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Die Halsabschneider - Tiefen des Galopprennsports
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eBook334 Seiten4 Stunden

Die Halsabschneider - Tiefen des Galopprennsports

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Über dieses E-Book

Das grausame Verbrechen an einem ebenso talentierten wie teuren Rennpferd verbreitet blankes Entsetzen bei Trainern und Besitzern. Kommissar Nerhus nimmt die Ermittlungen auf, die ihn sehr schnell in nicht gekannte Tiefen des Galopprennsports führen. Agent Lester O`Brien gerät in den Focus von Betrügern und gegen Jockey Mike Leonhard wird ein Mordanschlag verübt.
Als der Hauptverdacht auf den Vorbestraften Dietrich Deters fällt, scheint der Täter gefasst zu sein. Doch kurz darauf erschüttert ein weiteres schreckliches Verbrechen die Vollblutszene des Galopperverbandes, dem einige zwielichtige Gestalten angehören.

Der Autor gibt bekannt, das in diesem Buch Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen nicht gewollt sind und rein zufällig wären.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum13. Nov. 2019
ISBN9783748223702
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    Buchvorschau

    Die Halsabschneider - Tiefen des Galopprennsports - Heinz Tölle

    Kapitel 1

    Eben hatte sie noch tief und fest geschlafen. Warum sie hochgeschreckt war, wusste sie in diesem Moment noch nicht. Langsam kam sie zu sich, der Schlaf verschwand aus ihrem Kopf und sie nahm die Geräusche wahr, die aus dem gegenüberliegenden Stallgebäude kamen. Schnell hörte sie es deutlicher und konnte es auch zuordnen. Da ist etwas passiert, fuhr ein schrecklicher Gedanke durch ihren Kopf. Die Pferde schlugen gegen die Boxenwände und wieherten laut. Uschi Willems stieß Ihrem Mann den Ellenbogen in die Rippen. „Herbert, hörst du das nicht? Komm, steh auf, sieh nach, was da los ist."

    Herbert Willems war mit einem Schlag hellwach. Auch er hörte jetzt das schrille Wiehern der Pferde und das zersplitternde Holz der Boxenwände. Die Tiere schlugen wild um sich und die Töne, die sie von sich gaben, hörten sich an wie das Schreien von Menschen, die vor Todesangst in Panik geraten sind. Jetzt, um 05.00 Uhr früh, konnte er sich nicht vorstellen, was die Pferde erschreckt haben könnte. Feuer, es ist Feuer, kam es ihm in den Sinn und Angst überfiel ihn. Blitzschnell schmiss er seine Zudecke zur Seite, sprang aus dem Bett, schlüpfte in seine Latschen, stürmte die Treppe hinunter, riss die Tür auf und rannte aus dem Haus. Er musste sich erst kurz orientieren, da an diesem Morgen der Nebel die Oberhand besaß und nur der Giebel des Pferdestalls aus dem Dunst hervorlugte. Es war das größte Gebäude auf dem Hof, höher, als die links und rechts angrenzenden Stroh- und Heuschober, die im Nebel versunken schienen.

