Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Julia Ärzte zum Verlieben Band 162
Julia Ärzte zum Verlieben Band 162
Julia Ärzte zum Verlieben Band 162
eBook526 Seiten7 Stunden

Julia Ärzte zum Verlieben Band 162

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

NUR DU KANNST MEIN HERZ HEILEN von KATE HARDY
Der Liebe hat Geburtshelfer Nathaniel nach einer schweren Enttäuschung abgeschworen. Bis die schöne Ärztin Rebecca jäh sein Herz höherschlagen lässt. Doch ist die Singlemom nach dem tragischen Unfalltod ihres Mannes überhaupt bereit für eine neue Beziehung?

PRICKELNDES WIEDERSEHEN MIT DR. DAVENPORT von KARIN BAINE
Ausgerechnet Dr. Seth Davenport! Der angesehene Chirurg ist nicht nur der Einzige, der Prinzessin Kajas krankem Vater helfen kann – er ist auch ihr Ex. Beim Wiedersehen sprühen sofort sinnliche Funken. Doch wird er ihr je verzeihen, dass sie ihn einst verlassen musste?

DIAGNOSE: IMMER NOCH LIEBE von JULIETTE HYLAND
Schwester Amara kann den zärtlichen Küssen von Notarzt Eli Collins nicht lange widerstehen. Ein Fehler? Schon bald muss sie befürchten, dass ihr attraktiver Jugendfreund immer noch nicht sie, sondern einzig und allein seine Karriere liebt …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum11. März 2022
ISBN9783751511537
Julia Ärzte zum Verlieben Band 162

Mehr von Karin Baine lesen

Ähnliche Autoren

Ähnlich wie Julia Ärzte zum Verlieben Band 162

Titel in dieser Serie (49)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Zeitgenössische Romantik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Julia Ärzte zum Verlieben Band 162

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Julia Ärzte zum Verlieben Band 162 - Karin Baine

    Kate Hardy, Karin Baine, Juliette Hyland

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 162

    IMPRESSUM

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN, Band 162 3/2022

    © 2020 by Pamela Brooks

    Originaltitel: „Forever Family for the Midwife"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Bettina Röhricht

    © 2020 by Karin Baine

    Originaltitel: „Reunion with His Surgeon Princess"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Michaela Rabe

    © 2020 by Juliette Hyland

    Originaltitel: „Falling Again for the Single Dad"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Susanne Albrecht

    Abbildungen: Goodluz / Depositphotos, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 3/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751511537

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

    Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

    KATE HARDY

    Nur du kannst mein Herz heilen

    Immer wenn ihr neuer Kollege Nathaniel sie anlächelt, läuft Dr. Rebecca Hart ein sinnlicher Schauer über den Rücken – den sie sofort ignoriert! Egal, wie attraktiv Nathaniel ist, sie hat sich schon einmal von einem sehr charmanten Mann betören – und dann sehr verletzen lassen. Außerdem hat sie als berufstätige Singlemom eigentlich keine Zeit für eine Beziehung!

    KARIN BAINE

    Prickelndes Wiedersehen mit Dr. Davenport

    Dr. Seth Davenport tut alles, um seinen royalen Patienten zu retten! Auch wenn er dazu dessen Tochter wiedersehen muss. Prinzessin Kaja, die ihm einst das Herz brach, als sie seinen Antrag ablehnte. In ihrer Nähe sind sofort all die widerstreitenden Gefühle von damals wieder da: Wut, Schmerz – und gegen jede Vernunft auch unwiderstehliches Verlangen …

    JULIETTE HYLAND

    Diagnose: immer noch Liebe

    Als Dr. Eli Collins die zierliche neue Schwester in der Notaufnahme erkennt, pocht sein Herz verräterisch. Es ist tatsächlich seine ehemalige große Liebe Amara! Sofort durchströmen ihn Hoffnung und Sehnsucht. Er hat nie aufgehört, Amara zu lieben. Doch hat ihr Glück überhaupt eine neue Chance? Eli spürt, dass Amara etwas vor ihm verbirgt …

    Nur du kannst mein Herz heilen

    1. KAPITEL

    „Finger weg von meiner Frau!"

    Die aufgebrachten Worte waren auf der ganzen Station zu hören.

    Sie würden nicht nur die betreffende Frau nervös machen, sondern auch alle anderen werdenden Mütter in Hörweite. Diese zusätzliche Aufregung brauchte keine Frau, die Wehen hatte. Rebecca wusste, dass die Leiterin der Station für Geburtshilfe gerade bei einer Besprechung mit den Fachärzten war. Vermutlich war sie von den anwesenden Mitarbeitern diejenige, die in der Hierarchie am weitesten oben stand. Also würde sie sich um die Sache kümmern müssen. Schnell ging sie in das Behandlungszimmer.

    „Ist alles in Ordnung?", fragte sie betont freundlich.

    „Nein, ist es nicht. Ein stämmiger Mann stand mit geballten Fäusten vor einem Bett. „Der da soll die Finger von meiner Frau lassen!

    „Der da" war der Geburtshelfer. Rebecca hatte Nathaniel Jones noch nicht kennengelernt, da er während ihres Urlaubs am Muswell Hill Hospital angefangen hatte. Aber sie wusste, dass er eine der wenigen männlichen Hebammen war, die es in England gab. Und dass sie die Situation so schnell wie möglich entschärfen musste.

    „Ich bin Dr. Hart, Ärztin für Geburtshilfe in der Facharztausbildung, stellte sie sich vor. „Ich schlage vor, wir unterhalten uns in meinem Büro, wo wir ungestört sind.

    „Heißt das etwa, ich soll meine Frau mit dem Kerl allein lassen?", blaffte der Mann.

    „Mr. … Rebecca kannte das Paar nicht aus der Sprechstunde, und die Visite heute Vormittag hatte eine Kollegin gemacht. Sie sah zum Whiteboard über dem Bett, auf dem „Ruth Brown stand. Hoffentlich waren die beiden verheiratet, sonst machte sie alles womöglich noch schlimmer. „Mr. Brown, solange Ihre Frau bei uns auf der Station ist, tun wir alles dafür, dass es ihr und ihrem Baby gut geht", erklärte sie ruhig.

