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Mein großes Weihnachtsbuch
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eBook290 Seiten3 Stunden

Mein großes Weihnachtsbuch

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Über dieses E-Book

Weihnachten - das ist das Fest der Geburt des Erlösers und ein Anlass, uns wieder auf unser Verhältnis zu Gott, zum Nächsten und zu uns selbst zu besinnen. Aber stimmt das heute wirklich noch, ist es nicht längst zu einem Fest von Konsum, Lärm und Hektik verkommen?
Der vielseitige bayerische Schriftsteller Helmut Zöpfl hat sich in seinen zahlreichen Prosa- und Gedichtbeiträgen, unterhaltsamen Geschichten und Szenen zum Thema Gedanken gemacht. Er findet viele nachdenkliche und viele ermutigende, aber auch kritische Worte, die doch mit ihrem augenzwinkernden Humor immer versöhnlich bleiben.
Ein ausgezeichnetes Lesefutter für lange Winterabende!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum2. Dez. 2015
ISBN9783475545511
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    Buchvorschau

    Mein großes Weihnachtsbuch - Helmut Zöpfl

    Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2010

    © 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

    www.rosenheimer.com

    Titelillustration und Illustrationen im Innenteil: Sebastian Schrank, München

    Satz: Bernhard Edlmann Verlagsdienstleistungen, Raubling

    eISBN 978-3-475-54551-1 (epub)

    Worum geht es im Buch?

    Helmut Zöpfl

    Mein großes Weihnachtsbuch

    Weihnachten — das ist das Fest der Geburt des Erlösers und ein Anlass, uns wieder auf unser Verhältnis zu Gott, zum Nächsten und zu uns selbst zu besinnen. Aber stimmt das heute wirklich noch, ist es nicht längst zu einem Fest von Konsum, Lärm und Hektik verkommen? Der vielseitige bayerische Schriftsteller Helmut Zöpfl hat sich in seinen zahlreichen Prosa- und Gedichtbeiträgen, unterhaltsamen Geschichten und Szenen zum Thema Gedanken gemacht. Er findet viele nachdenkliche und viele ermutigende, aber auch kritische Worte, die doch mit ihrem augenzwinkernden Humor immer versöhnlich bleiben.

    Ein ausgezeichnetes Lesefutter für lange Winterabende!

    Inhalt

    EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE

    Der Schein des Sterns

    IM WEIHNACHTSSTRESS

    Die Weihnachtsansprache

    Der erste Schnee

    Buchbinder Wanninger modern oder Die gerettete Weihnachtsfeier

    Weihnachts-Konflikt

    Die Weihnachtsfeiervorbereitung

    Igerl und die Freude

    Auf Weihnachten wieder an Weihnachten denka

    Eine »heiße« Weihnachtsgeschichte

    DIE ZEIT DER HOFFNUNG

    Vom Sinn und Unsinn des Wartens

    Advent

    Woran denken Sie, wenn Sie das Wort »Weihnacht« hören?

    Sterne

    Alles ist neu geworden

    Was sagt uns Weihnachten heute?

    (UN-)WEIHNACHTLICHE GRANTELEIEN

    Lustige Weihnachtsmusikanten

    Wunderbare Bekehrungen

    Weihnachtsfragen

    Der Streit

    Der kleine König im Spielzeugladen

    Der kleine König bei den Theologen

    Die Vereinslesung

    Igerl und das Wintergedicht

    Der kleine König beim Hilfswerk

    Igerl und die Botschaft »Ehre sei Gott in der Höhe«

    GUTE GEDANKEN FÜR DAS FEST

    Hat Weihnachten noch eine Zukunft?

    A Stern hat gleucht’

    Das Neue — Gedanken für Weihnachten

    Zuaschaung

    Ein Weihnachtsbrief an die Tochter

    Am Anfang war das Wort

    Gott

    Dezembergedanken

    Der Besuch

    Neues Leben

    Der barmherzige Samariter heute

    Nachbarschaft heute

    Gedanken zwischen den Jahren

    As Land liegt zuadeckt unterm Schnee

    Vom Umtausch ausgeschlossen

    Energiequellen für das neue Jahr

    UND JETZT WIRD RICHTIG GEFEIERT!

    Zeitverschiebung

    Die Weihnachtslesung

    Aber bitte mit Glühwein!