    Schnell lief er, nur mit einem Slip bekleidet, zum Stallgebäude hinüber. Als er sich dem Stall bis auf wenige Meter genähert hatte, sah er, dass die Eingangstür einen Spalt breit offen stand. Er stutzte und blieb einen Moment lang stehen. Irgendetwas stimmt hier nicht, dachte Willems. Wieso ist die Tür geöffnet, ich hab den Stall gestern Abend doch selbst abgeschlossen. Er sah sich den Eingangsbereich genauer an und entdeckte das aufgebrochene Vorhängeschloss, das auf dem steinigen Boden direkt vor der Tür lag. Misstrauisch ging Willems auf die Stalltür zu und versuchte vorsichtig den rechten Flügel so weit zu öffnen, dass er mit seinem Oberkörper hindurchpasste. Die verrosteten Scharniere knarrten ungewöhnlich laut, als er die Tür nach außen hin langsam öffnete. Er traute sich kaum zu atmen, während er in den Stall hinein lauschte. Aber außer den tobenden und wiehernden Pferden konnte er keine anderen Geräusche wahrnehmen. Weder Flammen noch Rauch kamen ihm entgegen und er war froh, dass sich seine Befürchtung, der Stall könne brennen, nicht bewahrheitet hatte. Aber was war der Grund für die Panik der Pferde? Ich muss vorsichtig sein, dachte er. Instinktiv zog er die Füße aus seinen alten Tretern und schlich sich barfuß, fast auf Zehenspitzen, durch die halb geöffnete Tür in den dunklen Stallgang hinein. Sofort presste er sich mit dem Rücken fest an die Wand. Kalter Beton ließ ihn erschauern und sein Herz füllte sich mit Angst. Er kniff die Augen zusammen und versuchte das Dunkel zu durchdringen, aber er konnte nichts erkennen. Es war alles nur schemenhaft und andeutungsweise zu erahnen. Ich brauche Licht, dachte Willems und tastete die Wand ab. Seine Finger erfühlten zunächst eine Steckdose, dann zwei Lichtschalter. Der obere war für die Außenbeleuchtung, der untere für die Stallgasse. Aufmerksam beobachtete er seine Umgebung, wollte auf das gefasst sein, was ihn erwartet, wenn es hell wurde. Sein rechter Zeigefinger senkte sich, um den Schalter für die Leuchten der Stallgasse zu betätigen. Doch es gelang ihm nicht. Den Schlag, der ihn mit Wucht im Genick traf und ihn niederstreckte, nahm er schon nicht mehr wahr.

    Uschi Willems hatte sich ihren Morgenmantel übergezogen und war hinter ihrem Mann her ins Freie gelaufen. Kaum hatte sie sich auf die Terrasse Ihres Hauses begeben, sah sie gerade noch die verschwommenen Umrisse ihres Mannes durch den Nebel, bevor dieser den Stall betrat. Sie wollte ihm noch zurufen aufzupassen, vorsichtig zu sein oder besser sofort die Polizei zu verständigen, aber dafür war es bereits zu spät, denn noch bevor sie etwas sagen konnte, schlich er in den Stall hinein. Uschi Willems beobachtete mit zusammengekniffenen Augen die Stalltür, wartete darauf, dass sie sich öffnete, ihr Mann herauskam und ihr zurief, dass alles in Ordnung sei. Die Sekunden des Wartens zerrannen so zäh, als wäre die Zeit stehen geblieben. Sie konnte die Anspannung kaum ertragen und wollte gerade hinübergehen, um nach ihm zu sehen, als plötzlich die Tür so heftig aufgestoßen wurde, dass beide Flügel gegen die Stallwand krachten. Uschi Willems hielt geschockt den Atem an, als sie durch den Nebel zwei dunkel gekleidete Männer aus dem Stall stürmen und ins Freie laufen sah. Wie Schatten, tief nach vorne gebeugt, rannten sie durch die Nebelschwaden hindurch um das Gebäude herum und verschwanden in dem angrenzenden Waldstück. Einzelheiten konnte sie nicht erkennen, dafür ging alles viel zu schnell, und aus dieser Entfernung war die Sicht zu schlecht. Sie zitterte vor Angst. Was hatten die Männer mit ihrem Mann gemacht? Hatten sie ihn verletzt oder gar getötet? Warum meldete er sich nicht, warum kam er nicht einfach aus dem Stall heraus? Sie musste es wissen, musste nachsehen, brauchte die Gewissheit, dass es ihm gut geht. Ängstlich, aber entschlossen, ging sie langsam zu dem Stallgebäude hinüber, immer darauf gefasst, dass ihr ein Eindringling entgegenkommt und sie angreifen könnte. Bei diesen Sichtverhältnissen wäre sie bei einem Überraschungsangriff ein leichtes Opfer. Die Furcht nagte an ihr und sie überlegte, ob sie nicht ins Haus zurückgehen und die Polizei anrufen solle. Aber die Sorge um ihren Mann war stärker. Sie wollte zu ihm, musste ihm helfen. Sie ging tapfer weiter und erschrak heftig, als die Stalltür sich knarrend und quietschend im Wind bewegte. Trotz der morgendlichen Kühle bildeten sich Schweißperlen auf ihrer Stirn, aber sie bewegte sich mutig vorwärts. Nur wenige Meter von der Stalltür entfernt, rief sie seinen Namen.

