Im Sturm zärtlicher Gefühle
Von Marion Lennox
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Über dieses E-Book
Ein verheerender Hurrikan bricht über Hideaway Island herein – da entdeckt Mary einen verletzten Mann am Strand. Mit letzter Kraft kann sie ihn in eine Höhle bringen. Gerettet! Aber als der Fremde die Augen aufschlägt, verliert Mary ihr Herz im Sturm der Gefühle …
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Buchvorschau
Im Sturm zärtlicher Gefühle - Marion Lennox
IMPRESSUM
Im Sturm zärtlicher Gefühle erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2014 by Marion Lennox
Originaltitel: „Nine Months to Change His Life"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA EXTRA
Band 33 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Dorothea Ghasemi
Umschlagsmotive: martin-dm / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2022.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751520348
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Von klein auf hatten sein Zwillingsbruder und er, beide dunkelhaarig und mit großen Augen, schon Ärger gemacht. Da ihre wohlhabenden Eltern wenig Zeit für sie gehabt hatten, waren sie von verschiedenen Kindermädchen großgezogen worden, die sie alle an den Rand des Wahnsinns gebracht hatten.
Mit zunehmendem Alter waren sie noch waghalsiger geworden, wie Ben sich eingestehen musste. Sich in der Army zu verpflichten und nach Afghanistan zu gehen war idiotisch gewesen. Selbst nun, da sie wieder ein normales Leben führten und ihre Karrieren verfolgten, konnten sie die Erinnerungen an jene Zeit nicht gänzlich abschütteln.
Um die Welt zu segeln, damit Jake über das Scheitern seiner Ehe hinwegkam, war genauso dumm gewesen. Der Zyklon Lila hatte ihre und auch die anderen Jachten zum Kentern gebracht, und nun saßen sie in der Rettungsinsel, die Spielball der hohen Wellen war, den Hubschrauber mit dem Rettungsseil über ihnen.
„Ben zuerst", rief Jake der Frau am Seil zu.
„Ich bin der Ältere, brüllte Ben. Obwohl er nur zwanzig Minuten früher geboren worden war, hatte er sich schon immer für Jake verantwortlich gefühlt. „Geh.
Da dieser sich jedoch weigerte, tat Ben, was er tun musste. Was er Jake dann sagte, war unverzeihlich, aber dieser legte schließlich den Gurt an.
„Der Hubschrauber ist voll, rief die Frau, während sie dem Piloten ein Zeichen gab. „Wir kommen so schnell wie möglich zurück.
Oder auch nicht. Sie wussten alle, wie unwahrscheinlich es war. Der Zyklon hatte unerwartet eine andere Richtung eingeschlagen und bewegte sich mit großer Geschwindigkeit weiter. Da sie sich immer noch an seinem Rand befanden, würde das Schlimmste noch kommen.
Es gab sicher kaum ungeeignetere Orte als Hideaway Island – ein winziges Stückchen Land in einer Inselgruppe vor der nördlichen Küste Neuseelands, um vor einem Zyklon Schutz zu suchen.
Freunde von Mary, ein Arzt und seine Frau, die als Rechtsanwältin tätig war, hatten die Insel vor Jahren zu einem Spottpreis gekauft, dort eine kleine Hütte gebaut und sich ein Boot angeschafft, um bequem zwischen dem Festland und dem Eiland pendeln zu können.
Inzwischen hatten Henry und Barbara allerdings drei Kinder und waren beruflich so stark eingespannt, dass sie nur noch selten hierherkamen und ihr Refugium schon seit einem Jahr zum Verkauf anboten.
Vor ihrer Abreise nach New York hatte der Freund Mary die Schlüssel für die Hütte gegeben. „Vielleicht tut dir die Einsamkeit gut, bis der ganze Trubel sich gelegt hat, hatte er gesagt. „Bleib so lange, wie du möchtest. Wir freuen uns, wenn du dort nach dem Rechten siehst.
Tatsächlich brauchte sie genau das. Bis jetzt jedenfalls. Heinz, ihr Mischlingshund, sah sie aufgeregt an, denn der Sturm wurde immer stärker und rüttelte förmlich an der Hütte. Ihr Telefon und auch das Funkgerät funktionierten nicht mehr.
