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Wenn ein Fluch auf dem Haus liegt: Sammelband 3 geheimnisvolle Thriller
Wenn ein Fluch auf dem Haus liegt: Sammelband 3 geheimnisvolle Thriller
Wenn ein Fluch auf dem Haus liegt: Sammelband 3 geheimnisvolle Thriller
eBook325 Seiten4 Stunden

Wenn ein Fluch auf dem Haus liegt: Sammelband 3 geheimnisvolle Thriller

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Romane:



Der unheimliche Hund (Carol East)

Sandra Düpree und das Spukhaus auf Sylt (Alfred Bekker)

Brich den Fluch und stirb (Ann Murdoch)



"An deinem Geburtstag wirst du sterben!" – Als Suzan Fielding von ihrer wahren Herkunft erfährt, fällt ein furchtbarer Schatten auf ihr Leben. Die junge Ärztin glaubt nicht an die übersinnlichen Mächte, in deren Netzen sie sich dennoch unentrinnbar gefangen sieht … in einer verhexten Höhle spitzen sich die Ereignisse schließlich gefährlich zu.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum16. Dez. 2022
ISBN9783745226188
Wenn ein Fluch auf dem Haus liegt: Sammelband 3 geheimnisvolle Thriller

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    Buchvorschau

    Wenn ein Fluch auf dem Haus liegt - Carol East

    Carol East, Alfred Bekker, Ann Murdoch

    Wenn ein Fluch auf dem Haus liegt: Sammelband 3 geheimnisvolle Romane

    UUID: c5c576ab-992e-4457-a526-38cb3350aa1b

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Wenn ein Fluch auf dem Haus liegt: Sammelband 3 geheimnisvolle Romane

    Copyright

    Der unheimliche Hund: Mitternachtsthriller

    ​Sandra Düpree und das Spukhaus auf Sylt

    Brich den Fluch oder stirb!

    Wenn ein Fluch auf dem Haus liegt: Sammelband 3 geheimnisvolle Romane

    Carol East, Alfred Bekker, Ann Murdoch

    Dieser Band enthält folgende Romane:

    Der unheimliche Hund (Carol East)

    Sandra Düpree und das Spukhaus auf Sylt (Alfred Bekker)

    Brich den Fluch und stirb (Ann Murdoch)

    An deinem Geburtstag wirst du sterben!" – Als Suzan Fielding von ihrer wahren Herkunft erfährt, fällt ein furchtbarer Schatten auf ihr Leben. Die junge Ärztin glaubt nicht an die übersinnlichen Mächte, in deren Netzen sie sich dennoch unentrinnbar gefangen sieht … in einer verhexten Höhle spitzen sich die Ereignisse schließlich gefährlich zu.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Der unheimliche Hund: Mitternachtsthriller

    Carol East

    Barbara Hayes sah die Nacht, und sie dachte irritiert: Es ist nicht meine Nacht, es ist die Nacht... einer anderen! Denn es war ihr, als würde sie durch die Augen dieser anderen Person schauen.

    Sie hatte auch keinerlei Einfluß auf das, was diese andere Person tat. Sie schaute nur durch deren Augen und hörte auch mit deren Ohren. So hörte sie das Rauschen in den Baumwipfeln hoch über ihrem Kopf. Gern hätte sie den Kopf in den Nacken gelegt und dort hinaufgeschaut, aber das war ihr einfach nicht möglich. Sie war wie gelähmt, wobei der Körper halt eben nur einem anderen Willen gehorchte.

    Nein, entschied sie, tatsächlich: Nicht dieser fremde Geist befindet sich in meinem Körper, sondern ich befinde mich... in ihrem Körper.

    Es mußte sich um eine Frau handeln. Das wurde deutlich, als kurz die Hände dieser Frau im Blickfeld auftauchten: schlank, fast zierlich. Als sie nämlich die dürren Zweige eines Busches teilten, der im Weg stand. Hoch in den Baumwipfeln rauschte der Wind jetzt stärker. Irgendwo schrie ein Käuzchen, und der Blick von Barbara - oder der Blick jener fremden Frau? - fiel durch die Lücke im Blättergewirr des Busches hindurch... auf ein Schloß. Es stand scheinbar weit weg, schier unerreichbar fern, aber Barbara vermutete, daß dies eine Täuschung war. Das Schloß war gewiß nahe genug, daß man es leicht zu Fuß erreichen konnte. Sie hörte ein helles Lachen und vermutete, daß es das Lachen dieser Frau war, in deren Körper sie sich befand.