    Das Weihnachtsspiel

    Weihnachtstraditionen

    Sprachforschung

    De staade Musi

    Schalttag

    Die Weihnachtsfeier im »Vital-Club«

    Der alte Brauch

    Die Krippe

    DIE

    WEIHNACHTLICHE FROHBOTSCHAFT

    Botschaften

    Zeitlang

    Stille Nacht, heilige Nacht

    Der kleine König entdeckt das Heil

    EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE

    Der Schein des Sterns

    Das Schicksal hatte es nicht so gut gemeint mit dem kleinen Pauli. Seine Eltern waren im alten Schlesien Gutsverwalter gewesen. Da war es ihm und seinen zwei älteren Brüdern zuerst noch einigermaßen gut gegangen. Aber es tobte damals schon der Zweite Weltkrieg. Der Vater, der nicht mehr der Gesündeste war und deswegen zunächst vom Wehrdienst verschont blieb, wurde ganz zum Schluss noch zum Volkssturm eingezogen und fiel kurz darauf.

    Ja, und der Rest der Familie musste kurz darauf fliehen. Auf der Flucht wurden sie von einer bösen Seuche heimgesucht. Die zwei Brüder fielen ihr zum Opfer. Der Pauli überlebte zwar, aber er stürzte unterwegs so unglücklich, dass er sich das Becken brach. Die ärztliche Versorgung ließ damals natürlich zu wünschen übrig. Man legte ihn in Gips und brachte ihn und seine Mutter in ein Auffanglager. Da lag er viele Wochen lang, nur notdürftig versorgt und ohne besondere ärztliche Betreuung. Als das Lager aufgelöst wurde, brachte ihn ein Krankentransport, immer noch im Gipsbett, in seine neue Heimat: einen kleinen Ort in Bayern. Endlich kümmerten sich Ärzte um den kleinen Buben. Als sie ihm den Gips abnahmen, schüttelten sie aber den Kopf: »Da ist nicht mehr viel zu machen«, stellten sie fest. Der Fuß sei verkorkst. Irgendwie sei alles falsch zusammengewachsen und das eine Bein werde wohl für alle Zeiten kürzer bleiben. Der Mutter teilte man in dem damals üblichen, recht rüden Sprachgebrauch mit, ihr Sohn werde wohl ein »Krüppel« bleiben.

    Als der Krieg zu Ende war, arbeitete Paulis Mutter auf einem Bauernhof als Magd. Die beiden wohnten in einer winzigen Kammer. Trotz der großen Armut war es für den Buben eine schöne Zeit, denn seine Mutter kümmerte sich rührend um ihn und versuchte ihm, so gut es ging, das Gehen beizubringen. Ein Knecht am Bauernhof zimmerte dem Buben eine Krücke, mit deren Hilfe er sich immer besser fortzubewegen lernte.

    Bald suchte der inzwischen Fünfjährige Kontakt zu den Kindern des Ortes. Er wurde als Spielgefährte durchaus anerkannt, doch das hinderte die anderen nicht daran, ihn hin und wieder »Hinkebein« zu heißen. Bei den meisten Spielen war er kein vollwertiger Akteur, aber der Pauli begnügte sich auch dankbar mit der Rolle einer Randfigur. Wenn die anderen Fußball spielten, machte er den Linien- oder Schiedsrichter und manchmal, wenn der Torwart fehlte, stellte man ihn sogar zwischen die, in der Regel durch zwei Ziegelsteine markierten »Torpfosten«.

    Pauli hatte zwei große Hobbys: Zeichnen und Basteln. In der Adventszeit malte er stundenlang mit seinen Farbstiften Bilder oder bastelte aus Papier Weihnachtsschmuck, vor allem Sterne. Denn die Sterne hatten es ihm besonders angetan. Immer wieder wollte er von seiner Mutter die Geschichte von den Heiligen Drei Königen hören, die der Stern zur Krippe des Christkindes geleitet hatte.

