Sie trug sein Bild in ihrem Herzen: Dr. Norden Aktuell 53 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Zweimal im Jahr kam Ellen Laskill nach München, um sich einer gründlichen Kontrolluntersuchung zu unterziehen. Da wurden dann die drei befreundeten Ärzte Dr. Norden, Dr. Leitner und Dr. Behnisch bemüht, und das hatte ganz persönliche Gründe. Ellen war bis vor drei Jahren eine berühmte Schauspielerin gewesen. Dann erkrankte sie nach einer Orientreise an einer schweren infektiösen Hepatitis. Dr. Norden hatte die erste Diagnose gestellt. Dann wurde es noch aufregender, denn die sehr gründliche, gewissenhafte Untersuchung ergab, daß Ellen auch ein Myom hatte. Vier Monate schwebte Ellen zwischen Leben und Tod, und die zarte Frau hatte es nur dem Bemühen der drei Ärzte zu verdanken, daß sie immer wieder neuen Lebensmut schöpfte und schließlich auch wieder gesund wurde. Während dieser schweren Monate hatte sie eine ganz andere Einstellung zum Leben bekommen. Erfolg und Ruhm bedeuteten ihr nichts mehr. Es fiel ihr nicht mehr schwer, auf ihren Beruf zu verzichten. Während der langen Krankheit hatte sie erfahren müssen, wie wenige Freunde es in der Not gab, wie selten diejenigen, die sich als ihre besten Freunde bezeichnet hatten, Zeit für einen Besuch am Krankenbett fanden, ja, wie manche sogar wünschten, daß sie lange fernblieb: die Konkurrentinnen, die Kolleginnen gewesen waren. Aber Ellen hatte andere Freunde gefunden, nämlich diese drei Ärzte, die auch dazu beitrugen, daß sie den Weg in ein anderes, neues Leben fand. Und dann war da auch noch der berühmte Fernsehautor Roger Bernet, der sich als ein ehrlicher Freund erwies und ihr den Vorschlag machte, mit ihm zusammenzuarbeiten. Finanziell war Ellen abgesichert, aber ein untätiges Faulenzerleben hätte sie nicht zu führen vermocht. Roger Bernet besaß ein Haus in den Bergen, und er besorgte für Ellen eines ganz in der Nähe. Sie konnten sich treffen und miteinander arbeiten, wenn sie Lust dazu verspürten, sie konnten sich aus dem Wege gehen, wenn jeder seinen eigenen Gedanken nachhängen wollte.
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Dr. Norden Aktuell
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Buchvorschau
Sie trug sein Bild in ihrem Herzen - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Aktuell
– 53 –
Sie trug sein Bild in ihrem Herzen
Patricia Vandenberg
Zweimal im Jahr kam Ellen Laskill nach München, um sich einer gründlichen Kontrolluntersuchung zu unterziehen. Da wurden dann die drei befreundeten Ärzte Dr. Norden, Dr. Leitner und Dr. Behnisch bemüht, und das hatte ganz persönliche Gründe.
Ellen war bis vor drei Jahren eine berühmte Schauspielerin gewesen. Dann erkrankte sie nach einer Orientreise an einer schweren infektiösen Hepatitis.
Dr. Norden hatte die erste Diagnose gestellt. Dann wurde es noch aufregender, denn die sehr gründliche, gewissenhafte Untersuchung ergab, daß Ellen auch ein Myom hatte.
Vier Monate schwebte Ellen zwischen Leben und Tod, und die zarte Frau hatte es nur dem Bemühen der drei Ärzte zu verdanken, daß sie immer wieder neuen Lebensmut schöpfte und schließlich auch wieder gesund wurde.
Während dieser schweren Monate hatte sie eine ganz andere Einstellung zum Leben bekommen. Erfolg und Ruhm bedeuteten ihr nichts mehr. Es fiel ihr nicht mehr schwer, auf ihren Beruf zu verzichten. Während der langen Krankheit hatte sie erfahren müssen, wie wenige Freunde es in der Not gab, wie selten diejenigen, die sich als ihre besten Freunde bezeichnet hatten, Zeit für einen Besuch am Krankenbett fanden, ja, wie manche sogar wünschten, daß sie lange fernblieb: die Konkurrentinnen, die Kolleginnen gewesen waren.
Aber Ellen hatte andere Freunde gefunden, nämlich diese drei Ärzte, die auch dazu beitrugen, daß sie den Weg in ein anderes, neues Leben fand. Und dann war da auch noch der berühmte Fernsehautor Roger Bernet, der sich als ein ehrlicher Freund erwies und ihr den Vorschlag machte, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Finanziell war Ellen abgesichert, aber ein untätiges Faulenzerleben hätte sie nicht zu führen vermocht.