    „Ich bin als Geburtshelfer ausgebildet und habe alle erforderlichen Fähigkeiten, ergänzte Nathaniel sanft. „Und wie Dr. Hart schon sagte – das Wohlergehen Ihrer Frau und Ihres Babys haben für uns Priorität. Vielleicht beruhigt es Sie, dass ich die Geburt von vierzig Babys begleiten musste, bevor ich meinen Abschluss erhielt. Und seitdem sind es noch einige mehr geworden. Ihre Frau ist bei mir wirklich in sicheren Händen. Meine Aufgabe ist es, ihr zu helfen.

    „Darum geht es nicht. Ich will nicht, dass ein Mann sie … Mr. Brown machte eine ruckartige Kopfbewegung. „Dass ein Mann sie da unten anguckt.

    Du meine Güte, wir sind hier auf einer Entbindungsstation, dachte Rebecca ungeduldig, ließ sich jedoch nichts anmerken. „Wäre es Ihnen denn recht, wenn Mr. Jones bei Ihrer Frau Fieber, Blutdruck und Puls misst und sich die Bewegungen des Babys ansieht, während wir uns unterhalten?"

    „Hm, na gut", stimmte Mr. Brown widerstrebend zu.

    „Sehr schön. Sie lächelte Nathaniel aufmunternd zu. „Wir sind gleich wieder bei Ihnen, versicherte sie Mrs. Brown, bevor sie deren Mann in ihr Büro führte.

    Rebecca Hart hatte es sicher gut gemeint. Trotzdem ärgerte sich Nathaniel darüber, dass sie einfach eingegriffen hatte, obwohl er das Problem ganz leicht hätte selbst lösen können. Hoffentlich gehörte sie nicht zu diesen Ärzten, die den Geburtshelfern gegenüber heraushängen ließen, dass sie in der Hierarchie über ihnen standen. Schließlich sollte es doch in erster Linie um die werdenden Mütter gehen!

    Nathaniel atmete tief ein und verdrängte seinen Ärger. „Es tut mir leid, Mrs. Brown", sagte er zu der Patientin.

    „Nein, mir tut es leid!, entgegnete sie. „Mike war ihnen gegenüber sehr unhöflich.

    „Ach, das ist doch nicht so wichtig. Sie sind wichtig! Und Ihrem Blutdruck tut das alles sicher auch nicht gut. Ich kann Ihnen zur Entspannung ein paar richtig schlechte Witze erzählen. Oder Sie machen Atemübungen."

    Wie erhofft, lachte sie und wirkte weniger angespannt. „Dann mache ich die Atemübungen. Mike tut es bestimmt leid, dass er so unhöflich war. Vor ein paar Wochen konnten wir plötzlich nicht mehr fühlen, ob sich das Baby bewegt. Das hat uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Und Mike ist eben ein typischer Mann: Statt seine Gefühle auszudrücken, wird er laut. Natürlich sind nicht alle Männer so", versicherte sie schnell.

    Nathaniel lachte. „Da bin ich wohl kaum eine Ausnahme. Ich kenne nicht viele Männer, die über ihre Gefühle reden können. Und jetzt messen wir mal den Blutdruck …"

    „Von einer männlichen Hebamme hab’ ich noch nie was gehört! Mr. Brown verzog das Gesicht. „Guckt der sich gern Frauen da unten an?

    „Nein, entgegnete Rebecca betont ruhig. „In Großbritannien gibt es mehrere Hundert männliche Geburtshelfer, die ihren Beruf aus denselben Gründen ergriffen haben wie ihre Kolleginnen: um dafür zu sorgen, dass Babys gesund auf die Welt kommen.

    „Männer sollten nicht Hebamme werden dürfen", versetzte Mr. Brown mit vor Ärger gerötetem Gesicht.

    „Nathaniel ist dafür ausgebildet und sehr erfahren. Wenn ich Wehen hätte, würde ich wollen, dass sich jemand wie er um mich kümmert: ein ausgebildeter Geburtshelfer, der mögliche Komplikationen sofort erkennt und eingreifen kann."

    „Hm, na ja, vielleicht, stimmte Mr. Brown widerstrebend zu. „Ich will aber trotzdem nicht, dass er sich um meine Frau kümmert.

    „Hätten Sie auch etwas dagegen, dass ein männlicher Arzt sie behandelt?"

    „Nein, antwortete er überrascht. „Eine Hebamme ist doch kein Arzt!

    Aber genauso wichtig, dachte Rebecca, wollte sich jedoch jetzt nicht darüber streiten. „Vielleicht kann sich eine weibliche Geburtshelferin um Ihre Frau kümmern, aber versprechen kann ich Ihnen das nicht. Als sie die Angst in Mr. Browns Augen bemerkte, fragte sie sanft: „Ist es ihr erstes Kind?

    Als er nickte, fuhr sie fort: „Beim ersten Kind kann man es kaum erwarten, endlich das kleine Lebewesen kennenzulernen, das man beim Ultraschall gesehen hat. Gleichzeitig hat man oft Angst, weil im Internet zu viele Horrorstorys darüber kursieren, was alles schiefgehen kann."

    „Stimmt, gab Mr. Brown zu. „Vor ein paar Wochen hat Ruth plötzlich nicht mehr gespürt, dass das Baby sich bewegt. Ich bin so schnell mit ihr hierhergefahren, dass die Polizei uns angehalten hat. Aber als ich denen alles erklärt habe, haben sie uns mit Blaulicht begleitet.

    „War denn alles in Ordnung?" Rebecca kannte die Antwort auf diese Frage, doch sie wollte mit Mr. Brown im Gespräch bleiben.

