Parker sargt den Teufel ein: Butler Parker 213 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Drogenhandel, Mister Parker«, sagte Agatha Simpson im baritonalen Brustton tiefer Abscheu, »ist ein nichtswürdiges Geschäft, besonders wenn Jugendliche verführt und in den Sog der Abhängigkeit gezogen werden.« Mylady legte ihre Morgenlektüre, die altehrwürdige TIMES, vor sich auf den Tisch im kleinen Salon. Butler Parker, der noch nicht dazu gekommen war, die abonnierte Zeitung zu lesen, da seine Herrin nach dem konservativen Blatt verlangt hatte, verlieh gleichfalls seiner Entrüstung Ausdruck. »Die Ansicht meiner bescheidenen Wenigkeit geht dahin, daß man dem skrupellosen Treiben ein Ende setzen muß und soll.« »Was habe ich denn gemeint? Man muß mit eisernem Besen kehren und dem Verbrechen den entschiedenen Kampf ansagen, Mister Parker. Ich selbst werde mir zur Aufgabe machen, die Hintermänner zu entlarven. Und wie werde ich dabei vorgehen, Mister Parker?« »Myladys Ruf, leidenschaftliche Kriminalistin zu sein, ist weit verbreitet«, gab Josuah Parker zu bedenken. »Sollten Mylady beabsichtigen, sich selbst in den Kampf gegen das Drogenunwesen zu stürzen, ist allerdings davon abzuraten.« »Wieso, Mister Parker? Das verstehe ich nicht.« Josuah Parker trat in gewohnter Vertraulichkeit einen Schritt näher. »Myladys Physiognomie entspricht nicht gerade der völligen Unauffälligkeit, wie sie bei detektivischer Arbeit, insbesondere bei der Verfolgung von Rauschgiftverteilern, wünschenswert wäre.« »Wollen Sie damit sagen, ich wäre zu dick, Mister Parker?« Agatha Simpson drückte unauffällig einen Fischbeinstab ihres Korsetts beiseite, der sie im Sitzen zwickte. »Myladys Figur ist von imposanter Stattlichkeit«, schwächte Josuah Parker ab.
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Parker sargt den Teufel ein - Günter Dönges
Butler Parker
– 213 –
Parker sargt den Teufel ein
Günter Dönges
»Drogenhandel, Mister Parker«, sagte Agatha Simpson im baritonalen Brustton tiefer Abscheu, »ist ein nichtswürdiges Geschäft, besonders wenn Jugendliche verführt und in den Sog der Abhängigkeit gezogen werden.« Mylady legte ihre Morgenlektüre, die altehrwürdige TIMES, vor sich auf den Tisch im kleinen Salon.
Butler Parker, der noch nicht dazu gekommen war, die abonnierte Zeitung zu lesen, da seine Herrin nach dem konservativen Blatt verlangt hatte, verlieh gleichfalls seiner Entrüstung Ausdruck. »Die Ansicht meiner bescheidenen Wenigkeit geht dahin, daß man dem skrupellosen Treiben ein Ende setzen muß und soll.«
»Was habe ich denn gemeint? Man muß mit eisernem Besen kehren und dem Verbrechen den entschiedenen Kampf ansagen, Mister Parker. Ich selbst werde mir zur Aufgabe machen, die Hintermänner zu entlarven. Und wie werde ich dabei vorgehen, Mister Parker?«
»Myladys Ruf, leidenschaftliche Kriminalistin zu sein, ist weit verbreitet«, gab Josuah Parker zu bedenken. »Sollten Mylady beabsichtigen, sich selbst in den Kampf gegen das Drogenunwesen zu stürzen, ist allerdings davon abzuraten.«
»Wieso, Mister Parker? Das verstehe ich nicht.«
Josuah Parker trat in gewohnter Vertraulichkeit einen Schritt näher. »Myladys Physiognomie entspricht nicht gerade der völligen Unauffälligkeit, wie sie bei detektivischer Arbeit, insbesondere bei der Verfolgung von Rauschgiftverteilern, wünschenswert wäre.«
»Wollen Sie damit sagen, ich wäre zu dick, Mister Parker?« Agatha Simpson drückte unauffällig einen Fischbeinstab ihres Korsetts beiseite, der sie im Sitzen zwickte.