    Barbara versuchte, sich zu erinnern, wer sie wirklich war. Nein, da war nur ihr eigener Name: Barbara Hayes. Mehr wollte überhaupt nicht in ihre Erinnerung sickern. Sie wußte überhaupt nichts mehr sonst - außer eben ihrem richtigen Namen und der Tatsache, daß sie sich hier in einem für sie völlig fremden Körper befand. Ohne auch nur die geringste Aussicht, an den Gedanken der Person teilzunehmen, in deren Körper sie geraten war.

    Eine Situation wie in einem schlimmen Alptraum.

    Alptraum? Das war wie ein Schlüsselwort. Barbara betrachtete mit den fremden Augen das Schloß, sah die jagenden, schwarzen Wolken über dem uralt erscheinenden Gemäuer und wiederholte in Gedanken dieses Schlüsselwort: Alptraum! Was, wenn sie dies alles halt eben nur träumte? Wenn sie irgendwo in einem Bett lag, scheinbar friedlich schlummerte und... diesen Alptraum hatte?

    Wie sollte sie denn herausfinden können, ob sie dies alles nur träumte oder ob es grausame Wirklichkeit war? Sie wußte nur ihren Namen, hatte jegliche Erinnerung an ihre wahre Identität verloren - in einem fremden Körper, über den sie nicht die geringste Macht hatte. Ja, die fremde Person, deren Körper sie besetzte, nahm sie offensichtlich noch nicht einmal wahr. Sonst hätte sie doch wohl auf Barbara reagiert?

    Ja, wie sollte Barbara herausfinden, ob es sich nur um einen Alptraum handelte? Hieß es nicht, man sollte sich probehalber in den Arm kneifen? Wie aber sollte man dies tun, wenn man überhaupt keine Kontrolle über den Körper hatte. Und Barbara war in diesem Augenblick auch überzeugt davon, daß ihr das sowieso nichts genutzt hätte: Wenn sie sich in diesem Moment gezwickt hätte - mit der fremden Hand eben einen fremden Arm! - hätte sie mit Sicherheit den Schmerz verspürt. Sie spürte inzwischen ja auch die nackten Füße der fremden Frau auf dem Waldboden. Sie spürte den kühlen Windhauch, der ihr Gesicht streifte. Sie spürte ein für sie unsichtbares Kleid auf der fremden Haut. Ja, sie spürte sogar jene Euphorie, die diese fremde Frau im Moment beseelte. Auch wenn Barbara nicht einmal ahnte, womit sie zusammenhängen könnte. Vielleicht mit dem Schloß, obwohl dieses so düster erschien?

    Die Frau ließ die Zweige los. Sie schnellten zusammen und verbargen wieder die Sicht auf das Schloß.

    Die fremde Frau trällerte ein fröhliches Liedchen, umrundete den Busch, folgte einem kaum sichtbaren Weg und gelangte schließlich an den Rand des Waldes.

    Freies Feld war vor ihr, mit einem sehr kärglichen Bewuchs, und jetzt sah Barbara das Schloß ganz, mitsamt seiner Umgebung. Alles war seltsam kahl. Kaum ein vertrockneter Grashalm krallte sich in den kargen Boden. Die jagenden, schwarzen Wolken hatten sich vermehrt. Der Wind wurde kühler und riß scheinbar zornig an dem leichten Kleid der fremden Frau. Aber die Frau fror nicht. Da war eine Wärme in ihr, verbunden mit der Euphorie, die sie beseelte. Es gab etwas in ihrem Leben, was diese Wärme erzeugte, was sie so euphorisch machte. Barbara ahnte noch nicht einmal, was es sein könnte. Sie war in dem fremden Körper, der leichtfüßig über das karge Land lief. Die nackten Fußsohlen scheuten sich vor keiner Unebenheit. Die Frau bewegte sich mit der Grazie einer Primaballerina. Sie schien ihren Körper hundertprozentig zu beherrschen.