    „Bei der Untersuchung hat man gesehen, dass das Baby sich bewegt. Um den Mund des Mannes zuckte es leicht. „Aber die Ärzte haben gesagt, dass das Baby ein bisschen zu klein ist. Deshalb soll heute die Geburt eingeleitet werden. Als wir am Morgen ankamen, hat sich eine andere Hebamme um Ruth gekümmert und diese Sache gemacht … diese Ablösung.

    „Ja, dabei wird die Fruchtblase vom Rand der Gebärmutter gelöst. Dadurch werden Hormone freigesetzt, die die Wehen auslösen. Das hatte ihm die Hebamme bestimmt schon erklärt, doch Rebecca wollte sichergehen, dass Mr. Brown den Vorgang verstand. „Dann hat Ihre Frau wohl noch keine Wehen?

    „Nein. Und dann wollte Ihr Kollege so ein Pessardings bei meiner Frau einführen, in … in ihre …" Aufgebracht und verlegen unterbrach er sich.

    „Die erste Hebamme hat Ihnen wahrscheinlich ja schon gesagt, dass das notwendig wird, wenn bei Ihrer Frau nicht innerhalb von sechs Stunden die Wehen einsetzen", erwiderte Rebecca sanft.

    „Ich hab’ das alles gar nicht so richtig kapiert, gab Mr. Brown zu. „Ich hab’ mir einfach nur Sorgen um Ruthie und das Baby gemacht.

    „Wenn nach der Loslösung der Fruchtblase von der Gebärmutter die Wehen nicht einsetzen, werden die Prostaglandin-Hormone in Form einer Tablette in die Vagina eingeführt. Bewusst drückte Rebecca sich möglichst sachlich aus. „In manchen Fällen muss das zweimal passieren. In der jetzigen Situation ist es sehr wichtig, dass sich jemand mit viel Erfahrung um Ihre Frau und das Baby kümmert. Jemand, der sie als werdende Mutter sieht und ihre Ängste und Befürchtungen versteht – und Ihre ebenfalls, fuhr sie fort. „Vermutlich kann sich Mr. Jones als Mann besser in Sie hineinversetzen als eine weibliche Geburtshelferin."

    Unruhig rutschte Mr. Brown auf seinem Stuhl hin und her. Ganz offensichtlich hatte er immer noch seine Zweifel.

    „Ich kann Ihnen versichern, dass Mr. Jones Ihre Frau mit ganz anderen Augen ansieht, als Sie das tun, sagte Rebecca so freundlich wie möglich. „Genau so, als wenn Sie einen Knoten an den Hoden hätten und ich Ihre Ärztin wäre.

    Mr. Brown errötete heftig.

    „Natürlich würde ich Sie untersuchen, das ist schließlich meine Aufgabe. Aber ich würde Sie als Patienten sehen, der meine Hilfe braucht. Mit Sexualität hätte das nichts zu tun. Und genauso ist es auch, wenn Mr. Jones Ihre Frau untersucht."

    „Wahrscheinlich haben Sie recht", sagte Mr. Brown widerstrebend.

    „Wenn keine weibliche Hebamme verfügbar ist und Sie noch immer Bedenken haben, ob ein männlicher Geburtshelfer korrekt vorgeht, können wir eine weitere Person zur Aufsicht hinzuziehen. Der Mann hatte vorhin gesagt, dass er gegen einen männlichen Arzt nichts einzuwenden hatte. Also konnte sie ihr Anliegen so vielleicht am besten verdeutlichen. „Und wenn einer unserer männlichen Ärzte Ihre Frau untersuchen muss, können wir ebenfalls eine Aufsichtsperson hinzuziehen. Sie gab Mr. Brown etwas Zeit zum Überlegen.

    Schließlich sah er sie an. „Ich mache einen Riesenaufstand wegen gar nichts, stimmt’s?"

    „Sie sind ja auch in einer Ausnahmesituation und besorgt, das ist verständlich. Allerdings können Sie sich von der Sorge wegen einer männlichen Hebamme ganz leicht befreien und sich das Leben etwas einfacher machen."

    Mr. Brown atmete tief ein. „Also gut, Mr. Jones soll sich ruhig um meine Frau kümmern. Ein Aufpasser ist nicht nötig."

    Rebecca war erleichtert. „Danke, sagte sie lächelnd. „Sie können sicher sein, dass unsere sämtlichen Mitarbeiter Sie und Ihre Frau immer mit Respekt behandelt werden. Ich muss Sie allerdings auch darauf hinweisen, dass hier in unserem Krankenhaus eine Null-Toleranz-Richtlinie gilt. Beleidigungen dulden wir nicht, denn auch unsere Mitarbeiter haben ein Recht darauf, respektvoll behandelt zu werden.

    Wieder rutschte Mr. Brown auf seinem Stuhl hin und her. „Ich schulde wohl jemandem eine Entschuldigung."

    Allerdings, dachte Rebecca. Laut sagte sie: „Das müssen Sie selbst entscheiden."

    „Es tut mir leid. Ich … Manchmal kriege ich einfach Panik. Ich bin es gewohnt ..." Er verstummte.

    Wahrscheinlich war er es gewohnt, laut zu werden, wenn irgendwas nicht nach Plan lief. Sie kannte diesen Typ Mann zur Genüge, doch das war jetzt nicht das Thema. Wichtig war nur, dass Mrs. Brown so gut wie möglich versorgt wurde.

    „Gut, dann lassen Sie uns doch jetzt zurück zu Ihrer Frau gehen."

    „Ruth wird mich umbringen", sagte Mr. Brown beschämt.

    „Da gerade die Geburt ihres ersten Kindes eingeleitet wird, vermute ich, dass sie momentan anderes im Kopf hat. Rebecca lächelte. „Sie wird bestimmt froh sein, wenn Sie ihr die Hand halten, mit ihr reden und sie ein bisschen ablenken. Oder ihr ein Sandwich holen oder den Rücken massieren.

    Sie ging ihm voran in das Zimmer, in dem Mrs. Brown lag und sich mit Nathaniel unterhielt.