    „Herbert, hörst du mich? Was ist mit dir? Keine Antwort. Totenstille umgab sie. Selbst die Pferde schienen den Atem angehalten zu haben und lauschten der angespannten Situation. Kein Laut war zu hören, als Uschi Willems den Stall betrat. Sie konnte zunächst nichts erkennen, da die Leuchtstoffröhren nicht eingeschaltet waren und die Morgendämmerung den Nebel noch nicht vertrieben hatte, sodass von draußen keine Helligkeit hereinkam. Ganz allmählich gewöhnten sich Ihre Augen an das halbdunkel im Stall und sie konnte sehen, dass im linken Teil des Stalltraktes alles in Ordnung war. Die zweigeteilten Boxentüren waren im oberen Teil geöffnet und die Pferde hatten sich wieder beruhigt. Einige von ihnen lugten über die verschlossene untere Tür hinweg neugierig zu ihr hinüber, andere hatten den Kopf unten und suchten im Stroh nach den Resten der Heuration des Vorabends. Als ihre Augen in den rechten Teil des Stalles hinüber schwenkten, sah sie zunächst ebenfalls friedlich fressende, aber auch interessiert blickende Pferde, die scheinbar gespannt den weiteren Verlauf der Ereignisse verfolgen wollten. Ihr Blick glitt aufmerksam die Boxenreihen und den Stallboden entlang und jäh stieß sie einen kurzen Schrei aus und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Nur wenige Meter vor ihr kam er urplötzlich in ihr Blickfeld. Er lag lang ausgestreckt auf dem Bauch und rührte sich nicht. „Herbert, schrie sie, machte zwei Schritte auf ihn zu und kniete sich neben ihren Mann. Aus einer Wunde am Hinterkopf sickerte Blut und verklebte die Haare. Sie tastete die Wunde vorsichtig ab und fühlte, dass ihm mehrere Zentimeter Kopfhaut fehlten. „Herbert, wach auf. Sie rüttelte ihn an den Schultern und schrie ihn an. Panik erfasste sie. Warum rührt er sich nicht? Ihre Gedanken spielten verrückt. Beweg dich endlich, dachte sie, komm, lass den Quatsch und beweg dich endlich. Sie schrie lauter, fast kreischend: „Herbert, hörst du mich denn nicht?

    Aber er hörte sie. Die Dunkelheit verschwand quälend langsam aus seinen Augen und er versuchte blinzelnd die Umgebung zu erkennen und sich an das zu erinnern, was passiert war. Nach schier endlos langer Zeit erfasste sein getrübter Blick einen Menschen an seiner Seite und bald erkannte er, dass es seine Frau war, die daneben ihm kniete. Sie ließ ihm Zeit sich zu finden, sah, wie langsam wieder etwas Farbe in sein blasses Gesicht zurückkam.