Roger Bernet besaß ein Haus in den Bergen, und er besorgte für Ellen eines ganz in der Nähe. Sie konnten sich treffen und miteinander arbeiten, wenn sie Lust dazu verspürten, sie konnten sich aus dem Wege gehen, wenn jeder seinen eigenen Gedanken nachhängen wollte. An intime Beziehungen dachten sie nicht, obgleich sie viel gemeinsam hatten.
Ellen hatte aus einer kurzen glücklosen Ehe eine Tochter, die jetzt zwanzig Jahre alt war. Während Ellen fast ausschließlich für ihren Beruf lebte, war Vicky bei ihrem Vater in England aufgewachsen. Er war ein bekannter Dirigent, und Vicky wurde der Fürsorge seiner Mutter überlassen. Die Granny hatte ihr Vater und Mutter ersetzt, doch vor drei Jahren war sie dann gestorben. Vicky kam in ein Internat, da Ellen zu dieser Zeit gerade so schwer erkrankte und Kevin Brown eine neue Ehe mit einer jungen Frau einging.
Vicky hatte weder für ihren Vater, noch für ihre Mutter viel übrig, aber Ellen hatte sich dann sehr bemüht, den Weg zum Herzen ihrer Tochter zu finden, und halbwegs war ihr das auch gelungen, obgleich Vicky zu einer sehr selbstbewußten jungen Dame herangewachsen war.
Sie besuchte ihre Mutter jetzt öfter, da sie in München studierte.
Roger Bernet war auch verheiratet gewesen, und er hatte einen Sohn Christopher, der jetzt fünfundzwanzig Jahre alt war. Christopher hatte seine Mutter gar nicht gekannt. Sie war bei seiner Geburt gestorben. Roger hatte sie sehr geliebt, und er hatte nicht wieder geheiratet. Es wurde später zwar über manche Romanze in seinem Leben berichtet, aber Roger selbst erklärte, daß alles maßlos übertrieben würde. Zu seinem Sohn, der bereits ein recht bekannter und sehr aktiver Journalist geworden war, hatte er ein außerordentlich gutes Verhältnis, Vicky und Christopher hatten sich angefreundet.
Dr. Daniel Norden und seine Frau Fee wußten dies alles. Obgleich Ellen nur zweimal im Jahr nach München kam, standen sie in telefonischer Verbindung.
Aber nun war Ellen mal wieder da, und nach den Untersuchungen, die glücklicherweise zufriedenstellend verliefen, gab es einen langen Plausch mit Fee Norden, und Ellen konnte sich an deren drei reizenden Kindern freuen.
»Ich werde jetzt Fernsehspiele und Hörspiele für Kinder schreiben«, erklärte Ellen. »Eure drei Schätze haben mir Anregungen dafür gegeben. Roger hat sich derzeit auf Krimis verlegt, und das macht mir keinen Spaß. Aber jetzt müßt ihr mich unbedingt mal besuchen, Fee. Das Haus ist groß genug, und ihr werdet doch mal ein paar Tage Urlaub machen können so zwischendurch. Ich kümmere mich um die Kinder, und ihr könnt euch erholen. Es würde mich so sehr freuen«, fügte sie hinzu.
Und so kam es denn tatsächlich auch dazu, daß Dr. Norden mal für drei Tage seine Praxis schloß.
»Katzenbuckel«, hatte Ellen ihr Haus getauft, weil es an einem Hang lag, der wie ein Katzenbuckel aussah. Hier hatte sie auch ihren Humor wiedergefunden, der ihr während der langen Krankheit abhanden gekommen war.
Als sie an einem sonnigen Märztag ihre Gäste mit den Worten empfing, daß dies der schönste Tag für sie sei, seit sie hier lebe, konnte man es ihr glauben.
Ihre schönen Augen strahlten und schimmerten doch gleichzeitig feucht. Für die Norden-Kinder Danny, Felix und Anneka war sie längst die Tante Ellen, die nie vergaß, ihnen was Hübsches zu den diversen Festen zu schicken. Und die drei Kleinen fanden das Haus wunderschön, und noch herrlicher fanden sie es, als das behäbige Roserl mit knallroten Wangen aus der Küche kam und ihnen sogleich einen herrlichen Pudding zum Empfang präsentierte.
Ja, man konnte sich hier wohl fühlen.
Vom großen rustikal eingerichteten Wohnraum mit riesigem Fenster hatte man einen traumhaft schönen Blick auf die Gebirgskette, die noch in einen silbrigschimmernden Schneemantel eingehüllt war.
Ellen, eine Frau von immerhin dreiundvierzig Jahren und doch knabenhaft schlank, erwies sich als hinreißende Gastgeberin und zugleich als eine unendlich geduldige, zu allen Spielchen aufgelegte »Tante«.
