Falsch entschieden?: Der neue Dr. Laurin 79 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Hast du das gesehen?«, fragte Alexandra Seifert ihren besten Freund Sven Ahrhaus. »Kopfsprung vom Zehner, super Haltung. Es hat nicht mal gespritzt, als er aufgekommen ist.« Sven nickte, schloss die Augen und ließ sich wieder zurück auf das Badehandtuch sinken, das sie sich teilten. »Ja, ich hab's gesehen«, murmelte er. »Nichts ist so langweilig wie tolle Sportler. Super durchtrainierte Körper, aber nix im Kopf. Wahrscheinlich macht er nichts anderes, als Kopfsprünge vom Zehner zu üben, damit Frauen wie du ihn bewundern.« »Das ist ein Vorurteil!«, stellte Alexandra halb ärgerlich, halb amüsiert fest. »War ja auch nicht ernst gemeint«, murmelte er. »Ich wollte dich nur ein bisschen aufziehen.« Sie stand auf. »Ich gehe jetzt zu ihm und sage ihm, wie toll ich den Sprung fand«, sagte sie. Sven rührte sich nicht, er öffnete nicht einmal die Augen. »Tu, was du nicht lassen kannst.
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Falsch entschieden? - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 79 –
Falsch entschieden?
Jedenfalls wirken vier Menschen unglücklich
Viola Maybach
»Hast du das gesehen?«, fragte Alexandra Seifert ihren besten Freund Sven Ahrhaus. »Kopfsprung vom Zehner, super Haltung. Es hat nicht mal gespritzt, als er aufgekommen ist.«
Sven nickte, schloss die Augen und ließ sich wieder zurück auf das Badehandtuch sinken, das sie sich teilten. »Ja, ich hab’s gesehen«, murmelte er. »Nichts ist so langweilig wie tolle Sportler. Super durchtrainierte Körper, aber nix im Kopf. Wahrscheinlich macht er nichts anderes, als Kopfsprünge vom Zehner zu üben, damit Frauen wie du ihn bewundern.«
»Das ist ein Vorurteil!«, stellte Alexandra halb ärgerlich, halb amüsiert fest.
»War ja auch nicht ernst gemeint«, murmelte er. »Ich wollte dich nur ein bisschen aufziehen.«
Sie stand auf. »Ich gehe jetzt zu ihm und sage ihm, wie toll ich den Sprung fand«, sagte sie.
Sven rührte sich nicht, er öffnete nicht einmal die Augen. »Tu, was du nicht lassen kannst. Aber mach dich bitte nicht lächerlich, wahrscheinlich wartet schon eine ganze Schlange von Bewunderinnen, um ihm zu sagen, wie toll er ist.«
»Spinner!« Alexandra machte sich auf den Weg zum Sprungturm. Das Freibad war noch ziemlich leer zu dieser frühen Stunde. Sven und sie würden gehen, sobald es anfing, sich zu füllen. Samstags war das meistens gegen Mittag der Fall. Sie waren an diesem Morgen beinahe die Ersten an der Kasse gewesen und hatten sich einen Platz nahe bei den Schwimmbecken gesucht. Später, wenn es richtig voll war, konnte man es hier nicht mehr aushalten. Es lohnte sich also, auch am Wochenende etwas früher aufzustehen, wenn man sich im Wasser austoben wollte.
Der Turmspringer kletterte gerade aus dem Becken. Er hatte schwarze Haare und blaue Augen. Sie kannte ihn vom Sehen, er war öfter hier im Freibad, genau wie sie. Aber in den letzten paar Wochen hatte sie vergeblich nach ihm Ausschau gehalten. Und noch nie war sie auf die Idee gekommen, ihn anzusprechen. Jetzt erst, da er sich mit einem einzigen eleganten Schwung auf den Beckenrand hievte, fragte sie sich, warum sie es heute tun wollte. Im Grunde genommen hatte Sven Recht: Sie musste aufpassen, sich nicht lächerlich zu machen.
»Toller Sprung eben«, sagte sie und hoffte, dass ihre Stimme so beiläufig klang, wie sie es sich vorgenommen hatte.
Er richtete sich auf und sah sie erstaunt an, dann lächelte er und stand im nächsten Moment vor ihr. Er überragte sie um einen halben Kopf. »Dich kenne ich doch«, sagte er. »Du bist oft hier.«
»Stimmt, du auch. Ich habe dich schon öfter springen sehen, und heute dachte ich mir, ich sage dir mal, dass ich mich jedes Mal freue, wenn dir wieder ein Supersprung gelungen ist.«
»Womit du sagen willst, dass nicht jeder meiner Sprünge ein Supersprung ist.« Seine Augen funkelten amüsiert, als er das sagte.
