Parker macht die Schotten munter: Butler Parker 203 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Über dieses E-Book
Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Einer der drei Scheine ist Falschgeld«, verkündete Mike Rander. »Das kriminologische Institut hat das einwandfrei festgestellt.« Er warf einen Blick in die Tischrunde. Am Kopfende thronte Lady Agatha, die sich die drei Hundertpfund-Noten geben ließ und mit scheinbarer Kennermiene betrachtete. Josuah Parker blickte zu seiner resoluten Brötchengeberin, ohne daß man ihm ansah, was ihn bewog, dies zu tun. Agatha Simpson reckte ihre walkürenhafte Gestalt noch höher, wedelte mit einem Schein und rief im Brustton der Überzeugung: »Natürlich, der hier ist falsch! Ich habe dies sofort gesehen ...« Mike Rander lächelte süffisant, wandte sich an den Butler und sagte mit kaum wahrnehmbarem Spott in der Stimme: »Geben Sie Mister Parker die Scheine, damit er Ihre Feststellung bestätigen kann.« Lady Agatha nickte unwirsch, reichte aber die Banknoten an Parker weiter. Der Butler legte erst den von seiner Herrin auserwählten Schein auf den Tisch, dann den zweiten, während er den dritten in der Hand behielt. »Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß meine bescheidene Wenigkeit sich niemals erkühnen würde, die bereits von Mylady getroffene Entscheidung zu korrigieren, erlaube ich mir zu sagen: Bei der Fälschung handelt es sich um eine solch hervorragende Kopie, daß selbst die Bank von England und das kriminologische Institut der Krone dies niemals hätten eruieren können.« Parker machte eine Pause und blieb mit unbewegtem Pokergesicht reserviert wie gewohnt. Rander schien es im Augenblick die Sprache verschlagen zu haben, und Lady Agatha konnte ihren Triumph kaum verbergen. Der Butler ließ sich nicht beirren und fuhr fort: »Der nächste Schein auf dem Tisch ist ohne Zweifel echt. Aber dieser hier, den meine Wenigkeit in Händen zu halten das zweifelhafte Vergnügen hat, erfüllt den Tatbestand der Beleidigung. Mylady sind mit Recht entrüstet, eine so plumpe Fälschung eines Blickes würdigen zu müssen. Es sei die Bemerkung erlaubt, den von Mylady in ihrer Kenntnis der Materie als Fälschung identifizierten Schein einer präzisen Prüfung unterziehen zu wollen.« »Das haut mich glatt um«, rief Mike Rander verblüfft.
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Parker macht die Schotten munter - Günter Dönges
Butler Parker
– 203 –
Parker macht die Schotten munter
Günter Dönges
»Einer der drei Scheine ist Falschgeld«, verkündete Mike Rander. »Das kriminologische Institut hat das einwandfrei festgestellt.« Er warf einen Blick in die Tischrunde.
Am Kopfende thronte Lady Agatha, die sich die drei Hundertpfund-Noten geben ließ und mit scheinbarer Kennermiene betrachtete.
Josuah Parker blickte zu seiner resoluten Brötchengeberin, ohne daß man ihm ansah, was ihn bewog, dies zu tun.
Agatha Simpson reckte ihre walkürenhafte Gestalt noch höher, wedelte mit einem Schein und rief im Brustton der Überzeugung: »Natürlich, der hier ist falsch! Ich habe dies sofort gesehen ...«
Mike Rander lächelte süffisant, wandte sich an den Butler und sagte mit kaum wahrnehmbarem Spott in der Stimme: »Geben Sie Mister Parker die Scheine, damit er Ihre Feststellung bestätigen kann.«
Lady Agatha nickte unwirsch, reichte aber die Banknoten an Parker weiter. Der Butler legte erst den von seiner Herrin auserwählten Schein auf den Tisch, dann den zweiten, während er den dritten in der Hand behielt. »Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß meine bescheidene Wenigkeit sich niemals erkühnen würde, die bereits von Mylady getroffene Entscheidung zu korrigieren, erlaube ich mir zu sagen: Bei der Fälschung handelt es sich um eine solch hervorragende Kopie, daß selbst die Bank von England und das kriminologische Institut der Krone dies niemals hätten eruieren können.«
Parker machte eine Pause und blieb mit unbewegtem Pokergesicht reserviert wie gewohnt. Rander schien es im Augenblick die Sprache verschlagen zu haben, und Lady Agatha konnte ihren Triumph kaum verbergen.
