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Zum vierten Mal 5 Romantic Thriller Juli 2023
Zum vierten Mal 5 Romantic Thriller Juli 2023
Zum vierten Mal 5 Romantic Thriller Juli 2023
eBook525 Seiten7 Stunden

Zum vierten Mal 5 Romantic Thriller Juli 2023

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Romane:


Carol East: Geister auf hoher See

Alfred Bekker: Das Spukhaus

Alfred Bekker: Jägerin der Dämonen

Ove Janssen: Verhängnisvolles Vermächtnis auf Rügen

Alfred Bekker: Ranengeister



Die übersinnlich begabte Patricia Vanhelsing und ihr mysteriöser Gefährte Tom Hamilton sind auf der Spur grausamer Walddämonen...

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum14. Juli 2023
ISBN9783745232028
Zum vierten Mal 5 Romantic Thriller Juli 2023
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Zum vierten Mal 5 Romantic Thriller Juli 2023 - Alfred Bekker

    Alfred Bekker, Carol East, Ove Janssen

    Zum vierten Mal 5 Romantic Thriller Juli 2023

    UUID: 68e69174-f2d4-41e9-91da-a891afafc27d

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Zum vierten Mal 5 Romantic Thriller Juli 2023

    Copyright

    Geister auf hoher See

    Das Spukhaus

    Jägerin der Dämonen

    Verhängnisvolles Vermächtnis auf Rügen: Thriller

    ​Ranengeister

    Zum vierten Mal 5 Romantic Thriller Juli 2023

    Alfred Bekker, Carol East, Ove Janssen

    Dieser Band enthält folgende Romane:

    Carol East: Geister auf hoher See

    Alfred Bekker: Das Spukhaus

    Alfred Bekker: Jägerin der Dämonen

    Ove Janssen: Verhängnisvolles Vermächtnis auf Rügen

    Alfred Bekker: Ranengeister

    Die übersinnlich begabte Patricia Vanhelsing und ihr mysteriöser Gefährte Tom Hamilton sind auf der Spur grausamer Walddämonen...

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author/COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Bücher von Freder van Holk

    Bücher von Horst Friedrichs

    Bücher von Glenn Stirling

    Bücher von Horst Weymar Hübner

    Bücher von Jo Zybell

    Bücher von Joachim Honnef

    Geister auf hoher See

    Carol East

    Susi Wagner war eine schlanke Blondine, die nicht soviel Wert auf ausgefallene Mode legte - und eigentlich viel zu jung war zum Heiraten, würde es nach ihrem Vater gehen. Gottlob ging es nicht nach ihrem Vater allein, sonst wäre sie jetzt nicht so überaus glücklich gewesen, in den starken Armen ihres Frischangetrauten.

    Peter Holden, der eher südländisch wirkende Mann, der Susis Herz im Sturm erobert hatte, hielt sie ganz fest und drückte sie an sich, daß ein wohliger Schauer nach dem anderen ihren ganzen Körper durchrieselte. Dabei hätte sie es laut hinausschreien mögen, damit alle Welt es erfuhr, wie glücklich sie mit ihm war. Aber sicherlich hätten die anderen Passagiere auf dem Luxuslyner Queen Mary wenig Verständnis für ihre Schreie aufgebracht, denn es war nachtschlafende Zeit und außer Susi und Peter wollten anscheinend alle ihre Ruhe haben. Schließlich war es die erste Nacht hier an Bord und für viele mithin auch die erste Nacht auf hoher See, so weit draußen, wie das Traumschiff es nach einer Tagesfahrt überhaupt schaffen konnte.

    Halt, fiel ihr auf einmal ein: Ich heiße ja gar nicht mehr Susi Wagner, sondern seit zwei Tagen Susi Holden! Sie kicherte unwillkürlich über diese Erkenntnis.

    Es war dieses jungmädchenhafte Kichern, zu dem sie neigte und was sicherlich ihren Vater mit dazu bewog, sie als zu jung für die Ehe zu befinden. Aber wahrscheinlichh hatte er sowieso nur Vorurteile gegenüber ihrem Peter. Schließlich war der nur ein mittelloser Student, der sich sein Studium mit Kellnern verdienen mußte, während Susi aus wohlbetuchtem Hause stammte, wie es der Volksmund so schön umschrieb. Für ihren Vater war Peter eher so eine Art Kuckucksei, das sich selber ins gemachte Nest legte. Das hatte er zwar niemals deutlich ausgesprochen, aber Susi benötigte keine klaren Worte, um zu erkennen, was wirklich in ihrem Vater vorging.

    Doch es war ihr inzwischen ziemlich egal, denn so sehr ihr Vater gegen die Ehe mit Peter gewesen war, so wenig konnte er seiner einzigen Tochter einen Wunsch abschlagen. Kein Wunder, denn sie war für ihn das Wichtigste auf der Welt, seit Susis Mutter nicht mehr lebte - und das war schon so lange her, daß sie sich kaum noch an ihre Mutter erinnern konnte.

    Ach was, redete sie sich ein, es ist tatsächlich egal. Das einzige Zugeständnis, das ich ihm machen mußte, das war der Ehevertrag. Und Peter war sofort damit einverstanden, denn dieser Vertrag war für ihn der Beweis, daß er seine geliebte Susi nicht des Geldes, sondern der reinen Liebe wegen heiraten wollte. Und tatsächlich: Vater wurde nach Unterzeichnung des Ehevertrages gleich versöhnlicher im Umgang mit Peter.

