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Uschi will Gewissheit haben: Sophienlust 382 – Familienroman
Uschi will Gewissheit haben: Sophienlust 382 – Familienroman
Uschi will Gewissheit haben: Sophienlust 382 – Familienroman
eBook131 Seiten1 Stunde

Uschi will Gewissheit haben: Sophienlust 382 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Uschi … Ursula! Ursula Kogler …! Schläfst du, oder was ist los mit dir?« Gekicher klang auf. Die Kinder in den vorderen Bankreihen drehten sich um und starrten das verblüfft blinzelnde Mädchen grinsend an. »Ursula Kogler!«, wiederholte die Englischlehrerin in strengem Tonfall. »So kann es mit dir nicht weitergehen. Meine Kollegen und ich, wir waren weiß Gott gewillt, dir gegenüber Nachsicht zu üben. Wir alle wissen, dass es schwierig für dich ist, den Verlust deiner Mutter zu verwinden. Doch was zu viel ist, ist zu viel. Dass du während der Unterrichtsstunden behaglich schlummerst, wird üble Folgen für dich haben. Du wirst deine Wissenslücken nicht mehr aufholen können und die Klasse wiederholen müssen. Überlege dir gründlich, ob es nicht günstiger für dich wäre, wenn du ausgeschlafen zum Unterricht kämst.« Das getadelte Mädchen war über und über rot geworden. Vor lauter Verlegenheit wusste es nicht, wohin es blicken sollte. »Die Ursula ist doof«, zischelte ein magerer, semmelblonder Junge. »Die Ursula bleibt sitzen. Haha – Sitzenbleiberin«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum27. Dez. 2022
ISBN9783987573125
Uschi will Gewissheit haben: Sophienlust 382 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Uschi will Gewissheit haben - Elisabeth Swoboda

    Sophienlust

    – 382 –

    Uschi will Gewissheit haben

    Bist du mein wirklicher Papa?

    Elisabeth Swoboda

    Uschi … Ursula! Ursula Kogler …! Schläfst du, oder was ist los mit dir?«

    Gekicher klang auf. Die Kinder in den vorderen Bankreihen drehten sich um und starrten das verblüfft blinzelnde Mädchen grinsend an.

    »Ursula Kogler!«, wiederholte die Englischlehrerin in strengem Tonfall. »So kann es mit dir nicht weitergehen. Meine Kollegen und ich, wir waren weiß Gott gewillt, dir gegenüber Nachsicht zu üben. Wir alle wissen, dass es schwierig für dich ist, den Verlust deiner Mutter zu verwinden. Doch was zu viel ist, ist zu viel. Dass du während der Unterrichtsstunden behaglich schlummerst, wird üble Folgen für dich haben. Du wirst deine Wissenslücken nicht mehr aufholen können und die Klasse wiederholen müssen. Überlege dir gründlich, ob es nicht günstiger für dich wäre, wenn du ausgeschlafen zum Unterricht kämst.«

    Das getadelte Mädchen war über und über rot geworden. Vor lauter Verlegenheit wusste es nicht, wohin es blicken sollte.

    »Die Ursula ist doof«, zischelte ein magerer, semmelblonder Junge.

    »Die Ursula bleibt sitzen. Haha – Sitzenbleiberin«, spottete ein anderer Bub.

    »Ruhe jetzt!«, befahl die Lehrerin. »Nehmt eure Bücher zur Hand und schlagt sie auf Seite zweiundzwanzig auf. Oliver, du beginnst.«

    Der aufgerufene Junge fing stotternd an zu lesen, wurde von der Lehrerin verbessert und aufgefordert, ein besonders schwieriges Wort zu wiederholen. Auch die Aufmerksamkeit der übrigen Schüler konzentrierte sich nun auf den Lesestoff, denn schließlich lief jedes von ihnen Gefahr, als Nächstes aufgerufen zu werden.

    Uschi Kogler unterdrückte die Tränen, die ihr in die Augen gestiegen waren. Sie war ein hübsches Mädchen mit lockigen braunen Haaren, braunen Augen und einem rundlichen Gesicht, das in letzter Zeit etwas blass und übernächtigt wirkte. Ihr war klar, dass die Lehrerin zu Recht mit ihr geschimpft hatte, denn sie war tatsächlich eingeschlafen. Zuvor, in der Biologiestunde, hatte sie noch tapfer gegen die bleierne Müdigkeit, die sie nun zu überwältigen drohte, angekämpft, doch zu Beginn der Englischstunde hatte sie den Kampf verloren, die Augen waren ihr zugefallen.

