Parker greift die Mädchenhändler: Butler Parker 205 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Lady Agatha Simpson hatte das Telefongespräch beendet und läutete nach ihrem Butler. »ich habe soeben einen unerfreulichen Anruf erhalten, Mister Parker«, sagte sie mit leichter Entrüstung in der Stimme. »Mylady haben Grund zu einem gewissen Ärgernis?« »Überaus unerfreulich ist das, was ich da zu hören bekam, Mister Parker.« »Meine Wenigkeit bittet um Entschuldigung, Mylady, daß dieses Ärgernis nicht abgewendet wurde, indem man selbst zum Hörer griff.« »Sie können ja nichts dafür, Mister Parker! Victor Maxon rief an. Er ist bestürzt. Nun haben diese Umtriebe auch sein Haus erreicht. Sein dienstbarer Geist ist verschwunden! Sie kannten doch Alice?« »Ich hatte in der Tat das Vergnügen, Mylady, Miß Alice anläßlich der Überbringung eines Briefes zu begegnen, den Mylady zu Händen des ehrenwerten Mister Maxon bestimmt hatten. Miß Alice erschien seinerzeit als gediegene und verläßliche Person, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.« »Daran zweifelt niemand, Mister Parker. Gerade weil Alice eine zuverlässige Kraft war, ist Victor über ihr Verschwinden äußerst bestürzt. Ich habe ihm versprochen, fürs erste Kathy Porter hinüberzuschicken, damit er jemand hat, der auf die Kinder aufpaßt.« »Mit Verlaub, Mylady«, entgegnete Parker, »ist Mistreß Maxon denn nicht geeigneter, als Ehefrau und Mutter die Kinder zu versorgen, zumindest bis sich Miß Alice wieder eingefunden hat? Ich möchte Miß Porters Qualifikation keineswegs in Zweifel ziehen, Mylady, doch können Mylady überhaupt ihre Sekretärin und Gesellschafterin entbehren?«
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Parker greift die Mädchenhändler - Günter Dönges
Butler Parker
– 205 –
Parker greift die Mädchenhändler
Günter Dönges
Lady Agatha Simpson hatte das Telefongespräch beendet und läutete nach ihrem Butler.
»ich habe soeben einen unerfreulichen Anruf erhalten, Mister Parker«, sagte sie mit leichter Entrüstung in der Stimme.
»Mylady haben Grund zu einem gewissen Ärgernis?«
»Überaus unerfreulich ist das, was ich da zu hören bekam, Mister Parker.« »Meine Wenigkeit bittet um Entschuldigung, Mylady, daß dieses Ärgernis nicht abgewendet wurde, indem man selbst zum Hörer griff.«
»Sie können ja nichts dafür, Mister Parker! Victor Maxon rief an. Er ist bestürzt. Nun haben diese Umtriebe auch sein Haus erreicht. Sein dienstbarer Geist ist verschwunden! Sie kannten doch Alice?«
»Ich hatte in der Tat das Vergnügen, Mylady, Miß Alice anläßlich der Überbringung eines Briefes zu begegnen, den Mylady zu Händen des ehrenwerten Mister Maxon bestimmt hatten. Miß Alice erschien seinerzeit als gediegene und verläßliche Person, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.« »Daran zweifelt niemand, Mister Parker. Gerade weil Alice eine zuverlässige Kraft war, ist Victor über ihr Verschwinden äußerst bestürzt. Ich habe ihm versprochen, fürs erste Kathy Porter hinüberzuschicken, damit er jemand hat, der auf die Kinder aufpaßt.«
»Mit Verlaub, Mylady«, entgegnete Parker, »ist Mistreß Maxon denn nicht geeigneter, als Ehefrau und Mutter die Kinder zu versorgen, zumindest bis sich Miß Alice wieder eingefunden hat? Ich möchte Miß Porters Qualifikation keineswegs in Zweifel ziehen, Mylady, doch können Mylady überhaupt ihre Sekretärin und Gesellschafterin entbehren?«
Agatha Simpson lächelte spitzbübisch. »Solange Kathy im Hause Maxon tätig ist, muß Victor auch für ihre Entlohnung aufkommen, Mister Parker. Ich spare bares Geld dabei, wenn ich meine Zusage einhalte, Kathy im Maxon’schen Haushalt aushelfen zu lassen.«
Parker kannte den Hang seiner Herrin zur Sparsamkeit aus eigenem Erleben. Wäre er nicht ein Mann von Diskretion und Taktgefühl gewesen, hätte er Myladys Umgang mit dem Geld auch mit dem Ausdruck Geiz belegen können. Parker beschränkte sich daher auf ein zustimmendes Kopf nicken.