    Nun, vielleicht spielt dabei ja auch eine gehörige Portion väterliche Eifersucht eine gewichtige Rolle?

    Das fragte sich Susi nicht zum ersten Mal, während sie sich eng an ihren Peter schmiegte, der sie von hinten umarmt hielt, während sie dicht an der Reling standen, um die würzige Seeluft zu schnuppern und sich den kühlen Wind um die Ohren wehen zu lassen. Ein wenig fröstelte es Susi, was eigentlich verwunderlich war, denn so kühl war der Wind nun auch wieder nicht, und sie hatte sich sowieso einen breiten Schal um die nackten Schultern gelegt, damit ihr der Nachtwind nichts anhaben konnte.

    Sie zitterte jetzt sogar.

    Peter merkte es und fragte besorgt: Ist es dir nicht doch zu kühl? Sollen wir lieber wieder unter Deck gehen?

    Nein, nein, ich zitttere nicht vor Kälte, sondern vor Glück! beteuerte Susi. Das war nur die halbe Wahrheit, denn ihr wurde zunehmend kälter. Aber dabei mußte sie erstaunt feststellen, daß diese Kälte keineswegs von außen kam, sondern irgendwie... von innen. Trotz des Glücks, das sie empfand und das es ihr eigentlich heiß wie Lava durch die Adern fließen lassen müßte? Sie konnte es sich nicht erklären und blinzelte verwirrt.

    Da sah sie erst die Nebelbank. Vor dem Hintergrund des beinahe brettebenen Meeres ein mehr als seltsamer Anblick. Die Nebelbank war schräg hinter dem riesigen Schiff.

    Susi schaute darauf, machte sich aber nicht wirklich Gedanken darüber: Was wußte sie denn schon über die Dinge, die hier draußen, auf hoher See, alles passieren konnten? Eine Nebelbank da hinten: Na und? Wahrscheinlich war das völlig normal. Unnormal erschien ihr lediglich, daß sie ihr nicht vorher aufgefallen war, denn das Schiff mußte sie vor Minuten passiert haben und zwar ziemlich unmittelbar. Sie hätten beide direkt daraufschauen müssen. Dies war jedoch nicht geschehen, als sei die Nebelbank soeben erst wie aus dem Nichts aufgetaucht.

    Sie lenkte ihren Blick davon ab und richtete ihn auf die Kuppel aus unzähligen glitzernden Sternen über ihren Häuptern. Welch ein prächtiger Anblick! So einen klaren Sternenhimmel hatte sie noch niemals zuvor gesehen. Aber sie war ja auch noch nie zuvor nachts auf hoher See gewesen.

    Am liebsten würde ich mit dir nach vorn gehen, nach ganz vorn, wo der Bug ist, bekannte sie mit einem Zittern in der Stimme. So wie in diesem berühmten Film, du erinnerst dich?

    Äh, ja, meinte Peter ein wenig verlegen, ich habe zwar den Film nicht gesehen, aber ich weiß es vom Hörensagen. Die beiden Hauptdarsteller, ja, die haben so getan, als würden sie fliegen oder so, nicht wahr?

    Die Liebe breitet ihre Flügel aus und läßt uns über das Meer fliegen, über diese Weite, diese Unendlichkeit - so unendlich wie unsere Liebe! schwärmte Susi.

    Und dann schaute sie wieder auf die Nebelbank. Seltsam, war die größer geworden?

    Sie schätzte es unwillkürlich ab, sofern man überhaupt auf hoher See etwas mit den Augen abschätzen konnte. Nein, die Nebelbank war nicht wirklich größer geworden, sondern... sie kam näher! Sie holte mehr und mehr auf. Langsam zwar, aber dennoch deutlich.

    Das ist doch überhaupt nicht möglich! dachte Susi unwillkürlich. Zwar hatte sie überhaupt keine Ahnung von der Seefahrt, aber sie hatte noch niemals davon gehört, daß eine Nebelbank quasi aus dem Nichts sich bildete und dann auch noch ein Schiff einholte, das sich in voller Fahrt befand. Was ging da eigentlich vor sich? Und sie schien bisher die einzige zu sein, die es überhaupt bemerkte.

    Sie verdrehte den Kopf, um hinauf auf die Brücke zu schauen. Dort wußte sie den Steuermann, doch der hatte kein Auge für das Phänomen, sondern hielt stur seinen Kurs.

    Vielleicht, weil es eben überhaupt kein Phänomen war, sondern hier draußen völlig normal und alltäglich?

    Was ist los? fragte Peter prompt. Hat dir meine Antwort nicht gefallen oder was?

    Nein, das ist es nicht, Peter. Ach, ich bin so glücklich...

    Aber?

    Nichts aber, Peter, Liebling: Es ist nur die Nebelbank. Nebel scheint ja ganz normal zu sein hier draußen.

    Aber wir haben eine völlig sternenklare Nacht. Kein Dunst trübt die Sicht. Ich habe zwar auch keine Ahnung von der christlichen Seefahrt, aber ich glaube, das ist ziemlich einmalig, daß wirklich nichts die Sicht trübt.

    Ja, außer halt dieser komischen Nebelbank dort drüben. Ich glaube sogar, wenn mich nicht alles täuscht, die kommt näher. Sie bleibt nicht zurück, sondern holt allmnählich auf.

    Welche Nebelbank? fragte er verständnislos.