    Eine ungewöhnlich schöne Frau ist das! dachte Barbara unwillkürlich. Sie hat einen perfekten Körper. Sie ist schön und sportlich. Sie ist groß und schlank. Eine irgendwie... durchtrainierte Person, aber dennoch sehr weiblich.

    Barbara spürte die fremden, festen Brüste, wie sie sich bei jedem Schritt leicht bewegten, ungestützt. Sie spürte die kühle Luft am sehr offenherzig geschnittenen Ausschnitt. Ja, gewiß, ein sehr leichtes Kleidchen war das. Viel zu leicht für den kalten Wind, der zunehmend heftiger wurde. Und die Frau, in deren Körper sich Barbara befand, hatte offensichtlich nichts unter diesem Kleidchen an. Und dennoch war ihr keinen Moment kühl. Da war diese Wärme in ihr, diese unerklärliche Wärme. Und diese Leichtfüßigkeit... Das, was die Euphorie in ihr erzeugte, wärmte sie nicht nur, sondern es beflügelte sie gleichsam, und sie lief über das karge Feld, als hätte sie kaum noch Gewicht. Sie lief dahin, nimmermüde, mit kaum merklich beschleunigtem Atem, und sie trällerte ihr Liedchen.

    Barbara lauschte endlich dem Lied, aber sie verstand die Sprache nicht. Sie konnte sich nicht einmal erinnern, ob sie diese Sprache jemals zuvor gehört hatte. Es war kein ausgesprochen fröhliches Lied - dem Klang nach zu urteilen. Es war ein eher festliches Lied. Vielleicht ein Lied, das man zu einer Hochzeit sang?

    Hochzeit? Auch dies war ein Schlüsselwort für Barbara. Konnte es denn sein, daß die Euphorie, die Fröhlichkeit, die Leichtfüßigkeit, die innere Wärme durch dieses Ereignis hervorgerufen wurden: Bevorstehende Hochzeit mit einem Mann, den diese Frau über alles liebte?

    Eine Möglichkeit, die sie nicht mehr losließ. Hochzeit! Es würde vieles erklären, wenn auch längst nicht alles. Nicht einmal das Wichtigste: Wieso befand sich Barbara Hayes hier, in einem für sie wildfremden Körper?

    Sie wollte diese Frage hinausschreien, obwohl sie doch überhaupt nicht in der Lage war, über die Lippen der Fremden zu befehlen. Aber die Ungewißheit, der Alpdruck, das innere Auflehnen gegen die Situation, dies alles wurde so übermächtig in ihr, daß sie nur noch schreien wollte. Sonst nichts. Und alles um sie herum verschwamm dadurch, und alles wurde unwichtig, außer diesem einzigen, von allem befreienden Schrei.

    Und Barbara Hayes schrie aus Leibeskräften. - Jetzt plötzlich ging es. Sie schrie wie am Spieß - und erwachte darüber...

    *

    Ein dünner Lichtstreifen, durch einen Ritzen im Blendladen von draußen kommend, berührte ihre Stirn, auf der dicker Schweiß perlte. Ihre Augen waren unnatürlich geweitet. Ihr Schrei hallte von den Wänden wider, kehrte zurück und riß sie endgültig in die Wirklichkeit. Mit bebenden Händen suchte sie den Lichtschalter. Es dauerte viel zu lange, bis sie ihn fand, und als endlich das Licht aufflammte, erschreckte sie die völlig fremde Umgebung.

    Völlig fremde Umgebung? Aber nein, nicht doch, dies hier war die Umgebung der Barbara Hayes. Und sie selbst... war Barbara Hayes.

    Nein, es war nicht nur eine Umgebung, die ihr seit Jahren vertraut geworden war, sondern sie selbst hatte diese Umgebung ganz nach ihren Wünschen gestaltet. Das konnte sie, weil sie es sich leisten konnte - und weil sie sich mit niemandem darüber absprechen mußte. Denn Barbara Hayes lebte allein. Schon immer. Nun, wenigstens kam es ihr so vor. Die Zeit, als sie ein Kind und später eine Jugendliche gewesen war, das erschien ihr so unendlich weit weg, wie die Erinnerungen aus einem anderen Leben oder - noch schlimmer! - als hätte ihr eine andere nur davon erzählt.