»Außerdem wird Victor mit Kathy Porter gewiß keine Schwierigkeiten haben«, fuhr Agatha Simpson fort. »Die unheilvolle Serie verschwundener weiblicher Dienstboten betraf bisher stets ausnehmend wohlgestaltete Personen. Ich habe zu Victor gleich gesagt, er werde mit Alice Ärger bekommen, weil sie für ein Kindermädchen einfach zu gut aussieht. Diese jungen Dinger sind so unvernünftig, auf Versprechungen gewisser Dunkelmänner hereinzufallen! Für sie endet es dann häufig in jenen Etablissements, wo gegen Bezahlung Widerlichkeiten männlicher Besucher hingenommen werden.«
Parker sah sich für seine Person durchaus imstande, Myladys verblümten Ausführungen zu folgen. Mylady sprach auf ihre Art von erzwungener Prostitution. Parker kannte zwar Miß Alice nur flüchtig, doch was er von ihr wußte, deutete nicht darauf hin, daß sie eine leichtfertige junge Frau sei, die auf vage Versprechungen herein fiele.
Dieser seiner privaten Ansicht gab Parker denn auch gemessenen Ausdruck.
Lady Simpson winkte unwirsch ab.
»Ich habe niemals unterstellt, daß Alice eine gewissenlose Person ist, Mister Parker. Wie sehr muß aber der gute Victor betroffen sein, da nun auch sein Haus in die Schlagzeilen der Sensationspresse gerät.« Die Herrin von Shepherd’s Market straffte ihre walkürenhafte Figur und nahm eine angriffslustige Haltung ein.
»Ich sehe es als meine Aufgabe an, dem armen Victor beizustehen. Ein verschwundenes Kindermädchen ausfindig zu machen, gehört bei meiner kriminalistischen Erfahrung zu den leichtesten Übungen, Mister Parker. Überdies habe ich ja noch Sie zu meiner Verfügung. Ich werde Sie zu Victor schicken, wo sie Alices Hinterlassenschaft durchsehen. Mir will nicht in den Kopf, daß eine so junge Person über Nacht verschwindet, ohne Hinweise auf ihren neuen Aufenthaltsort zurückzulassen. Achten Sie besonders auf Briefe oder sonstige Notizen, Mister Parker.«
»Mit Verlaub, möchten Mylady, daß ich sofort mit den Nachforschungen beginne?«
»Auf der Stelle, Mister Parker! Die Spur ist noch warm, wie Detektive sagen. Enttäuschen Sie nicht meine Erwartungen.«
»Meine Wenigkeit wird sich die größte Mühe geben, Mylady. Sollte man Mister Maxon nicht von meinem Kommen in Kenntnis setzen?«
»Überlassen Sie das ruhig mir, Mister Parker. Verlieren Sie keine Zeit und fahren Sie zu Victors Haus. Die Adresse kennen Sie ja.«
»Durchaus, Mylady.« Parker verbeugte sich. »Man darf sich dann empfehlen.«
Es war ein Auftrag nicht ganz nach Josuah Parkers Geschmack. Er liebte es nicht, in fremden Besitztümern zu schnüffeln, und er war ehrlich genug, sich selbst einzugestehen, daß er Victor Maxon nicht besonders mochte. Maxon war ein Emporkömmling, der sich nicht scheute, Anschluß an aristokratische Kreise zu suchen. Wie dieser Mann zu Einfluß und Vermögen gekommen war, schien weithin unbekannt geblieben zu sein.
