Lass die Sterne am Himmel: Fürstenkrone 259 – Adelsroman
Von Laura Martens
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Die silberfarbene Limousine fuhr durch die Kastanienallee und hielt kurz darauf vor dem zwei-flügeligen Portal Schloß Schöntals. Es hatte erst vor kurzem geregnet, deshalb glänzten die grauen Dächer des hellen Gebäudes vor Feuchtigkeit. Die Weinranken, die sich das Mauerwerk hinaufzogen, trugen im Februar keine Blätter, und nur das Grün der Fensterläden gab dem Schloß ein wenig Farbe. Hans Wagner, der Chauffeur Fürst Nicolas', stieg aus und öffnete die Fondtür der Limousine. »Benötigen Sie heute den Wagen noch, Durchlaucht?« erkundigte er sich mit einem leichten Neigen seines Kopfes. »Nein, Herr Wagner, Sie können sich bis morgen freinehmen«, erwiderte Nicolas Fürst von Schöntal, nachdem er ausgestiegen war. Er warf einen kurzen Blick zum Himmel hinauf. »Sieht aus, als würde sich ein Unwetter zusammenbrauen.« »Ganz entgegen dem Wetterbericht, den ich heute morgen gehört habe, Durchlaucht«, sagte Hans Wagner und setzte sich hinter das Steuer. Fürst Nicolas wandte sich dem Portal zu. Er hatte es noch nicht erreicht, als es bereits vom Butler geöffnet wurde. »Gibt es etwas Neues, Viktor?« erkundigte er sich, nachdem sie einen Gruß gewechselt hatten. »Nein, Euer Durchlaucht«, antwortete der alte Mann, der seit über fünfzig Jahren in den Diensten der Schöntals stand. »Allerdings mache ich mir Sorgen um ihre Durchlaucht. Ihre Frau Mutter ist vor über einer Stunde zum Friedhof gegangen und bis jetzt noch nicht zurückgekehrt.«
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Buchvorschau
Lass die Sterne am Himmel - Laura Martens
Fürstenkrone
– 259 –
Lass die Sterne am Himmel
Unveröffentlichter Roman
Laura Martens
Die silberfarbene Limousine fuhr durch die Kastanienallee und hielt kurz darauf vor dem zwei-flügeligen Portal Schloß Schöntals. Es hatte erst vor kurzem geregnet, deshalb glänzten die grauen Dächer des hellen Gebäudes vor Feuchtigkeit. Die Weinranken, die sich das Mauerwerk hinaufzogen, trugen im Februar keine Blätter, und nur das Grün der Fensterläden gab dem Schloß ein wenig Farbe.
Hans Wagner, der Chauffeur Fürst Nicolas’, stieg aus und öffnete die Fondtür der Limousine. »Benötigen Sie heute den Wagen noch, Durchlaucht?« erkundigte er sich mit einem leichten Neigen seines Kopfes.
»Nein, Herr Wagner, Sie können sich bis morgen freinehmen«, erwiderte Nicolas Fürst von Schöntal, nachdem er ausgestiegen war. Er warf einen kurzen Blick zum Himmel hinauf. »Sieht aus, als würde sich ein Unwetter zusammenbrauen.«
»Ganz entgegen dem Wetterbericht, den ich heute morgen gehört habe, Durchlaucht«, sagte Hans Wagner und setzte sich hinter das Steuer.
Fürst Nicolas wandte sich dem Portal zu. Er hatte es noch nicht erreicht, als es bereits vom Butler geöffnet wurde. »Gibt es etwas Neues, Viktor?« erkundigte er sich, nachdem sie einen Gruß gewechselt hatten.
»Nein, Euer Durchlaucht«, antwortete der alte Mann, der seit über fünfzig Jahren in den Diensten der Schöntals stand. »Allerdings mache ich mir Sorgen um ihre Durchlaucht. Ihre Frau Mutter ist vor über einer Stunde zum Friedhof gegangen und bis jetzt noch nicht zurückgekehrt.«
Nicolas atmete tief durch. Sein Vater war vor zwei Monaten gestorben. Es verging kaum ein Tag, an dem seine Mutter nicht mehrmals zum Friedhof ging. Seine Adoptiveltern hatten sehr aneinander gehangen. Eine Zeitlang hatte es sogar ausgesehen, als würde die Fürstin über den Tod ihres Gatten den Verstand verlieren.
»Ich werde zum Friedhof gehen, Viktor.« Der junge Fürst reichte dem Butler seine Aktenmappe. »Legen Sie die Mappe bitte auf meinen Schreibtisch.« Er bedauerte, seinen Chauffeur bereits fortgeschickt zu haben. Nun, bis zum Friedhof waren es nur zehn Minuten. Wenn er Glück hatte, wartete das Unwetter, bis er mit seiner Mutter das Schloß erreichte.
Da er nicht um das gewaltige Gebäude herumlaufen wollte, benutzte Fürst Nicolas einen der Hintereingänge des Schlosses. Um diese Jahreszeit wirkte der Schloßpark, wenn nicht gerade Schnee lag, etwas trostlos. Die Springbrunnen wurden jedes Jahr kurz vor dem Kälteeinbruch abgestellt, um zu verhindern, daß die Wasserzuleitungen einfroren, und die Blumen, die ihn neun Monate des Jahres hindurch in ein kleines Paradies verwandelten, hatten noch nicht einmal ihre Köpfe aus der Erde gesteckt.
Nie zuvor hatte der junge Fürst den Frühling so ersehnt wie in diesem jahr. Er hoffte so sehr, daß es seiner Mutter, sobald die ersten Krokusse zu blühen begannen, bessergehen würde.