    Na, die dort drüben halt! Sie deutete mit ausgetrecktem Arm.

    Ach, du machst nur einen Ulk mit mir. Peter lachte herzhaft.

    Ganz und gar nicht, Liebster. Da ist doch die Nebelbank. Ziemlich groß, jetzt, wo sie nähergekommen ist. Kleiner als unser Schiff, viel kleiner, aber immerhin...

    Moment mal, Susi, du siehst da tatsächlich eine... Nebelbank? Aber da ist... gar nichts! Die Sicht ist völlig frei. Kein Nebel, nichts.

    Also, jetzt verulkst du mich aber! warf sie ihm vor.

    Da drüben, wo du hingezeigt hast, jetzt zeigte er selbst in die ungefähre Richtung, in der er die Nebelbank vermutete, von der Susi sprach, da sehe ich nichts. Aber wenn du dort eine Nebelbank siehst...

    Was dann? rief sie alarmiert.

    Vielleicht was mit den Augen? So eine Art blinder Fleck oder wie man das nennt? Wir sollten schleunigst zum Schiffsarzt und...

    Ach was, werde nicht albern, Peter. Ich sehe da eine Nebelbank, und wenn ich den Kopf wende, bleibt der Nebel nicht in meinen Augen. Er ist nur dort über dem Meer - und jetzt wird er sogar noch schneller. Er wird uns gleich erreicht haben.

    Kaum hatte sie es ausgesprochen, als die Kälte in ihr schlagartig stärker - und damit unangenehmer - wurde. Sie fröstelte und schmiegte sich enger an ihren Peter, sofern das überhaupt noch möglich war.

    Und sie begriff: Diese Kälte stand unmittelbar in Zusammenhang mit der Nebelbank - und konnte nur von ihr empfunden werden, genauso wie nur sie offenbar diese Nebelbank sah.

    Wie war das überhaupt möglich? Was ging mit ihr vor? Wurde sie verrückt oder was?

    *

    Bevor Susi noch weiter an ihrem eigenen geistigen Zustand zweifeln konnte, versank förmlich die Welt um sie herum. Als würde sie sich nur noch zum Teil in dem befinden, was man Wirklichkeit nennt. Der größere Teil von ihr jedoch war zwar immer noch auf dem Schiff, fühlte immer noch die Nähe von Peter, doch in dieser irgendwie anderen Sphäre war die Nebelbank etwas völlig Normales.

    Sie hörte, daß Peter noch etwas zu ihr sagte, doch die Worte klangen fremdartig, und alles war sowieso viel zu weit weg, auch wenn es sich gleichzeitig ganz nah anfühlte. Ein Widerspruch in sich, aber einer, über den sich Susi überhaupt nicht wunderte. Sie hatte jetzt nur noch Augen für die herannahende Nebelbank, die immer weiter aufholte, bis sie sich genau neben dem Schiff befand. Dort verharrte sie, jetzt nur noch wenige Meter entfernt.

    Susi starrte darauf und fragte sich, was der Nebel eigentlich verbarg.

    Kaum hatte sie sich diese Frage gestellt, da lichtete er sich an der Seite ein wenig. Als hätte etwas Unsichtbares ihre Gedanken belauscht und wollte darauf reagieren.

    Da war etwas zu erkennen. Noch diffus zwar, aber Susi strengte sich an, weil sie wissen wollte, was es war.

    Die Nebel lichteten sich stärker. Als würde sich eine Art Fenster in der Nebelbank öffnen. Und durch dieses Fenster... sah Susi die Reling eines uralten Segelschiffes. Ein verhältnismäßig großes Schiff seiner Art, wenn sie das richtig beurteilen konnte. Unterhalb der Reling begann die Öffnung für ein Kanonenrohr. Susi sah nur den Rand, mehr nicht.

    Das Fenster blieb nicht starr, sondern setzte sich in Bewegung. An seinen Rändern wallte der Nebel so stark, als würde er regelrecht gequirlt. Doch seltsam, jenseits des Fensters schien sich gar kein Nebel zu befinden. Er war wie ein Wall, der dieses Segelschiff komplett umschloß und insgesamt als Nebelbank nicht viel größer war als das Schiff selbst.

    An der Reling stand jemand. Ein Mann, wahrhaft abenteuerlich gekleidet.

    Susis Augen verengten sich zu einem schmalen Spalt. Sie als Kinofan erinnerte sich an jenen Piratenfilm, der vor Jahren Furore gemacht hatte und dem auch noch ein zweiter Teil gefolgt war. Wie immer, wenn ein Kinofilm besonders erfolgreich wurde. Und dieser Mann da auf dem Segler, der sah fast genauso aus wie damals der Hauptdarsteller! Als würde es sich um einen Szenenausschnitt aus dem Film handeln. Doch das war hier kein Film, sondern das war Wirklichkeit. Eine andersartige Wirklichkeit zwar, nicht vergleichbar mit dem, was Susi ein Leben lang als solches erfahren hatte, aber es fühlte sich absolut real an. Und das war es sicherlich auch. Genauso real wie dieser Pirat auf einem jahrhundertealten Segelschiff, der jetzt seinen Blick... auf sie richtete.

    Er betrachtete sie interessiert. Nein, Susi täuschte sich nicht. Dabei schien eine eiskalte Hand nach ihrer Kehle zu greifen. Sie spürte die Arme von Peter, der sie ganz fest hielt, als wollte er sie vor dem Piraten beschützen, obwohl Peter ihn doch gar nicht sehen konnte. Und sie spürte gleichzeitig den Blick des Piraten auf sich ruhen.

