Mein Herz friert in deinem Schloß: Fürstenkinder 45 – Adelsroman
Von Margot Daniger
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
Tiefblau glitzert der Vierwaldstätter See im Schein der Sonne. Die Luft ist ein wenig drückend und schwül, doch als Oliver den schnittigen Humber von der Küstenstraße aufwärts lenkt, wird es sofort kühler, und würziger Tannenduft streicht durch die geöffneten Fenster. Mildred, die neben ihrem Gatten sitzt, holt tief Atem und fährt sich mit den zarten, schlanken Fingern über das goldblonde Haar, das weich auf die Schultern fällt. »Das tut gut, Darling. Es war sehr heiß in Luzern. Shopping macht Spaß, kann aber recht anstrengend sein.« Ihre Stimme hat den eigenen, verhüllten Klang, der Sir Oliver Crombie gefangennahm, als er ihn auf der Party im Ballsaal von Claridges vor sieben Jahren hörte, noch bevor die bezaubernde junge Komteß seine Frau wurde. »Morgen wird den ganzen Tag geruht«, sagt Oliver, »hoffentlich hält sich das Wetter. Wir schicken Nanny mit den Kindern ins Schwimmbad, und du bleibst in dem Liegestuhl auf derVeranda.« »Das kann doch nicht dein Ernst sein, Darling. Ich habe Jane und John den ganzen Tag nicht um mich gehabt, da gibt es morgen vieles nachzuholen. Ich weiß, du hast unsere Rangen auch vermißt.« »Ich habe direkt darauf gewartet, das von dir zu hören.« Oliver lacht. »Natürlich haben die Kinder uns beiden gefehlt! Aber es war schön, einmal den ganzen Tag für uns zu haben, nicht wahr, Sunshine?« Sonnenschein – das war sie für ihn! »Die Frage ist unfair«, schmollt die schöne junge Frau, und ihre Augen ruhen in inniger Liebe auf dem markanten Gesicht des Mannes.
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Buchvorschau
Mein Herz friert in deinem Schloß - Margot Daniger
Fürstenkinder
– 45 –
Mein Herz friert in deinem Schloß
Für dich bin ich nur ein schönes Bild
Margot Daniger
Tiefblau glitzert der Vierwaldstätter See im Schein der Sonne. Die Luft ist ein wenig drückend und schwül, doch als Oliver den schnittigen Humber von der Küstenstraße aufwärts lenkt, wird es sofort kühler, und würziger Tannenduft streicht durch die geöffneten Fenster.
Mildred, die neben ihrem Gatten sitzt, holt tief Atem und fährt sich mit den zarten, schlanken Fingern über das goldblonde Haar, das weich auf die Schultern fällt.
»Das tut gut, Darling. Es war sehr heiß in Luzern. Shopping macht Spaß, kann aber recht anstrengend sein.«
Ihre Stimme hat den eigenen, verhüllten Klang, der Sir Oliver Crombie gefangennahm, als er ihn auf der Party im Ballsaal von Claridges vor sieben Jahren hörte, noch bevor die bezaubernde junge Komteß seine Frau wurde.
»Morgen wird den ganzen Tag geruht«, sagt Oliver, »hoffentlich hält sich das Wetter.Wir schicken Nanny mit den Kindern ins Schwimmbad, und du bleibst in dem Liegestuhl auf derVeranda.«
»Das kann doch nicht dein Ernst sein, Darling. Ich habe Jane und John den ganzen Tag nicht um mich gehabt, da gibt es morgen vieles nachzuholen. Ich weiß, du hast unsere Rangen auch vermißt.«
»Ich habe direkt darauf gewartet, das von dir zu hören.« Oliver lacht. »Natürlich haben die Kinder uns beiden gefehlt! Aber es war schön, einmal den ganzen Tag für uns zu haben, nicht wahr, Sunshine?«
Sonnenschein – das war sie für ihn!
»Die Frage ist unfair«, schmollt die schöne junge Frau, und ihre Augen ruhen in inniger Liebe auf dem markanten Gesicht des Mannes.
Von den Almwiesen weht der Duft von Gras und Blüten herüber. Das Bergmassiv der Alpen taucht auf.
Bald hat der Wagen die Höhe erreicht, und die ersten Villen des vornehmen Luftkurortes werden sichtbar.
Wenige Minuten später hält der Wagen vor dem Portal des Grandhotels. Oliver springt heraus, bevor derTürsteher, der herbeieilt, ihm behilflich sein kann.