Parker seinerseits wußte nur soviel, daß Maxon zeitgleich mit der Heirat in jenes prächtige Stadthaus am Regent’s Park eingezogen war, das über Generationen hin der Familie der Lords von Corfield als Londoner Domizil gedient hatte;
Mistreß Maxon war die einzige Tochter des verstorbenen und letzten Lord Corfield. Erwähnenswerte Vermögensbestände waren nicht mehr vorhanden gewesen, und das seinerzeit stark renovierungsbedürftige Haus in der Albany Street, galt in eingeweihten Kreisen als hypothekarisch hoch belastet.
Offenbar hatte Maxon erhebliche Geldmittel in seine Neuerwerbung investiert, denn inzwischen prangte das ehedem Corfield’sche Stadthaus wieder im alten viktorianischen Glanz. Nicht aus Neugier, sondern um Lady Simpson vor falschen Freunden zu bewahren, hatte Parker diskrete Nachforschungen bezüglich Victor Nixons angestellt – war aber nicht weit damit gekommen.
Man munkelte in gewissen Schichten, die sich nicht gerade zu den Stützen der besseren Gesellschaft zählen durften, daß Maxon sein Geld mit großangelegter Hehlerei und Waffenschiebungen gemacht hätte. Dafür jedoch mangelte es an Beweisen, wie gleichfalls für die Behauptung, der neue Herr im Palais der Corfields habe sein Vermögen durch das Betreiben illegaler Spielclubs erworben.
Wie auch immer – Josuah Parker sah sich nicht imstande, die Aussicht auf ein neuerliches Zusammentreffen mit Victor Maxon zu den Annehmlichkeiten zu zählen, die ihm sein Dienstverhältnis bei Lady Simpson zuweilen bescherte. Genau ausgedrückt, Parker folgte nur mit Widerwillen Myladys Anweisung, jenes Haus am Regent’s Park zwecks Durchsuchung von Alices persönlichem Besitzes in Augenschein zu nehmen.
Der Butler war merklich erleichtert, als ihm nach dem Läuten ge- und eröffnet wurde, der Herr des Hauses wäre in Verfolgung plötzlich eingetretener geschäftlicher Belange zur Kanalküste abgereist.
»Ist Mistreß Maxon von meinem Kommen verständigt worden?« begehrte Parker zu wissen. Er blickte den im Dienst ergrauten und zur Senilität neigenden Kollegen ernsthaft an. »Meine Wenigkeit möchte keinesfalls aufdringlich erscheinen und ohne Wissen Ihrer Herrschaft die infrage kommenden Räumlichkeiten aufsuchen.«
Der greise Butler im Hause Maxon, hinsichtlich des Lebensalters Josuah Parker erheblich voraus, vermochte seine quälende Arthritis nicht völlig zu verheimlichen und schloß das hohe Portal. »Man hat mich über Ihre bevorstehende Ankunft in Kenntnis gesetzt, Mister Parker«, brachte er mit unnachahmlicher Würde zum Ausdruck.
Er schlurfte Parker die wenigen flachen Stufen zur Halle voran. »Sie wollen sich freundlicherweise gedulden, bis ich mich in den Besitz des Schlüssels zu der Kammer gebracht habe, die Miß Alice zugewiesen war.«
»Inkommodieren Sie sich nicht zu sehr«, gab Parker zurück. »Mit einer Arthritis allergica ist nicht zu spaßen. Ich kann mich zwar nicht glücklich schätzen, ausgebildeter Mediziner zu sein, doch in Ihrem Fall vermute ich ein Gelenkleiden mit schmerzhaften Ergußbildungen, besonders im Bereich der Kniegelenke. Sie sollten sich vor jeglicher Zugluft, die für