Um sechs Uhr morgens hatte sie die Wettervorhersage gehört, doch es war nicht die Rede davon gewesen, dass der Zyklon nach Süden abziehen würde, wo an diesem Tag auch ein großes Jacht-Racing stattfinden sollte. Es war nur eine ganz normale Sturmwarnung gewesen.
Sie hatte flüchtig erwogen, zum Festland zu fahren, war jedoch irgendwie zu unruhig gewesen. Schließlich war es ihr sicherer erschienen, erst einmal hierzubleiben. Bis vor einer Stunde.
Eine weitere Orkanbö erfasste jetzt die Hütte und deckte einen Teil des Wellblechdachs ab, und eisiger Regen peitschte herein.
„Vielleicht sollten wir zur Höhle gehen", sagte Mary unbehaglich zu Heinz, der immer aufgeregter wirkte.
Sie hatte die Höhle vor einigen Tagen mit ihm erkundet. Sie war groß und lag nur wenige Hundert Meter entfernt im Westen der Klippen, sodass man dort vor dem Sturm geschützt wäre.
Sie hatte wohl keine andere Wahl, als dorthin zu flüchten. Nur was sollte sie in dem kleinen Handwagen, mit dem Barbara und Henry immer die Vorräte vom Boot zur Hütte schafften, mitnehmen?
Beim Gedanken an das Boot fühlte Mary sich noch beklommener, denn unter diesen Bedingungen wäre es in dem kleinen, natürlichen Hafen im Osten bestimmt nicht mehr in Sicherheit. Möglicherweise war sie ganz auf sich allein gestellt. Doch das war sie schon immer gewesen, solange sie sich erinnern konnte. Also würde sie es auch jetzt schaffen.
Schnell begann sie, Vorräte, Hundefutter, Streichhölzer, Brennholz und Bettzeug in Mülltüten zu stopfen und einen Wasserkanister bereitzustellen. Auch an ihr Manuskript dachte sie. Dann überlegte sie krampfhaft, was sie für Barbara und Henry retten musste.
Barbaras Quilt? Die wunderschönen Kissen, die deren Großmutter bestickt hatte? Mary packte sie ebenfalls ein.
In diesem Moment flog das noch verbliebene Wellblechdach weg, sodass die Hütte nun vollends den Naturgewalten ausgesetzt war.
„Schade, dass du kein Schlittenhund bist, rief Mary ihrem Vierbeiner zu, bevor sie die Tür aufriss und ihr der Regen ins Gesicht peitschte. „Du könntest mir sonst ziehen helfen.
Heinz sprang jedoch auf den Handwagen und suchte unter den Plastiktüten Schutz. Er hatte ganz offensichtlich genauso viel Angst wie sie. Doch sie musste sich zusammenreißen. Was brauchte sie noch?
„Den Erste-Hilfe-Kasten", sagte sie und kehrte in die Hütte zurück. Als Gemeindeschwester hatte sie ihn immer dabei und deshalb mit auf die Insel genommen.
Nun stürzten die ersten Äste von den Bäumen herab. Sie hatte keine Zeit mehr.
„Los, murmelte Mary und begann, den Wagen in Bewegung zu setzen. Er war sehr schwer, und der Eisregen durchdrang sofort ihre Kleidung. „Du schaffst das
, stieß sie hervor, senkte den Kopf und kämpfte sich voran.
Die Rettungsinsel war Spielball der Urgewalten. Ben konnte sich nirgends festhalten und wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Wer mochte dieses verdammte Ding nur entwickelt haben?
„Wenigstens ist Jake in Sicherheit", sagte er immer wieder wie ein Mantra vor sich hin. Er musste einfach glauben, dass der Hubschrauber sicher gelandet war. Alles andere war undenkbar.
Im nächsten Moment stieß die Rettungsinsel wieder irgendwo gegen, doch diesmal war es keine Welle, sondern etwas Festes.