    „Ist gut Uschi", sagte nach einer Weile eine Stimme, die unmöglich von ihm kommen konnte. Zumindest kam sie ihm völlig fremd vor. Sein trockener Hals erschwerte ihm das Sprechen und er verspürte starken Durst. Stückweise kam ihm immer mehr zu Bewusstsein, wo er war und warum er in den Stall gegangen ist. Die Pferde, schoss es durch seinen lädierten Kopf. Was ist mit den Pferden? Mühsam schob er sich in die Höhe, hielt sich an der Stallwand fest und hatte Angst, dass ihm der brummende Schädel zerbricht, wenn er ihn schneller bewegen würde als eine Schnecke kriechen kann. Er knipste das Licht an, sah sich mit ruhigen Bewegungen um und erkannte, dass die Boxentür von seinem Hengst Bolivien Star geöffnet war. So schnell es der stechende Kopfschmerz zuließ, ging er zu der Boxe, um nach dem Pferd zu sehen. Bei jedem Schritt schmerzte sein Schädel und blinkende Sterne tanzten wie wild vor seinen Augen. Er merkte, wie ihm langsam übel wurde. Diese Übelkeit verstärkte sich noch, als er das tote Pferd im blutbesudelten Stroh liegen sah. Wie die Berserker mussten die Männer gewütet haben. Der Pferdehals bestand nur noch aus Fetzen und der Kehlkopf war durchtrennt. Das Tier war fast völlig ausgeblutet und das Stroh war rot getränkt und schwamm in dem auslaufenden Lebenssaft. Mit weit aufgerissenen Augen lag Bolivien Star in seiner eigenen Blutlache und würde nie mehr aufstehen. Er war ein Hengst, der gestern noch vor Kraft und Energie strotzte und voller Bewegungsfreude seine Trainingseinheiten absolviert hatte. Er war ein Vollblüter, der bei seinen bisherigen Starts in Galopprennen bereits ansprechende Ergebnisse erzielt hatte und dem man eine überdurchschnittlich erfolgreiche Karriere als Rennpferd voraussagte. Dieser Vollblüter war bis zu diesem Zeitpunkt ein Hoffnungsträger im Stall von Trainer Willems gewesen, ein zukünftiger Champion, den man nun auf brutalste Weise abrupt und endgültig ausgebremst hatte. Uschi Willems war ihrem Mann zu der Boxe gefolgt. Sie konnte das, was sich ihren Augen bot, nicht mit ansehen. Sie konnte nicht verkraften, dass zwei Männer ein Pferd so bestialisch abgeschlachtet hatten.

    Das viele Blut, die durchschnittene Kehle und der zerhackte Pferdehals waren Ekel erregend. Sie wandte sich ab, rannte aus der Tür zu der Hecke, die den rechten Teil des Stallgebäudes umsäumt, und übergab sich. Dieses Verbrechen war ein Schock für sie und Tränen rannen über ihr noch jugendlich aussehendes Gesicht, aber sie wusste, dass sie jetzt handeln musste. Selbst in diesem Moment, in dem sie von Trauer, Zorn und Schmerz übermannt wurde, gewann sie schnell die Kontrolle über sich zurück. Ich muss einen Arzt holen und die Polizei, fuhr es ihr durch den Kopf. „Herbert, bleib wo du bist, ich rufe den Notarzt", rief sie in den Stall hinein. So schnell sie konnte, lief sie zum Wohnhaus hinüber, schnappte sich ihr Handy, das wie immer im Flur auf der Kommode lag, und wählte die Notrufnummer 112. Fast atemlos aber präzise berichtete sie, was vorgefallen war, nannte ihren Namen und die Adresse und bestand darauf, dass, aufgrund der schweren Verletzung ihres Mannes, auch ein Arzt kommen sollte. Wenn man den nicht ausdrücklich verlangte, wusste sie, kamen immer nur die Sanitäter. Und ob deren Kenntnisse ausreichen würden, um Ihren Mann entsprechend medizinisch zu versorgen, zog sie in Zweifel.

    Nachdem Sie aufgelegt hatte, ging sie sofort wieder zum Stallgebäude zurück. Als sie erneut den Stall betrat, sah sie zunächst nur die Füße ihres Mannes aus der Boxe des getöteten Pferdes heraus ragen. „HERBERT", schrie sie, zu Tode erschreckt, und ihre Beine fingen an zu zittern. Das halte ich nicht aus, dachte sie, das kann doch nicht sein. Ihr Geist kapitulierte langsam und nahm ihr einen großen Teil ihrer seelischen Kraft. Tränen schossen ihr in die Augen und ihr Hals fühlte sich an, als hing ein steckengebliebener Medizinball darin fest.