»Myladys Figur ist von imposanter Stattlichkeit«, schwächte Josuah Parker ab. »Die Gegenseite könnte sich Myladys markantes Profil zunutze machen und Beschreibungen an die Mittelsmänner herausgeben, so daß Myladys. Ermittlungen an den Tatorten nur unbefriedigende Erfolge zeitigen.«
»Plane ich etwa, mich mit unbedeutenden Klein-Dealern abzugeben, Mister Parker?«
»Keinesfalls, Mylady.«
»Sondern...?«
»Mylady folgen dem genialen Einfall, den Kopf der verbrecherischen Organisation unschädlich zu machen.«
»Das will ich auch meinen, und wenn Sie schon dahintergekommen sind, wie solche Dinge laufen, brauche ich Ihnen nicht weiter zu erklären, wie ich vorgehen werde. Ich halte es für meine Pflicht, meine kriminalistische Begabung der Allgemeinheit und besonders dem Wohl der gefährdeten Jugend zur Verfügung zu stellen. Womöglich ist auf die Ergreifung des Drogenkönigs eine hohe Belohnung ausgesetzt? Ich werde das Geld selbstverständlich für mich beanspruchen.«
»Sehr wohl, Mylady«, sagte Parker mit einer knappen Verbeugung. Er trat vollends an den Tisch und gedachte, die »TIMES« zusammenzufalten und an sich zu nehmen, doch Lady Agatha hinderte ihn daran.
»Lassen Sie bitte meine Zeitung liegen, Mister Parker. Ich überlasse Ihnen das Blatt, wenn ich die Berichte, die mich interessieren, gelesen habe. Im Feuilleton steht etwas über den ehrenwerten Mister Pitcher. In wahrhaft altruistischer Weise habe er den öffentlichen Waisenhäusern dieser Stadt eine noble Spende zukommen lassen.«
»In der Tat, Mylady? Mister Pitcher soll es aus kleinsten Anfängen zu einem bemerkenswerten Vermögen gebracht haben. Vielleicht hält Mister Pitcher es für seine moralische Pflicht, im Wohlstand die Ärmsten nicht zu vergessen, die elternlos Heranwachsenden.«
»Unsinn, Mister Parker. In meinen Augen ist Pitcher ein seltsames Individuum. Welcher klardenkende Mensch trennt sich freiwillig auch nur von einem Penny ... Ich will Ihnen mal was sagen: dieser Saul Pitcher hat etwas zu verbergen! Natürlich interessiert mich die dunkle Stelle seiner Vergangenheit, die er mit solch lächerlicher Spende kaschieren will. Heute nachmittag erwarte ich von Ihnen Pitchers Dossier und einen lückenlosen Bericht über seinen zweifelhaften Werdegang, Mister Parker.«
»Man wird sich bemühen, Myladys Wünsche zu erfüllen«, erwiderte der Butler. »Indessen mag jedoch zu bedenken sein, daß Mister Pitcher gerade aus seiner derzeitigen Lage heraus Vorkehrungen getroffen haben wird, um die Makel der Vergangenheit unkenntlich zu machen. Es wird möglicherweise etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, a\s bis zu den Nachmittagsstunden bleibt, Mister Pitcher umfassend zu durchleuchten, Mylady.«
»Das ist Ihre Sache, Mister Parker. Schaffen Sie mir auf jeden Fall alles herbei, was Sie über Saul Pitcher bekommen können, besonders die heiklen Punkte seines Aufstiegs aus den Slums. Ich möchte wissen, was den Mann dazu bringt, sein sauer verdientes Geld unters Volk zu werfen.«
*
Josuah Parker war Aufträge dieser Art gewohnt und mit der prompten Erledigung vertraut. Er suchte diverse Pressearchive auf, machte sich Notizen und erwarb gegen Kostenbeitrag einige Fotoabzüge der Person seines befohlenen Interesses.
Die Ausbeute an Informationen über Saul Pitcher hielt sich jedoch in Grenzen. Der Butler besuchte daher auch noch das Somerset House, in dem sämtliche Testamente, Hinterlassungsurkunden und Legate des Vereinigten Königreiches aufbewahrt wurden.