    Mr. Brown kam hinzu. „Tut mir leid, wenn ich Ihnen unrecht getan habe." Er streckte Nathaniel die Hand hin.

    Der schüttelte sie. „Schon in Ordnung. Beim ersten Kind ist man eben sehr angespannt und fühlt sich etwas hilflos, wenn man nicht weiß, wie man seiner Frau helfen soll."

    Offenbar hatte Mrs. Brown mit ihm über das Thema gesprochen. Rebecca fand, dass er sehr einfühlsam mit dem werdenden Vater umging.

    „Genau." Mr. Brown nickte.

    „Nathaniel kümmert sich super um mich, Mike, versetzte seine Frau. „Ich hoffe, du hörst jetzt auf, Ärger zu machen, damit wir uns auf die Geburt konzentrieren können!

    Niedergeschlagen nickte Mr. Brown.

    „Sie können Ihrer Frau noch einen Tee holen, während ich mich um das Prostaglandin kümmere", schlug Nathaniel vor.

    „Ist gut. Möchten Sie auch irgendwas?"

    „Nein, vielen Dank." Er lächelte.

    „Ich hätte gern ein Sandwich mit Hühnchensalat, meldete sich Mrs. Brown. Als ihr Mann gegangen war, fügte sie hinzu: „Mike meint das alles nicht so. Er ist eben … manchmal ein bisschen altmodisch.

    „Wir haben uns unterhalten, erklärte Rebecca. „Ich glaube, ihm ist jetzt klar, dass am Umgang mit den Patienten für medizinisches Personal rein gar nichts Sexuelles ist.

    Mrs. Brown verdrehte die Augen. „Oh nein, wie peinlich – das tut mir wirklich leid!"

    „Braucht es nicht, beruhigte Nathaniel sie. „Viele Männer, die zum ersten Mal Vater werden, empfinden das so. Jetzt konzentrieren wir uns aber auf Sie und das Baby.

    „Ich muss vor meiner Sprechstunde noch etwas Papierkram erledigen. Sagen Sie mir einfach Bescheid, falls Sie mich brauchen", sagte Rebecca.

    „Ist gut, danke", erwiderte Nathaniel. Ihm war jedoch anzusehen, dass er nicht vorhatte, das zu tun. Rebecca unterdrückte ein Seufzen. Mitarbeiter mit leicht kränkbarem Ego konnte sie im Team wirklich nicht gebrauchen. Bei dieser Arbeit war einfach kein Raum für Befindlichkeiten. Hier hatten die werdenden Mütter und ihre Babys absolute Priorität.

    Mit Nachmittags-Visite und Sprechstunde verging fast der ganze restliche Arbeitstag. Rebecca trug noch etwas in ihre Patientenakten ein, als es klopfte und Nathaniel eintrat.

    „Hallo, Dr. Hart."

    Unter normalen Umständen hätte sie ihm angeboten, dass sie sich mit Vornamen ansprachen, und ihn gefragt, ob er sich an seinem neuen Arbeitsplatz schon gut eingelebt hatte. Doch etwas an seinem Verhalten hatte sie geärgert. „Was gibt es denn, Mr. Jones?"

    „Die Browns haben eine kleine Tochter bekommen. Sie ist gesund und wiegt zwei Komma sechs Kilo."

    „Das ist ja toll! Rebecca freute sich. „Danke, dass Sie mir Bescheid gegeben haben.

    „Mit zweitem Vornamen soll sie Natalie heißen – nach mir." Er lächelte.

    Wenige Stunden zuvor hatte Mr. Brown sich noch lautstark dagegen gewehrt, dass Nathaniel seiner Frau auch nur nahekam. Und nun wollte er seine Tochter nach ihm benennen? Rebecca staunte.

    Dann wurde ihr schlagartig etwas klar: Sie hatte ohne zu fragen in einen Konflikt eingegriffen, den Nathaniel auch allein hätte entschärfen können.

    „Tut mir leid!"

    „Was tut Ihnen leid?", fragte er stirnrunzelnd.

    „Dass ich mich vorhin einfach eingemischt habe, erklärte sie. „Das hätten Sie bestimmt auch allein hinbekommen.

    Als Nathaniel sie anlächelte, lief ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken, den sie sofort unterdrückte. Schließlich hatte sie als alleinerziehende Mutter kein Interesse daran, sich auf einen Mann einzulassen.

    „Ich verstehe schon, warum Sie eingegriffen haben. Mike Brown hat ja wirklich ganz schönen Lärm gemacht."

    „Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir uns auf dem falschen Fuß erwischt haben."

    „Sie machen doch bestimmt demnächst Pause, sagte Nathaniel. „Kann ich Sie vielleicht zu einem Kaffee einladen? Als sie zögerte, fügte er hinzu: „Keine der anderen Geburtshelferinnen hat gerade Zeit. Aber ich habe eben ein Kind mit zur Welt gebracht und bin noch ganz überwältigt von dem Erlebnis. Ich möchte unbedingt mit jemandem reden, der das nachvollziehen kann."

    Erneut verspürte Rebecca bei seinem Lächeln ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. Das verwirrte sie, denn normalerweise reagierte sie nicht so stark auf Männer.

    „Ich gebe Kaffee und Kuchen aus, und im Gegenzug darf ich Ihnen von der Geburt vorschwärmen." Wieder lächelte er.

    Etwas in ihr sträubte sich. Nathaniel war sehr charmant, doch sie hatte sich schon einmal von einem sehr charmanten Mann betören und dann das Herz brechen lassen. Andererseits wollte sie sich mit dem neuen Kollegen nach dem etwas holprigen Start gut stellen. „Einverstanden, aber nur, wenn ich bezahlen darf."

    „Dr. Hart, es geht wirklich nur um einen Kaffee", sagte Nathaniel sanft.

    Rebecca errötete verlegen.

    „Was haben Sie eigentlich zu Mike Brown gesagt?"

