Ich soll mein Kind hergeben?: Mami 2057 – Familienroman
Von Jutta von Kampen
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Gudrun saß im Salon der schönen, großzügigen Wohnung und starrte durch die offenen Glastüren hinaus auf die Terrasse. Sie sah nichts von der sommerlichen Pracht des blühenden Gartens, hörte nicht das Zwitschern der Vögel, die jetzt im Frühsommer ihre Jungen fütterten, fühlte nicht die laue, warme Luft, die von draußen hereinkam und den großen hellen Raum mit dem Duft des Sommers erfüllte. Das durfte nicht wahr sein! Das konnte nur ein böser Traum sein! Das konnte doch nicht ihr passieren! Ihr, der eleganten, gut aussehenden Frau des prominenten Anwalts Dr. Fred Braun. Waren sie beide nicht eines der Vorzeigepaare der hiesigen Gesellschaft? Jung, schön, mehr als nur wohlhabend? Gehörten sie nicht zu den Glückskindern der Society? Und vor allem: war ihre Liebe nicht fast sprichwörtlich?! Sie schluchzte auf. Doch es kamen keine Tränen. Sie war viel zu unglücklich, um zu weinen. Sie war wie – tot. Doch ihr Herz schlug dumpf und schmerzhaft. Gudrun, dass es nicht gebrochen war, als der berühmte Professor, eine international anerkannte Koryphäe auf seinem Gebiet, ihr mit milder Stimme, bemüht, die tragische Nachricht nicht ganz so schlimm klingen zu lassen, sagte: »Es tut mir sehr leid, gnädige Frau, aber auf Grund einer kleinen, an sich unbedeutenden Verwachsung können Sie keine Kinder haben.« Im ersten Moment hatte sie nicht begriffen, was er da sagte – einfach, weil es nicht wahr sein konnte. »Ich habe keine Angst vor einer Operation, Herr Professor!« Er sah sie ernst an und erwiderte vorsichtig: »Das ist etwas, was sich – leider – vorläufig – noch nicht operieren lässt.«
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Ich soll mein Kind hergeben? - Jutta von Kampen
Mami
– 2057 –
Ich soll mein Kind hergeben?
Tanja hatte eine folgenschwere Entscheidung getroffen
Jutta von Kampen
Gudrun saß im Salon der schönen, großzügigen Wohnung und starrte durch die offenen Glastüren hinaus auf die Terrasse. Sie sah nichts von der sommerlichen Pracht des blühenden Gartens, hörte nicht das Zwitschern der Vögel, die jetzt im Frühsommer ihre Jungen fütterten, fühlte nicht die laue, warme Luft, die von draußen hereinkam und den großen hellen Raum mit dem Duft des Sommers erfüllte.
Das durfte nicht wahr sein! Das konnte nur ein böser Traum sein! Das konnte doch nicht ihr passieren! Ihr, der eleganten, gut aussehenden Frau des prominenten Anwalts Dr. Fred Braun. Waren sie beide nicht eines der Vorzeigepaare der hiesigen Gesellschaft? Jung, schön, mehr als nur wohlhabend? Gehörten sie nicht zu den Glückskindern der Society? Und vor allem: war ihre Liebe nicht fast sprichwörtlich?!
So verliebt wie Gudrun und
Fred …
Sie schluchzte auf. Doch es kamen keine Tränen. Sie war viel zu unglücklich, um zu weinen. Sie war wie – tot. Doch ihr Herz schlug dumpf und schmerzhaft.
Und wieder wunderte sich
Gudrun, dass es nicht gebrochen war, als der berühmte Professor, eine international anerkannte Koryphäe auf seinem Gebiet, ihr mit milder Stimme, bemüht, die tragische Nachricht nicht ganz so schlimm klingen zu lassen, sagte: »Es tut mir sehr leid, gnädige Frau, aber auf Grund einer kleinen, an sich unbedeutenden Verwachsung können Sie keine Kinder haben.«
Im ersten Moment hatte sie nicht begriffen, was er da sagte – einfach, weil es nicht wahr sein konnte. Und sie hatte in unbekümmertem Ton geantwortet:
»Ich habe keine Angst vor einer Operation, Herr Professor!«
Er sah sie ernst an und erwiderte vorsichtig: »Das ist etwas, was sich – leider – vorläufig – noch nicht operieren lässt.«
Und dann hatte er versucht, es weitschweifig zu erklären, obwohl sie sowieso nichts davon verstand und es sie auch nicht interessierte – weshalb sie unfruchtbar war.
Wenn es ohnehin kein Mittel dagegen gab, dann war es doch egal, was der Grund war, nicht wahr?
Der Professor bedauerte, dass Fred sie nicht begleitet hatte, doch der war zu einem wichtigen Termin nach Hamburg geflogen. Sie merkte ihm an, wie unangenehm es ihm war, aber sie hatte einfach noch nicht die Kraft, aufzustehen und sich zu verabschieden. Sie saß da und sah ihn an, ohne ihn wirklich wahrzunehmen.
Irgendwann sprach er von Adoption und davon, dass es so viele Kinder gab, die sich nach einem Zuhause sehnten.
