Alarm im Hause Laurin: Der neue Dr. Laurin 104 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Was ist das?«, fragte Kyra Laurin, als sie aus der Schule nach Hause kam und Simon Daume, den ›Haushaltsmanager‹ der Familie, über eine lange Liste gebeugt sah, die er gerade noch ein wenig verlängerte. Er sah hoch und lächelte sie an. Kyra war mit ihren elf Jahren das jüngste der vier Laurin-Kinder. Zu ihr hatte er das engste Verhältnis, weil sie sich jeden Tag sahen. Sie kam als Erste aus der Schule, wenn er in der Regel dabei war, das Abendessen für die Familie soweit vorzubereiten, dass es später nur noch gewärmt werden musste. Anschließend fuhr er mit seinem Fahrrad nach Hause, um sich um seinen eigenen Haushalt zu kümmern. Er war erst zweiundzwanzig Jahre alt, aber trotz seiner Jugend trug er schon viel Verantwortung: nicht nur für sich, sondern auch für seine beiden jüngeren Schwestern. Sie waren seit drei Jahren Vollwaisen, Simon hatte also früh erwachsen werden müssen. »Die Hochzeitsliste«, sagte er. Kyra wusste natürlich sofort, wovon er redete. »So lang? Aber es ist doch nur eine kleine Hochzeit, so viel können die Leute gar nicht essen. Zeig mal.« Bereitwillig schob er ihr die Liste zu, und Kyra las sie aufmerksam durch. »Wenn du das alles machen willst, bist du eine Woche lang beschäftigt. Und was sollen wir hier in der Zeit essen?«, fragte sie, als sie ihm die Liste zurückgab. »Hast du darüber schon mal nachgedacht?«
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Der neue Dr. Laurin
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Buchvorschau
Alarm im Hause Laurin - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 104 –
Alarm im Hause Laurin
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
»Was ist das?«, fragte Kyra Laurin, als sie aus der Schule nach Hause kam und Simon Daume, den ›Haushaltsmanager‹ der Familie, über eine lange Liste gebeugt sah, die er gerade noch ein wenig verlängerte.
Er sah hoch und lächelte sie an. Kyra war mit ihren elf Jahren das jüngste der vier Laurin-Kinder. Zu ihr hatte er das engste Verhältnis, weil sie sich jeden Tag sahen. Sie kam als Erste aus der Schule, wenn er in der Regel dabei war, das Abendessen für die Familie soweit vorzubereiten, dass es später nur noch gewärmt werden musste. Anschließend fuhr er mit seinem Fahrrad nach Hause, um sich um seinen eigenen Haushalt zu kümmern. Er war erst zweiundzwanzig Jahre alt, aber trotz seiner Jugend trug er schon viel Verantwortung: nicht nur für sich, sondern auch für seine beiden jüngeren Schwestern. Sie waren seit drei Jahren Vollwaisen, Simon hatte also früh erwachsen werden müssen. »Die Hochzeitsliste«, sagte er.
Kyra wusste natürlich sofort, wovon er redete. »So lang? Aber es ist doch nur eine kleine Hochzeit, so viel können die Leute gar nicht essen. Zeig mal.«
Bereitwillig schob er ihr die Liste zu, und Kyra las sie aufmerksam durch. »Wenn du das alles machen willst, bist du eine Woche lang beschäftigt. Und was sollen wir hier in der Zeit essen?«, fragte sie, als sie ihm die Liste zurückgab. »Hast du darüber schon mal nachgedacht?«
Er musste lachen. »Darüber machst du dir also Sorgen?«
Kyra lachte mit, sie freute sich, dass sie die ernste Falte über seiner Nase vertrieben hatte. »Ich wollte dich nur ein bisschen aufziehen. Du hast so besorgt ausgesehen, als ich gekommen bin. Aber ehrlich? Das ist wirklich zu viel.«
»Es sind nur Ideen, ich wähle noch aus. Aber ich dachte, ich schreibe erst einmal alles auf, was mir einfällt, und dann treffe ich eine Auswahl. Wenn du mir dabei helfen würdest, wäre ich dir dankbar. Willst du?«
Kyra freute sich über seine Frage, das konnte er sehen. Er kehrte an den Herd zurück, hob den Deckel von einem Topf, in dem es bereits leicht kochte, und rührte den Inhalt mehrmals um, bevor er den Deckel wieder auflegte.
