Zerkratzt: Formwandler Krieger, #1
Von Kym Dillon
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Über dieses E-Book
Dr. Jessica Delaney ist auf einer Mission, um tief in der Wildnis des subsaharischen Tansanias Leben zu retten. Als ihr kleines Transportflugzeug abstürzt, stellt sie fest, dass der ungezähmte Dschungel Afrikas wilder ist, als sie es sich hätte vorstellen können.
Zum Glück ist sie nicht allein.
Marcus Van der Berg, der attraktive Pilot an ihrer Seite, kennt alle Arten von Überlebensgeheimnissen. Marcus ist nicht nur in der Lage, sie zu beschützen, sondern sie auch in der Nacht warm und erfüllt zu halten.
Das Geheimnis, das er bewacht, ist jedoch jenseits jeglicher Vorstellungskraft. Etwas, das Jessicas Leben für immer verändern wird
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Buchvorschau
Zerkratzt - Kym Dillon
1
Jessica Delaney atmete tief durch und tat ihr Bestes, um nicht ihre Geduld mit dem grinsenden, kräftigen, älteren Mann in den Safari-Khakis vor ihr zu verlieren. Er überragte sie um gut dreißig Zentimeter und zeigte sich völlig unbeeindruckt von ihrer Dringlichkeit, ihren Bescheinigungen und Autorisierungen der Weltgesundheitsorganisation oder allem anderen, was sie ihm vorlegte.
»Sieh mal, Süße«, sagte er. »Kann ich etwas dafür, dass irgendein Graf oder Herzog oder so etwas aus dem verdammten Ungarn entschieden hat, auf Großwildjagd gehen zu wollen und mir das Dreifache dessen geboten hat, was du mir zahlen willst?«
»Wir hatten eine Vereinbarung«, sagte Jessica heftig. »Verstehen Sie nicht, dass es hier um Leben und Tod geht? Menschen sterben! Ein ganzer einheimischer Stamm wurde gerade vom Antlitz der Erde gelöscht. Ich kann die Dringlichkeit nicht genug zum Ausdruck bringen, mit der ich diese Lieferungen bekommen muss …«
»In die heiße Zone, ja, ja, das hast du mir schon ein oder zweimal gesagt, wenn ich mich recht erinnere.«
Jessica sah ihn ungeduldig an, in ihren blauen Augen loderten Feuer.
»Darf ich Sie daran erinnern, dass meine Organisation Sie ausgewählt hat, weil Sie behauptet haben, ein Profi zu sein. Jetzt müssen Sie sich an unsere unterschriebene Vereinbarung halten und mich dorthin bringen, wo ich hinmuss!«
Für einen Moment sah es so aus, als würde der Pilot nachgeben, aber dann grinste er nur noch breiter, scheinbar amüsiert über Jessicas Hartnäckigkeit.
»Deine Agentur hat mich ausgewählt, weil es nur wenige Piloten gibt, die töricht genug sind, um zu versuchen, die Route zwischen dem Kilimandscharo und dem Viktoriasee zu fliegen«, sagte er. »Beruhige dich, Mädchen. Fahre nach Dar es Salaam. Es wird ein wenig länger dauern und du wirst ein wenig mehr bezahlen, aber es wird dich zu dem kleinen Provinznest bringen, von dem du geredet hast.«
Sie knirschte mit den Zähnen und starrte ihn an.
»Zu viel Zeit. Zu viel Geld«, sagte sie. »Ich muss Leben retten. Die WHO benötigt diese Informationen. Die tansanische Regierung benötigt diese Informationen. Sie würden uns allen einen enormen Dienst erweisen …«
Der Pilot lachte schallend auf.
»Liebchen, wenn die WHO oder die tansanische Regierung eine verdammte Sache für mich tut, wird das der Tag sein, an dem ich mich bücke und einem von ihnen in den Arsch krieche. Bis dahin schlage ich vor, dass du und deine kleine medizinische Umhängetasche sich nach Dar es Salaam auf den Weg machen und …«
Er unterbrach sich, was sein Glück war, denn Jessica war beunruhigend nah dran, ihn mit ihrer kleinen medizinischen Tasche zu schlagen. Sie folgte seinem Blick nach rechts.