    Im nächsten Augenblick verzog sich der Mund in diesem bärtigen Gesicht zu einem Lächeln.

    Susis Herz vergaß für einen Moment zu schlagen. Sie vergaß auch, zu atmen. Der Augenblick schien sich zu einer Ewigkeit dehnen zu wollen. Das Lächeln und dieser Blick des Piraten... Es ging ihr gewissermaßen durch und durch, ließ sie erschauern.

    Schlagartig schloß sich das Fenster in der Nebelbank.

    Susi erinnerte sich wieder daran, daß sie atmen mußte. Sie tat einen besonders tiefen Atemzug und ließ dann die Luft zischend entweichen.

    Die Nebelbank setzte sich wieder in Bewegung. Die ganze Zeit über, während sich jenes Fenster geöffnet hatte, war die Nebelbank parallel zum Luxusliner geblieben, auf dem sich Susi mit ihrem frischangetrauten Ehemann befand. Jetzt wurde sie wieder schneller und entfernte sich gleichzeitig von dem Liner.

    Susi stierte darauf, bis ihr die Augen tränten und der Anblick verschwamm. Sie blinzelte kräftig, doch der Anblick blieb. Die Nebelbank gewann an Geschwindigkeit und floh regelrecht vor dem Traumschiff.

    Susi? fragte Peter, scheinbar äußerst beunruhigt.

    Ja? Es war nicht viel mehr als nur ein Krächzen.

    Was - was war los mit dir? Du - du warst ja regelrecht... weggetreten. Ich mußte dich festhalten, sonst wärst du glatt zu Boden gestürzt.

    Ach, es war... gar nichts. Das war gelogen. Wieso tat sie das? Aber dann beruhigte sie sich selber: Was sollte sie riskieren, endlose Erklärungen abzugeben, wobei Peter nur noch mehr in seiner Meinung bestärkt wurde, sie hätte den Verstand verloren? Es ist wirklich nichs! bekräftigte sie noch. Irgendwie tut mir die Schiffahrt doch nicht ganz so gut wie ich gedacht habe.

    Eine Art Seekrankheit?

    Ja, eine Art! bestätigte Susi wider besseres Wissen. Doch keine Bange, mir ist nicht übel dabei. Mir war nur auf einmal furchtbar schwindelig. Gut, daß du mich festgehalten hast.

    Und ich habe dich was gefragt, erinnerte Peter.

    Gefragt? Ja, ich habe deine Stimme gehört, aber mir war so schwindelig dabei, daß ich gar nicht richtig begriffen habe, was du wissen willst.

    Nur, ob du immer noch diesen Nebel siehst, das habe ich gefragt.

    Nebel? Ach, den meinst du. Irgendwie hat es damit begonnen. Erst wurde es mir irgendwie neblig vor Augen und dann schwindelig... Uff, bin froh, daß es vorbei ist.

    Hattest...? Er brach ab. Dann hub er erneut an: Hattest du das schon öfter?

    Sie lachte, obwohl ihr ganz und gar nicht zu lachen zumute war: Du meinst, weil wir uns erst ein Vierteljahr kennen, könnte ich da noch das eine oder andere dunkle Geheimnis haben? Zum Beispiel eine Krankheit, von der du noch nichts weißt? Da kann ich dich beruhigen: Ich hatte das vorher noch nie. Ich bin ja auch das erste Mal auf hoher See.

    Ausnahmsweise waren diese beiden Aussagen nicht gelogen: Sie hatte so ein Erlebnis in der Tat noch niemals zuvor. Sie war aber auch noch niemals zuvor auf hoher See gewesen.

    Wie hätte ich einem Seepiraten von früher auch an Land begegnen können? fragte sie sich unwillkürlich. Dabei fiel ihr gar nicht auf, wie seltsam diese Frage eigentlich klang - realistisch betrachtet.

    *

    Komm, laß uns jetzt doch unter Deck gehen, bat Susi ihren Liebsten. Ich muß zugeben, daß ich es mir hier oben wärmer vorgestellt habe. Wenn man bedenkt, wie heiß es heute mittag noch war...

    Ja, sicher, pflichtete Peter ihr bei, willst du mein Hemd?

    Sie mußte lachen. Es klang ehrlich: Nein, wir müssen ja nicht gleich übertreiben. Oder macht es dir Spaß, statt meiner zu frieren?

    Ach, mir ist überhaupt nicht kühl. Ich habe gehört, Frauen frieren eher als Männer.

    Na, das wüßte ich aber! tadelte ihn Susi gutmütig. Obwohl, diesmal trifft es anscheinend tatsächlich zu. Mir ist jedenfalls recht kühl, und ich freue mich auf unsere Kabine, wo vielleicht noch ein letzter Rest der Tageshitze übrig ist.

    Ich fürchte, da ist es eher so schwül, daß es kaum auszuhalten sein wird, gab Peter zu bedenken.

    Dann machen wir eben die Klimaanlage an, meinte Susi leichthin.