    „Dass ich ihn ja auch als besorgten Patienten und nicht als Sexobjekt sehen würde, wenn ich als seine Ärztin zum Beispiel seine Hoden untersuchen würde. Und dass das bei Ihnen genauso ist, wenn Sie eine Frau untersuchen. Weil es Ihre Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass Kinder gesund zur Welt kommen."

    Als er lächelte, erschienen winzige Fältchen um seine dunklen Augen. Ihr fiel auf, wie lang seine Wimpern waren. „Ich hätte ja zu gern seinen Gesichtsausdruck gesehen, als Sie das gesagt haben!"

    Rebecca speicherte die Datei ab, an der sie gearbeitet hatte, und loggte sich aus. Gemeinsam gingen sie in die Kantine.

    „Sie müssen mir noch Ihre Vorlieben verraten."

    Ihr wurde heiß. Er will wissen, wie ich meinen Kaffee trinke, rief sie sich schnell in Erinnerung. Warum reagierte sie bloß so heftig auf Nathaniel? Sie flirtete doch sonst nie, zumindest nicht seit der Sache mit Lucas. „Einen skinny Cappuccino bitte, ohne Schokolade obendrauf."

    „Alles klar. Wie sieht’s mit Kuchen aus?"

    „Kuchen ist nicht so mein Fall, aber vielen Dank."

    Nathaniel bestellte den Kaffee und ein Stück Kuchen für sich. Dann suchten sie sich einen Tisch in einer ruhigen Ecke.

    „Ich war ja nicht da, als Sie hier angefangen haben, sagte Rebecca. „Wie haben Sie sich denn so eingelebt?

    „Gut! Die Kollegen sind alle total nett, erwiderte Nathaniel. „Ich habe meine Ausbildung am London Victoria Hospital gemacht. Dieser Teil der Stadt hat mir aber schon immer gefallen, deshalb habe ich mich gleich beworben, als die Stelle frei wurde. Und Sie? Arbeiten Sie schon lange hier?

    „Seit zwei Jahren. Ich habe meine Ausbildung in Hampstead gemacht." Dort hatte es ihr sehr gefallen. Doch vor dreieinhalb Jahren war ihr Mann Lucas mit dem Motorrad verunglückt. Plötzlich war sie Witwe gewesen – und alleinerziehende Mutter eines einjährigen Babys. Lucas war zu schnell gefahren, aber nicht, um so bald wie möglich bei ihr zu sein. Er hatte Risiken und den Geschwindigkeitsrausch geliebt und die vereiste Fläche auf der Straße entweder nicht gesehen oder die Gefahr bewusst in Kauf genommen.

    Lucas wurde zu seinem eigenen Krankenhaus geflogen und in die Notaufnahme eingeliefert.

    Einen Patienten zu verlieren, war immer furchtbar. Doch wenn es sich bei dem Patienten um einen Kollegen handelte, der bei allen beliebt war … Das war unerträglich. Lucas’ Tod erschütterte das ganze Team und riss Rebecca den Boden unter den Füßen weg. Noch bevor sie die Beerdigung organisieren konnte, traf sie ein weiterer Schicksalsschlag. Ihre Regel war ausgeblieben, doch das hatte sie sich mit der Belastung und dem Schmerz über den Tod ihres Mannes erklärt. Aber dann war sie ebenfalls in die Notaufnahme gebracht worden, wo man ihr mitteile, dass sie eine Eileiterschwangerschaft hatte. Sie hatte einen ihrer Eileiter verloren – und das Baby.

    Rebecca gab sich einen Ruck und schob die schmerzvollen Erinnerungen bewusst beiseite. Sie war seit dreieinhalb Jahren Witwe und alleinerziehende Mutter. Das war genug Zeit, um zu lernen, Jasmine nicht übermäßig zu behüten und nicht zu versuchen, ihr beide Elternteile zu ersetzen. Der Umzug nach Muswell Hill hatte ihr geholfen, und Jasmine fühlt sich in ihrem Kindergarten sehr wohl. „Für einen Mann ist Geburtshelfer eine ungewöhnliche Berufswahl, sagte sie. „Wie sind Sie darauf gekommen?

    „Früher war ich Bauleiter", erwiderte Nathaniel.

    „Gut, dass Mr. Brown das nicht weiß! Er hätte sicher kein Vertrauen zu einem Mann, der vom Baugerüst aus jeder Frau hinterherpfeift!"

    Er lachte – ein tiefes, wohlklingendes Lachen, das ihre Haut kribbeln ließ. „Das sind aber ganz schöne Klischees!"

    „Stimmt, gab sie zu. „Aber wenn ich an einer Baustelle vorbeigehe, wird mir ständig nachgepfiffen!

    „Na klar, Sie sind ja auch blond und hübsch!"

    Rebecca spürte, wie sie errötete. „Ich war nicht auf Komplimente aus. Ich meinte, dass Sie jeder Frau nachpfeifen!"

    „Manche Bauleute stehen auch auf Männer", entgegnete Nathaniel.

    Wollte er ihr damit sagen, dass er schwul war? „Aha. Und warum haben Sie sich einen neuen Beruf gesucht?"

    Nathaniel hatte diese Geschichte schon oft erzählen müssen. „Ich bin vom Dach gestürzt und habe mir die Wirbelsäule gebrochen, erklärte er gut gelaunt. „Vier Monate war ich im Krankenhaus.

    „Autsch!, machte Rebecca mitfühlend. „Und danach haben Sie wahrscheinlich ziemlich viel Physiotherapie gemacht.

    Er nickte. „Ich hatte jede Menge Zeit, darüber nachzudenken, womit ich mein Leben wirklich verbringen wollte. Ob ich es wagen würde, wieder auf eine Baustelle zu gehen und auf eine Leiter zu steigen."

    „Und?"

    „Na ja. Ich hatte die Wahl zwischen der Arbeit in einem Krankenhaus mit Klimaanlage und der Arbeit draußen, bei eisigem Wetter, Regen oder sengender Hitze. Und noch vor meinem vierzigsten Geburtstag würde meine Arbeit durch Arthritis noch viel schwerer werden. Er zuckte die Schultern. „Da fiel die Entscheidung nicht schwer.

