Sonnencreme einreiben.«
»Okidoki«, rief Leon, schwenkte die Arme und hopste voran.
Benedikt schmunzelte und legte seinen freien Arm um die Schultern von Annika. Sie lächelte ihm zu.
»Wir üben Familie«, sagte er. Annika lachte.
»Ja, für ein paar Stunden.«
»Immerhin ein Vorgeschmack. Spätestens in zehn Jahren möchte ich Kinder mit dir«, erinnerte Benedikt seine Freundin.
»Einverstanden.« Annika drückte sich an seine Seite. »Aber erst geht es nach Afrika. Wir bauen dort die beste Kinderklinik, die man sich vorstellen kann. Der Bauplatz ist perfekt, die Gelder stehen bereit und die Flüge sind gebucht. Ich freue mich wirklich auf unser Projekt.«
»Und ich mich erst. Aber vor Afrika kommt noch etwas viel Wichtigeres«, sagte Benedikt.
»Was denn?« Unschuldig sah Annika ihren Freund an. Marie begann, auf seinem Arm zu zappeln. Behutsam ließ er das Kind herunter. Die Kleine eilte ihrem Bruder nach, der einige Meter vor ihnen lief. Ben grinste.
»Denk mal gut nach mein Herz«, sagte er.
»Ich muss nicht nachdenken. Ich zähle schon die Tage, bis zu unserer Hochzeit.« Sie wandte ihm das Gesicht zu und lächelte ihn voller Zärtlichkeit an. Ben küsste sie, nahm sich dabei jedoch nicht so viel Zeit wie sonst und schaute, wo die Kinder waren. Annika nahm ihm das nicht übel, im Gegenteil. Für seine Umsicht und Achtsamkeit liebte sie ihn nur umso mehr.
»Ja, mein Schatz. Nächsten Monat heiraten wir, und zwei Wochen später wandern wir aus. Und wenn die Klinik fertig ist und sich etabliert hat, gründen wir eine Familie«, fasste Benedikt ihre Pläne noch einmal zusammen.
»So und nicht anders, Ben«, bestätigte Annika, und ihr Herz schlug schneller vor Liebe und Freude. Ein Leben an Bens Seite lag vor ihr. Sie hatten gemeinsame Pläne und Wünsche und arbeiteten zielstrebig an der Umsetzung. In zehn Jahren war