»Schaffen Sie die Pakete nach oben«, sagt er und hilft seiner Frau beim Aussteigen.
Als die beiden die Hotelhalle betreten und auf den Fahrstuhl zugehen, drehen sich viele Gäste nach ihnen um.
Oben im dritten Stock wird das junge Ehepaar von der vierjährigen Jane und dem Zwillingsbruder John mit Freudenrufen empfangen.
Lächelnd läßt Leah Bricks, die schon seit Jahren zu den Angestellten von Schloß Kidderhall gehört und bereits Nanny bei Sir Oliver Crombie und seiner Schwester Doris gewesen ist, ihre Zöglinge gewähren. Sie weiß genau, wann es angebracht ist, ihre Autorität zu behaupten. In den Ferien kann man die Zügel ein wenig lockerer lassen. Wenn es darauf ankommt, gehorchen ihr die Kinder aufs Wort.
»Mami, ich bin heute schneller geschwommen als John. Und dreimal vom Brett gesprungen.«
»Jane kann nicht tauchen. Mädchen haben Angst…«
»Ich habe keine Angst. Morgen wird Mami es selber sehen. Nicht wahr, du kommst morgen ins Schwimmbad? Und Daddy auch.«
»Genug, Kinder!« sagt Nanny. »Sir Oliver, ein Anruf aus London kam vor einer halben Stunde. Mr. Smith, Ihr Sekretär läßt Ihnen sagen, daß eine kleine Änderung in dem Vertrag mit den Schweizer Werken notwendig ist. Sie möchten bitte anrufen.«
»Danke, Bricks.«
Oliver sieht mit glücklichem Lächeln seiner Frau nach, die den Kindern und Nanny folgt, mit den Paketen, die inzwischen abgegeben worden sind. Dann geht er in den kleinen eleganten Wohnraum, der zu der Suite gehört, und läßt eine Verbindung mit seiner Fabrik in London herstellen. Wenige Minuten später ist er mit seinem Sekretär Frank Smith verbunden.
»Hallo, Frank. Was höre ich da? Eine Änderung im Vertrag ist erforderlich? Ein Glück, daß ich mich erst für morgen in Zürich angesagt habe.«
»Nur eine geringfügige Änderung, Sir Oliver. In der fünften Klausel müssen dieWorte ›und zukünftige Lieferungen hinzugefügt werden.«
»Stimmt. Das habe ich auch übersehen. Hoffentlich klappt sonst alles. Ein schöner Exportauftrag wird das, nicht wahr, Frank?«
»Ich drücke die Daumen, Sir Oliver. Wie geht es Lady Mildred und den Kindern? Hier ist es unerträglich heiß.«
»Gott sei Dank haben wir prächtiges Wetter. Aber Ende der Woche kommen wir zurück, hoffentlich wird dann der Vertrag unter Dach und Fach sein. Ist meine Mutter noch in Schottland?«
»Lady Helen dürfte am Donnerstag zurückkommen. Es ist ihr dort wohl ein bißchen zu einsam.«
Oliver lacht kurz auf.
»Natürlich, sie wäre am liebsten in die Schweiz gekommen. Ihr ist nicht wohl, wenn sie die Familie nicht um sich hat. Es kann morgen spät werden, bevor ich Sie anrufe, mein Lieber. Die Verabredung ist für nachmittags um drei festgesetzt, aber ich weiß nicht, wie lange sich die Verhandlungen hinziehen werden. Am besten ist es wohl, wenn Sie mich abends hier anrufen, sagen wir, nach neun. Hoffentlich greife ich damit nicht zu sehr in Ihre Freizeit ein. Sie müssen unbedingt auf Urlaub gehen, wenn ich zurück bin.«
»Machen Sie sich dann keine Sorgen, Sir Oliver. Sie wissen, ich liebe meine Arbeit.«
»Sie sind ein großartiger Sekretär, Frank.Trotzdem sollten Sie sich endlich nach einer Frau umsehen. Selbst wenn der Arbeitseifer darunter leiden sollte… Glauben Sie mir, es gibt nichts Schöneres, als glücklich verheiratet zu sein. Bis morgen dann.«
Oliver legt den Hörer auf. Das fröhliche Lachen der Kinder tönt herüber. Er fühlt sich unbeschwert und zufrieden wie noch nie. Das würde morgen auch klappen. Ein Millionenauftrag für neue Maschinen, die in seinenWerken hergestellt werden und bereits Weltruf genießen.