    Ich bin allein! sagten ihre Gedanken, und sie schaute sich mit fiebrigem Blick um. Mein Gott, was ist nur los mit mir? Ich fühle mich wie krank. Ich spüre die Hitze in meinem Körper und gleichzeitig kalten Schweiß auf meiner Stirn. Ich sehe alles, was ich sehen muß, wenn ich die Augen aufschlage und mich in meinem eigenen Schlafzimmer umschaue. Aber es kommt mir seltsam unwirklich vor, ja, irgendwie fremd. Aber wieso? Was ist denn hier falsch?

    Sie schüttelte den Kopf, und dadurch entstanden Schwindel, die sie umwarfen. Sie hatte sich im Bett aufgestützt und kippte jetzt zur Seite. Ehe sie es verhindern konnte, rollte sie aus dem Bett. Sie nahm unfreiwillig ihre leichte Zudecke dabei mit. Unsanft kam sie auf dem Boden auf.

    Barbara Hayes stöhnte laut. Es dauerte eine Weile, bis ihr das überhaupt bewußt wurde. Mein Gott! murmelte sie vor sich hin. Ich habe doch keine Drogen genommen? - Nein, unmöglich, denn ich nehme grundsätzlich niemals Drogen. Ich halte all jene für schwachsinnig, die meinen, ihr Bewußtsein mit Drogen erweitern zu können. Ich hasse es, nicht klar denken zu können, von irgend etwas dabei beeinträchtigt zu werden und sei es auch nur durch Alkohol oder vielleicht durch eine Zigarette.

    Sie rollte sich auf den Rücken, ließ die Augen weit offen und wagte nicht einmal zu blinzeln, vor lauter Angst, doch wieder einzuschlafen und vielleicht wieder diesen Alptraum zu erleben: Sie in einem fremden Körper... Sie schaute sich mit ihren weit aufgerissenen Augen um. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war. Irgendwann mitten in der Nacht halt eben. Das Licht sollte eigentlich beruhigend wirken. Es strahlte hell genug, daß sie auch jede Einzelheit erkennen konnte. Aber war nicht dies hier der eigentliche Alptraum? War das andere denn nicht die eigentliche Wirklichkeit? Sie in jenem Körper... War dieser hier denn ihr richtiger Körper? War nicht der andere...?

    Ich - ich bin verrückt geworden! schluchzte sie und begann hemmungslos zu weinen. Die Tränen verschleierten ihren Blick. Sie ließ sich für ein paar Sekunden lang völlig gehen. Sie ließ sich einfach fallen, und schon wieder griff der Alptraum wie mit Klauenhänden nach ihrem Geist und wollte sie hinüberzerren, wieder in diesen anderen Körper, in diese andere Umgebung.

    Nein! schrie Barbara. Nicht mein Zimmer hier ist fremd, sondern die Umgebung des Schlosses! Ich - ich habe sie noch nie zuvor gesehen. Da bin ich ganz sicher. Ich... Barbara Hayes brach ab, weil die Fänge des Alptraums schon wieder nach ihr zu schnappen begannen. Sie fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, wie um einen unsichtbaren Gegner abzuwehren. Sie brauchte alle Kraft, um sich aufzurichten. Sie wollte aufstehen, aber sie verhedderte sich dabei in der leichten Zudecke und brachte sich damit selber wieder zu Fall.

    Mit dem Gesicht am Boden blieb sie liegen.

    Nein! Jetzt schrie sie es nicht, sondern sie bettelte regelrecht, und dann konnte sie sich nicht mehr länger wehren. Er war wieder da, jener Alptraum. Sie schlüpfte in den fremden Körper. Aber diesmal wußte sie nicht nur, wie sie hieß, sondern daß dies hier eine andere Zeit war. Vielleicht sogar ein anderes Jahrhundert?

    Ihre Gedanken waren gefestigt, trotz der Situation. Nein, gegen den Alptraum konnte sie sich nicht länger wehren, aber sie nahm ihre Erinnerung mit hinüber. Sie erinnerte sich deutlich, daß sie als Barbara Hayes eine erfolgreiche Modell-Agentur leitete. Daß sie vor Jahren selber als Modell gearbeitet hatte. Ebenfalls erfolgreich. Daß sie das Geld in ihr Geschäft gesteckt hatte. Daß sie eine selbständige, selbstbewußte Frau war, die sich niemals von jemandem oder von irgend etwas unterkriegen ließ. Niemals!