Da war sie aufgestanden und hatte sich verabschiedet.
Auf dem Mäuerchen, das die Terrasse umgab, saß eine junge, noch braune Amsel und flatterte aufgeregt bettelnd mit den Flügeln. Sie war bereits flügge, wurde aber noch von ihren Eltern gefüttert. Jetzt kam das Amselmännchen, abgehetzt und weit dünner als sein Junges, einen sich krümmenden Regenwurm im Schnabel. Das Kleine riss seinen Schnabel weit auf und flatterte noch aufgeregter.
Gudrun wandte den Kopf ab.
Wenn Fred heute Abend heimkam …
Sie wusste, dass er sie liebte. Vielleicht nicht so sehr wie sie ihn – Männer lieben anders als Frauen! Aber er liebte sie. Sie waren seit vier Jahren glücklich verheiratet.
Als ihr Schwiegervater aus gesundheitlichen Gründen aus der Kanzlei ausschied, hatte Fred das schöne alte Haus umgebaut: Die Kanzlei in den oberen Stockwerken eingerichtet und das Erdgeschoß und den ersten Stock für ihre privaten Räume ausgebaut. Die Schwiegereltern waren in ihr geräumiges Ferienhaus in Murnau gezogen.
»Für unsere Kinder ist es schöner, wenn sie direkt Zugang zum Garten haben. Bestimmt wünschen sie sich dann auch einen Hund und eine Katze und vielleicht noch einen Hasen – und da ist es natürlich auch besser, wenn sie alle nicht ständig durch das ganze Haus laufen.«
Einen Hund hatten sie schon. Einen Golden Retriever, der zu ihren Füßen lag, und sie mit seelenvollen Augen anschaute, als verstünde er, was in ihr vorging.
»Nicht, Rollo, nicht!«, bat sie und stand auf. Sie ertrug den Blick nicht länger.
Sie waren ein schönes und elegantes Paar. Fred groß, schlank und drahtig, mit dunklem Haar und hellen grauen Augen unter dichten Brauen. Er hatte eine gerade, nicht zu kleine Nase und einen energischen Mund, der unendlich weich und zärtlich sein konnte.
Auch Gudrun war groß und sehr schlank, mit attraktiven Rundungen, Traumbeinen und einem klassisch geschnittenen Gesicht mit großen, leuchtend blauen Augen unter schön geschwungenen Brauen und dichten langen Wimpern. Sie hatte eine schmale kleine Nase, einen vollen verführerischen Mund und einen Schwanenhals, wie ihn sich jede Ballerina erträumte – wie Fred zu scherzen pflegte.
Ob sie jemals wieder zusammen scherzen und lachen würden?
»Gnädige Frau, ich habe das Abendessen vorbereitet. Die Aufschnittplatte steht im Kühlschrank.« Das Hausmädchen stand in der Terrassentür. Sie hatte es nicht kommen gehört.
»Danke, Anita. Sie können sich frei nehmen. Ich brauche Sie heute nicht mehr. Morgen Frühstück wie immer. Der Herr Doktor kommt nachts zurück.«
»Sehr wohl, gnädige Frau. Danke.Einen schönen Abend.« Wie komisch die Gnädige war …
»Ihnen auch, Anita.«
Sie war froh, als sie wieder allein war.
Einen schönen Abend … Frühstück wie immer …
Als ob irgendetwas so sein könnte, wie es einmal war.
Fred! Er wünschte sich so sehr Kinder! Oh, nicht mehr als sie selbst sich Kinder wünschte! Nur: er konnte Kinder haben. Auch das hatte der Arzt festgestellt. Sie war es, die versagte.
Ja, als Frau versagte.
Gudrun stieß einen leisen, wehen Schrei aus: was würde aus ihr werden, wenn er sie verließ? Wenn sein Kinderwunsch so groß war – wie der ihrige?
Ihr blieb nichts anderes übrig,
als sich damit abzufinden. Irgendwie.
Aber er – er hatte doch die Möglichkeit!
Würde sie ihn auch noch verlieren, so wie die Kinder, die sie sich erträumt hatte?
Wenn er sie verließ und eine
andere, eine richtige Frau, heiratete …
Wenn er heimlich zu einer anderen ging …
Gudrun stöhnte auf. Sie wusste nicht, was schlimmer war.
Sie stieg die drei Treppen hinunter und wanderte langsam über die frisch gemähte Wiese. Wie wunderbar das Heu duftete!
Rollo tappte hinter ihr her.
Auf einmal schauderte sie. Es war abendlich kühl geworden. Sie hatte nicht gemerkt, wie lange sie schon im Garten hin und her ging. Jetzt sah sie, dass der Himmel hell und blass geworden war, am Horizont blinkte der Abendstern. Die Mondsichel stand weiß über den hohen Bäumen. Das Amselhähnchen saß auf dem Dachfirst und flötete sein Abendlied.
Alles war so schön und friedlich. Man konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie viel Unglück es auf der Welt gab!
»Gudrun! Schatz! Wo bist du?«
Fred war zurück!