Schweig und genieß!
Von Meredith March
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Über dieses E-Book
Wie er heißt, weiß die hübsche Werbeleiterin Sonya Duncan nicht. Aber das ist eigentlich auch nicht nötig - Hauptsache, er hat eine Traumfigur und einen knackigen Po! Denn er ist das neue Model für die Werbekampagne für "Rocky Ridge Blue Jeans". Sonya ahnt nichts von den Gründen, die der Rancher Clint Silver hat, seinen Namen nicht zu nennen: Er war früher olympischer Skiläufer. Als er nach einem Unfall seine Karriere aufgeben musste, verließ ihn deshalb seine Ehefrau. Jetzt möchte er inkognito bleiben, damit niemand diese alte Geschichte herausfindet und seine Tochter Tia verletzt! Aber als er und Sonya sich heftig ineinander verlieben, weiß er, dass der Moment gekommen ist, sein Schweigen zu brechen. Für Clint bedeutet Liebe viel: Küsse, Zärtlichkeit, Lust - und auch Vertrauen...
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Buchvorschau
Schweig und genieß! - Meredith March
Meredith March
Schweig und genieß!
IMPRESSUM
Schweig und genieß! erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
Veröffentlicht im ePub Format im 09/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: readbox, Dortmund
ISBN 978-3-86494-902-9
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
ROMANA, BIANCA, BACCARA, TIFFANY, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL
www.cora.de
1. KAPITEL
Zwanzig Männer wandten ihr die Kehrseite zu, angespannt und voller Erwartung.
Sonya unterdrückte einen Seufzer und straffte die Schultern. Seit Tagen begutachtete sie Profis und Amateure aus Calgary und hatte immer noch nicht gefunden, wonach sie suchte: den perfekten Männerpo.
„Hm. Ist das nicht ein herrlicher Anblick?, flüsterte Neil. „In meinen kühnsten Träumen hätte ich nicht erwartet, dass Calgarys Fleischmarkt solche Prachtexemplare zu bieten hat.
Er seufzte theatralisch.
„Träume? Das hier ist eher ein Albtraum, erwiderte Sonya und stöhnte. Sie räusperte sich. „Okay, Gentlemen, bitte drehen Sie sich wieder um.
Sie spähte kurz hinüber zu Neil. Ihr eher schmächtiger Assistent trug wie immer eine eng anliegende schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt. Heute eines, auf dem ein riesiges Paar roter Lippen abgebildet war. Jetzt flirtete er gerade mit einem der Models – einem Latino mit ausgeprägten Muskeln und glänzenden Augen.
„Ich danke Ihnen. Sonya versuchte, nicht so müde zu klingen, wie sie sich fühlte. „Vielen Dank für Ihre Geduld. Würden Sie und Sie …
, sie winkte zwei der Männer heraus, „sich bitte bei Karen melden? Ihr Büro ist gleich neben dem Studio. Die anderen können gehen. Danke." Sie bemerkte, dass Mr. Latino seine Schritte verlangsamte, offenbar um Neils Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Sonya hob eine Braue. „Ein Freund von dir?"
„Bis jetzt nicht. Ihr Assistent musterte den Mann. „Aber sind diese Muskeln nicht göttlich?
Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Findest du nicht, dass er der perfekte Mr. Rocky Ridge wäre?"
Sonya legte den Kopf schief. „Ich weiß nicht. Vielleicht, wenn es um Slips ginge und nicht um Jeans. Für unsere Zwecke ist er zu … körperbetont. Ich stelle mir jemanden vor, der ein bisschen kultivierter ist. Außerdem stimmen seine Proportionen nicht. Die Beine sind zu kurz, nicht gerade das, wonach wir suchen. Aber ich denke, Gesicht und Schultern wären okay für Kosmetikprodukte. „Nimm ihn in die Kartei auf."
Neil verdrehte entnervt die Augen. „Jetzt hör aber auf. Was ist mit seinem Sex-Appeal?"
„Seinem … was?"
„Du weißt schon, ein Blick, ein Lächeln, feuchte Hände, Herzrasen. Neil gab sich erstaunt. „Du hast doch Gefühle, oder?
Er meinte ihre Libido – oder deren Mangel. Aber das stand jetzt nicht zur Diskussion. Sonyas Lächeln geriet zur Grimasse. „Muss ich wohl. Sonst hätte ich dich längst gefeuert, dafür, dass du mir meine kostbare Zeit stiehlst."
„Okay. Lass uns umschalten. Neil nahm Haltung an. „Gibt es irgendetwas, das ich für Sie tun kann, General? Ihr Wunsch ist mir Befehl.
Er folgte Sonya zu ihrem riesigen Arbeitstisch in der Mitte des Studios.
Sie ließ sich in den Schreibtischstuhl fallen und öffnete ihre Projektakte. „Sag den anderen, dass Feierabend ist. Oh, meine Füße bringen mich um."
Neil salutierte, setzte seine Kopfhörer auf und gab ihre Anweisung weiter.