Der kleine, staubige, private Flugplatz vor der Küste Tansanias war gelinde gesagt desolat, aber er war nicht verlassen. Da war noch ein anderer weißer Mann, groß und breitschultrig, der im kühlen Schatten des Hangars stand. Er befand sich unter den Tragflächen eines kleinen Flugzeugs, das verdammt danach aussah, als hätte es schon bessere Tage gesehen. Während Jessica ihn beobachtete, sah sie, wie der große Mann einem schwarzen Mann ein Bündel Bargeld gab, der daraufhin wegging und den Kopf schüttelte.
Was zum Teufel habe ich da gerade beobachtet? fragte sie sich und dann grinste der Pilot neben ihr.
»In Ordnung, willst du nun mitkommen, Schätzchen? Bist du sicher, dass du mitten im Nirgendwo in Tansania rauswillst?«
Jessica sah ihn an.
»Hören Sie auf, mich Schätzchen zu nennen«, sagte sie automatisch. »Und, ja, das ist im Wesentlichen das, was ich Ihnen vorhin erklärt habe. Ich bin wirklich froh, dass wir endlich auf einer Wellenlänge sind.« Sie hatte die schlechte Angewohnheit, ihren Sarkasmus manchmal nicht unterdrücken zu können.
»Alles klar. Mal sehen, was ich auftreiben kann. Vergiss nicht, ich tue das aus reiner Herzensgüte, verstanden?«
Sie seufzte und nickte und beobachtete mit einiger Sorge, wie er hinüberschlenderte, um mit dem Mann zu sprechen, der sich anscheinend gerade ein Flugzeug gekauft hatte.
Da war etwas an dem großen, breitschultrigen Mann im Schatten, was sich die Haare in ihrem Nacken aufrichten ließ. Als er sich umdrehte, konnte sie sehen, wie auffallend attraktiv sein Gesicht war, seine gebräunte Haut hob sich dunkel gegen die leichte taktische Ausrüstung, die er trug, ab. Jessica erinnerte sich an ihre Ausbildung − sie war vor den europäischen Glücksrittern gewarnt worden, die Ostafrika heimsuchten, auf der Suche nach Arbeit als Leibwächter oder weniger legalen, lukrativeren Möglichkeiten. Diese Männer galten als sehr gefährlich, besonders für eine kleine, zierliche Frau, die auf dem halben Erdball unterwegs war und gute Arbeit für globale Gesundheitsorganisationen leistete. Aber es gab noch etwas anderes an diesem Mann, das es ihr unmöglich machte, ihre Augen von ihm abzuwenden.
Sie sah, wie ihr korpulenter Pilot den größeren Mann in ein Gespräch zog und zunächst schien es nicht so, als ob das Gespräch in eine positive Richtung ging. Der Mann schien resistent gegen das, was auch immer ihr Pilot vorschlug, wenn man das aus seinen abwehrenden Handbewegungen schließen konnte. Aber dann ließ etwas, was der ältere Pilot sagte, den größeren Mann zu ihr aufblicken.
Jessica zitterte. Schon von ihrem Standort aus konnte sie sehen, dass die Augen des Mannes von einem kräftigen, hellem Grün waren, das wie Glas glitzerte. Wären sie in New York City, hätte sie teure getönte Kontaktlinsen vermutet, aber wer zum Teufel würde hier draußen so etwas tragen?
Sie packte ihren Rucksack und die medizinische Tasche fester. So viele Dinge waren schiefgelaufen, seit sie in New York losgeflogen war. Bitte, bitte, konnte nicht endlich etwas richtig laufen?
»Was immer du willst, die Antwort ist nein, Bernie«, sagte Marcus kurz. »Ich habe im Moment keine Zeit für deine beschissenen Betrügereien.«
»Hey, ist das eine Art, so mit einem alten Kampfgefährten zu sprechen?«, grinste Bennie. »Vergiss nicht, ich war dabei, als der ganze Schwachsinn in Johannesburg stattfand …«
»Du bist in Johannesburg davongerannt, als hätte jemand deinen Arsch in Brand gesteckt«, antwortete Marcus. »Dass ich nicht lache!«
Es war wahrscheinlich besser, dass Bernie so ein Feigling gewesen war, musste sich Marcus insgeheim eingestehen. Es hatte ein paar Menschen gegeben, die in diesen Clusterfuck verwickelt worden waren und als sich der Staub gelegt hatte und alles geklärt war, war der Rat der Formwandler aufgetaucht und hatte eine großzügige Runde von Gedächtnisreinigung und Gegenbeschuldigungen für alle ausgeteilt. Bernie war der Wahrheit nie nahe genug gekommen − und dafür sollte er sich glücklich schätzen.