    „Herbert, Herbert, rief sie verzweifelt seinen Namen. Sie lief zu ihm und sah, dass er bewusstlos war, doch sein Oberkörper bewegte sich zaghaft im Takt seiner flachen Atemzüge. Er lag halb auf dem verendeten Pferd, die Beine im blutgetränkten Stroh. Gerade, als sie ihren Mann ansprechen wollte, fing er an sich zu regen. Sein Atem ging schwer und sie wusste, dass er starke Schmerzen hatte. Seine Lider flackerten und die Brauen zuckten, als er mühsam versuchte seine Augen zu öffnen. Wie durch eine Dampfwolke hindurch sah er die schemenhaften Umrisse seiner Frau. Erst ganz allmählich verschwanden diese Nebelwände und sein Blick wurde klarer. Er stöhnte laut auf, als er seinen Kopf in die Richtung seiner Frau drehte. Sofort wurde ihm wieder schwindelig, aber er riss sich zusammen. Nur nicht wieder Wegkippen sagte er sich. Bleib wach Junge, bleib nur schön wach. Er konzentrierte sich auf seine Frau: „Hilf mir hoch, Uschi. Wir müssen die Polizei verständigen, presste er mit schmerzverzerrtem Gesicht die Worte heraus.

    „Lass mich das machen. Komm ins Haus, du musst dich hinsetzen. Der Notarzt wird gleich hier sein und sich um dich kümmern", antwortete sie mit Tränen erstickter Stimme und griff ihm unter die Arme. Mit ihrer Hilfe und an der Stallwand abgestützt, kam er langsam hoch und stand unsicher auf seinen wackeligen Beinen.

    „Komm, leg einen Arm um meine Schultern", bot sie ihm ihre Unterstützung an. Dankend nahm er die Hilfe in Anspruch, denn er wusste, dass seine Frau genügend Kraft besaß, um ihn bis zum Wohnhaus bringen zu können. Er hielt sich an ihr fest und gemeinsam gingen sie mit langsamen Schritten hinüber. Er mit qualvoll verzogenem Gesicht und sie mit angstvoll aufgerissenen tränen feuchten Augen. Sie führte ihn ins Wohnzimmer und nachdem sie die Tagesdecke ausgebreitet hatte, setzte Uschi Willems ihren Mann auf das Sofa. Sie drückte ihm ein Kissen in den Rücken und riet ihm, möglichst gerade zu sitzen und vor allem wach zu bleiben. Dann ging sie in den Flur, nahm das Telefon von der Kommode und rief die Polizei an. Als der Beamte sich meldete, sprudelte es förmlich aus ihr heraus.

    „Sie müssen sofort kommen, mein Mann ist brutal niedergeschlagen worden und zwei Männer haben eines unserer Rennpferde abgeschlachtet", berichtete Sie aufgeregt.

    „Überfall auf Ihren Mann? Ein Rennpferd abgeschlachtet? Aus welchem Stall, von wo rufen Sie an und wer sind Sie?", fragte der Polizist. Mit zittriger Stimme beantwortete Uschi Willems die Fragen zu Standort und Personalien.

    „Was genau ist passiert? Beruhigen Sie sich und erzählen Sie alles der Reihe nach", forderte der Beamte sie in ruhigem Ton auf. Uschi Willems holte einmal tief Luft und versuchte, sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Sie berichtete von dem morgendlichen Lärm im Pferdestall, vom Überfall auf ihren Mann und dem getöteten Pferd, das blutüberströmt in seiner Boxe lag. Sie versicherte glaubhaft, dass es zwei Männer gewesen sind, die aus dem Stallgebäude geflüchtet und im angrenzenden Waldstück verschwunden waren. Und Sie erwähnte die erneute Bewusstlosigkeit ihres Mannes und das sie den Notarzt bereits angefordert hatte.

