Besuch aus dem Jenseits: Mitternachtsthriller
Von Carol East
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Enttäuscht von den Menschen hatte sie sich vor sehr langer Zeit zurückgezogen von allem, auf einen hohen Berg, vergessen von der Welt, um hier ihren Frieden zu finden. Den hatte sie auch wirklich finden können. Bis heute. Bis jetzt. Denn sie begriff: Ein Etwas war erwacht, das besser für alle Ewigkeit weiter geschlummert hätte.
In ihrer aufkeimenden Panik fiel es ihr sehr schwer, noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Vor allem interessierte sie ja die Frage: War dieses Etwas nun böse oder gut?
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Buchvorschau
Besuch aus dem Jenseits - Carol East
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / original: der teufel trägt blond
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Besuch aus dem Jenseits: Mitternachtsthriller
Carol East
Voller Sorge beobachtete die uralte Seherin, was geschah. Ein ungutes Gefühl hatte sie aufmerksam gemacht, und jetzt wußte sie, daß dieses Gefühl sie nicht getrogen hatte: Da ging etwas Unerklärliches vor - sogar für sie unerklärlich! - und nur sie war überhaupt in der Lage, es zu bemerken, ja, sogar zu sehen. Nicht mit ihren alten, beinahe blinden Augen, sondern mit ihren besonderen Sinnen. Denn das, was sich dort abspielte, geschah nicht in der diesseitigen Welt, sondern in der Welt hinter der Welt, wie sie es immer nannte.
Enttäuscht von den Menschen hatte sie sich vor sehr langer Zeit zurückgezogen von allem, auf einen hohen Berg, vergessen von der Welt, um hier ihren Frieden zu finden. Den hatte sie auch wirklich finden können. Bis heute. Bis jetzt. Denn sie begriff: Ein Etwas war erwacht, das besser für alle Ewigkeit weiter geschlummert hätte.
In ihrer aufkeimenden Panik fiel es ihr sehr schwer, noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Vor allem interessierte sie ja die Frage: War dieses Etwas nun böse oder gut?
Zumindest dafür fand sie trotzdem schnell die Antwort: Weder noch! Dieses Etwas, trotz der in ihm schlummernden Machtfülle, war so neutral wie ein neugeborenes Kind. Und genauso erschien es auch: Wie soeben erst geboren! Und es war ungeheuer neugierig, wie die Seherin bemerkte – neugierig auf die Welt vor der Welt, nämlich auf das, was die Menschen ihr Diesseits nannten.
Die nächste Frage beschäftigte die uralte Seherin, die alle Mühe hatte, die Nerven zu bewahren: Was hatte dieses Etwas eigentlich erwachen lassen?
Eine Frage, die sie noch nicht beantworten konnte, und wenn nicht sie, wer dann?
Und als sich das Etwas anschickte, die Welt hinter der Welt zu verlassen, um in das Diesseits einzudringen, zog die Seherin ihre Sinne erschrocken zurück, um nicht von dem Etwas entdeckt zu werden. Es erschien ihr besser, unerkannt zu bleiben. Zumindest so lange, bis die Seherin mehr in Erfahrung gebracht hatte.
Und dann spürte sie, daß das Etwas gar nicht so ohne weiteres in das Diesseits eindringen konnte, trotz seiner Macht. Es war ihm unmöglich, hier zu materialisieren. Denn um überhaupt einen Zugang zu erhalten in das Diesseits, benötigte es so etwas wie ein Gefäß. Und dieses „Gefäß" war nichts anderes als… ein lebender Mensch!
War es etwa der Mensch, der das Etwas gerufen und somit geweckt hatte?
Nein, entschied die Seherin für sich: Es wurde nicht von demselben Menschen geweckt.
Zumindest nicht, soweit sie das zurzeit feststellen konnte. Und als das Etwas sein „Gefäß" endlich fand, war es irgendein Mensch, den nur eines von allen anderen Menschen unterschied: Er war aufgrund seiner bereits latent vorhandenen magischen Fähigkeiten für diesen Zweck geeigneter als die meisten anderen Menschen.
Doch ganz so einfach war es für das Etwas dennoch nicht, denn es gelang ihm nicht, diesen Menschen – wer auch immer es war – einfach so zu vereinnahmen, sondern es mußte wohl oder übel den Körper dieses Menschen mit dessen Bewußtsein teilen. Dabei mußte es sehr vorsichtig sein, um nicht von dem Geist des Menschen entdeckt oder gar erkannt zu werden, weil dies die Möglichkeit barg, verdrängt zu werden.