»Das riecht gut«, sagte Kyra. »Was ist das?«
»Das wird eine Suppe«, antwortete Simon. »Eine neue Erfindung von mir, fleischlos, also auch etwas für dich. Ich hoffe, sie schmeckt euch. Es ist eine Gemüsesuppe, zu der es kleine Buchweizenpfannkuchen mit Sahne und Kresse gibt.«
»Müssen wir die noch backen?«
»Nein, sie sind fertig, müssen zum Aufwärmen nur noch einmal in den Backofen, ich habe sie auch nicht in den Kühlschrank gestellt, sonst werden sie zu kalt. Man kann sie übrigens zur Suppe gut lauwarm essen, sie brauchen nicht heiß zu sein. Und jetzt erzähl mal: Wie wars in der Schule?«
»Schön«, sagte Kyra. »Wir hatten eine Vertretung in Bio, die war ganz toll. Wir haben über Insekten gesprochen. Und in der Pause hat Silas einen Witz erzählt, ohne ein einziges Mal zu stottern. Das muss ich Papa nachher erzählen, er hat Silas ja ein bisschen gedrängt, etwas zu unternehmen, damit er nicht mehr stottert. Deshalb macht er jetzt ein Sprachtraining.«
Silas Chmielewski war neu an der Schule und hatte dort zu Beginn wegen seines Stotterns einen schweren Stand gehabt. Kyras dreizehnjähriger Bruder Kevin und dessen Freund Mike hatten ihm geholfen, sich gegen einige Jungen zur Wehr zu setzen, die ihn verhöhnt und ihm das Leben schwer gemacht hatten. Familie Laurin war sehr angetan von dem sympathischen Silas gewesen, als er einmal zum Abendessen gekommen war.
»Freut mich zu hören«, sagte Simon, der jenes Abendessen natürlich gekocht und dafür viel Lob geerntet hatte. »Ich habe ihn ja nur kurz gesehen, aber ich fand ihn wirklich nett. Wird er denn jetzt in Ruhe gelassen in der Schule?«
Kyra gab ein verächtliches Geräusch von sich. »Der Anton tut so, als hätte er nie was gemacht, und seine Freunde genauso. Ich glaube, sie reden immer noch blöd über Silas, aber wenigstens tun sie ihm nichts mehr.«
»Das ist die Hauptsache«, fand Simon.
»Ja, aber noch besser wäre es, wenn sie auch nicht mehr blöd reden würden.« Kyra machte eine kurze Pause, bevor sie hinzusetzte: »Ich kann Silas gut leiden. Peter auch. Er sagt, Silas ist richtig klug, nur merkt man das nicht gleich, weil man immer darauf wartet, dass er wieder stockt und nicht weiterreden kann. Aber das passiert immer seltener, und irgendwann hört es ganz auf, hat die Frau gesagt, mit der Silas das Sprechen übt. Er freut sich schon darauf. Peter hat sich neulich länger mit ihm unterhalten und sagt, er kann mit ihm richtig gut reden, weil sie sich beide für Naturwissenschaften interessieren. Ihn stört es nicht, wenn bei Silas manchmal die Sprache stockt, weil er es besser findet, wenn jemand kluge Sachen langsam sagt als blöde Sachen schnell.«
Simon lächelte in sich hinein, als er das hörte, es war typisch für Peter Stadler, der Kyras bester Freund und hochbegabt war. Trotzdem wollte er nicht auf eine Schule für Hochbegabte gehen, weil er sich in seiner Klasse wohlfühlte und vor allem auch, weil er weiter mit Kyra zusammen zur Schule gehen wollte. Peters Mutter Britta war auf der Seite ihres Sohnes, seine Lehrerinnen und Lehrer freilich nicht, sie fanden, Peter dürfe seine besonderen Geistesgaben nicht ›verschwenden‹. Doch bislang setzten sich Peter und seine Mutter durch.
»Peter soll ein glückliches Kind sein, das ist er jetzt endlich, und das ist wichtiger als Hochbegabtenförderung«, sagte Britta, wenn die Diskussion wieder einmal aufkam. Peter war sehr kurzsichtig und musste eine dicke Brille tragen – einer der Gründe, weshalb er eine Zeit lang ein ähnliches Schicksal wie Silas erlitten hatte und gehänselt worden war.
Es war daher kein Wunder, dachte Simon, dass Peter sich besonders gut in Silas‘ Lage versetzen konnte und sich ihm nahe fühlte. Und wenn Silas dazu noch ein richtig kluger Junge war, sprach das erst recht dafür, dass sich Peter und Silas trotz des Altersunterschieds gut verstanden.
»Das hört sich trotzdem alles in allem ziemlich erfreulich an«, sagte er.
Kyra nickte und zeigte noch einmal auf die lange Liste. »Wir müssen bald anfangen, auszuwählen«, mahnte sie. »Am besten fotografiere ich die Liste, ich glaube, ich bin gut im Auswählen.«
»Okay, dann mach das, und morgen reden wir darüber. Okay?«
»Okay«, sagte Kyra, holte ihr Handy aus der Tasche und fotografierte die Liste.
Wenig später stellte Simon den Herd aus, denn die Suppe war fertig. Er machte noch die Küche sauber, während Kyra den gemischten Obst-Gemüsesaft trank, den er wie immer für sie bereithielt. Der Saft für die anderen stand bereits im Kühlschrank. Dann verabschiedeten sie sich voneinander, wobei Kyra Simon noch einmal ernst daran erinnerte, dass er abends noch ›arbeiten‹ musste – an der Hochzeitsliste nämlich.
*
Salome Rhein hatte sich ein Hochzeitskleid ausgesucht, dessen Eleganz sich erst auf den zweiten Blick erschloss. Zunächst wirkte es schlicht, weil