    Allerdings war es nicht allein seine Entscheidung gewesen. Angie hatte beschlossen, die Verlobung mit ihm zu lösen. Seine große Liebe hatte nicht zu ihm gehalten, als er am meisten auf ihre Unterstützung angewiesen war. Denn sie hatte sich mit Nathaniel, dem Bauleiter, verlobt und war nicht bereit gewesen, ihn nach dem Unfall zu pflegen, ohne zu wissen, ob er jemals wieder gehen konnte oder vielleicht sein Leben lang auf sie angewiesen sein würde. Obwohl Nathaniel das irgendwann verstanden hatte, fiel es ihm noch immer schwer, ihr zu verzeihen.

    Hatte Angie ihn überhaupt jemals wirklich geliebt? War sein Urteilsvermögen in Bezug auf Beziehungen dermaßen schlecht? Die ganze Sache hatte Nathaniels Selbstvertrauen so erschüttert, dass er seitdem keine ernsthafte Beziehung mehr eingegangen war. Weil er nicht noch einmal erleben wollte, dass er einer Partnerin nicht genügte, ließ er sich nur auf unverbindliche, kurze Beziehungen ein.

    Aber das alles würde er Rebecca Hart nicht erzählen. Und sie hatte ja auch gar nicht danach gefragt.

    „Ich wollte einen Beruf, in dem ich etwas für andere Menschen bewegen kann, sagte er. „Die Pflegekräfte, die sich in den schweren ersten Wochen nach meinem Unfall um mich gekümmert haben, haben so viel für mich getan. Da wollte ich auch anderen Menschen helfen.

    „Ja, Pflegekräfte leisten tolle Arbeit, stimmte Rebecca zu. „Haben Sie dann sofort mit der Ausbildung angefangen, als Sie sich erholt hatten?

    Nathaniel nickte. „Ja. Ich musste zuerst ein Jahr lang einen Vorbereitungskurs machen, weil ich schon mit sechzehn von der Schule abgegangen bin. Dann habe ich einen Bachelor im Pflegebereich gemacht. Lächelnd fuhr er fort: „Das war ein tolles Studium. Ich hatte vor, mir später eine Stelle in der Notaufnahme zu suchen, weil mir das Praktikum dort am meisten Spaß gemacht hat. Aber in meinem Abschlussjahr wurde dann die Frau meines besten Freundes Jason schwanger. Er war auf Geschäftsreise, und die Familie von Denise war in Paris auf einer Familienfeier. Keiner rechnete damit, dass das Kind kommen würde, weil angeblich das erste Kind immer viel später kommt als errechnet.

    Dieses Klischee kannte Rebecca natürlich. „Lassen Sie mich raten: Die Wehen fingen viel früher an als erwartet?"

    „Genau. Denise rief mich voller Panik an. Eigentlich wollte ich nur zu Beginn der Wehen dabei sein, weil ich dachte, dass Jason rechtzeitig zur Geburt wieder da sein würde. Aber alles ging sehr schnell, und so kam er erst an, als Sienna schon ein paar Stunden alt war. Es war ein unglaubliches Gefühl, dabei zu sein, als mein Patenkind den ersten Atemzug machte. Mit einem jungenhaften Lächeln fügte er hinzu: „Meine erste Aufgabe als Patenonkel bestand darin, sie zu wickeln.

    Rebeccas blaue Augen funkelten belustigt. „Und nicht einmal das hat Sie davon abgebracht, Geburtshelfer werden zu wollen?"

    „Nein. Diese ersten Momente, das Gesicht eines neugeborenen Kindes – damit stand mein Entschluss fest. Allerdings musste ich deshalb noch eineinhalb Jahre lang eine zusätzliche Weiterbildung machen,. Ich war der einzige Mann in meinem Jahrgang, wurde aber von den meisten akzeptiert."

    „Nur von den meisten?"

    „Eine der Ausbilderinnen vertrat die Ansicht, Männer sollten keine Geburtshelfer werden, weil sie selbst keine Kinder bekommen können."

    „Komische Logik, fand Rebecca. „Dann dürfte auch niemand Herzchirurg werden, der selbst noch nicht am Herzen operiert wurde! Solche Denkweisen kann ich wirklich nicht leiden.

    Nathaniel freute sich über ihre Worte und musste sich eingestehen, dass er Rebecca falsch eingeschätzt hatte: Sie hatte vorhin einfach nur eingegriffen, um zu helfen.

    Er zuckte die Schultern. „Immerhin war ich dadurch schon ein bisschen auf solche Vorurteile vorbereitet. Jetzt habe ich immer gute Argumente parat. Die Hauptsache ist aber, dass ich meine Arbeit liebe! Für mich ist es ein absolutes Privileg, Frauen in dieser ganz besonderen und besonders sensiblen Phase zu unterstützen."

    „Hatten Sie schon öfter mit werdenden Vätern wie Mr. Brown zu tun?", wollte sie wissen.

    „Ja, ein- oder zweimal. Es gab auch ab und zu Frauen, die keine männliche Hebamme bei der Geburt dabeihaben wollten. Eine Ironie des Schicksals führte dazu, dass sie letzten Endes ihr Kind per Kaiserschnitt auf die Welt brachten, durchgeführt von einem männlichen Chirurgen. Aber die allermeisten Menschen haben überhaupt kein Problem mit mir. Er lächelte sie an. „Und Sie? Warum haben Sie sich auf Geburtshilfe spezialisiert?

    „Weil mich während der Ausbildung die Arbeit in diesem Bereich so begeistert hat, erklärte sie. „Dieser allererste Moment, wenn alles ganz still ist, das Baby die Augen aufmacht und einen ansieht – dann spiegeln sich alle Wunder der Welt auf diesem kleinen Gesicht.

    „Und diese winzigen Finger und Zehen!", ergänzte Nathaniel. „Ich liebe Babyfüße!"