    Jetzt war Uschi wieder wach, doch sie fühlte sich wie zerschlagen. Sie schämte sich.

    In der Pause strömten die Kinder in den Schulhof, froh, dem tristen Klassenzimmer wenigstens für zehn Minuten entrinnen zu können. Uschi trottete mit gesenktem Kopf durch die Aula.

    »Na, du Schlafmütze«, hänselte Günter, der semmelblonde Junge, das Mädchen.

    »Lass mich in Ruhe«, fauchte Uschi.

    Otto, Günters bester Freund, lachte wiehernd auf und rempelte sie an, dass sie stolperte und hinfiel.

    »Ihr seid widerliche Biester«, herrschte Angelika Langenbach die beiden grinsenden Jungen an. »Verschwindet, sonst bekommt ihr es mit Nick zu tun.« Diese Drohung half, die beiden trollten sich.

    Uschi, die sich unterdessen aufgerappelt hatte, untersuchte betrübt den langen Riss in ihrer Hose, den der plötzliche Sturz verursacht hatte. »Wie soll ich das bloß flicken?«, murmelte sie.

    »Am besten überhaupt nicht. Wirf sie weg«, riet Michaela Schiller. »Sie ist sowieso unmodern. Bei mir wäre dieses grässliche Ding längst im Müll gelandet.« Michaela war das am modischsten gekleidete Mädchen der Klasse. Ihrer Tante gehörte eine Boutique auf der Hauptstraße von Maibach.

    »Du hast leicht reden«, seufzte Uschi. »Du bekommst ständig neue Sachen. Aber ich …« Sie stockte.

    »Seid ihr so arm, dass du dir keiner Hose leisten kannst?«, fragte Michaela neugierig.

    »Nein. Nur …, ich traue mich nicht, Vati darum zu bitten.«

    »So? Hast du Schwierigkeiten mit deinem Alten? An deiner Stelle würde ich kurzen Prozess machen und sämtliche alte Fetzen wegwerfen. Dann muss er dich neu einkleiden.«

    Uschi schüttelte wortlos den Kopf. Michaela wandte sich von dem offenbar unbelehrbaren Mädchen ab und gesellte sich zu einer anderen Mitschülerin, mit der sie sich besser verstand.

    »Am liebsten würde ich morgens gar nicht mehr aufstehen, sondern einfach im Bett liegen bleiben«, sagte Uschi mehr zu sich selbst.

    Angelika fing diese Bemerkung auf. Mitfühlend meinte sie: »Damit wäre dir bestimmt nicht geholfen. Du musst dich zusammenreißen und …«

    »Ach, was verstehst denn du? Ihr seid alle ahnungslos«, schnitt Uschi Angelika aufgebracht das Wort ab. »Niemand von euch weiß, was es bedeutet, seine Mutter zu verlieren.«

    »Doch, ich weiß es«, erwiderte Angelika traurig. »Meine Eltern sind bei einem Lawinenunglück ums Leben gekommen. Im Vergleich zu mir hast du es gut, du hast wenigstens noch einen Vati.«

    »Um den braucht mich niemand zu beneiden«, murmelte Uschi. »Seit Muttis Tod ist es nicht mehr mit ihm auszuhalten. Was glaubst du wohl, warum ich vorhin eingeschlafen bin?«

    »Keine Ahnung.«

    »Weil ich gestern bis Mitternacht auf war. Ich musste Vatis Anzüge ausbürsten und bügeln. Am Nachmittag war ich nämlich nicht dazu gekommen, weil ich die Fenster putzen musste, mein Vater hatte es mir befohlen. Danach musste ich das Abendessen kochen und anschließend Geschirr spülen.«

    »Das ist ja grässlich«, rief Angelika entrüstet aus. »War dein Vater immer schon so komisch?«

    »Nein. Ich habe es dir ja schon gesagt, seit Muttis Tod ist er wie ausgewechselt. Man kann kein vernünftiges Wort mehr mit ihm reden. Er meint, das bisschen Hausarbeit könnte ich ruhig erledigen. Schließlich hätte Mutti es auch geschafft, obwohl sie halbtags in einem Tabakladen beschäftigt gewesen war. Es stimmt schon, die Wohnung, das Essen und die Kleidung – alles war bei Mutti immer tipptopp. Sie war halt tüchtiger als ich.«

    »Das ist doch ganz natürlich. Sie war ja auch erwachsen, während du noch ein Kind bist. Mit zwölf fehlt einem eben noch die Übung und die Übersicht. Außerdem hält einen die Schule ganz schön in Atem. Begreift dein Vater das nicht?«

    »Nein. Er interessiert sich nicht dafür, wie ich in der Schule vorankomme. Er hat mich noch kein einziges Mal danach gefragt. Ich habe einen riesigen Bammel vor dem nächsten Zeugnis. Das muss ich unterschreiben lassen. Dann merkt mein Vater, wie schlecht ich in der Schule geworden bin.«

    »Daran ist immerhin er schuld«, betonte Angelika.

