Zartbittere Gefühle: Dr. Norden Extra 97 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Findet ihr nicht, dass es langsam an der Zeit ist, an Frau und Kinder zu denken?«, fragte Magnus Dexter mit brüchiger Stimme und richtete seine wasserblauen Augen auf seine Söhne Oliver und Alexander. Die drei Männer saßen im Kaminzimmer des herrschaftlichen Anwesens beisammen, ein Feuer knisterte, und der sanfte Schein verbreitete eine heimelige Atmosphäre. Doch das romantische Bild trügte. Der Alte hatte nicht im Sinn, Zweifel an seinem Vorhaben aufkommen zu lassen. »Ich bin nicht mehr der Jüngste«, fuhr er fort, als er keine Antwort von seinen Söhnen bekam. »Und ich möchte noch meinen Erben zu Gesicht bekommen, ehe ich diese Welt verlasse.« »Deine Erben sitzen vor dir«, erklärte Oliver und streifte seinen Bruder mit einem Seitenblick. »Ihr wisst genau, was ich meine. Muss ich deutlicher werden?« »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Vater. Oli und ich werden uns die Verwaltung der Häuser und des Vermögens teilen. Das ist doch schon lange geklärt.« Unruhig rutschte Alexander auf seinem gepolsterten Stuhl hin und her. Wenn Magnus so ernst mit ihnen sprach, führte er meist nichts Gutes im Schilde. »Gar nichts ist geklärt. Ich möchte einen Enkelsohn, habe ich mich jetzt deutlich genug ausgedrückt? In eurem Alter war ich schon lange verheiratet und nahm meine Pflichten wahr.
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Dr. Norden Bestseller – Neue Edition
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Buchvorschau
Zartbittere Gefühle - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 97 –
Zartbittere Gefühle
Wo warst du, als ich einsam war?
Patricia Vandenberg
»Findet ihr nicht, dass es langsam an der Zeit ist, an Frau und Kinder zu denken?«, fragte Magnus Dexter mit brüchiger Stimme und richtete seine wasserblauen Augen auf seine Söhne Oliver und Alexander. Die drei Männer saßen im Kaminzimmer des herrschaftlichen Anwesens beisammen, ein Feuer knisterte, und der sanfte Schein verbreitete eine heimelige Atmosphäre. Doch das romantische Bild trügte. Der Alte hatte nicht im Sinn, Zweifel an seinem Vorhaben aufkommen zu lassen. »Ich bin nicht mehr der Jüngste«, fuhr er fort, als er keine Antwort von seinen Söhnen bekam. »Und ich möchte noch meinen Erben zu Gesicht bekommen, ehe ich diese Welt verlasse.«
»Deine Erben sitzen vor dir«, erklärte Oliver und streifte seinen Bruder mit einem Seitenblick.
»Ihr wisst genau, was ich meine. Muss ich deutlicher werden?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Vater. Oli und ich werden uns die Verwaltung der Häuser und des Vermögens teilen. Das ist doch schon lange geklärt.« Unruhig rutschte Alexander auf seinem gepolsterten Stuhl hin und her. Wenn Magnus so ernst mit ihnen sprach, führte er meist nichts Gutes im Schilde.
»Gar nichts ist geklärt. Ich möchte einen Enkelsohn, habe ich mich jetzt deutlich genug ausgedrückt? In eurem Alter war ich schon lange verheiratet und nahm meine Pflichten wahr. Ihr hingegen lebt unbekümmert euer Lotterleben, verprasst mein sauer verdientes Geld und denkt gar nicht daran, eine Verpflichtung einzugehen. Damit ist jetzt ein für alle Mal Schluss.« Magnus räusperte sich ausgiebig und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Teetasse. »Derjenige, der mich zuerst zum Großvater eines Jungen macht, erbt das gesamte Vermögen. Punktum.«
»Das ist nicht dein Ernst, Vater.«
»Du kannst doch nicht wollen, dass ich irgendeine Frau heirate, nur damit du einen Enkelsohn bekommst«, empörte sich Alexander.
»Ich will, dass ihr anfangt, eure Liebschaften und das Leben ernst zu nehmen. Das ist alles. Und jetzt will ich nicht mehr davon sprechen. Ich bin müde und werde ein wenig schlafen. Oliver, geh und hol Anni. Sie soll mir helfen.«
»Aber Vater ...«.
»Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?«, für Magnus war das Gespräch unwiderruflich beendet. Er lehnte sich in seinem Ohrenbackensessel zurück, schloss die Augen und atmete geräuschvoll ein und aus.
Oliver, der wusste, dass jedes weitere Wort nutzlos war, erhob sich seufzend und mit bitterer Miene. Alexander stand ebenfalls auf und folgte ihm. Schon arbeiteten die Gedanken in seinem Kopf, und er betrachtete seinen Bruder argwöhnisch.
»Wie läuft es denn eigentlich zwischen dir und Elena?«
Aufgebracht musterte Oliver den Jüngeren.
»Hätte ich es mir doch denken können. Du lässt dich also aus lauter Geldgier auf dieses faule Geschäft ein.«
»Haben wir eine andere Wahl?«
»Statt uns durch so eine Geschichte entzweien zu lassen, sollten wir zusammenhalten und überlegen, was jetzt zu tun ist«, erklärte Oliver ernst.
Alexander warf ihm einen hämischen Blick zu.