Bei Nachweis erlaubten Interesses und gegen Zahlung einer geringen Gebühr wurde einem begrenzten Personenkreis Einsicht in spezifische Unterlagen gewährt. Josuah Parker gab sich – nicht ganz zu Unrecht und in diesem Fall lediglich ohne Wissen des Betreffenden – als Bevollmächtigter des Anwaltes und Vermögensberaters Mike Rander aus. Man akzeptierte Parkers Vorgabe, da er schon mehrfach für Mister Rander im Somerset House tätig gewesen und dem Verwaltungspersonal bekannt war.
Da er strikt untersucht war, von den Urkunden Notizen zu machen oder gar Kopien anzufertigen, mußte Parker sich auf sein fabelhaftes Gedächtnis verlassen, als ihm nach einer gewissen Wartezeit der gebündelte Akt Pitcher vorgelegt wurde.
Bei Durchsicht der Unterlagen traf Parker die Feststellung, daß seine Herrin sich bezüglich der Herkunft aus den Slums geirrt hatte. Saul Pitcher, dritter von fünf Söhnen eines Corporals, der in Indien gedient hatte und früh verstorben war, hatte günstigere Startchancen gehabt.
Zurück im herrschaftlichen Haus am Shepherd’s Market trug Butler Parker die gewonnenen Erkenntnisse säuberlich und gemäß der normalen Zeitabfolge ein, so daß sich schließlich doch ein informativer Lebenslauf jener Person ergab, die Mylady schnöde als Emporkömmling bezeichnet hätte: Saul Mundrago Pitcher.
Später als die Besitzerin des viktorianischen Fachwerkhauses geruhte, die Arbeitsergebnisse ihres Butlers entgegenzunehmen, erfolgte durch Parker noch ein mündlicher Hinweis.
»Das vorliegende Dossier beinhaltet das gesamte erreichbare Material über Mister Pitcher, Mylady. Meiner Wenigkeit war leider verwehrt, Einblick in die etwa angelegten Strafregisterauszüge zu nehmen. Myladys freundschaftliche Kontakte zu hohen Chargen von Scotland Yard werden es jedoch möglich machen, auch diese Informationen zu gewinnen.«
»Wenn Sie mit den ›hohen Chargen‹ etwa Mister McWarden meinen, bleibt mir nichts anderes übrig, festzustellen, daß der Chief-Superintendent starrköpfig ist. Natürlich habe ich mich mit ihm als erstem in Verbindung gesetzt, aber McWarden schweigt wie eine Auster.«
»Das läßt den Schluß zu, Mylady, daß gegen Mister Pitcher entweder nicht das mindeste vorliegt – oder daß der Gegenstand von Myladys Mißtrauen bei der Polizei keine unbekannte Größe ist.«
»Dieser Pitcher ist mir höchst suspekt, Mister Parker. McWardens Verschlossenheit ist für mich Beweis genug, daß Pitcher sein Vermögen nicht auf redliche Weise erworben hat. Mich sollte nicht wundern, wenn sich herausstellt, daß Pitcher auch im Drogenhandel mitwirkt. Zeigen Sie mal her, was Sie an Nebensächlichkeiten über diesen Betrüger zusammengebracht haben. Ich brauche Sie dann nicht mehr. Miß Kathy soll zu mir kommen. Ich begebe mich in mein Studio und möchte in den nächsten Stunden nicht gestört werden. Stellen Sie auch das Telefon um, Mister Parker. Ich habe mit meiner Sekretärin zu arbeiten.«
»Sehr wohl, Mylady.«
Josuah Parker gestattete sich nicht, die Auslagen zu erwähnen, die in Verbindung mit den Recherchen erforderlich waren. Agatha Simpson konnte geradezu ausfallend werden, wenn es sich um den Ausgleich einmal unumgänglicher Verbindlichkeiten handelte.
*
Kathy Porter erging sich im Garten hinter dem Haus. Josuah Parker war genötigt, die Sekretärin und Gesellschafterin seiner Herrin draußen aufzusuchen. Die Möglichkeit, sich aus dem Fenster zu beugen und nach Miß Porter zu rufen, erschien ihm taktlos.
Der Butler schritt gemessen und würdevoll zu den sonnigen Außenanlagen, erlaubte sich, den