Ein Geschenk für Mami: Sophienlust Bestseller 115 – Familienroman
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Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
»Ist es ein genauso großer Wald wie zu Hause? Wachsen Glockenblumen dort? Werden wir immer dort bleiben?« Diese Fragen prasselten auf Ilse Edlinger, die vor dem Bahnhof in Maibach stand und nicht weiterwusste, hernieder. Während der Bahnfahrt von Mannheim nach Maibach waren ihr von ihrer vierjährigen Tochter Emmi die ganze Zeit über diese und ähnliche Fragen gestellt worden, und sie hatte sie stets geduldig beantwortet. Jetzt aber war sie zu nervös, um darauf einzugehen. »Bitte, Emmi, sei wenigstens fünf Minuten still und lass mich überlegen«, ersuchte sie ihre Tochter. »Hier müsste es doch einen Taxistandplatz geben. Als ich das letzte Mal hier war, standen mindestens drei Taxis herum. Ich werde mich erkundigen. Bleib hier neben dem Koffer stehen, und rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin gleich wieder da. Ich gehe nur zurück in den Bahnhof und frage, wo ich ein Taxi finde.« »Ich gehe mit«, sagte Emmi sofort. Seufzend bückte sich Ilse und hob den schweren Koffer, den sie auf dem Gehsteig abgestellt hatte, wieder auf. Emmi trippelte neben ihr her, ihre Lieblingspuppe fest an sich gepresst. Vom Schalterbeamten erfuhr Ilse, dass sich der Taxistandplatz noch immer am gleichen Ort befand, dass aber die Taxis wahrscheinlich alle unterwegs waren. »Sie müssten eben eine Weile warten«
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Sophienlust (ab 351)
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Buchvorschau
Ein Geschenk für Mami - Elisabeth Swoboda
Sophienlust Bestseller
– 115 –
Ein Geschenk für Mami
Elisabeth Swoboda
»Ist es ein genauso großer Wald wie zu Hause? Wachsen Glockenblumen dort? Werden wir immer dort bleiben?« Diese Fragen prasselten auf Ilse Edlinger, die vor dem Bahnhof in Maibach stand und nicht weiterwusste, hernieder. Während der Bahnfahrt von Mannheim nach Maibach waren ihr von ihrer vierjährigen Tochter Emmi die ganze Zeit über diese und ähnliche Fragen gestellt worden, und sie hatte sie stets geduldig beantwortet. Jetzt aber war sie zu nervös, um darauf einzugehen.
»Bitte, Emmi, sei wenigstens fünf Minuten still und lass mich überlegen«, ersuchte sie ihre Tochter. »Hier müsste es doch einen Taxistandplatz geben. Als ich das letzte Mal hier war, standen mindestens drei Taxis herum. Ich werde mich erkundigen. Bleib hier neben dem Koffer stehen, und rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin gleich wieder da. Ich gehe nur zurück in den Bahnhof und frage, wo ich ein Taxi finde.«
»Ich gehe mit«, sagte Emmi sofort.
Seufzend bückte sich Ilse und hob den schweren Koffer, den sie auf dem Gehsteig abgestellt hatte, wieder auf. Emmi trippelte neben ihr her, ihre Lieblingspuppe fest an sich gepresst.
Vom Schalterbeamten erfuhr Ilse, dass sich der Taxistandplatz noch immer am gleichen Ort befand, dass aber die Taxis wahrscheinlich alle unterwegs waren. »Sie müssten eben eine Weile warten«, meinte der Mann.
»Soviel ich weiß, fährt auch ein Bus nach Wildmoos«, sagte Ilse.
»Ja, die Haltestelle ist gleich vor dem Bahnhof«, erwiderte der Schalterbeamte. Mit einem Blick auf die Uhr fügte er hinzu: »In fünf Minuten fährt ein Bus ab.«
»Gut, dann fahren wir mit dem Bus«, beschloss Ilse und schob ihre Tochter wieder ins Freie. Dort stand auch wirklich ein Bus mit dem Schild »Wildmoos-Bachenau-Rimstein«.
»Das ist er«, sagte Ilse aufatmend. »Wir wollen gleich einsteigen.«
Emmi kletterte in den Bus. Ilse hob den Koffer hinein und stöhnte dabei ein wenig. Dann löste sie einen Fahrschein bis zum Gasthof »Grüner Krug« in Wildmoos und setzte sich neben ihre Tochter, die längst einen Sitz erklommen hatte und ihr Näschen an der Fensterscheibe platt drückte.