    „Und die unglaublich zarte Haut!, stimmte Rebecca mit ein. „Ganz egal, wie ein Baby aussieht – es ist immer wunderschön.

    Ihr beglückter Gesichtsausdruck verschlug Nathaniel den Atem. Vor ihm saß nicht mehr eine etwas förmliche Ärztin, sondern die hübscheste Frau, die er je gesehen hatte. Seine Haut begann zu prickeln.

    „Wir scheinen uns ja ziemlich einig zu sein", stellte er fest.

    „Ja. Sie nickte. „Danke für den Kaffee, Mr. Jones.

    „Bitte nennen Sie mich doch Nathaniel." Ob sie jetzt wieder förmlich werden würde?

    „Und ich heiße Rebecca."

    Erst als sie antwortete, merkte er, dass er den Atem angehalten hatte. Das war doch verrückt!

    „Ich fürchte, ich muss wieder an die Arbeit. Aber herzlich willkommen im Team!"

    Nathaniel bedankte sich und blieb bewusst noch sitzen, um seinen Kaffee auszutrinken.

    Warum nahm er ihre tiefblauen Augen bloß so intensiv wahr? Ebenso wie die Form ihres Mundes und ihr Haar, dessen Farbe an reifen Weizen erinnerte ... Es war lange her, dass er so eine intensive Anziehung verspürt hatte.

    Nathaniel war aufgefallen, dass Rebecca keinen Ring am linken Ringfinger trug. Aber auch wenn sie nicht verheiratet war, konnte sie in einer festen Beziehung sein. Auf keinen Fall würde er sich bei den Kollegen erkundigen, denn das würde nur für Gerüchte sorgen!

    Sie hatte nicht mit ihm geflirtet, doch Nathaniel hatte sich nicht ganz zurückhalten können.

    In Bezug auf Rebecca Hart würde er sehr, sehr vorsichtig sein müssen.

    2. KAPITEL

    Am nächsten Tag begegnete Nathaniel zum Glück Rebecca gar nicht. Doch dann hatte er am Donnerstag eine Patientin, um die er sich Sorgen machte. Eigentlich war es ein Routinetermin in der vierunddreißigsten Schwangerschaftswoche. Aber Josette Kamanyas Blutdruck war für Nathaniels Geschmack etwas zu hoch.

    Noch besorgter wurde er, als er einen Urintest durchführte und darin Eiweiß nachgewiesen wurde. Der BMI der Frau lag bei über fünfunddreißig, sie hatte bereits vor der Schwangerschaft Bluthochdruck gehabt und erwartete nun ihr erstes Kind. In Nathaniels Kopf begannen die Alarmglocken zu schrillen – umso lauter, als sie ihm auch noch von vermehrten Kopfschmerzen berichtete.

    Zusammengenommen deuteten all diese Symptome auf etwas hin, das ihm ganz und gar nicht gefiel.

    „Mrs. Kamanya, dürfte ich mir mal Ihre Füße ansehen?", fragte er.

    Sie nickte überrascht und zog sich die Schuhe aus.

    „Ihre Füße und Ihre Fußknöchel sehen leicht geschwollen aus." Ein weiteres beunruhigendes Anzeichen.

    „Wahrscheinlich, weil ich viel zu Fuß gegangen bin und es für Juni ziemlich heiß ist", erwiderte sie.

    Nathaniel war nicht überzeugt. „Und wie sieht es mit Ihren Händen und Ihren Fingern aus?, erkundigte er sich sanft. „Sitzen zum Beispiel Ihre Ringe enger?

    „Ja, seit ein paar Tagen."

    Die Alarmglocken in seinem Kopf schrillten lauter. „Haben Sie in letzter Zeit Schmerzen im Bauch oder unter den Rippen?"

    „Nein."

    Er lächelte. „Gut. War Ihnen übel, oder mussten Sie sich übergeben?"

    „Nein, zum Glück nicht! Das ist schon seit mehreren Wochen vorbei."

    „Das freut mich. Noch mal zu Ihren Kopfschmerzen – haben Sie da auch verschwommen gesehen oder Lichtblitze bemerkt?"

    „Nein. Ich bekomme keine Migräne oder sowas, ich habe einfach Kopfschmerzen, die ich nicht so richtig loswerde."

    Nathaniel war noch immer nicht beruhigt, denn Frauen, die an Präeklampsie litten, hatten häufig keinerlei Beschwerden. Nur Blutdruck und Urintest wiesen dann darauf hin, dass etwas nicht in Ordnung war.

    „Gab es in Ihrer Familie jemals einen Fall von Präeklampsie?", fragte er.

    „Ich glaube nicht, dass es bei meiner Geburt irgendwelche Schwierigkeiten gab. Ich habe keine Geschwister, aber auch meine Cousinen hatten keine Probleme, soweit ich mich erinnere. Sie biss sich auf die Lippen. „Ist etwas nicht in Ordnung?

    „Ich vermute, dass Sie vielleicht unter Präeklampsie leiden, erwiderte Nathaniel. „Ich möchte aber mit einer Ärztin darüber sprechen. Wäre es Ihnen recht, wenn wir jemanden hinzuziehen?

    Angstvoll sah Mrs. Kamanya ihn an. „Fehlt meinem Baby etwas?"

    Er nahm ihre Hand. Man konnte niemals garantieren, dass alles in Ordnung war. Doch er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. „Darum geht es nicht. Wenn sich mein Verdacht bestätigt und Sie tatsächlich unter Präeklampsie leiden, dann werden wir Sie entsprechend behandeln. Es ist eine sehr häufige Erkrankung. Wir werden uns gut um Sie beide kümmern."

    Sie nickte, schien aber noch immer Angst zu haben.