Die Bretter, die ihr einst die Welt bedeutet hatten, waren restlos vergesssen, davon konnten sich Fee und Daniel jetzt überzeugen, denn kein Bild, kein einziges wehmütiges Wort erinnerte an die berühmte Vergangenheit dieser Frau, die ihren inneren Frieden gefunden hatte.
Dies hier war ihre Welt geworden, und nur wenigen gestattete sie Eintritt. Doch einer der wenigen war Roger, und ihn lernten die Nordens am zweiten Tag ihrer Anwesenheit kennen.
Fee stellte überrascht fest, daß er sehr jung und drahtig aussah, eigentlich so, wie man sich einen feschen Skilehrer vorstellt, sonnengebräunt, und gar nicht intellektuell wirkend. Und einen erwachsenen Sohn hätte man ihm schon gar nicht zugetraut. Aber nett war er, leger und lustig, wie sich herausstellte.
Fee fragte sich, warum es eigentlich zu keinen engeren Beziehungen zwischen ihm und Ellen gekommen war. Sie fragte sich so etwas allerdings immer, wenn sie zwei Menschen nebeneinander sah, die so gut zueinander paßten. Aber sie benahmen sich eher wie Bruder und Schwester, neckten sich, warfen sich manche Eigenheiten humorvoll vor und bemängelten, daß sie ihre geistigen Sternstunden nie zu gleicher Zeit hätten.
Aber vielleicht hatten sie beide einen zu eigenwilligen, starken Charakter, um für die Dauer zusammenleben zu können.
Erstaunlich fand es besonders Daniel, wie gut Roger mit den Kindern umgehen konnte, denn er war überhaupt kein Vatertyp.
Aber die Kinder mochten ihn auf Anhieb, und obgleich sie sich jetzt besonders lebhaft gebärdeten, schienen sie ihm keineswegs auf die Nerven zu gehen.
»Das sind wenigstens normale Kinder«, stellte Roger fest. »Ihr macht sicher auch keinen Terror, wenn sie sich mal im Dreck wälzen.«
»Das kommt fast jeden Tag vor«, lachte Fee. »Wir sind froh, wenn sie sich nicht verletzen.«
»Kommt aber auch vor«, meinte Danny, »dann kann Mami immer erst gar nichts sagen.«
»Und Lenni regt sich auf«, schloß Felix sich an.
»Srecklich auf«, sagte Anneka. »Kriegen Pflasterle, alles wieder gut.«
Ellen bekam einen versonnenen Blick. »Ich weiß erst jetzt, um was ich mich gebracht habe«, sagte sie leise.
»Zum Glück ist Vicky auch ein ganz normales Mädchen geworden«, warf Roger ein.
»Ganz normal, bis auf die Tatsache, daß sie nie heiraten will«, meinte Ellen.
»Das gibt sich, wenn der Richtige kommt«, meinte Fee optimistisch.
»Vielleicht ist das mein Sohn«, sagte Roger. »Sie verstehen sich doch recht gut.« Er blinzelte zu Ellen hinüber.
»Sie verstehen sich so gut wie wir zwei«, sagte sie, »und das ist keine Ausgangsbasis für eine Ehe.«
»Es muß ja nicht immer die große Liebe sein«, meinte Roger darauf. »Toleranz und Übereinstimmung ist auch eine gute Basis.«
Es wurde jedenfalls ein sehr unterhaltender Tag und ein Abend, der sehr aufschlußreich war, denn Fee hegte die Vermutung, daß Ellen doch bedeutend mehr für Roger empfand, als sie zugeben wollte.
Es war ziemlich spät, als er aufbrach. Daniel begleitete ihn noch ein Stück. Nach dem guten Essen brauchte er noch Bewegung.
Fee und Ellen vertraten sich die Füße im Garten.
»Roger ist wirklich ein feiner Kerl«, sagte Ellen unaufgefordert. »Ein richtig guter Kamerad, mit dem
man durch dick und dünn gehen kann. Er hat seine
Frau sehr geliebt. In all seinen Büchern gleicht die
liebliche, anbetungswürdige Hauptperson immer Leslie. Ich kann Kevin nicht als Idealgestalt schildern.«
»Vielleicht umgibt man einen Menschen, der nicht mehr unter den Lebenden weilt, eher mit einem Glorienschein, Ellen«, meinte Fee.
»Roger hängt sehr an seinem Sohn. Er kann nicht vergessen, daß seine Frau ihr Leben für diesen Sohn geben mußte.«
Ellens Blick schweifte in die Ferne. »Es würde mich betrüben, wenn er die Hoffnung hegt, daß Christopher sich für Vicky entscheidet«, sagte