»Ist es noch weit?«, piepste Emmi.
»Nein«, erwiderte Ilse einsilbig. Sie fühlte, dass ihr die Schweißtropfen auf der Stirn standen. Der Koffer war zwar schwer, aber sie hatte ihn nicht weit tragen müssen. Trotzdem war sie so erschöpft, als habe sie den Koffer nicht ein paar Meter, sondern Kilometer geschleppt. Unerklärlicherweise hatte sie den Drang, ununterbrochen zu gähnen.
»Bist du müde, Mutti?«, fragte Emmi.
»Ja.« Ilse nickte. »Ich war gestern lange auf, weil ich bügeln und den Koffer packen musste. Dann habe ich noch schnell die Wohnung in Ordnung gebracht. Ich bin erst nach zwölf ins Bett gekommen.«
Ilse gab diese Erklärung mehr sich selbst, um sich zu beruhigen. Sie hatte sich monatelang auf diesen Urlaub gefreut. Endlich würde sie wieder den ganzen Tag über mit ihrem Kind beisammen sein können. Seit sie den Posten in einer Spedition in Mannheim angenommen und einen Platz in einem Kindergarten für Emmi gefunden hatte, gab es für sie nur wenige Stunden täglich, die sie ihrer Tochter widmen konnte. Sie bedauerte diesen Zustand, musste aber sowohl für den Arbeitsplatz als auch für den Kindergartenplatz dankbar sein. Für eine siebenundzwanzigjährige Frau, die auf keine nennenswerte Hilfe von seiten ihrer Verwandtschaft rechnen konnte, war es nicht leicht, so für ein Kleinkind zu sorgen, dass diesem nichts abging. Aber nun, im Urlaub, wollte Ilse ganz für ihr Kind da sein. Wenn nur …, wenn sie sich nur ein wenig besser fühlen würde!
Ilse schob den Gedanken an eine Erkrankung weit von sich. Das durfte einfach nicht sein. Weder jetzt noch überhaupt. Das Kranksein war ihr einfach nicht erlaubt.
Gewaltsam riss sich die junge Frau zusammen. Sie legte einen Arm um ihr Töchterchen, das sich sofort zärtlich an sie kuschelte.
»Na, gefällt dir die Gegend?«, fragte Ilse mit einer Heiterkeit, zu der sie sich zwingen musste.
»Ja. Warst du schon oft hier?«
»Oft nicht. Nur zweimal – als ich selbst noch ein Kind war«, erwiderte Ilse. »Mit meinen Eltern und meiner Schwester, deiner Tante Margot. Damals hatten wir ein kleines Häuschen in der Nähe des Waldsees gemietet. Es waren sehr lustige Ferien.« Ilse seufzte in der Erinnerung daran. Damals war sie jung und unbeschwert gewesen. Keinerlei Ängste hatten ihre Ferienstimmung getrübt. Eine eventuelle Krankheit war ihr damals nicht in den Sinn gekommen. Nein, sie durfte auch jetzt nicht an eine derartige Möglichkeit denken. Sie war völlig gesund, nur ein bisschen müde.
»Werden wir auch ein Häuschen am Waldsee mieten?«, erkundigte sich Emmi.
»Nein. Wir werden uns ein Zimmer in einem Gasthaus nehmen. Ich habe an den ›Grünen Krug‹ gedacht. Das ist für uns günstiger. Ein Häuschen für uns beide würde sich nicht auszahlen.«
»Wenn Vati bei uns wäre …«
»Vati ist aber nicht bei uns«, unterbrach Ilse ihre Tochter schroff. Emmis Gesichtsausdruck entnahm sie gleich darauf, dass sie das Kind erschreckt hatte. Deshalb sagte sie einlenkend: »Wir beide werden es zusammen sehr schön haben. Wir …, wir brauchen doch sonst niemanden. Wir werden spazieren gehen, Pilze sammeln und, falls es warm genug ist, vielleicht sogar noch im Waldsee baden. Ich habe jedenfalls unsere Badeanzüge und deinen Wasserball mit eingepackt. Oh, und noch etwas habe ich für dich eingepackt, etwas Neues. Aber was es ist, verrate ich jetzt noch nicht.«
Diese Taktik hatte den gewünschten Erfolg. Emmi vergaß ihren Vater. Sie brannte darauf herauszubekommen, was ihre Mutter für sie eingepackt hatte.