    Im nächsten Moment hätte sie sich beinahe auf die Zunge gebissen: Da war ihr wieder etwas entschlüpft, worauf Peter in letzter Zeit seltsam reagierte. Sie hatte ihn auch regelrecht überreden müssen zu dieser Seefahrt. Erst hatte sich Vater gesperrt. Nach dem Ehevertrag hatte er sich erweichen lassen. Dann hatte sie damit Peter eine Überraschung bereiten wollen. Die Überraschung war ihr zwar gelungen, aber ganz anders als erhofft: Er hatte sauer reagiert und sich mühsam beherrschen müssen, um nicht regelrecht auszurasten. Das hatte sie ihm deutlich angesehen. Aber später war er dann doch versöhnlicher geworden. Sie hatte ihn natürlich gefragt, was er denn dagegen hätte. Peters Antwort war so unverständlich für sie gewesen wie seine ganze Reaktion darauf: Weil ich es mir nie und nimmer leisten könnte!

    Was sollte das denn? Sie liebten sich. Er liebte nicht ihr Geld, das hatte sie längst begriffen. Überhaupt hatten sie sich kennengelernt, ohne daß er hatte wissen können, daß sie von daheim so etwas wie reich war. Schließlich war sie kein Modepüppchen, das viel Geld in die Kleidung steckte. Nein, wenn man sah, wie sie am liebsten herumlief, vermutete man alles andere als genügend Geld. Eher das Gegenteil. Und dann war Peter da in ihrem Stamm-Café aufgetaucht. Als der neue Kellner, der hier sein Studium finanzieren wollte. Seit einiger Zeit verkehrte Susi hier mit ihrer Clique. Alles andere als versnobte junge Frauen aus betuchtem Zuhause. Obwohl keine von ihnen jemals hätte über Geldnot klagen müssen. Aber sie legten halt keinen Wert darauf, es aller Welt auch zu zeigen. Und vor allem redeten sie nicht darüber. Also, woher sollte Peter dann wissen, aus welchem Zuhause sie stammte?

    Sie hatten sich auf Anhieb ineinander verliebt. Es war das gewesen, was man Liebe auf den ersten Blick nannte. Sie waren ins Gespräch gekommen, woran Susi natürlich nicht ganz unschuldig gewesen war, und er hatte ihr von sich erzählt, von seinem Studium, daß er noch nicht lange in der Stadt war. Überhaupt sei er nur hergekommen, um zu studieren.

    Sie hatte ihm vorläufig eher wenig von sich erzählt, weil sie schon geahnt hatte, daß es ihn unnötig verschrecken würde. Bis sie sich dann so nahe gekommen waren, daß sie nicht mehr länger damit hinter dem Berg halten konnte, was ihre Herkunft betraf.

    Er hatte wie schon befürchtet regelrecht erschrocken reagiert und sich sogar von ihr abgewendet. Nicht lange zwar, aber sie hatte ihm angesehen, daß er sich alle Mühe gegeben hatte, von ihr schleunigst wieder loszukommen. Doch es war zu spät gewesen. Für sie beide. Ihre Zuneigung zueinander hatte eine Größe erreicht, die eine Trennung nicht mehr möglich machte.

    Gottlob! dachte Susi jetzt, da sie auf dem Weg zu ihrer Kabine waren. Einerseits liebte sie den Komfort, der sie dort erwartete, andererseits störte sie das, weil sie wußte, daß es Peter störte.

    Die Welt ist wahrlich verrückt, überlegte sie: In der Regel haben Pärchen Konflikte miteinander, weil zu wenig Geld da ist. Bei uns ist es quasi umgekehrt. Geht es denn niemals ohne irgendwelche Probleme?

    Aber es waren ihre einzigen Schwierigkeiten. Falls man sie überhaupt so nennen mochte. Peter würde sich daran gewöhnen. Es war wahrscheinlich sein männlicher Stolz, der ihm so sehr im Weg stand. Susi hatte ihn bis jetzt jedesmal damit beruhigen können, daß sie ihm sagte: Paß auf, wenn du mal fertig bist mit dem Studium, wird es dir finanziell auch prächtig gehen. Dann wird dich dies alles gar nicht mehr stören. Ja, das hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Bis jetzt jedenfalls nicht. Mußte sie sich bald etwas Neues einfallen lassen, um seinen verletzten Stolz zu retten?

    Ach, wenn Vater ihn nur so kennen würde wie ich: Er würde niemals wieder dieses Mißtrauen zeigen, von dem er einfach nicht mehr völlig los kommt, trotz des Vertrages!

    Sie seufzte unwillkürlich bei dem Gedanken daran.

    Ist noch was? fragte Peter sofort alarmiert.

    Nein, ich freue mich einfach auf die behagliche Wärme in unserer Kabine.

    Kabine ist gut: Ich würde es eher eine Luxussuite nennen. Sag mal, Susi - und sei mir bitte nicht böse, wenn ich das frage: Ging es nicht eine Nummer kleiner?

    Nein, ging es nicht! antwortete sie ungewohnt heftig - heftiger jendefalls als beabsichtigt. Sie wollte es sofort wiedergutmachen und lachte ihn an, während sie Hand in Hand nebeneinander herschritten. Vater wollte es so. Du weißt ja, wie er ist. Und er wollte dich mit Sicherheit damit nicht beschämen, wirklich nicht. Er wollte einfach nur, daß es seiner Tochter gut geht.

    Tut mir leid! Er verzog das Gesicht. Ich bin schon manchmal recht schlimm mit meinem dummen Stolz, nicht wahr?

    Ja, das bist du! bekannte Susi frech, reckte sich und küßte ihn auf die Nasenspitze. Wundert es dich, wenn ich dir sage, daß ich dich trotzdem liebe?