Als Wasser in die Jacht eindrang, hatten sie sich meilenweit vom Festland entfernt befunden. Also war er vermutlich gegen den Rumpf des gekenterten Bootes geprallt. Das verhieß nichts Gutes.
Beim nächsten Aufprall wurde eine Wand der Rettungsinsel aufgeschlitzt, mit der Folge, dass sie sich überschlug. Schnell griff er nach einem Tau auf der Außenseite und umklammerte es. Die Chance, gefunden zu werden, war nun gleich null. Er kämpfte jetzt ums nackte Überleben und konnte nur noch hoffen, dass seine Rettungsweste ihn über Wasser hielt.
Um zur Höhle zu gelangen, musste Mary die Landspitze umrunden. Wie sie das schaffen sollte, war ihr ein Rätsel.
Da im Sommer viele Touristen mit dem Kajak herkamen, um die Insel zu erkunden, war der Weg über die Klippen ausgetreten. „Das ist der reinste Wahnsinn", murmelte Mary, doch ihre Worte verhallten im Sturm.
Bald waren es nur noch wenige Meter bis zu ihrem Ziel. Als sie es erreichte, blieb sie unvermittelt stehen. War das ein Körper dahinten im Meer? Eine Rettungsweste? Bestimmt täuschte sie sich, aber wenn nicht?
Bring lieber erst einmal deine Vorräte in Sicherheit, sagte Mary sich. Ohne Vorräte und trockene Kleidung kann ich niemandem helfen.
Wenige Minuten später brachte sie den Handwagen sicher in die Höhle, die genau wie der Strand im Windschatten lag. Ungeachtet dessen war es immer noch sehr stürmisch.
„Du bleibst hier", wies sie Heinz an, der daraufhin sofort wieder unter die Plastiktüten kroch.
Dann stellte sie sich den Naturgewalten, um herausfinden, ob sie tatsächlich einen Menschen im Wasser gesehen hatte. Der Pfad zum Strand hinunter war steil, aber zu bewältigen, und kurz darauf rannte sie am Ufer entlang. Zum Glück war gerade Niedrigwasser.
Sobald sie allerdings die Landspitze erreichte, traf die Wucht des Sturms sie erneut mit voller Kraft. Mary konnte kaum etwas erkennen, weil ihr der Sand ins Gesicht peitschte.
Da das Wasser bald wieder steigen würde, kletterte sie auf die Felsen, die den Strand säumten.
Ben hatte keine Ahnung, wie lange er sich schon im Wasser befand und wie aussichtslos seine Lage war. Er wusste nur, dass er den Elementen hilflos ausgeliefert war. Da die Wellen immer wieder über ihm zusammenschlugen, dauerte es jedes Mal länger, bis er Luft holen konnte.
Dann traf etwas Scharfkantiges sein Bein und im nächsten Moment seine Schulter. Es war etwas Hartes … Felsen?
Plötzlich wich das Wasser zurück, sodass er wieder atmen konnte. Dann kam die nächste Welle und riss ihn fort. Obwohl Ben kaum noch bei Bewusstsein war, merkte er mit einem Mal, dass er mit dem Gesicht nach unten im Sand lag. Bis zur nächsten Woge.
Irgendwie schaffte er es, den Kopf zu heben und erblickte Sand, Felsen, Klippen.
Erneut wurde er überspült, und ihm war klar, dass er höher kriechen musste. Irgendwie … Mach, dass Jake in Sicherheit ist, wiederholte er im Geiste wie ein Mantra. Eine weitere Welle brach über ihn herein. Doch auf wundersame Weise gelang es ihm, weiterzukriechen. Die Schmerzen in seinem Bein, in seinem Kopf waren unerträglich …
Er wünschte sich, die Augen schließen zu können. Nur für einen Moment.
Und dann fand sie ihn. Es war tatsächlich kein Treibgut, sondern ein Mann, dunkelhaarig und von kräftiger Statur. Er lag mit dem Gesicht nach unten im Sand, hatte einen Schuh verloren, und seine Hose war zerfetzt. Lebte er noch?
Mary sah sofort, dass ihm Blut über die Wange rann. Er musste also