    „Wissen Sie in welche Richtung die Täter geflüchtet sind?"

    „Ja, durch den Forstwald in Richtung Autobahn. Die A 4 ist nur etwa vier Kilometer von hier entfernt."

    „Konnten Sie die Männer erkennen oder sind Ihnen die Männer bekannt?"

    „Nein, natürlich nicht", antwortete Uschi Willems, schon leicht genervt.

    „Um welche Uhrzeit sind die Verbrechen geschehen?", hakte der Polizist nach.

    „Hab ich das nicht schon gesagt? Gegen fünf Uhr heute früh. „Also vor einer halben Stunde. Wissen Sie, mit was für einem Fahrzeug die Männer unterwegs sind?

    „Wie soll ich das wissen? Die sind durch den Wald gelaufen, nicht gefahren. Wenn sie ein Auto hatten, dann stand das auf einem dieser Parkplätze auf der anderen Seite des Waldstücks. Warum stellen Sie mir diese dummen Fragen? Schicken Sie endlich jemanden her, der sich darum kümmert, dass diese Pferdemörder gefasst werden", endete sie ziemlich gereizt.

    „Ist ja gut Frau Willems, die Kollegen sind gleich bei Ihnen, versuchte der Beamte die Frau zu beruhigen. „Bleiben Sie dem Tatort fern, wir müssen erst die Spuren sichern, bevor Sie sich wieder dahin begeben dürfen. Obwohl sie wusste, dass er es nicht sehen konnte, nickte sie stumm. Dann legte sie den Hörer auf und ging zu ihrem Mann. Sie war nervlich völlig fertig und am Ende ihrer Kraft.

    Kapitel 2

    Nackt kam Ricarda aus dem Bad, frisch geduscht und bereit für die nächste Runde. Sie liebte Sex wie nichts anderes auf dieser Welt. Nie konnte sie genug davon bekommen und sie war froh, dass sie mit Tobias Nerhus einen ungewöhnlich agilen Freund hatte. Einen Mann, der die Erotik ebenso liebte wie sie, und der die ganze Nacht durchhalten konnte, unbegrenzte Kondition zu haben schien. Sie hatte kein Handtuch benutzt, mochte es, wenn die Körpertemperatur die feuchte Haut trocknete. Dieses Kribbeln, das sich dabei entwickelte, ließ sie wohlig erschauern und ihre Brustwarzen steif werden. Ricarda betrat das Schlafzimmer und schritt mit wippenden Bewegungen auf Tobias zu. Er lag auf dem Rücken in seinem Designer Rundbett und sah auf ihre wohlgeformten festen Brüste. Ihre Brustwar-zenvorhöfe waren so groß wie kanadische Silberdollar. Die Nippel waren hart und standen zwei Zentimeter weit in den Raum hinein. Sein Blick wurde gierig, als sie sich langsam auf ihm niederließ und in seinen Lenden spürte er das vertraute Verlangen nach ihrem heißen Körper. Einige vereinzelnde Wassertropfen liefen über ihr Becken hinunter, bis zu den Innenseiten ihrer samtenen Oberschenkel. Er spürte ihre Feuchtigkeit, als sie sich mit ihrer glattrasierten Haut auf seinen Brustkorb setzte und langsam begann, sich auf ihm zu rekeln. Seine Hände glitten automatisch zu ihren festen Pobacken und massierten sie sanft. Nach einer Weile griff er an ihre Hüften, hob sie kurz an und genoss ihren leisen Aufschrei, den sie immer von sich gab, sobald er in sie eindrang. Er wusste, wie sehr sie es liebte, auf diese Art befriedigt zu werden und er spürte, wie gut es ihm selbst tat. Allmählich fing sie leise an zu stöhnen und er intensivierte seine Aktivitäten um sie noch mehr in Ekstase zu bringen. Lange wird es nicht mehr dauern, gleich habe ich dich da, wo ich dich hin haben möchte, dachte er lustvoll, nachdem ihr Stöhnen lauter und ihre Bewegungen heftiger geworden waren. Ihre Erregung steigerte sich dramatisch und sie näherte sich rasant dem Höhepunkt, als plötzlich ein unglaublich schriller Ton das Liebesspiel beendete. Tobias´ Funkmelder war losgegangen. In einer Lautstärke, die jedes andere Geräusch deutlich übertönte. Ausgerechnet das Martinshorn hatte sich Nerhus als Klingelton ausgesucht. Vor Schreck wäre sie fast aus dem Bett gefallen. Tosender Lärm drang an ihre Ohren und nahm ihr jede Lust auf das, was sie kurz zuvor noch so genossen hatte. Ricarda befreite sich von ihm, stand auf und ging mit vor Wut verzerrtem Gesicht zum Wohnzimmertisch hinüber. Da lag das Ding und wollte nicht aufhören ins Martinshorn zu blasen.