Vorsicht war also geboten, trotz seiner Macht. Zumindest so lange, bis es dem Etwas gelang, mit der eigenen Macht im Diesseits gebührlich umzugehen.
Eine erneute Panikattacke ließ viel zuviel Zeit verstreichen, ehe die Seherin trotz aller Erkenntnis der nur begrenzten Möglichkeiten des Etwas zu dem Schluß kommen mußte:
„Ich muß etwas unternehmen! Ich kann es nicht einfach so hinnehmen. Die Menschen haben mich enttäuscht, aber das ist noch lange kein Grund für mich, sie dermaßen im Stich zu lassen. Noch ist nicht sicher, wie das Etwas sich entwickeln wird. Genauso wenig, wie man das bei einem Neugeborenen sagen kann. Es gilt daher, rechtzeitig Weichen zu stellen, sofern es mir nicht gelingen sollte, das Etwas wieder dorthin zu verbannen, wohin es gehört, nämlich in die Welt hinter der Welt, die von so vielen Menschen das Jenseits genannt wird!"
Doch dann machte die Seherin eine ernüchternde Feststellung: Sie war zwar unsterblich, aber das hatte dazu geführt, daß sie ihren Körper in all der langen Zeit, die sie getrennt von den Menschen gewesen war, sträflich vernachlässigt hatte. Jetzt rächte sich das bitter, denn sie war nicht in der Lage, ihre kleine Hütte auf dem hohen Berg zu verlassen, zumindest eben körperlich nicht. Bis sie ihren Körper wieder so weit hatte, daß sie damit den weiten Abstieg und die Rückkehr in die sogenannte Zivilisation wagen konnte, verstrich viel zuviel Zeit, vielleicht sogar Jahre. Eine Zeit, die ihr einfach nicht zur Verfügung stand. Daher mußte sie einen anderen Weg beschreiten: Und dann machte sie sich daran, ebenfalls nach einem passenden „Gefäß" für sich zu suchen – einen Körper, der magisch sensibel und noch jung genug war und ihr zur Verfügung stehen konnte, um sich darin auf die Suche nach dem Etwas zu machen. Obwohl sie noch nicht genau wußte, welches Gefäß das Etwas für sich ausgesucht hatte. Sie konnte es nur ungefähr eingrenzen: Irgendwo in der Gegend von Großlondon! Und natürlich mußte sie noch vorsichtiger sein als das Etwas, um nicht vorzeitig entdeckt oder gar erkannt zu werden. Nicht nur von dem Menschen, dessen Körper sie beanspruchte, sondern vor allem natürlich von dem Etwas, das es zu suchen, zu finden, zu neutralisieren und zurückzuschicken galt – dorthin, wo es hingehörte, nämlich in das Jenseits!
*
Lisa Ground schüttelte mit einer energischen Kopfbewegung ihr wallendes Blondhaar in den Nacken und verkniff leicht die ausdrucksstarken blauen Augen. Sie rümpfte sogar ein wenig ihre vorwitzige Nase und drückte einen Schmollmund: Wie konnte die dunkelhaarige Sharon es wagen, ihren Typen dermaßen offen anzumachen?
Ihre zierlichen Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten, was sie gar nicht bewußt wahrnahm. Jetzt galt es, zu handeln, ehe alles zu spät war. Denn „ihr Typ war eigentlich noch gar nicht wirklich „ihr Typ
: Er wußte selber nämlich überhaupt noch nichts davon. Sie hatte es für sich so beschlossen, nicht nur, weil sich ihre Blicke immer wieder gekreuzt hatten. Sie wußte seitdem zumindest, daß auch sie sympathisch bei ihm rüber kam. Das war sozusagen die halbe Miete, wie sie fand. Und er war ja nun wirklich genau der Typ, den sie sich immer gewünscht hatte. Männer spielten in ihrem Leben ansonsten eine eher bescheidene Rolle, denn sie hatte sich vorgenommen, erst einmal ihr Studium zu einem guten Abschluß zu bringen, ehe sie sich von einem Mann davon abhalten ließ.
Dieser eine da, das war natürlich die absolute Ausnahme. Fand sie zumindest. Und