    Eigentlich schon!

    Sie lachten jetzt beide und gingen beschwingter weiter.

    Susi war froh, daß sich Peter diesmal so schnell wieder beruhigt hatte. Er war schließlich nicht dumm. Also würde er diesen dummen Stolz, wie er es selbst nannte, auch irgendwann überwinden können.

    Es macht mir übrigens nichts aus, wenn dein Vater mich so ablehnt, sagte Peter auf einmal.

    Sie blieb unwillkürlich stehen und schaute ihn forschend an: Was war das denn jetzt schon wieder?

    Er lächelte. Nicht so wie sonst, wenn er sich Mühe gab, irgendwelchen Ärger nicht zu offensichtlich werden zu lassen, der ihn beseelte.

    Er fuhr mit lächelnder Miene fort: Ich wäre an seiner Stelle genauso, glaube mir. Da kommt so ein hergelaufener Student, ein Habenichts, wie er im Buche steht, und nimmt ihm das Liebste, nämlich seine Tochter. Nein, ich weiß, er hat dir diese Reise hier nicht geschenkt, um mich zu beschämen. Dessen bedurfte es sowieso nicht mehr. Ich bin bereits beschämt, weil ich mich erdreistet habe, seine Tochter zu lieben. Aber was soll ich machen: Sie ist nicht nur für ihn das Liebste auf der Welt, sondern inzwischen auch für mich. Und ich kann nicht mehr leben ohne sie - und ich will es auch nicht mehr. Hörst du, meine Teuerste: Ich kann nicht ohne dich existieren und werde alles tun, um dich zu kriegen, koste es, was es wolle!

    Noch während er gesprochen hatte, war seine Stimme anders geworden. Als würde ein Fremder durch seinen Mund sprechen.

    Susis Augen weiteten sich entsetzt. War das überhaupt noch ihr Peter? Um alles in der Welt: Was war auf einmal los mit ihm?

    Es war sein Lächeln - und andererseits wiederum nicht. Es war seine Stimme - und andererseits wiederum nicht. Er hatte ein glattrasiertes Gesicht, doch schimmerte da nicht so etwas wie ein Bart, gleichsam wie ein Schemen, das darüber erschienen war?

    Im nächsten Augenblick war alles wieder normal.

    Peter blinzelte verwirrt.

    Gott, jetzt hat es mich anscheinend auch erwischt. Mir wurde plötzlich schwindelig wie dir oben an der Reling. Er betrachtete sie mit seltsamen Augen. Aber jetzt ist es wieder in Ordnung. Wieso schaust du mich denn eigentlich so erschrocken an, Liebes? War es wirklich so schlimm? War ich irgendwie... weggetreten oder was?

    Sie nickte heftig. Weggetreten? Ja, so kann man es nennen...

    So wie du oben? Tatsächlich. Hat es mit der See zu tun? Ich hatte das noch nie zuvor in meinem Leben. Das darfst mir glauben. Ich bin kerngesund...

    Natürlich bist du das, denn ich hätte dich niemals heiraten dürfen ohne gründliche ärztliche Untersuchungen, die Vater für dich angeordnet hat! dachte Susi ketzerisch. Dabei kam ihr zum ersten Mal in den Sinn, daß sich Peter nicht zu Unrecht in seiner Ehre gekränkt fühlte, bei dem, was er durch ihren Vater alles hatte ertragen müssen. Einmal abgesehen davon, daß Vater ganz offen vor ihm mit seinem Geld geprotzt hatte. Zwar in der Absicht, Peter zu zeigen, daß er alles für seine geliebte Tochter tun wollte - und auch konnte! -, aber von Peter mußte das ganz und gar anders aufgefaßt worden sein.

    Ja, jetzt begann sie tatsächlich, es zu verstehen. Und sie floh regelrecht an seine männliche Brust.

    Bitte, Peter, halte mich ganz fest!

    Er zögerte kurz, aber dann schlossen sich seine Arme um sie.

    Du zitterst ja schon wieder! stellte er dabei fest.

    Ja, Liebster, aber diesmal nicht vor Kälte.

    Warum denn sonst?

    Ich - ich habe Angst!

    Was denn, Angst? Aber wovor oder vor wem?

    Halte mich einfach nur fest und verspreche mir, mich niemals zu verlassen, was immer auch geschehen mag.

    Aber wieso sollte ich jemals dich verlassen wollen? wunderte er sich.

    Du weißt schon, was ich meine.

    Ach, wegen deinem Vater? Nun, ich denke mal, es ist die Liebe, die uns verbindet und aus der ich genügend Kraft schöpfe, um dies alles zu ertragen. Und ich werde es auch noch weiterhin schaffen.

    Bitte, verzeih mir, wenn ich jemals Unverständnis dir gegenüber gezeigt habe. Ich weiß jetzt, wie du dich manchmal gefühlt haben mußt. Wir kennen uns erst seit einem Vierteljahr, aber Vater hat es dir wirklich sehr schwer gemacht, an unserer Liebe festzuhalten.

    Er streichelte ihr zärtlich über das Haar und redete beruhigend auf sie ein: Aber, Liebes, egal, wie schwer es war und wie schwer es noch sein wird: Nichts wird jemals stärker sein können als meine Liebe zu dir!

    Doch, es gibt etwas, was stärker ist: Nämlich meine Liebe zu dir! widersprach sie ihm lächelnd und bot ihm ihren Mund zum Kuß an.