    „Das ist ja furchtbar, schalte das Teil endlich aus", schimpfte sie und hielt es ihm hin. Nerhus trat neben sie, nahm das Gerät, drückte den AUS-Knopf und sah auf das Display. Die Nummer vom Präsidium leuchtete auf.

    „So ein Mist, ich muss da sofort anrufen. Hätten die nicht noch zehn Minuten warten können?", fluchte er.

    „Zwei hätten mir auch gereicht. Mensch war ich gerade geil. So was blödes aber auch. Du solltest dich nach einem anderen Beruf umsehen, einen ohne Pieper, Bereitschaftsdienst oder sonstige Störungen in deiner Freizeit. Und dann noch Tatütata als Klingelton, du spinnst doch", machte sie ihrem Unmut Luft.

    „Das der Funkmelder auf volle Lautstärke gestellt war, ist ein Versehen. Hab das Rädchen offenbar in die falsche Richtung gedreht, eigentlich wollte ich auf Stumm schalten. Tut mir echt leid Ricarda", entschuldigte sich Tobias bei seiner Freundin.

    „Schon gut, sagte sie ernüchternd. Jetzt ist es sowieso zu spät. Passiert ist passiert."

    „Das stimmt allerdings, trotzdem ärgert es mich. Warte bitte einen Moment, ich muss erst telefonieren."

    Er nahm sein Diensthandy zur Hand und drückte drei Sekunden lang die voreingestellte eins, die ihn automatisch mit dem Kriminalkommissariat verband.

    Tobias Nerhus hatte als Kind ein einschneidendes Erlebnis gehabt, welches dafür gesorgt hatte, dass er in den Polizeidienst eintrat. Der Überfall auf seine Nachbarin Frau Schöne, eine damals 76- jährige Dame, die unmittelbar vor ihrer Wohnungstür niedergeschlagen und ihrer Handtasche beraubt worden war, war für seinen späteren beruflichen Weg ausschlaggebend. Als Junge hatte er hin und wieder für diese nette ältere Dame eingekauft und sich auf diese Weise ein bisschen Taschengeld hinzuverdient. Selbst heute noch kann er kaum nachvollziehen, dass jemand dieser lieben Frau derartiges antun konnte. Frau Schöne hatte durch den Überfall erhebliche Hautabschürfungen und Prellungen davongetragen und musste eine Zeitlang starke Schmerzmittel einnehmen. Mit ihrer Handtasche verschwand auch ihr Haushaltsgeld, mit dem sie den folgenden Monat ihren Lebensunterhalt bestreiten wollte. Da sie nicht mehr so gut zu Fuß war, hob sie ihre gesamte Rente, immer am Monatsanfang, in nur einem Betrag von ihrem Konto ab, so dass

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