Aber sie blieb ganz ernst. »Das stimmt«, sagte sie, als hätte sie nicht bemerkt, dass er einen Scherz gemacht hatte. »Manchmal kommst du nicht kerzengerade auf, und manchmal spritzt das Wasser wie eine Fontäne. Aber bei dem Sprung eben war alles perfekt.«
Er legte den Kopf schief. »Bist du eine Art Expertin für Turmspringen oder so?«
»Wenn es eine Übertragung von Wettkämpfen gibt, sehe ich mir die immer an. Keine Ahnung, warum, aber es ist die Sportart, die ich am liebsten sehe. Und deshalb weiß ich, worauf es ankommt, weil sie es in den Kommentaren immer sagen, also, zum Beispiel, dass es nicht spritzen darf beim Eintauchen ins Wasser und so.«
»Darf ich dich zu einem Eis einladen? Als Dank für dein Kompliment? Ich bin übrigens Niko.«
»Alexandra. Alex.«
Sie schielte zu Sven hinüber, aber der lag noch immer mit geschlossenen Augen auf dem Badehandtuch und sonnte sich. Er würde sie nicht vermissen.
»Du bist nicht allein hier«, stellte Niko fest.
»Nee, aber mein Freund wird mich in der nächsten halben Stunde nicht vermissen. Er sonnt sich und hat heute keine Lust zu reden.«
Niko grinste über das ganze Gesicht. »Wie kann er sich sonnen, wenn er eine Freundin wie dich hat? Hat er nichts Besseres zu tun?«
Sie spürte, wie sie errötete. »Oh, so ein Freund ist er nicht. Wir kennen uns schon ewig und wissen wahrscheinlich alles voneinander, aber wir sind nur befreundet, mehr nicht.«
»Und wie hat er es fertiggebracht, sich nicht in dich zu verlieben?«, fragte Niko, kurz bevor sie den Wagen erreicht hatten, an dem Eis und kühle Getränke verkauft wurden.
Sie sah zu ihm auf, um festzustellen, ob er sich über sie lustig machte, aber das schien nicht der Fall zu sein. Etwas blitzte in seinen Augen auf, das sie elektrisierte, und plötzlich spürte sie, wie sich auf ihren Armen Gänsehaut bildete, obwohl ihr kein bisschen kalt war.
Sie war froh, dass er sich dem Eis zuwandte und fragte: »Welche Sorten möchtest du?«
Wie immer entschied sie sich für dunkle Schokolade mit Sahne, was Niko ein ungläubiges Schnauben entlockte. »Das gibts nicht! Genau wie ich!«
Sie setzten sich mit dem Eis auf eine Bank, von der aus sie den Sprungturm im Blick hatten, aber vom Zehner traute sich niemand. Es gab ein paar zaghafte Sprünge vom Dreier und Fünfer, aber die meisten wählten das Ein-Meter-Brett. Sven auf seinem Badetuch rührte sich noch immer nicht. Er schien eingeschlafen zu sein. Wenn die Sonne noch höher stieg, würde sie ihn wecken, damit er sich keinen Sonnenbrand holte. Noch war die Gefahr allerdings relativ gering, obwohl es heiß zu werden begann.
»Erzähl mal, was machst du, wenn du nicht gerade im Schwimmbad herumlungerst?«, fragte Niko.
»Ich bin Bauzeichnerin«, antwortete sie. »Das heißt, ich arbeite fast immer zu Hause.«
»Und das hältst du aus?«
Sie musste lachen, die Frage hatte sie schon oft gehört. »Sehr gut sogar, ich bin ganz gern allein, jedenfalls bei der Arbeit. Und sonst suche ich mir Gesellschaft.«
»Wie zum Beispiel deinen Jugendfreund. Wo liegt er denn?«
Sie zeigte in Svens Richtung. »Da, auf dem großen bunten Badetuch, direkt zwischen dem zweiten und dem dritten Startblock, siehst du?«
»Der lange Blonde?«
»Genau, der lange Blonde.«
»Dass er nicht mal nach dir Ausschau hält!«
»Warum sollte er? Er hat gemeint, ich müsste mich wahrscheinlich in eine Schlange von weiblichen Fans einreihen, die dir alle Komplimente machen wollen, als ich beschlossen habe, dir zu sagen, dass ich den letzten Sprung super fand.«
Niko grinste breit. »Was für eine wundervolle Vorstellung. Aber guck dich doch mal um! Wo sollten denn die Fans herkommen? Sind ja immer noch nur ganz wenig Leute da.«
»Er wollte mich nur aufziehen, das macht er gern.«
Nikos Blick wurde nachdenklich. »Es muss toll sein, so einen guten Freund zu haben.«
»Ist es auch. Hast du keinen?«
»Doch, schon, aber … Ich bin ziemlich viel unterwegs, bei mir muss immer was los sein. Wenn es zu ruhig wird, werde ich nervös. Das kannst du wahrscheinlich nicht nachvollziehen.«
Sie sah ihn an. »Nein, tatsächlich nicht«, gab sie zu. »Ich hab’s gerne ruhig. Ab und zu darf es dann auch mal krachen, aber im Prinzip mag ich es lieber, wenn