Sonya streifte einen ihrer hochhackigen Pumps ab und massierte sich den schmerzenden Spann. Sie musste es schaffen, die perfekte Kampagne für Rocky Ridge Jeans zu organisieren. Schließlich hatte Lawrence MacLeod, der Präsident von Zenith Communications, klargemacht, dass ihre Chancen, Vizepräsidentin der Firma zu werden, von ihrer Leistung bei der Etablierung des neuen Büros in Calgary abhingen. Sie durfte jetzt nicht versagen, nicht nach sechs Jahren harter Arbeit. Und schon gar nicht nach der Katastrophe mit Saunders. Das war eine schmerzliche Lektion gewesen. Eine persönliche Gefälligkeit war oft eben doch nicht nur reine Gefälligkeit. So etwas wie damals durfte ihr nie wieder passieren, und deshalb hatte sie es sich zur eisernen Regel gemacht, Privatleben und Beruf strikt zu trennen.
Sie wollte ihr Ziel erreichen, und nichts würde sie davon abhalten. Deshalb hatte sie jeden einzelnen ihrer Mitarbeiter persönlich ausgewählt und jeden einzelnen Posten des Budgets zweifach überprüft. Alles lief auch wie am Schnürchen – bis auf eins: Sie hatte noch nicht den Mann gefunden, dessen knackiger Po eine Rocky Ridge Jeans perfekt zur Geltung brachte.
„Ich hab dir einen O-Saft mitgebracht."
Sonya lächelte Neil dankbar zu. Alles hatte sie bis ins kleinste Detail geplant. Es durfte nichts schiefgehen. Und es durften keine weiteren Kosten entstehen. „Neil, wie viele haben wir jetzt in der engeren Auswahl?"
„Mit denen von heute, acht."
„Und wie viele Bewerber kommen noch?"
Neil sah auf seiner Liste nach. „Noch eine Gruppe."
„Was? Mehr nicht? Wir müssen mit den Aufnahmen am Montag in einer Woche anfangen."
„Vielleicht sollten wir den Termin verschieben und lieber noch weitersuchen."
Sonya fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Das würde weitere Unkosten bedeuten. Dafür ist aber kein Spielraum." Nachdenklich kaute sie an ihrer Unterlippe.
„Kaum zu glauben, dass wir aus dreihundert Bewerbern nur acht Kandidaten mit einem Potenzial für den Rocky-Ridge-Mann herausgefunden haben."
„Mit einem sehr fragwürdigen Potenzial. Sonya seufzte. „Aber die ganze Kampagne basiert auf dem ‚richtigen Rocky-Ridge-Look‘. Wir müssen die Suche also fortsetzen und darauf achten, unser Budget dabei so wenig wie möglich zu belasten.
Neils Kopfhörer summten. Nachdem er gehört hatte, was los war, wirkte er etwas beunruhigt. „Rate mal, wer gerade gekommen ist? Er wartete ihre Antwort nicht ab. „Harvey Wilson und Lawrence MacLeod.
„Verflixt, genau das, was ich jetzt am wenigsten brauchen kann." Stöhnend zog Sonya ihren Schuh wieder an.
„Was wollen die eigentlich hier?", erkundigte sich Neil.
Sonya setzte ein Lächeln auf. „Unser Boss ist anscheinend ein guter Freund unseres Kunden. Mr. Wilsons Vertrag enthält eine Klausel, die ihm bei der Auswahl des Models ein Mitspracherecht einräumt. Ich schätze, dass die beiden beschlossen haben, bei der Endauswahl dabei zu sein."
„Was wirst du tun?"
„Das, wofür ich bezahlt werde. Sonya trank ihren Orangensaft aus. „Bete inzwischen dafür, dass wir jetzt endlich unseren Rocky-Ridge-Mann finden.
Die grelle Studiobeleuchtung brannte heiß auf seiner Haut. Clint Silver zog sich den Stetson noch etwas tiefer in die Stirn und schob die Hände in die Hosentaschen.
Ich bin ein Narr, sagte er sich, dass ich überhaupt hergekommen bin. Sollte er tatsächlich ausgewählt werden, wäre es ihm nur peinlich. Es wäre gegen alle seine Prinzipien. Und dennoch, falls sie ihn nicht nahmen, würde er alles verlieren, was er besaß.
Aus purer Verzweiflung war er hierhergekommen. Er hatte einfach keinen anderen Ausweg mehr gesehen.
Clint musterte verstohlen seine Mitbewerber. Einige trugen Anzug und Krawatte, einige stellten ihre muskulösen Körper in sportlichen Outfits zur Schau. Aber alle hatten offenbar eines gemeinsam: Sie strebten nach Ruhm und Anerkennung oder zumindest nach Bestätigung ihres Egos. Er dagegen brauchte nur eins: Geld.
„Gentlemen, ich darf Sie herzlich begrüßen. Ich bin Sonya Duncan, Etatleiterin von Zenith Communications. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, sich auf unsere Anzeige zu bewerben. Es geht uns heute darum, den Typ zu finden, der dem sportlichmännlichen Image der Marke Rocky Ridge am besten entspricht."