»Sei nicht so neugierig«, verwies Ilse sie. »In ein paar Minuten sind wir in Wildmoos. Dann dauert es nicht mehr lange, und du kannst mir beim Auspacken des Koffers helfen. Bis dahin musst du noch warten.«
»Ich will aber nicht warten. Ich möchte es jetzt wissen. Ist es etwas zum Spielen? Oder etwas zum Essen? Oder kann man es anziehen?«
»Es ist etwas zum Spielen«, deutete Ilse an.
»Zum Spielen! Eine Schaukel vielleicht?«, fragte Emmi hoffnungsvoll, denn ein solches Gerät wünschte sie sich schon seit einem Jahr.
»Nein, keine Schaukel«, entgegnete Ilse niedergeschlagen, denn sie wusste natürlich von diesem Wunsch, sah sich aber nicht in der Lage, ihn zu erfüllen. »Wie stellst du dir das vor?«, fuhr sie fort. »Ich habe dir schon oft erklärt, dass man dazu einen Ständer braucht. Wie hätte ich den im Koffer unterbringen können? Nicht einmal in unserer Wohnung wäre dafür Platz.«
»Aber früher …«
»Es ist ein neuer roter Sandeimer mit einem gelben Sieb, einer Schaufel und einem Rechen und vielen Formen«, sagte Ilse rasch, noch bevor Emmi von früher sprechen konnte. »Freust du dich wenigstens ein bisschen darüber?«
»O ja!«, rief Emmi und drückte ihrer Mutter impulsiv einen Kuss auf die Wange. »Du bist ganz heiß im Gesicht«, stellte sie dabei fest.
»Das kommt davon, dass heute so ein warmer Tag ist«, sagte Ilse, und Emmi war noch zu klein und unerfahren, um diese Auskunft in Zweifel zu ziehen.
Mittlerweile waren sie vor dem »Grünen Krug« angelangt. Ein älterer Mann, der ebenfalls an dieser Haltestelle ausstieg, war Ilse behilflich. Er trug ihren Koffer zu dem Gasthof, und Ilse war ihm für diese Hilfe sehr dankbar. Gleichzeitig ärgerte sie sich jedoch über sich selbst. Gar so schwer war ihr Gepäck nicht. Normalerweise hätte sie ohne weiteres imstande sein müssen, es selbst zu tragen. Glücklicherweise war im »Grünen Krug« ein hübsches Zimmer frei, das Emmi sofort gefiel. »Schau, Mutti, was für lustige Decken und Polster! Kariert, und dazwischen rote Blumen«, meinte sie beifällig.
Ilse war das Muster des Bettzeugs gleichgültig. Inzwischen war sie so weit, dass sie jedes Zimmer genommen hätte. Sie hatte nur den einen Wunsch: sich hinzulegen und zu schlafen.
Dem Wirt fiel das erschöpfte Aussehen der jungen Frau auf. Erkundigte sich teilnahmsvoll: »Die Fahrt war wohl sehr lang und beschwerlich.«
»Ja, schrecklich lang«, erwiderte Emmi, noch bevor ihre Mutter zu Wort kommen konnte.
»Da werden Sie gewiss hungrig sein«, schloss der Wirt. »Was wünschen Sie zu essen?« Danach zählte er das ziemlich reichhaltige Repertoire seiner Küche auf.
Ilse schüttelte jedoch den Kopf. »Später«, murmelte sie. »Wenn wir ausgepackt haben.«
Sie zwang sich dann auch dazu, mit Emmi in die Gaststube hinunterzugehen und eine Bestellung aufzugeben. Doch als ein Teller mit dampfender Suppe vor ihr stand, stieg Übelkeit in ihr auf. Sie versuchte, von der Suppe zu kosten, aber es war ihr unmöglich.
»Schmeckt dir die Suppe nicht?«, fragte Emmi und fügte sogleich hinzu: »Mir schon.«
»Das ist fein«, erwiderte Ilse. »Iss nur brav.«
»Und du?«
»Ich fürchte, ich habe mir den Magen verdorben. Ja, das wird es sein. Morgen ist bestimmt wieder alles in Ordnung.«
An diese Hoffnung klammerte sich Ilse auch noch, als sie abends im Bett lag. Sie war mit ihrer Tochter zeitig schlafen gegangen. Emmi hatte ein wenig protestiert. Sie hätte gern noch einen kleinen Spaziergang gemacht und die Umgebung erkundet, aber