»Ja, nun, heute habe ich ein Angebot für dich, Kumpel …«
Mit einem kurzen Auflachen schüttelte Marcus den Kopf.
»Ich brauche dich auch nicht, um mir von dir eine Freundin verkaufen zu lassen«, sagte er und Bernie stieß ein beleidigtes Schnauben aus.
»Hey, die hier ist in Ordnung. Sie ist Ärztin oder so, eine Wohltäterin, auf dem Weg, im Busch Leben zu retten. Du würdest dir auch etwas gutes Karma verdienen, wenn du deinen Gehaltsscheck abholst. Solche Zufälle gibt es nicht jeden Tag.«
Marcus begann erneut, den Mann abzuwiegeln, aber dann, fast so, als ob sein Kopf wie bei einer Marionette an der Schnur nach oben gezogen wurde, blickte er zu dem Mädchen hinüber, auf das Bernie sich bezog.
Marcus fühlte sich, als hätte er einen Schlag gegen die Brust bekommen, der ihm direkt den Atem nahm. Er musste seine Lunge bewusst dazu bringen, wieder Luft in sich hinein zu saugen. Nachdem ihm klar wurde, dass er sie anstarrte, sah er schnell weg.
Bernie redete immer noch weiter und weiter darüber, wie sie indigene Stämme vor irgendeinem seltsamen Leiden oder einer tödlichen Krankheit oder so etwas retten wollte, aber Marcus hörte nicht wirklich zu.
Einige seiner Art taten ihr Bestes, um ihre primitiven Instinkte zu verbergen, wenn sie unter Menschen lebten, deren Sinne nahezu abgestumpft waren. Marcus hingegen hatte seine instinktiven Sinne, die in seinem Beruf dringend gebraucht wurden, besonders geschärft. Im Moment feuerten seine Instinkte wie wild.
Das Mädchen war nicht gerade ein Blickfang. Sie war klein und schlank, nicht der Typ, der die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich zog, der seine Frauen groß und üppig mochte, aber nachdem er sie gesehen hatte, konnte er seine Augen nicht mehr von ihr lassen. Während er versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was Bernie sagte, bemerkte er, wie sein Blick zu ihr zurückkehrte.
Sie sah verletzlich aus, aber auch stolz, wie sie so gerade wie ein Pfeil in der Mitte des Flugplatzes stand. Ihr schwarzes Haar war kurz geschnitten, als ob es mit einer Machete abgehackt worden wäre. Wenigstens war sie für dieses Land angemessen gekleidet – sie trug einen langen grünen Leinenrock und ein hellgrünes Hemd, das ihre Arme bedeckte. Sie hatte den Blick einer verlorenen Reisenden, aber dann sah er ihre Augen. Sie von einem so hellen Blau, dass Marcus sich für einen Moment fragte, ob er irgendwie unversehens einer Frau seiner eigenen Art begegnet war. Dann setzten sich die Vernunft und seine Sinne wieder durch. Diese Frau war menschlich, aber in diesen Augen hatte er etwas gesehen, in dem er fast so etwas wie Wahnsinn ausmachen konnte. Sie würde bekommen, was sie wollte, und verdammt sei, wer immer ihr im Weg stand.
»Ich würde es nicht versuchen, Kumpel«, riet Bernie. »Jemand hat sie vor kurzem zu einem Drink eingeladen und sie hätte ihm beinahe seinen Kopf abgerissen. Sie ist nicht wirklich der Typ, der andere gern umarmt, weißt du?«
»Ich denke, nun weiß ich es.« Es war dieser Moment, in dem Marcus seine Entscheidung traf. Es gab einige legitime Gründe, die seine Entscheidungsfindung unterstützen konnten, aber in seinem Hinterkopf wusste er, dass diese Gründe nur rückwirkende Entschuldigungen waren. Die Wahrheit war, dass etwas in ihm der kleinen, dunkelhaarigen Frau nahe sein wollte. Etwas, das sich weigerte, abgewiesen zu werden.
»In Ordnung, wir werden sehen, wie das läuft. «
2
Jessica spürte eine Woge der Angst ihre Wirbelsäule hinaufkriechen, als der ältere Pilot zurück zu seinem eigenen Flugzeug ging und der große Fremde lange, zielgerichtete Schritte auf sie zu machte. So ärgerlich schleimig der ältere Pilot auch war, wollte sie sich fast umdrehen und ihn aufhalten.