Es ist nicht leicht, die Konkurrenz aus dem Felde zu schlagen, er hat daher die Verhandlungen selbst übernommen und gleichzeitig einen kurzen Urlaub für sich und seine Familie damit verbunden.
Oliver verehrt seine verwitwete Mutter, aber er weiß, daß es für Mildred nicht immer ganz einfach ist, die energische alte Frau auf Schloß Kidderhall, dem Familienbesitz, um sich zu haben. Überhaupt hängen viele Pflichten damit zusammen, Schloßherrin auf Kidderhall zu sein. Doch Mildred in ihrer sanften, ruhigen Art scheint immer den richtigen Weg zu finden.
Wie glücklich ist er, die junge Komteß zur Lebensgefährtin zu haben. Wenn das Wetter anhielt, wollte er die Kinder noch einen Tag in Nannys Obhut lassen und mit Mildred in die Berge fahren, um zu zweit die Wunder der Gletscherwelt zu genießen.
Oliver pfeift fröhlich, als die Tür des angrenzenden Schlafzimmers sich öffnet und Mildred in hellblauem Spitzennegligé hereinhuscht.
»Darling, müssen wir zum Dinner hinuntergehen?«
Ihre hellen, strahlendblauen Augen sehen ihn halb schelmisch, halb bittend an.
»Natürlich nicht, Sunshine. Ich lasse uns sofort die Speisekarte heraufkommen, und wir machen uns einen gemütlichen Abend. Vielleicht können wir sogar auf der Terrasse speisen. Es ist ein wunderschöner, warmer Abend.«
Er tritt durch die geöffnete Tür auf den großen Balkon. Es ist ein atemberaubender Anblick, der sich bietet. Über das dunkle Grün der Tannen gleitet sein Blick bis hinunter auf den See, der wie ein Aquamarin funkelt. Ein zarter Wind schafft eine leichte weiße Gischtwand um das leuchtende Blau. Villen in jedem Stil stehen an den Hängen. Wie eine Kulisse rahmen Pilatus, Rigi und andere Bergketten den See ein.
Mildred ist neben ihren Mann getreten.
»Ja, es ist wunderschön«, spricht sie das aus, was sie beide empfinden, »und doch, Darling, irgendwie haben die Berge etwas Drohendes – besonders wenn es kein so klarer Tag ist wie heute.«
»Aber Sunshine!« Oliver ist bestürzt von dieser unerwarteten Erklärung. »Ich habe geglaubt, daß du dich hier glücklich fühlst.«
»Sehr glücklich, mein Darling.« Sie lehnt den Kopf an seine Schulter. »Besonders weil ich dich hier mehr für mich habe als zu Hause.Trotzdem freue ich mich auf unser Heim in Surrey, mit den Wiesen und sanften Hügeln, die einem nicht den Atem nehmen. Ein wenig mehr Freiheit dort, aber das wäre zu schön…«
Verwundert hört Oliver diese Worte.
»Ein bißchen mehr Freiheit, meine Süße? Du hast doch alle Freiheit, die du begehrst.«
Mildred unterdrückt einen Seufzer, doch schmiegt sie sich ein wenig fester an den Mann.
»Das war auch nicht so ernst gemeint, Darling. Deine Mutter hat uns nicht geschrieben. Ich glaube, sie wird uns nur schwer verzeihen, daß wir sie nicht nach Schottland begleitet haben. Ich meine, ich und die Kinder. Du hättest auf jeden Fall herreisen müssen.«
»Also das ist es«, meint Oliver. »Ich habe nicht gewußt, daß du Mutters ein wenig dominierende Art so schwernimmst. Ist denn irgend etwas Besonderes vorgefallen? Ich kann dich nicht traurig sehen, mein Sunshine.«
Mildred faßt sich an den Kopf. Es flimmert ihr vor den Augen, eine plötzliche Schwäche überkommt sie.
»Mir ist… nicht gut…«, kann sie noch flüstern, bevor sie ohnmächtig zusammensinkt, zum Glück von Olivers Armen aufgefangen.
Er trägt bestürzt seine besinnungslose Frau in das Zimmer und legt sie behutsam auf das Sofa, das neben dem Schreibtisch steht. Dann greift er nach dem Telefon.
»Bitte sofort einen Arzt zu schicken. Meine Frau ist plötzlich erkrankt. Es ist dringend.«
Sein Herz klopft zum Zerspringen. Was ist denn geschehen? Im ersten Impuls will er Nanny rufen, aber es ist besser, wenn sie bei den Kindern bleibt.
Er kniet neben dem Sofa und legt eine Hand auf die Stirn der