    Normalerweise jedenfalls nicht. Aber dies hier... Sie schaute durch die fremden Augen und spürte den fremden Körper. Es war nicht viel anders als wäre es ihr eigener Körper. War es denn überhaupt... anders? War es nicht so wie sonst, wenn sie Sport trieb, wenn sie über Felder und Auen lief, wenn sie joggte und dabei auskostete, einfach fit zu sein.

    Nein, es war anders, denn dann spürte sie nicht diese überwältigende Euphorie. Wie denn auch? Die einzige Freude, die sie kannte, hieß Erfolg im Beruf. Und so lange sie Erfolg im Beruf hatte, war das für sie gleichbedeutend mit Erfolg im Leben. Nur der Erfolg machte ihr Leben lebenswert. Davon war sie bisher fest überzeugt gewesen. Alles hatte sie diesem Prinzip geopfert. Und deshalb war sie ja auch so fit: Um den Erfolg zu sichern und damit das zu genießen, was sie für das wahre Leben hielt.

    Und John Stainwell?

    Der Name allein schon versetzte ihr auf einmal einen scharfen Stich - dort, wo sie das Herz der Fremden vermutete. Aber diese ließ sich davon in keiner Weise beeinflussen. Sie merkte immer noch nichts von dem fremden Geist in ihrem Innern - nach wie vor. Sie lief fröhlich auf das alte Schloß zu, und das Schloß hatte offensichtlich überhaupt nichts Düsteres für sie. Sie lief darauf zu, als wäre es nichts anderes als ihr... Zuhause?

    John Stainwell! Der Name fraß sich in Barbaras Gedanken regelrecht fest. Das war ihr Verlobter. Schon seit Jahren. Sie wußte, daß er sie gern geheiratet hätte. Sie wußte, wie sehr er sie liebte, und daß er alles getan hätte, mit ihr sein Leben zu teilen. Aber sie wollte das nicht. Jedenfalls nicht so sehr wie er. Sie war mehr für eine lockere Beziehung. Sie mochte John, gewiß. Vielleicht liebte sie ihn sogar? Wenn ja, dann jedenfalls auf ihre eigene, kühle, eher distanzierte Art.

    Ich mag ihn und ich schlafe mit ihm. Mehr nicht. Das dachte sie - bemüht sachlich. Aber es tat ihr regelrecht weh, wenn sie solche eher nüchterne Gedanken dachte. Jetzt auf einmal. Das war so völlig anders als die Euphorie der Fremden. Diese freute sich auf ein besonderes Ereignis, und dieses schien tatsächlich eine bevorstehende Hochzeit zu sein. IHRE Hochzeit. Mit dem Mann ihrer Liebe.

    Und ich denke über John so bemüht sachlich. Das erschreckt mich. Bin ich wirklich so? Sind es meine wirklichen Gedanken? Was fühle ich in Wahrheit, wenn ich an John denke? Ich meine diesmal wirklich das, was ich mir nicht immer wieder vormache?

    Ein Gefühl der Wärme breitete sich in ihr aus. Es war dem sehr ähnlich, was jene fremde Frau empfand, aber so schwach wie vergleichsweise eine im Wind ersterbend züngelnde Kerzenflamme gegenüber einem großen Kaminfeuer. Aber es ist ein dennoch ähnliches Gefühl - eine ähnliche Wärme. Sie ist nur deshalb nicht größer, weil ich sie seit Jahren mit aller Gewalt unterdrücke. In dem schieren Wahn, alles sei wichtiger, was mit meinem Beruf zusammenhängt...

    Barbara Hayes hätte jetzt am liebsten geweint. Das war ein solch krasser Widerspruch zu den Gefühlen der fremden Frau, an denen sie unmittelbar teilhaben mußte. Und dennoch beeinträchtigte es immer noch nicht jene fremde Frau. Nicht im geringsten. Sie lief leichtfüßig über das karge Feld und näherte sich dem Schloß. Und es war Barbara, als würde das Schloß regelrecht auf sie warten. Ein seltsamer Eindruck.

    Oh, John! seufzten ihre Gedanken.