»Tu doch nicht so, als wären wir beide die besten Freunde. Zeit unseres Lebens wachen wir eifersüchtig darüber, dass der andere nicht bevorzugt wird. Vater hat mit seiner Forderung nichts anderes getan, als den Kampf offiziell zu machen.«
Oliver antwortete nicht sofort. Er bedachte seinen Bruder mit einem eingehenden Blick. Schließlich seufzte er.
»Schade, dass du es so siehst. Im Grunde genommen hatte ich die Hoffnung nie aufgegeben, dass wir uns eines Tages wirklich näherkommen könnten. Aber ich habe mich wohl geirrt, was ich sehr bedauerlich finde«, sagte er aufrichtig. »Nun habe ich allerdings keine Zeit mehr. Ich muss Anni suchen. Vater braucht sie.«
Mit diesen Worten verschwand er in der weitläufigen Halle, um die Pflegerin seines Vaters zu suchen.
Alexander blickte ihm achselzuckend nach, ehe auch er sich umwandte und pfeifend, mit den Händen in den Hosentaschen, seines Wegs ging, um sich den angenehmen Dingen des Lebens zu widmen.
*
»Das Leben hat auch durchaus angenehme Seiten.«
Marion Schott saß in der kleinen Küche der Wohnung, die sie sich mit ihrer Freundin Thea und deren Sohn Steffen teilte.
Sie hatte die Füße hochgelegt und wärmte sich die Hände an einer Tasse Tee.
Thea, die in der kleinen Küche herumhantierte, seufzte.
»Unter angenehm verstehe ich etwas anderes. Wenn wenigstens die Heizung richtig funktionieren würde. Und ich bin schon wieder knapp bei Kasse. Ach, so ein Millionärssohn, das wäre schon etwas.«
»Da kannst du lange träumen. Ich verlasse mich da lieber auf Realitäten. Lex ist zwar kein reicher Mann, dafür liebt er mich von ganzem Herzen.«
»Wie kannst du dir dessen so sicher sein? Du kennst ihn doch kaum, warst noch nie bei ihm zu Hause, und selbst aus seinen Freunden macht er ein Geheimnis«, stellte Thea sachlich fest. Sie hatte ihre Hausarbeit beendet und setzte sich nun ebenfalls an den Tisch, um mit ihrer Freundin und Mitbewohnerin zu plaudern. »Zumindest mir könntest du ihn wenigstens einmal vorstellen.«
»Lex mag das noch nicht. Er hat schon zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Warum willst du das nicht akzeptieren?«
»Weil ich Geheimnistuerei nicht ausstehen kann. Das macht alles schon wieder so kompliziert und klingt beileibe nicht nach ernsten Absichten.«
»Du bist ja nur neidisch, weil du keinen abkriegst«, lachte Marion ein wenig überheblich.
»Nein, wirklich nicht. Ich möchte Steffen nur nicht alle paar Wochen einen neuen Mann zumuten und treffe meine Auswahl daher sorgfältig.«
»Hör mal, deinen letzten Freund hattest du vor zwei Jahren. Und Stef ist inzwischen elf Jahre alt. Da verkraftet er schon mal einen Mann neben sich. Willst du dein Leben in den nächsten Jahren als Nonne verbringen?«
»Ich bin eben wählerisch. Wenn ich mich auf eine neue Liebe einlasse, dann möchte ich diesmal wissen, dass es der Richtige ist. Von Experimenten habe ich die Nase voll. Aber was ist denn mit dir? Du bist ja auf einmal ganz bleich«, fragte Thea und starrte ihre Freundin erschrocken an.
Tatsächlich war Marion innerhalb von Sekunden leichenblass geworden und presste ihre Hand auf den Bauch.
»Ich weiß auch nicht. Diese merkwürdigen Krämpfe habe ich schon seit einiger Zeit. Sie kommen ganz plötzlich und dauern immer nur kurz.«
»Du solltest zum Arzt gehen.«
»Ach was, das geht schon wieder vorbei«, winkte Marion leichtfertig ab und versuchte ein Lächeln.
»Solche Dinge darfst du nicht auf die leichte Schulter nehmen«, blieb Thea jedoch hart. »Weißt du was? Ich bin später ohnehin bei Dr. Norden, um ein Rezept für Steffen abzuholen. Dann mache ich gleich einen Termin für dich aus.«
»Wenn es unbedingt sein muss, Mama«, sagte Marion ironisch.
Thea ließ sich davon nicht beirren.
»Natürlich. Und jetzt muss ich los, ein paar neue Termine für die Stadtführungen ausmachen. Bis später.« Thea erhob sich, stellte ihre Tasse in die Spüle und lächelte Marion zu. Dann verließ sie die Küche. Wenig später klappte die Wohnungstür zu, und Marion wusste, dass sie alleine war. Sie lauschte in sich hinein. Die Krämpfe waren ebenso plötzlich verschwunden, wie sie gekommen waren, und das Wohlgefühl kehrte zurück. Schnell verdrängte Marion die Angst. Da war es angenehmer, an Lex zu denken, den großen Geheimnisvollen, der ihr Leben seit einigen Monaten mit seiner Liebe verzauberte. Marion war überzeugt davon, dass tatsächlich Magie im Spiel war. Und wenn dann, wie in diesem Augenblick, auch noch das Telefon klingelte, konnte sie ihre Begeisterung kaum in Zaum halten.