    „Ich bin gleich wieder bei Ihnen, versprach er. „Trinken Sie etwas Wasser, während Sie warten, und machen Sie eine Atemübung. Legen Sie sich die Hände so auf die unteren Rippen, dass sich die Fingerspitzen gerade so berühren. Er lächelte aufmunternd, als sie seinen Anweisungen folgte. „Atmen Sie ein, zählen Sie dabei langsam bis fünf, sodass sich Ihre Fingerspitzen voneinander entfernen. Atmen Sie jetzt auf fünf aus, sodass sich Ihre Fingerspitzen wieder berühren. Wieder lächelte er. „Sehr gut. Machen Sie bitte fünfzig solcher Atemzüge. Ich bin so schnell wie möglich wieder bei Ihnen. In Ordnung?

    „In Ordnung", sagte Mrs. Kamanya tapfer.

    Außer Rebecca war kein anderer Arzt da. Nathaniel hoffte, dass sie ihn unterstützen würde, statt die Angelegenheit an sich zu reißen oder seine Befürchtungen abzutun. Als er sie sah, verspürte er wieder eine intensive Anziehung.

    „Rebecca, wären Sie so nett, eine der Mütter zu untersuchen, die ich betreue?"

    „Na klar. Was ist denn los, Nathaniel?"

    Als sie seinen Namen sagte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er gab sich innerlich einen Ruck. Jetzt ging es um die werdende Mutter und nicht um ihn. „Ich habe den Verdacht, dass Josette Kamanya Präeklampsie hat. Kurz beschrieb er Rebecca den Fall. „Hohen Blutdruck hatte sie schon vor ihrer Schwangerschaft. Und dies ist der erste Termin, bei dem Eiweiß im Urin festgestellt wurde. Aber irgendwie habe ich ein komisches Gefühl.

    „Dann liegen Sie wahrscheinlich richtig, erwiderte Rebecca. „Meiner Erfahrung nach kann man sich auf den Instinkt von Geburtshelfern verlassen.

    Nathaniel war froh, dass es offenbar keinen der Machtkämpfe geben würde, die er so gut kannte. Er ging voran in das Behandlungszimmer und stellte Rebecca Mrs. Kamanya vor.

    „Was ist denn eigentlich dieses Präeklampsie-Dings?", fragte diese.

    „Präeklampsie ist eine Krankheit, die Mütter und ihre Babys betrifft und häufig nach der zwanzigsten Woche beginnt. Es ist eine häufige Erkrankung, die bei etwa einer von zwanzig Frauen auftritt. Machen Sie sich also keine allzu großen Sorgen, beruhigte Rebecca sie. „Erste Anzeichen sind meist hoher Blutdruck und Eiweiß im Urin. Man vermutet, dass die Blutgefäße in der Plazenta sich nicht richtig entwickeln, sodass nicht so viel Blut zum Baby gelangt wie normalerweise.

    „Wird mein Baby denn gesund zur Welt kommen?", fragte Mrs. Kamanya angstvoll.

    „Sie und Ihr Baby sollten davon nicht beeinträchtigt werden. Aber wenn wir Sie nicht im Auge behalten und entsprechend behandeln, können Komplikationen auftreten", erklärte Rebecca.

    „Zum Beispiel eine Störung der Blutgerinnung, fügte Nathaniel hinzu. „Oder Sie bekommen Eklampsie und kriegen Anfälle. Auch das Schlaganfallsrisiko ist erhöht. Das klingt wahrscheinlich alles ziemlich beängstigend, aber wenn wir jetzt mit der Behandlung anfangen, können wir die Risiken erheblich senken.

    „Wie Mr. Jones bereits sagte, werden wir Sie und Ihr Baby genau im Auge behalten, sagte Rebecca. „Deshalb möchte ich jetzt mithilfe einiger Bluttests Leber- und Nierenfunktion überprüfen lassen und sicherstellen, dass Ihre Blutgerinnung in Ordnung ist. Außerdem möchte ich, dass Mr. Jones den Herzschlag des Babys überprüft. Wir werden uns per Ultraschall Ihre Plazenta genau ansehen und Ihr Blut auf den Gehalt an dem Protein Plazenta-Wachstumsfaktor testen, das Aufschluss darüber geben wird, ob Sie tatsächlich an Präeklampsie leiden oder nicht. Sind Sie damit einverstanden?

    Die Frau nickte.

    Rebecca sah sich Nathaniels Aufzeichnungen an. „Ihr Blutdruck ist mir bisschen zu hoch, deswegen würde ich Ihnen gerne etwas geben, um ihn zu senken. Das Medikament kann auch während der Schwangerschaft gefahrlos genommen werden, allerdings können Nebenwirkungen auftreten." Diese zählten sie und Nathaniel auf.

    Mrs. Kamanya biss sich auf die Lippe. „Eigentlich möchte ich in der Schwangerschaft nichts einnehmen. Ich mache mir Sorgen, dass es dem Baby schaden könnte."

    „Das bleibt ganz Ihnen überlassen, erwiderte Rebecca sanft. „Allerdings besteht die Gefahr, dass Ihr Blutdruck ohne das Medikament noch weiter steigt. Und das stellt für Ihr Baby eher ein Risiko dar.

    „Also habe ich eigentlich gar keine andere Wahl."

    Rebecca drückte die Hand der Frau. „Sie können es sich jederzeit anders überlegen, Mrs. Kamanya. Es geht einfach darum, dass es Ihnen gut geht und Sie gesund bleiben. Außerdem werden wir ja in Ihrer Nähe sein. Wenn Sie also Nebenwirkungen bemerken, können wir etwas unternehmen."

    „Sie werden in meiner Nähe sein?, wiederholte Mrs. Kamanya erschrocken. „Heißt das, ich muss im Krankenhaus bleiben?

    „Ja, ein paar Tage lang. Es kann auch sein, dass wir Sie nach Hause schicken, wo Sie dann strenge Bettruhe halten und uns sofort anrufen müssen, wenn Ihnen irgendetwas Sorge bereitet. Aber mir wäre es wie Mr. Jones lieber, wenn Sie ein paar Tage hierbleiben und wir Sie und das Baby genau im Auge behalten können." Sie schwieg kurz und fügte dann hinzu: „Eines müssen Sie noch wissen: Wenn Sie tatsächlich Präeklampsie haben

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1