Der alte Familienfriedhof derer von Schöntal lag in einem stillen Seitentrakt des Parks. Hohe Trauerweiden und eine Mauer schirmten ihn von allen Seiten vor neugierigen Blicken ab. Deshalb konnte Nicolas seine Mutter auch erst sehen, nachdem er das schmiedeeiserne Tor hinter sich gelassen hatte.
Fürstin Dorothea drehte sich nicht um, obwohl sie das Öffnen und Schließen des Tores gehört hatte. Sie verharrte in stummer Zwiesprache mit ihrem Mann. Auch wenn sie einander sehr geliebt hatten, gab es einiges, was zwischen ihnen niemals geklärt worden war.
»Mutter, es wird gleich dunkel werden.« Fürst Nicolas berührte sanft ihre Schulter. »Außerdem zieht sich ein Unwetter zusammen. Komm, laß uns nach Hause gehen.«
Die Fürstin wandte ihrem Sohn das Gesicht zu. »Manchmal frage ich mich, ob ich nicht hier zu Hause bin«, erwiderte sie fast tonlos. »Albert und ich sind zweiundvierzig Jahre miteinander verheiratet gewesen. Es ist schwer, mit einemmal allein dazustehen.« Ihre Lippen umhuschte ein schmerzliches Lächeln. »Nun, ich bin natürlich nicht allein, denn ich habe dich, dennoch…« Sie seufzte leise auf. »Ja, laß uns nach Hause gehen. Es scheint wirklich bald zu regnen.«
Nicolas nahm ihren Arm. Beim Tod seiner richtigen Eltern war er erst zehn Jahre alt gewesen. Seine Großtante und deren Gatte, Fürst Albert, hatten ihn aufgenommen und kurz darauf adoptiert. Sie hatten keine eigenen Kinder gehabt und ihm all die Liebe gegeben, die er zum Leben brauchte. Nächtelang hatte Fürstin Dorothea an seinem Bett gewacht, wenn ihn Alpträume geplagt hatten. Er hatte die beste Erziehung genossen, die ein junger Mann bekommen konnte. Es gab kaum eine Tür, die ihm nicht offenstand.
»Hast du nicht Lust, mich nächsten Sonntag zum Springturnier nach Stuttgart zu begleiten?« fragte er. »Es wird Zeit, daß du ein bißchen unter die Menschen kommst.«
»Nein, momentan steht mir noch nicht der Sinn danach, das Schloß zu verlassen, Nicolas«, antwortete die Fürstin. »Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde es schon schaffen. Für Trauernde ist der Winter stets eine besonders harte Zeit. Wenn erst einmal der Frühling einzieht, wird die Welt auch für mich wieder anders aussehen.«
In der weitläufigen Schloßhalle mit ihren geraden, unter Kassettengewölben nach oben führenden Treppen wurden sie bereits von Hannelore Hoffer, der Zofe und Vertrauten der Fürstin, erwartet. Sie führte Dorothea von Schöntal zu ihrer Suite hinauf, während Fürst Nicolas Mantel und Hut dem Butler übergab und sofort sein Arbeitszimmer aufsuchte. Er hatte vor dem Tee noch einige wichtige Telefonate zu führen.
Der junge Fürst schloß die Tür hinter sich und trat an die Fensterfront. Sie waren keine Minute zu früh nach Hause gekommen. Innerhalb weniger Sekunden wurde es fast völlig dunkel. Blitze jagten durch die Wolken, gewaltige Donnerschläge ließen die Mauern erzittern. Es wirkte, als würde sich der Himmel auf den Weltuntergang vorbereiten.
Nicolas wandte sich langsam um. Wie unter Zwang schritt er auf die Verbindungstür zu und öffnete sie. Leichter Tabakgeruch drang ihm entgegen. Er wunderte sich, daß dieser Geruch noch immer in der Luft hing, wenngleich seit dem Tode seines Adoptivvaters zwei Monate vergangen waren. Sein Blick fiel auf das Gemälde, das gegenüber der Tür hing. Es zeigte das Fürstenpaar an ihrem Hochzeitstag. »Du hättest nicht so früh sterben dürfen, Vater«, sagte er leise vor sich hin. Nun war er Oberhaupt der Familie. Es gab Stunden, da erschien ihm diese Verantwortung viel zu groß.
Der junge Fürst schloß die Tür und setzte sich an den Schreibtisch. Sein Sekretär hatte an diesem Tag frei. Er wollte ihm einige wichtige Briefe auf Band diktieren. Entschlossen nahm er die nötigen Unterlagen aus dem obersten Schubfach.
Es klopfte. Gleich darauf trat Dorothea Fürstin von Schöntal ein. Sie trug ein elegantes schwarzes Satinkleid, das bis weit über ihre Waden reichte. Die Haare hatte sie von ihrer Zofe aufstecken lassen. »Störe ich, Nicolas?« fragte sie.
»Die Briefe kann ich auch noch später diktieren.« Nicolas stand auf und rückte für seine Mutter einen Stuhl. »Bitte, setz dich.«
Die Fürstin nahm Platz. Mit der rechten Hand umfaßte sie ihre dreireihige Perlenkette. Ihr Gatte hatte sie ihr zum dreißigsten Hochzeitstag geschenkt. Bis zu seinem Tod hatte sie die Per-
len nur selten angelegt, weil sie ihr zu kostbar erschienen waren und sie befürchtet hatte, sie
zu verlieren. Jetzt gaben sie ihr Halt.
»Ich habe heute auf dem Friedhof lange nachgedacht, Nicolas«, sagte sie. »Du mußt heiraten. Ein junger