    Und in diesem Augenblick schob sich vor ihr geistiges Auge ein Gesicht. Es war das Gesicht eines Mannes. Nein, das war nicht John. Das hier war ein anderer. Er blickte ernst drein. In seinen Augen lag eine unbestimmbare Trauer.

    Ein Bild, das nicht für Barbara entstanden war, wie es schien, sondern für die fremde Frau. Sie jauchzte erfreut, als sie dieses Bild vor ihrem geistigen Auge sah.

    Es war das einzige von ihren Gedanken, an dem Barbara teilhaben konnte. Ansonsten spürte sie nur das, was diese Frau fühlte. - Bis jetzt jedenfalls hatte Barbara nichts von dem mitbekommen, was sie dachte. Außer diesem Gesicht.

    Es ist nichtssagend! dachte Barbara auflehnend. Sie sorgte dafür, daß ein anderes Bild dieses Gesicht überlagerte: Das Gesicht von John Stainwell.

    Barbara hätte gelacht, wäre es ihr möglich gewesen. Und die Gefühle, die sie ganz tief in ihr Unbewußtes verdrängt hatte, strebten jetzt mächtig zum Licht, von nichts und niemandem mehr aufgehalten.

    Ich liebe dich, John! schrien ihre Gedanken. Ja, ich liebe dich, du verdammter Kerl - genauso wie du mich liebst. Mein Gott, wieso habe ich das denn niemals erkennen wollen? Wieso habe ich mich so sehr dagegen gewehrt? Wir könnten seit Jahren schon ein glückliches Paar sein. Stattdessen haben wir eine Beziehung miteinander, die ich jetzt, in diesem Augenblick, nur mit einem Begriff betiteln kann: unwürdig! Ich liebe dich, und wir gehören zusammen!

    Der Alptraum schwand, und Barbara Hayes hatte das deutliche Gefühl, das habe sie nur deshalb geschafft, weil sie so liebevoll an John Stainwell dachte.

    Schlagartig war sie wach und fand sich am Boden neben ihrem Bett wieder. Diesmal ohne zu schreien. Sie war ganz still und starrte zur Decke, wo sie immer noch das Gesicht von John sah. Es hatte sie gerettet - im wahrsten Sinne des Wortes gerettet. So verrückt dies auch sein mochte. Aber war nicht der ganze Alptraum mehr als verrückt? Wie sollte man ihn jemals erklären können?

    Nein, murmelte Barbara vor sich hin, ich werde dir nichts davon erzählen, John! Nicht, weil du mich dabei für verrückt halten würdest, sondern einfach deshalb, weil ich dir dabei erzählen müßte, wie sehr ich dich in Wahrheit liebe. Sie richtete sich auf und hielt sich an ihrem Bett fest. Ich will das nicht, oh, nein! Ich bin schließlich DIE Barbara Hayes, die Leiterin einer der erfolgreichsten Modell-Agenturen des Landes und vielleicht sogar der ganzen Welt. Ich weiß, was ich will, und deshalb weiß ich, daß ich mich nicht so fest binden darf, auch an dich nicht, mein lieber John. Es tut mir leid, aber es gibt Dinge, die sind wichtiger als unsere Liebe.

    Sie lauschte ihren eigenen Worten nach, die sie nicht zum ersten Mal ausgesprochen hatte. Aber diesmal war es das erste Mal, daß sie in ihren eigenen Ohren irgendwie... verlogen klangen. Und sie ahnte, daß sie sich eigentlich nur etwas vormachte. Denn auch sie, Barbara Hayes, war eine Frau, eine richtige Frau. Nicht mehr und auch nicht weniger. Und John Stainwell, das war ein Mann, und zwar war das der Mann, der längst ihre Liebe erobert hatte. Da half nichts mehr dagegen.

    Barbara lachte gekünstelt und schaute sich in ihrem Zimmer um. Das Licht brannte noch. Alles erschien jetzt vertraut wie immer. Sie war daheim, richtig daheim, und die Schatten des Alptraums verloren allmählich ihre Wirkung.

    Barbara fühlte sich ruhiger. Sie rappelte sich vollends vom Boden auf und ging ins Bad, um sich frischzumachen, denn noch immer klebte der Schweiß kalt und unangenehm auf ihrer Stirn - und nicht nur da...

