Mei liaba Freund

Von Helmut Zöpfl und Ernst Hürlimann

In diesem Buch legt Helmut Zöpfl wieder bayerische Mundartgedichte vor. Was uns erwartet, sind gleichermaßen engagierte wie heitere Verse über vermeintlich Wichtiges und scheinbar Unbedeutendes. Zöpfl erbringt damit einmal mehr den Nachweis, dass sich berechtigte Kritik und Lebensfreude nicht ausschließen müssen. Der beliebte Münchner Autor ist sich also in seiner Auffassung vom Leben, und somit auch vom Schreiben, treu, ist er ganz "konsequent" geblieben:

Weil der sei Gegenwart
verliert, der wo bloß spart,
weil der sei Lebn verschenkt,
der bloß ans Morgn denkt,
hab i entschloßn mi:
auf d'Zukunft nimmer hi,
nimmer auf Morgn werd gspart,
i leb für d'Gegenwart.
I denk ans Heut bloß no.
Morgn fang i damit o.

• Sprache: Deutsch
• Herausgeber: Rosenheimer Verlagshaus
• Erscheinungsdatum: 30. Nov. 2022
• ISBN: 9783475549748

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Mundart

Denkts amal a bisserl nach was de Mundart für a Sprach, für a blumenreiche is und vui anschaulicher gwiß als wia Schriftdeutsch. Hörts mal her: Hoaßts im Schriftdeutsch einfach „sehr", beispielsweise sehr dünn, sehr dick, d’Mundart hat a größers Gschick: Da hoaßts kreuzbrav, pumperlgsund, zeckerlfett, stocknarrisch und maustot und muxmäuserlstaad, brettlebn und kerzngrad, lamperlfromm, schnackerlfidel, zaundürr wiara Boanagstell, gruserlgelb, fuchsteufelswuid. D’Mundart gibt a bunters Buid, wenn wer trinkt, der fuaddert naß, und versteht oaner koan Gspaß, is a Zwiderwurzn des, schaugt wer allerwei bloß bös, hoaßts: Du Grantlhauer du, und hat wer an hohen IQ, is der auf der Plattn hell, is verruckt wer, sagt ma, gell, der hat, moan i, nach mein Gfui, daad i sagn, a Radl zvui.

Umstandskramer is a Mo, der alls kompliziert geht o. Hupferts Wasser is der Sekt, Gschaftlhuaber werd derbleckt, oaner, wo sehr emsig is, oane mit recht stramme Füaß, de hat Krautstampfer. A Dauch is a Soße und der Bauch werd a Hendlfriedhof gnennt. Wenn wer umananderrennt bloß als wia im Schlaf rundum, hoaßts: der lauft traamhapert rum. Krispemanderl is der Wicht, und wer pausenlos bloß spricht, redt as Mäu se gfransert no. Wia der Lump am Steckerl so tanzt oft, wer - auf Hochdeutsch - lax, auf Bayrisch, niamals se an Hax ausreißt, obwohl daß er gwiß stark, d.h. körndlgfuaddert is. Ganz im Gegensatz dazua hat der ander a Figur wiara Sack voll Hirschgweih, und so gaangs weiter no fünf Stund. Jetzt sagts selber, denkts mal nach: Is de Mundart net de Sprach, de was aussagt, des was stimmt, weil de Sprach von Herzen kimmt? Sagts amal, waar des net schad, wenn deselbe aussterbn daad, bloß weil manche glaubn, daß’ dann bsonders wia gebildet san, wenns a Sprach redn ohne Gmüat und weil ma se oft geniert zu dem, wo ma her is, z’steh? Dazua konnst bloß sagn: Oje, Wennst as redn hörst dann: „Schemie, „Schina oder „Schirurgie". Worthuisn und Wortsalat, Schlagwörter, a Neudeutsch grad, des wo falsch is hint und vorn,