Die professionelle, unverbindliche Stimme, die von irgendwo hinter den Scheinwerfern ertönte, erinnerte ihn an den Mann von der Bank. So redeten die Leute, denen die Träume und das Leben anderer Menschen nichts bedeuteten.
„Es geht uns also um einen ganz bestimmten Typ. Falls Sie in die engere Wahl kommen, werden Sie gleich im Anschluss an diese Vorauswahl an der Endrunde teilnehmen."
Was soll ich tun, wenn ich durchfalle?, fragte sich Clint nervös. Dass sein Schicksal von den Launen anderer abhing, machte ihn verrückt. Er war es gewohnt, immer alles selbst in die Hand zu nehmen, seine Möglichkeiten bis an die Grenzen seiner Kräfte auszutesten, um seine Ziele zu erreichen. Aber manchmal schien selbst das nicht genug zu sein. Hatte er nicht alles gegeben, um die Ranch zu halten? Und nun hatte er weder die Zeit noch die Möglichkeit, das nötige Geld schnell genug aufzutreiben. Verdammt, er brauchte diesen Job, sosehr er ihm auch zuwider war.
„Stellen Sie sich nun bitte in einer Reihe auf. Neil, mein Assistent, wird Ihre Fotos und Bewerbungsmappen einsammeln."
Clint zog den Streifen Schwarz-Weiß-Fotos aus seiner Hosentasche, den er für einen Dollar von einem Automaten hatte machen lassen. Diese Fotos hätten keinem Vergleich mit den Bildern standgehalten, die Kristin in ihrer Mappe gehabt hatte, aber mehr hatte er jetzt nicht zu bieten. In seinem Kummer hatte er damals alles verbrannt, ihre Mappe, die Fotos, alles. Doch die letzte Erinnerung an ihr Gesicht, das gezeichnet gewesen war von einem viel zu frühen Tod, würde er wohl nie aus seinem Gedächtnis löschen können.
„Entschuldigen Sie."
Er sah auf. Der Mann neben ihm trug ein weißes Polohemd und weiße Tennisshorts. Sein dunkles Haar war straff zurückgekämmt. „Ja?"
„Hab ich Sie nicht schon mal irgendwo gesehen?"
Oh nein! Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. „Das glaube ich kaum." Angelegentlich betrachtete er seine Fotos, als ob er das beste davon auswählen wollte.
„Wesley Tanner", stellte der Mann sich vor.
„Hm."
Wesley schwieg, doch als Clint nichts erwiderte, räusperte er sich. „Vielleicht kennen wir uns vom Windsurfen?"
„Kann nicht sein."
Plötzlich schnippte Wesley mit den Fingern. „Ich hab’s. Sie fahren Ski?"
Clint stieg das Blut in den Kopf. „Ein bisschen, ja. Ist aber schon Jahre her."
„Die Olympischen Spiele in Calgary! Stimmt’s?"
Verdammt! Er hasste Lügen, aber in diesem Fall blieb ihm wohl nichts anderes übrig. „Tut mir leid, aber Sie müssen mich mit jemandem verwechseln."
„Hm. Wesley zuckte ratlos mit den schmalen Schultern und fuhr sich über sein glatt rasiertes Kinn. „Sie sehen dem Kerl aber verdammt ähnlich, der damals im Abfahrtslauf für die Staaten gefahren ist. Ein tollkühner Bursche. Er war so schnell, dass er bestimmt gewonnen hätte. Das Dumme war nur, dass er stürzte.
Wesley schüttelte den Kopf. „Sein Skistock hat ihn regelrecht aufgeschlitzt!"
Clints Gesicht blieb regungslos.
„Da hat echt das Blut gespritzt. Ich glaub, ich war der Einzige, der damals nicht gekotzt hat."
„Könnten Sie vielleicht das Thema wechseln", kam es von weiter hinten mit einer dünnen, hoch klingenden Stimme.
Erleichtert blickte Clint über die Schulter zu dem Mann mit dem schwarzen T-Shirt, auf dem ein rotes Lippenpaar prangte. „Tut mir leid, Ihre Konversation zu stören, aber haben Sie zufällig Ihre Fotos und Bewerbungsmappen parat?"
Wesley überreichte Neil das Gewünschte. „Hey, falls Sie mal Erste Hilfe brauchen, ich bin allzeit bereit. Ich studiere Medizin." Er stellte sich in Positur und ließ seine Armmuskeln spielen.
„Wow, ich bin beeindruckt", erwiderte Neil routiniert. Als er sich dann Clint zuwandte, verharrte er mitten in der Bewegung. Seine Augen wurden immer größer, während er Clints Erscheinung in sich aufnahm.
Clint wurde rot. Er widerstand der Versuchung, die Arme zu verschränken, damit man nicht die Schweißflecken unter seinen Achseln sah. Nein, entweder diese Leute nahmen ihn so, wie er war, oder gar nicht.
„Ihre Mappe und die Fotos."
„Ich habe keine Mappe. Hier sind die Fotos."
Mit spitzen Fingern nahm Neil ihm den Streifen Fotos aus der Hand, betrachtete prüfend