    *

    Das Gesicht von John blieb vor ihrem geistigen Auge, egal, was sie auch tat. Sie sah es mal lächelnd, mal ärgerlich, mal schelmisch, mal abweisend... Sie sah alle Facetten dieses Gesichtes. Sie sah es so deutlich, als wäre es tatsächlich vor ihr und als bräuchte sie nur den Arm auszustrecken, um es zu streicheln. Ja, das hätte sie jetzt gern getan: das Gesicht streicheln, das ihr so sehr vertraut war. Zugegeben, sie hatte ein besonders ausgeprägtes Gedächtnis, was Gesichter und Körperformen betraf. Das war eine wichtige Begabung für ihren Beruf. Aber kein Gesicht der Welt hatte sie so überaus wach in ihrem Kopf wie das Gesicht von John Stainwell.

    Abermals lachte sie gekünstelt und schüttelte den Kopf, um etwas anderes zu sehen. Sie wollte den Anblick los werden. Aber als es ihr halbwegs gelungen war, sah sie sich selbst mit dem Telefon in der Hand. Sie hatte bereits begonnen, die Nummer einzutippen. Wie in Trance hatte sie das getan. Die ersten Zahlen prangten auf dem grün leuchtenden Display. Es war der Anfang von Johns Privatnummer.

    Barbara biß so fest die Zähne zusammen, daß es knirschte. Dabei dachte sie ausnahmsweise nicht daran, wie wertvoll ihr prächtiges Gebiß war, seit ein berühmter Zahnarzt der Natur ein wenig auf die Sprünge geholfen hatte. Schließlich hatte sie es sich als Modell nicht leisten können, etwas anderes als ein absolut perfekt erscheinendes Gebiß zu haben. Alles mußte perfekt erscheinen. Daran hatte sie sich sozusagen gewöhnt. Und das war noch geblieben, als sie längst nicht mehr als Modell gearbeitet hatte. Weil sie keine Zeit mehr dafür hatte, deshalb hatte sie das Modell sein aufgegeben, aber sie hielt sich nach wie vor genauso, als müßte sie gleich morgen wieder in Topform sein, um auf den großen Laufstegen der Welt und im grellen Scheinwerferlicht der Fotografen bestehen zu können. Eine eiserne Disziplin hatte sie zu diesem Erfolg geführt, und es war dieselbe eiserne Disziplin, die ihr den gegenwärtigen Erfolg als Inhaberin und Leiterin der Modell-Agentur sicherte - und John auf den nötigen Abstand hielt.

    Und jetzt rief sie ihn einfach an, mitten in der Nacht?

    Sie schaute ihrem Finger zu, wie er die nächsten Zahlen suchte und fand - und eintippte! Als wäre er selbständig, völlig ohne ihren Willen. Als wäre sie nun auch in diesem Körper eine Fremde und als gehorche dieser Finger einem fremden Willen.

    Es ist kein fremder Wille! dachte sie bestürzt, denn es ist eigentlich das, was ich wirklich will! Deshalb kann ich mich nicht dagegen wehren. Ich rufe dich an, John, weil ich dich so sehr brauche, in diesem Augenblick, mehr denn jemals zuvor.

    Eine Träne stahl sich in ihre Augenwinkel, als sie die Nummer fertig eingetippt hatte. Sie hätte auch einfach die entsprechende Programmtaste drücken können. Die Nummer wäre automatisch angewählt worden. Nein, sie hatte eher unbewußt die ganze Nummer eingetippt. Dieser Zwang... Und jetzt lauschte sie dem Freizeichen. Es klingelte mehrmals am anderen Ende der Verbindung. Und dann meldete sich eine verschlafene Stimme: Ja?

    Es war die Stimme von John Stainwell. Barbara hätte jubeln mögen, aber sie sagte nur bemüht unterkühlt: Tut mir leid, John, wenn ich dich wecke. Wie spät ist es eigentlich? Na, egal, ich wollte nur deine Stimme hören.

    Du wolltest... was? John Stainwell hatte auch ihre Stimme erkannt, aber er mochte überhaupt nicht glauben, was er da gehört hatte.

    Ja, ich bin es, Barbara.

    Das ist mir klar, aber was hast du eben gesagt?

    Was meinst du denn?

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