    »Weißt du«, sagte er einmal zu seiner Mutter, »irgendwie verstehe ich diese drei Könige nicht ganz.« — »Wieso?«, fragte die erstaunt zurück. — »Die haben dem kleinen Jesulein doch Gold, Weihrauch und Myrrhe gebracht?« — »Ja und?«, meinte die Mutter. — »Weihrauch, Gold und Myrrhe, was soll denn ein kleines Kind mit so was anfangen? Da hätte ich mir schon etwas Besseres gewusst«, behauptete er. — »Was hättest du denn mitgebracht?«, wollte die Mutter wissen. — Darum war er nicht verlegen: »Vielleicht eine Tafel Schokolade, einen Vanillepudding oder Gummibärchen. Und auf alle Fälle was zum Spielen, einen Teddybären oder einen Ball. — Du«, sagte er plötzlich, »ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als dass ich einer der drei Könige gewesen wäre.«

    Diese Idee setzte sich im Kopf Paulis immer mehr fest. Liebevoll malte und bastelte er zum nächsten Weihnachtsfest für die bescheidene Krippe, die sie schon hatten, die drei Weisen aus dem Morgenland mit einem prächtigen Gefolge, samt Kamelen und Elefanten. Von seiner Mutter wünschte er sich ein paar bunte Tücher, die er dann kunstvoll zu einem Königsgewand drapierte. Und natürlich fertigte er auch für jeden der drei eine hübsche goldene Krone an.

    In den Tagen darauf saß er oft stundenlang vor einem Blatt Papier und versuchte ein Gedicht zu schreiben, das er den König sagen lassen wollte. Es dauerte, bis er mit dem Ergebnis endlich zufrieden war. Er schrieb alles fein säuberlich mit seiner schönsten Schrift auf ein buntes Blatt und verzierte es mit Sternen. Zum Geburtstag hatte er sich eine Mundharmonika gewünscht, und seine Mutter hatte es tatsächlich fertiggebracht, ihm diesen Wunsch auch zu erfüllen. Ganz allein brachte er sich ein paar Lieder bei und dachte sich sogar eigene Melodien aus. So versuchte er nun auch zu seinem Gedicht die passende Musik zu komponieren. Glücklich spielte und sang er nach einiger Zeit seiner Mutter das alles vor. Die schaute erstaunt: »Wo hast du denn das her?« — Stolz erzählte ihr Pauli, dass er sowohl der Dichter als auch der Komponist sei. »Meinst du, das Christkind hätte sich über das Lied gefreut, wenn es ihm der Balthasar beim Besuch an der Krippe vorgetragen hätte?« — »Da bin ich mir ganz sicher«, lächelte seine Mutter. »Sing es aber auf jeden Fall heuer dem Jesulein in der Krippe unter unserem Christbaum vor.«

    Das Weihnachtsfest, das Pauli mit seiner Mutter in dem kleinen Zimmer feierte, war zwar bescheiden, aber doch wunderbar. Die Mutter hatte das Bäumchen, das sie von ihrem Bauern geschenkt bekommen hatte, kunstvoll geschmückt, sie hatte die besten Plätzchen der Welt gebacken — so empfand es der Pauli –, und doch tatsächlich den Karl-May-Band, den sich der Pauli gewünscht hatte, in einer uralten Ausgabe erstanden. Er seinerseits hatte für seine Mutter ein herrliches Bild gemalt und ein buntes Armband gebastelt.

    Zwischen Weihnachten und Heilig Drei König ereignete sich auf dem Hof des Bauern, bei dem sie wohnten, etwas, was für Pauli höchste Bedeutung bekommen sollte. Die zwei Knechte am Hof, der Hartl und der Leo, beschlossen, mit einem Kollegen aus der Nachbarschaft, dem Ludwig, am Dreikönigstag als Sternsinger von Hof zu Hof zu ziehen. Sie taten das, anders als es heute üblich ist, nicht für einen guten Zweck, sondern ausschließlich zum eigenen Wohl. Das war damals weithin üblich, und keiner dachte sich etwas dabei.

    Pauli, der Zeuge ihrer Abmachung wurde, fragte schüchtern, ob er nicht auch mitgehen könne. — »Du als heiliger Dreikönig?«, lachte der Knecht vom Nachbarhof hämisch. »Ich kann mich nicht erinnern, dass einer von denen eine Krücke hatte.« — Traurig wollte Pauli sich davonmachen, da rief ihm der gutmütige Hartl nach: »Pauli, lass den Kopf nicht hängen. Weißt du, wir sind ja schon drei. Aber vielleicht könntest du ja den Stern vor uns hertragen. Aber denk dran, dass es sehr anstrengend sein wird, durchs ganze Dorf zu ziehen und überall anzuklopfen.«

    Der Ludwig murmelte etwas von unnötiger Belastung, gab dann aber doch nach, und so machten sich die vier am Dreikönigstag auf ihre Sternsingertour. Der Pauli hatte einen wunderschönen Stern gebastelt und trug das bunte Gewand, freilich unter Verzicht auf eine Königskrone.