    Er preßte nur zu willig seine Lippen darauf, und sie küßten sich heiß und innig.

    Und wieso dachte sie dabei... an jenen Piraten auf dem uralten Segelschiff in der unheimlichen Nebelbank?

    *

    Später in der Kabine gab sich Susi alle Mühe, nicht mehr an das Erlebnis mit dem Piraten zu denken. Wieso wollte ihr dieses bärtige Gesicht, dieses Lächeln, nicht mehr aus dem Kopf gehen? Ein ungehobelter Bursche, ganz gewiß. So ein Pirat, auch noch in einer solch wilden Zeit, damals...

    Auf einmal erschrak sie: Was dachte sie denn da? Ein Pirat aus vergangenen Zeiten? Aber wieso hatte sie ihn dann überhaupt sehen können? Wieso war er ihr begegnet?

    Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Die ganze Zeit über hatte sie sich mit aller Kraft dagegen gewehrt, doch jetzt konnte sie sich dieser Erkenntnis nicht mehr verschließen: Da ging etwas nicht mit rechten Dingen zu! Es war doch wohl nicht normal, wenn da plötzlich Nebelbänke auf dem Meer auftauchten, in denen sich Schiffe verbargen, wie man sie vor Jahrhunderten gebaut hatte. Es war auch nicht normal, daß es auf einem solchen Schiff diesen Piraten gab, wie aus einem kitschigen Film entsprungen.

    Und Peter hat nichts von alledem gesehen, obwohl es genau vor ihm sich abgespielt hat! dachte sie bestürzt.

    Und dann, was unterwegs zur Kabine passiert war... Als sich Peter plötzlich so seltsam verändert hatte. Wie hatte er sich ausgedrückt, er würde alles tun, um sie zu kriegen, so lange er existiere - oder so ähnlich? Aber er hatte sie doch längst: Sie liebten sich und waren sogar verheiratet miteinander.

    Nein, das war nicht Peter gewesen, der so gesprochen hat! machte sie sich klar. Das war dieser Pirat. Und wäre Peter anschließend nicht so verwirrt gewesen, hätte sie beinahe annehmen müssen, sie hätte einfach nur Halluzinationen und müßte dringend zu einem Seelenklempner. Aber wenn es Peter jetzt ähnlich erging?

    Sie schaute nach ihm. Peter achtete momentan nicht auf sie. Er wühlte in seinem Schrank herum, als würde er dringend etwas suchen. Schon kurz nachdem sie in die Kabine zurückgekehrt waren, hatte er mit der emsigen Suche begonnen, ohne jedoch zu sagen, was es denn war.

    Sie schüttelte den Kopf. Dann wandte sie sich von Peter ab und ging hinüber zu dem schmalen Bedienpaneel für die Klimaanlage. Es war tatsächlich sehr schwül in der Kabine. Jetzt, wo alle Kälte von ihr gewichen war, wurde es unangenehm. Die Klimaanlage würde Abhilfe schaffen.

    Kurz zögerte sie noch. Vielleicht sollte sie zuerst Peter fragen? Aber nein, der war ja beschäftigt. Sie schaltete das Gerät ein.

    Sogleich ging ein kühler Luftstrom durch die Kabine.

    Peter hielt plötzlich inne und legte den Kopf schief, als würde er auf etwas lauschen. Dann wirbelte er halb um die eigene Achse. Seine Augen hatten sich schreckgeweitet.

    Da ist es wieder! murmelte er.

    Susi runzelte überrascht die Stirn.

    Was meinst du, Darling?

    Der kühle Luftzug - ob er das ist?

    Wer? Ihre Augen verengten sich. War Peter jetzt völlig durchgedreht oder was? Oder hing es mit dem... Piraten zusammen? Das Erlebnis draußen auf dem Gang, als sie hierher kamen. Eigentlich hätten sie gleich zu Bett gehen sollen, denn es war sicher schon reichlich spät, aber Peter durchwühlte ja lieber seinen Schrank, ohne zu sagen, worum es ging. Und jetzt dieses seltsame Verhalten?

    Ihre Blicke kreuzten sich.

    Bitte, Susi, schau mich nicht so an, als sei ich verrückt geworden.

    Nun, wenn du dich halt so benimmst. Sie deutete mit dem Daumen auf die Klimaanlage. Der kühle Luftstrom kommt übrigens von hier. Aber was hast gemeint, als du sagtest...?

    Er blies die Wangen auf und ließ pfeifend die Luft entweichen. Ach, das? Ist nichts. Dummes Gerede. Ich weiß auch nicht...

    Mit wenigen Schritten war sie bei ihm. Sie packte ihn an beiden Schultern, weil er ihr ausweichen wollte.

    Wieso belügst du mich, Peter? Und was suchst du denn eigentlich die ganze Zeit so verzweifelt im Schrank?

    Das Amulett! entfuhr es ihm.

    Was für ein Amulett?

    Ist - ist es dir noch gar nicht aufgefallen? Ich trage es oft.

    Ach, das, ja, ich weiß. Komisches Ding, wenn du mich fragst, und ziemlich alt, wie ich vermute, weil es so schäbig aussieht. Ein Familienerbstück oder so etwas? Ich wollte dich nicht danach fragen. Wenn es dir halt gefällt...

    Ich trage es nicht, weil es mir gefällt, Susi, sondern... Er brach ab.