    »Das sieht er bestimmt nicht so. Ich habe mir schon überlegt, ob ich noch vor dem Zeugnis durchbrennen soll. Das Dumme ist bloß – ich weiß nicht wohin. Oma, Opa und Onkel Willi sind vor ein paar Jahren nach Australien ausgewandert. Das ist zu weit für mich. Wie sollte ich dort hinkommen? Mein anderer Großvater ist schon tot. Omi wohnt in einem Pensionistenheim, dort ist kein Platz für mich. Sonst habe ich keine Verwandten, die lieb zu mir sind. Ich habe auch schon überlegt, ob ich mir nicht irgendwo – in einer großen Stadt – eine Arbeit suchen könnte. Als Serviermädchen oder so. Ich könnte sagen, dass ich schon fünfzehn bin.«

    »Mach keinen Blödsinn«, warnte Angelika eindringlich. »Kein Mensch würde dir glauben, dass du fünfzehn bist. Du siehst keinen Tag älter aus als zwölf.«

    »Dabei werde ich bald dreizehn. Glaubst du nicht, dass ich für fünfzehn gelten könnte, wenn ich mir die Haare hochstecke, Schuhe von Mutti trage – solche mit hohen Absätzen – mich schminke und …, und eben älter mache?«

    »Davon halte ich nichts. Von zu Hause weglaufen wäre das Dümmste, was du tun könntest.«

    »Aber zu Hause halt ich es einfach nicht mehr lange aus. Ich möchte mich endlich wieder einmal gründlich ausschlafen und ein bisschen Spaß haben. Mein Vater sagt, dass Vergnügungen wie Kino oder Zirkus für uns derzeit nicht infrage kommen, weil wir nach Muttis Tod in Trauer sind. Natürlich bin ich über Muttis Tod traurig, ganz schrecklich traurig sogar, aber …, aber … ich möchte auch einmal an etwas anderes denken. Ich habe solche Sehnsucht nach jemandem, der freundlich zu mir ist und mit dem ich sprechen kann.« Uschi hielt inne, ein trockenes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle.

    »Vielleicht kann ich dir helfen«, begann Angelika. Die Schulglocke hinderte sie an weiteren Erklärungen, worüber sie im Grunde genommen erleichtert war. Sie wollte Uschi nichts versprechen, was möglicherweise nicht einzulösen war.

    *

    Beim Mittagessen im großen Speisesaal von Sophienlust hatten die Kinder einander allerlei zu erzählen. Die Großen berichteten von der Schule, die Kleinen waren an diesem Vormittag bei Andrea von Lehn im Tierheim gewesen. Heidi Holsten, eines der jüngsten Mädchen, beschrieb der neben ihr sitzenden Angelika, wie sie ein entzückendes kohlrabenschwarzes Kätzchen gestreichelt hatte.

    Nach dem Essen liefen die Kinder hinaus in den Park, der das alte Herrenhaus umgab. Er dehnte sich weit aus und ging in die Anlagen, die zum Gut Schoeneich, dem Stammsitz der Familie von Schoenecker, gehörten, über.

    Für die Kinder bildeten die weiten Rasenflächen, der alte Baumbestand und der großzügig bemessene Spielplatz ein ideales Revier zum Herumtoben. Es bestand auch die Möglichkeit, sich in aller Ruhe mit einem Buch oder einer Handarbeit auf ein stilles Plätzchen zurückzuziehen.

    »Spielst du mit uns Fangen?«, forderte Vicky Angelika auf. Die beiden waren Schwestern, sie hatten noch einen älteren Bruder namens Michael, der in Heidelberg studierte. Da ihre Eltern nicht mehr lebten, würden sie voraussichtlich in Sophienlust bleiben, bis sie erwachsen waren.

    »Nein, Vicky, heute nicht«, erwiderte Angelika auf die Frage ihrer jüngeren Schwester. »Ich muss mit Tante Isi sprechen. Hast du eine Ahnung, wann sie nach Sophienlust kommt?«

    »Nein. Frag doch Tante Ma.«

    Angelika entschloss sich, Vickys Rat zu befolgen.

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