    Die Sternsinger wurden von allen freundlich aufgenommen. Sie sagten dann ihre üblichen Verse auf: »Die Heiligen Drei Könige sind wohlgeborn. Sie reiten daher mit Stiefel und Sporn …« Oder auch: »Die Heiligen Drei König’ mit ihrigem Stern, die essen und trinken und zahlen nicht gern …«

    Ja, und dann hielten sie den so Heimgesuchten noch einen Hut hin, in den sie bald mehr, bald weniger Geld hineingelegt bekamen. Manche gaben auch Naturalien in Form von Kletzenbrot, Lebkuchen oder da und dort mal ein Stück Geräuchertes. Auch der Pauli bekam das eine oder andere zugesteckt und verstaute es in einem Säcklein, das er vorsichtshalber mitgenommen hatte.

    Der Tag neigte sich. Die drei Könige meinten, dass es allmählich Zeit wäre, das Sternsingen zu beenden. Es hatte zu schneien begonnen, und trotz eines gelegentlichen Schluckes aus einer Flasche mit Obstler, den sie bei einem ihrer Besuche bekommen hatten, froren sie immer mehr. »Aber wir müssen doch noch zu den Zirkusleuten«, monierte der Pauli.

    Seit ein paar Wochen hatte ein kleiner Zirkus draußen vor dem Dorf sein Winterlager aufgeschlagen. In ein paar Wohnwägen versuchte die Familie mit den Tieren mehr schlecht als recht über den Winter zu kommen.

    »Bist narrisch wordn?«, schimpfte der Ludwig. »Noch zu der herglaufnen Bagage hinzurennen bei der Kältn. Bei denen ist nichts zu holen, die haben doch selber nichts.« Auch die anderen zwei Knechte winkten ab und meinten, dass es jetzt genug sei. »Wir gehen noch auf ein Schlückerl zum Alten Wirt und zählen einmal nach, ob sich die Bethlehem-Rallye gelohnt hat«, meinte der Ludwig. — »Komm mit, Pauli«, rief der Hartl. »Ich geb ein Limo für dich aus.« — »Nein, danke«, antwortete der, »ich komm schon nach Hause. Danke fürs Mitnehmen.« Während die drei eilig das Wirtshaus aufsuchten, machte sich der Pauli aber nicht auf den Nachhauseweg, sondern ging trotz immer stärker werdenden Schneetreibens zielstrebig auf das Notlager der Zirkusleute zu. Er war schon sehr erschöpft. Sein krankes Bein schmerzte und an der Hand, mit der er die Krücke hielt, hatten sich einige Blasen gebildet. Dennoch hielt er tapfer durch.

    An einem der Wohnwägen sah er noch Licht und klopfte an. Eine Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm machte vorsichtig die Tür auf. Als sie den Buben mit dem Stern erblickte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. »Komm doch rein«, rief sie. »Du darfst aber nicht erschrecken, uns geht’s zurzeit nicht sehr gut.«

    Dem Pauli bot sich ein recht trauriges Bild. Zwei größere Kinder lagen mit rotem Kopf im Bett, an dem der Vater saß und ihnen einen Tee einflößte. Der Pauli erinnerte sich an sein Lied und begann mit klarer Stimme zu singen:

    »Und ein Stern, der hat gleucht’

    so hell überm Stall,

    dass sein Schein und sein Glanz

    warn zu sehn überall.

    Aus der Ewigkeit rüber

    in die Zeit, in die Welt,

    ist’s gekommen, das Leuchten,

    hat das Dunkel erhellt.

    Hat nie mehr so hell

    wo aufg’scheint ein Stern

    wie in Bethlehem damals

    zur Geburt unsres Herrn.«

    Die Kinder und ihre Eltern hörten ihm andächtig zu. »Wir würden dir gern was geben, aber wir haben zurzeit selber nicht das Nötigste«, meinte der Mann. »Aber vielleicht macht dir das eine kleine Freude«, sagte er und kramte aus seiner Hosentasche einen kleinen bunten Stein heraus. »Der schaut doch ganz schön aus. Schau hin, wie er funkelt. Ich hab ihn irgendwann selber von einem Besucher unseres Zirkus geschenkt bekommen, dem unser Programm offensichtlich besonders gefallen hat.« — »Vergelt’s Gott«, bedankte sich der Pauli. »Ich hab euch im Übrigen etwas mitgebracht. Die Heiligen Drei Könige hatten ja auch ein Mitbringsel.« Und er leerte sein Säcklein auf dem Tisch aus. Es hatte sich ansehnlich mit guten Dingen gefüllt — sogar eine Tafel Schokolade war dabei. Dann machte er sich auf seinen Nachhauseweg. Die Mutter erwartete ihn schon ängstlich. Als er ihr alles erzählt hatte, schloss sie ihn in die Arme und streichelte liebevoll seinen Kopf.