Der Butler ließ sich nicht beirren und fuhr fort: »Der nächste Schein auf dem Tisch ist ohne Zweifel echt. Aber dieser hier, den meine Wenigkeit in Händen zu halten das zweifelhafte Vergnügen hat, erfüllt den Tatbestand der Beleidigung. Mylady sind mit Recht entrüstet, eine so plumpe Fälschung eines Blickes würdigen zu müssen. Es sei die Bemerkung erlaubt, den von Mylady in ihrer Kenntnis der Materie als Fälschung identifizierten Schein einer präzisen Prüfung unterziehen zu wollen.«
»Das haut mich glatt um«, rief Mike Rander verblüfft. »Die Fälschung ist doch nur der Schein in Ihren Händen, Parker. Die beiden anderen sind echt!«
Josuah Parker wußte das auch, aber sollte er seine Herrin als ahnungslose Anfängerin stehen lassen?
Lady Agatha enthob Parker einer Antwort, indem sie sich Mike Rander zu wandte und streng bemerkte: »Mister Parker ist ein absoluter Fachmann, Mister Rander. Man kann sich auf sein Urteil verlassen. Natürlich habe ich die schlechte Fälschung eines Urteils nicht für würdig erachtet. Übrigens denke ich an meine Meditation. Die Gentlemen werden mich daher entschuldigen.«
Parker wußte, daß eine Familienserie im Fernsehen mit Folge 35 begann. Das und den Fünfuhrtee würde Mylady niemals versäumen.
Kaum war Agatha Simpson außer Sichtweite, sagte Mike Rander verwundert: »Parker, da ist doch nur ein falscher Schein!«
Der Butler lächelte salomonisch. »Wenn es erlaubt ist, Sir, auf einen Vergleich hinzuweisen, den Mister Churchill auszusprechen pflegte: ›Majestäten haben immer recht, auch wenn sie im Unrecht sind, dann haben Sie das Recht, im Unrecht zu sein. Es genügt zu wissen, doch empfiehlt sich nicht, es zu äußern.‹ Wenn Sie, Sir, verstehen, was meine Wenigkeit damit meint.«
»Ich begreife, Parker. Sie Schlitzohr haben ganz genau gewußt, daß nur ein falscher Schein dabei war. Nun denn zur Sache: Anthony Kervin ist kein Geldschein-Experte und hat es nicht gemerkt, so wenig wie Lady Agatha. Und er behauptet steif und fest, diesen Schein zusammen mit den echten von einem Bauunternehmer in Glasgow erhalten zu haben.«
»Den Sie, Sir, wie ich annehmen darf, bereits überprüft haben werden«, bemerkte Parker höflich und gemessen.
Mike Rander lächelte gedankenverloren. »Ihn nicht, aber seine Frau. Er ist derzeit wegen einer Lebergeschichte im Hospital. Sie werden sich wundern, Parker, aber er hat sich nicht am schottischen Whisky verdorben, er ist nämlich Abstinenzler. Sagt seine sehr hübsche Frau übrigens. Na ja, Miß Porter muß es ja nicht unbedingt erfahren, und auf Ihre Diskretion kann ich ja bauen.«
»Sozusagen ein geistiges Empire State Building, Sir«, bestätigte Parker. »Wenn es nicht unbescheiden ist, Sir, darf ich also annehmen, daß sie und diese Dame sich in gewisser Beziehung nähergekommen sind.«
Mike Rander, schließlich ein gutaussehender Mann, wie auch Kathy Porter sofort bestätigt hätte, lachte lautlos in sich hinein. Es schienen doch recht brauchbare Erinnerungen zu sein, die er an diese schottische Dame hegte.
»Ja, wir mochten uns auf Anhieb. Nun, das war natürlich nur etwas für den Nachmittag. Immerhin weiß ich von ihr, daß drei Leute in Frage kommen, von denen ihr Mann dieses Geld bekommen haben könnte. Alles recht vermögende Leute, bei denen er Bauaufträge ausgeführt hat.«
»Was Sie veranlaßt hat, wie ich mir die Freiheit nehme, Sie einzuschätzen, Sir, diese drei Auftraggeber ebenfalls durchzuprüfen.« Butler Parker nahm noch mal den falschen Schein in die Hand. Der war keine miese Kopie, wie der Butler vorhin Lady Agatha zuliebe behauptet hatte, sondern eine erstklassige Arbeit, nur auf dem falschen Papier.