    Sie forschte in seinem Gesicht. Was verheimlichte er vor ihr?

    Also gut, Susi. Das oben an der Reling, als dir plötzlich so seltsam zumute wurde... Ich habe nichts gesehen und nichts gehört. Keine Nebelbank, wie du gemeint hast. Aber es war etwas gewesen. Es war nähergekommen, und als es am nächsten gewesen war, bist du erst recht weggetreten. Was ist passiert? Kannst du dich überhaupt noch an Einzelheiten erinnern?

    Wieso fragst du das alles? wunderte sie sich ehrlich.

    Jetzt packte er sie seinerseits an beiden Schultern, während ihre Hände niedersanken.

    Au, nicht so fest, du tust mir ja weh! beschwerte sie sich.

    Sofort lockerte er seinen Griff.

    Oh, verzeih mir, Liebes, das wollte ich nicht. Es ist nur... Ich kann mich nicht erinnern, was mit mir gewesen war, als wir auf dem Weg hierher in die Kabine... Jedenfalls, danach ist mir aufgefallen, daß ich gar nicht mein Amulett am Hals hängen habe. Deshalb habe ich mich auf die Suche danach gemacht. Es muß doch irgendwo hier...

    Was, um alles in der Welt, hat denn dieses alte, schäbige, geschmacklose Amulett damit zu tun? regte sich Susi auf einmal auf.

    Alt und schäbig? Ja, das ist es, in der Tat, zugegebenermaßen... Er wagte es gar nicht, ihr in die Augen zu schauen. Bitte, Susi, diese beiden Male, da ist etwas vorgefallen. Ich weiß es, weil ich mich auf mein Gefühl verlassen kann, was diese Dinge betrifft.

    Von welchen Dingen redest du denn eigentlich?

    Er schaute sie an. Diesmal wich er ihrem Blick nicht mehr aus.

    Mein Amulett, das ist eine sogenannte gnostische Gemme!

    Eine... was?

    Eine Art magisches Amulett, wie es sich innerhalb meiner Familie seit Generationen vererbt.

    Wie denn? Bist du abergläubisch oder was? Ich hätte nie gedacht, daß - daß... Ihr fehlten die Worte.

    Nun schau mich nicht so an wie einen Verrückten, bitte, Susi! Was dir oben widerfahren ist und mir unterwegs hierher... Da geht was nicht mit rechten Dingen zu, glaube mir. Aber auch wenn du mir nicht glaubst: Erkläre mir ganz genau, was du erlebt hast, und dann frage dich, wieso es außer dir niemand gesehen hat!

    Diesmal wich sie seinem forschenden Blick aus.

    Ihr fröstelte unwillkürlich. Nicht, weil die Klimaanlage zu hoch eingestellt war, sondern wegen dem Erlebnis oben und auch unterwegs. Peter hatte ja völlig recht, aber sie konnte es einfach nicht zugeben, so sehr sie es wollte. Jetzt wäre die Gelegenheit gewesen, ihm von dem Piraten zu erzählen. Eine völlig absurde Geschichte, doch Peter würde sie verstehen und vor allem sie nicht auslachen. Ganz im Gegenteil. Er mußte tatsächlich auch etwas gespürt haben. Das hatte er zunächst nicht zugeben wollen. Klar, weil er nicht gewußt hatte, wie Susi darauf reagieren würde. Aber nun war das anders. Sie hätte alles haarklein erzählen können - und auch sollen. Und wieso tat sie es nicht? Wieso blieben ihre Lippen versiegelt?

    Mehr noch, sie schaute ihn jetzt wieder an und log ihm dreist ins Gesicht: Bitte, Peter, das ist doch alles Humbug. Du bist ein intelligenter junger Mann, der seriöse Wissenschaften studiert. Wie kommst du zu solch einem Unsinn? Dort oben, an der Reling, da war nichts, gar nichts. Mir ist irgendwie die See doch nicht so gut bekommen. Überhaupt war mir auf einmal ziemlich kalt, wie du dich erinnerst.

    Er schüttelte den Kopf.

    Wieso lügst du mich an, Susi? fragte er eindringlich. Dann winkte er mit beiden Händen ab. Schon gut, sage jetzt nichts mehr. Ich verstehe, du glaubst an so einen Humbug nicht, wie du es nennst, und deshalb willst du so tun, als wäre nichts geschehen. Das ist dein gutes Recht, und ich werde auch nicht weiter mit dir darüber diskutieren, weil ich grundsätzlich niemals darüber diskutieren will. Ein jeder sollte nach seinem Willen selig werden. Normalerweise ist es auch niemals nötig, daran zu glauben, weil man nichts damit zu tun bekommt. Doch diesmal liegen die Dinge anders. Das spüre ich in aller Deutlichkeit.

    Er wandte sich von Susi ab und wieder dem Schrank zu. Ein wenig hilflos sah er dabei aus, wie er mit hängenden Schultern hineinstarrte und murmelte: Ich muß sie doch hier irgendwo haben!

    Dann schau doch mal sonstwo nach, meinte Susi und wunderte sich selber darüber, wie ruhig das klang. Sie muß doch nicht unbedingt im Schrank sein...

    Diese blöde gnostische Gemme. Was immer das auch ist und wieso auch immer man dieses Ding so nennt... Es ist häßlich, kitschig und geschmacklos. Eine Schrulle von Peter. Sonst nichts!

    Dachte sie und wandte sich ab. Sie setzte

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