    Viele Jahre sind seither verstrichen. Der Pauli ist mit seiner Mutter in die Stadt gezogen und hat eine Lehre als Buchbinder gemacht. Bald konnte er sich dann auch eine Prothese für seinen Fuß kaufen, die ihm eine gewisse Erleichterung brachte. Mit seiner Mutter zusammen hat er sich dann sogar das Geld für eine kleine Eigentumswohnung zusammengespart.

    Mit bewundernswerter Energie schaffte es der Pauli, in fortgeschrittenen Jahren noch den Führerschein zu machen, vielleicht in erster Linie, um seine Mutter in ihren späten Jahren mit kleinen Fahrten Freude zu bereiten. An Weihnachten vertraute diese ihrem Sohn ihren großen Wunsch an: »Glaubst du, es ist möglich, dass wir noch einmal an den Ort fahren, wo wir einst gewohnt haben?« Selbstverständlich erfüllte der Pauli seiner Mutter den Wunsch. Am Ziel mussten sie feststellen, dass alles anders geworden war. Der Bauernhof war an irgendeinen reichen Bankdirektor verkauft worden, der ihn zum Wochenendsitz umgebaut hatte. Sie gingen dann zum Abendessen in den Alten Wirt, der aber inzwischen zu einer Pizzeria geworden war.

    Als es schon dunkelte, machten sie sich auf den Heimweg. Nach ein paar Minuten begann ein so dichtes Schneetreiben, dass Pauli kaum mehr ein paar Meter sehen konnte. Zu allem Unglück begann der Motor zu stottern. Pauli fuhr an den Straßenrand, stellte den Motor ab und versuchte das Auto nach ein paar Minuten wieder zu starten. Vergebens. Da war guter Rat teuer. »Es bleibt wohl nichts anderes übrig«, sagte Pauli zu seiner Mutter, »als dass ich ins Dorf zurückgehe und Hilfe hole. Gott sei Dank habe ich für alle Fälle im Kofferraum noch eine Decke für dich.« Die Mutter widersprach zunächst, meinte aber dann doch nach einiger Zeit: »Vielleicht ist es wirklich das Beste. Pass aber gut auf dich auf!«

    So stapfte der Pauli also durch den Schnee in Richtung Dorf. Bald spürte er die ersten Schmerzen an seinem Bein, das natürlich eine solche Belastung nicht gewohnt war. Schon wollte er wieder umkehren, da erblickte er eine winzige offene Scheune. Er schleppte sich in sie hinein. »Ich ruh mich ein paar Minuten aus«, murmelte er und legte sich seufzend ins Heu. Auf einmal schreckte er hoch. Ein paar Gestalten kamen aus dem Schneetreiben heraus näher und näher. Aber was war denn das? Hinter einem kleinen Buben, der einen leuchtenden Stern vor sich hertrug, folgten doch tatsächlich die Heiligen Drei Könige. Sie blieben vor ihm stehen. Pauli glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Der Sternträger sang mit heller, klarer Stimme: »Und ein Stern, der hat gleucht’ so hell übern Stall, dass sein Glanz und sein Schein warn zu sehn überall …«

    Als der Kleine zu Ende gesungen hatte, reichte ihm einer der Könige eine Feldflasche mit einem heißen Getränk. Dann zogen sie weiter.

    Pauli verfiel, ohne dass er das wollte, in einen tiefen Schlaf. Er wurde durch einen lauten Motorenlärm aufgeweckt. Ein Mann im Lodenmantel stieg aus seinem Jeep aus. »Was machen Sie denn da?«, rief er, »da komme ich wohl zur rechten Zeit.«

    Pauli, der noch immer die warme Flasche in der Hand hielt, schaute ihn erstaunt an.

    »Nie und nimmer«, sagte der Mann, »wäre ich heute bei einem solchen Wetter nochmals rausgegangen. Aber als ich zum Fenster rausgeschaut habe, habe ich da hinten im Wald einen ganz merkwürdigen

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