Rander antwortete auf Parkers Frage: »Da hat es Probleme gegeben. Ich konnte nur zwei aufsuchen und ihre Verhältnisse erforschen. Mit negativem Resultat. Aber der dritte ist noch ein weißer Fleck auf meiner Landkarte. Es handelt sich um den Besitzer eines Schlosses oben in Schottland. Er war mit seiner Yacht unterwegs, auf dem Schloß selbst waren lediglich seine Domestiken. Die Sache liegt in McWardens Hand. Ich fürchte nur, Kervin wird so leicht nicht aus dem Untersuchungsgefängnis herauskommen.«
Josuah Parker schaute Rander überrascht an. »Mit einiger Verwunderung nimmt meine Wenigkeit zur Kenntnis, daß Sie jede Aktivität in diesem Fall einzustellen gedenken, Sir?«
Mike Rander nickte. »Das muß die Polizei klären. Ich habe einfach zu viel zu tun. Ist nur schade wegen Kervin, aber was soll man machen? Als Anwalt habe ich nicht im entferntesten die Möglichkeiten der Polizei. Kennen Sie nicht dort in Glasgow einen Inspektor?«
»Meines Wissens handelt es sich dabei um Inspektor Evans, Sir.« Parker machte sein übliches, unbewegtes Gesicht. »Ansonsten gehören meine Erinnerungen an die schottische Polizei nicht gerade zu den Sternstunden meines unmaßgeblichen Daseins.«
Rander lachte. »Soll das heißen, die haben Sie mal eingebunkert?«
Mit fast ein wenig Empörung sah der Butler Mike Rander an. »Sir, ich bin mitnichten in der von Ihnen erwähnten Weise mit der schottischen Polizei in Konflikt geraten. – Nein, die Erfahrungen meiner Wenigkeit, was fachliche Leistungen und detektivische Ambitionen angeht, dürften als leicht getrübt eingestuft werden.«
»Dieser dritte Typ, den ich nicht angetroffen habe, ist übrigens ein gewisser Lord Robert. Mit ihm hatte Mylady vor kurzem einen sehr deutlichen Disput wegen Lord Roberts Frau Eve. Er hat sie schnöde verlassen. Sie wohnt jetzt in Bournemouth in einem reizenden alten Haus an der See.«
»Lord Robert also«, sagte Parker mehr zu sich als zu Mike Rander. Er hob den Kopf und sah seinen Gesprächspartner an. »Meine Wenigkeit hatten bisher dreimal die Ehre, Ihrer Lordschaft zu begegnen. Diese Zusammentreffen waren jedoch wenig geeignet, sich ein Urteil über Ihre Lordschaft zu bilden, wenn das nicht vermessen ist zu bemerken.«
»Na ja, ich kann mich um die Geschichte nicht kümmern«, meinte Rander betrübt. »So leid es mir um Kervin tut, aber sicher wird Superintendent McWarden ihn herauspauken. Sie kennen Kervin, nicht wahr?«
Josuah Parker schüttelte leicht den Kopf. »Leider hatte meine Wenigkeit bislang nicht das Vergnügen und die Ehre, Sir.«
»Aber Sie wissen, daß Kervin Baumaschinen verkauft. Sein Geschäft läuft auch nicht zum Besten. Der arme Bursche ist auch noch mit einer größenwahnsinnigen Frau geschlagen, die sein bißchen Geld mit vollen Händen zum Fenster hinauswirft. – Könnten Sie sich nicht mal um ihn kümmern, Parker?«
»Wenn es Myladys Dispositionen nicht durchkreuzt, Sir, dann mit dem größten Vergnügen. Und wenn Sie von meinen bescheidenen Fähigkeiten glauben, die könnten Mister Kervin in irgendeiner Form nützlich sein, Sir...«
»Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, Parker. Kümmern Sie sich um ihn oder nicht? Er sitzt in der Klemme, und ich muß dringend mit Miß Porter nach Paris.«
»Meine unmaßgebliche Ansicht geht dahin, daß Sie nicht nur zum Spaß fahren?«
»Sie mutmaßen richtig, Parker. Also helfen Sie dem armen Teufel! Ich werde mit Lady Agatha reden. Natürlich wird es dann ihre Idee sein.«
»Es ist immer die Idee von Mylady, wenn etwas gelingt, Sir«, erklärte Parker vielsagend und höflich.
*
Der untersetzte, bullig wirkende Chief Superintendent McWarden verzog sein kantiges Gesicht. »Nein, Mister Parker, noch ist Kervin schwer belastet. Der Haftbefehl wird sicher nicht aufgehoben. Aber ich könnte ja mal mit dem Untersuchungsrichter sprechen ...«
Josuah Parker saß McWarden in dessen geräumigen Büro in New Scotland Yard gegenüber. »Sir«, sagte der Butler, »meine Wenigkeit darf höflich darauf hinweisen, daß für Kervin nicht mal eine Strafe herauskommen dürfte, weil die Indizien dazu nicht ausreichen. Er hat, wenn ich das richtig kolportiert bekam, dieses Falschgeld nicht erkannt und folglich damit auch bezahlt. Ihm daraus einen Strick zu drehen, um es mal so volkstümlich auszudrücken, wäre reichlich gewagt. Deshalb sollte man wenigstens einen Besuch bei ihm machen.«
»Sie sind nicht sein Anwalt. Das ist Mister Rander.