Parker impft die "Götterboten": Butler Parker 265 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Würden Sie freundlicherweise die Güte haben, Ihr Ansinnen zu wiederholen?« fragte Josuah Parker. Er richtete seine Bitte an einen noch recht jungen Mann, der ihn mit einem Tranchiermesser bedrohte. »Ich brauche frisches Blut«, antwortete der junge Mann mit Nachdruck. »Sollte es sich um einen Notfall handeln?« wollte Josuah Parker wissen. Er schien sich überhaupt nicht bedroht zu fühlen, obwohl ihm keineswegs entgangen war, daß sich im nahen Torbogen zwei weitere Gestalten aufhielten. Es war dunkel, ein feiner Nieselregen wusch letzte Nebelfetzen aus, und die ganze Szenerie erinnerte an einen Kriminalfilm. »Dein Blut«, verlangte der Gefragte noch mal. »Wäre Ihnen möglicherweise auch mit einer Blutkonserve gedient?« erkundigte sich der Butler. Er hielt seinen Universal-Regenschirm in der rechten Hand und machte sich auf ein kleines Intermezzo gefaßt. »Blut«, lautete die energische Antwort, bevor sein Gegenüber ohne jede Vorwarnung zustach. Er tat dies mit viel Kraft, verfehlte jedoch sein Ziel. Butler Parker schlug ihm mit seinem altväterlich gebundenen Regenschirm die Schneidware aus der Hand und setzte anschließend den Schirmstock auf die Nasenpartie des Messerstechers. »Man bittet um Verzeihung, falls meine Wenigkeit ein wenig zu ungestüm reagiert haben sollte«, sagte Parker, während der junge Mann die Hände schützend hochriß und sich krümmte.
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Parker impft die "Götterboten" - Günter Dönges
Butler Parker
– 265 –
Parker impft die Götterboten
Unveröffentlichter Roman
Günter Dönges
»Würden Sie freundlicherweise die Güte haben, Ihr Ansinnen zu wiederholen?« fragte Josuah Parker. Er richtete seine Bitte an einen noch recht jungen Mann, der ihn mit einem Tranchiermesser bedrohte.
»Ich brauche frisches Blut«, antwortete der junge Mann mit Nachdruck.
»Sollte es sich um einen Notfall handeln?« wollte Josuah Parker wissen. Er schien sich überhaupt nicht bedroht zu fühlen, obwohl ihm keineswegs entgangen war, daß sich im nahen Torbogen zwei weitere Gestalten aufhielten. Es war dunkel, ein feiner Nieselregen wusch letzte Nebelfetzen aus, und die ganze Szenerie erinnerte an einen Kriminalfilm.
»Dein Blut«, verlangte der Gefragte noch mal.
»Wäre Ihnen möglicherweise auch mit einer Blutkonserve gedient?« erkundigte sich der Butler. Er hielt seinen Universal-Regenschirm in der rechten Hand und machte sich auf ein kleines Intermezzo gefaßt.
»Blut«, lautete die energische Antwort, bevor sein Gegenüber ohne jede Vorwarnung zustach. Er tat dies mit viel Kraft, verfehlte jedoch sein Ziel.
Butler Parker schlug ihm mit seinem altväterlich gebundenen Regenschirm die Schneidware aus der Hand und setzte anschließend den Schirmstock auf die Nasenpartie des Messerstechers.
»Man bittet um Verzeihung, falls meine Wenigkeit ein wenig zu ungestüm reagiert haben sollte«, sagte Parker, während der junge Mann die Hände schützend hochriß und sich krümmte.
Die beiden Gestalten aus dem Torbogen preschten bereits heran und wollten sich einschalten. Sie schwangen lustvoll lange Holzknüppel und sahen sich schon als Sieger auf der ganzen Linie. Es dauerte allerdings nur wenige Augenblicke, bis sie die Situation völlig anders beurteilten. Wie ein geübter Degenfechter stach Parker mit der Schirmspitze zu und traf in blitzschneller Folge die Armbeugen der Angreifer. Sie warfen daraufhin ihre Holzprügel weit von sich und ergriffen die Flucht, ohne sich um den jungen Mann zu kümmern, der die Absicht hatte, Parker um frisch gezapftes Blut zu erleichtern.
»Vielleicht äußern Sie sich noch einmal zu Ihrem Ansinnen«, schickte Parker voraus. »Warum sollte es ausgerechnet Blut sein?«
Er hatte jetzt Zeit, sich mit dem Aussehen des Mannes zu befassen, der etwa zwanzig Jahre zählte. Er trug schwarze Lederhosen, eine ebenfalls schwarze Lederjacke und hatte sich ein Sortiment von Ketten um den nackten Hals geschlungen. An diesen hingen Medaillen, Symbole von Sternkreiszeichen und Münzen.
Als der junge Mann sich gekrümmt hatte, war ihm die Ledermütze in den Nacken gerutscht und gab die Sicht frei auf einen völlig kahl rasierten Kopf, wo eine frische Narbe in Form eines Kreuzzeichens zu sehen war.
»Meine Nase«, greinte der Getroffene.
»Sie werden hoffentlich Verständnis für die Reaktion meiner Wenigkeit aufbringen«, gab Parker zurück. »Mit Ihrem Vorhaben konnte man sich unmöglich einverstanden erklären.«
Der Angreifer in Leder hatte sich etwas aufgerichtet und blickte Parker ungläubig an. Er sah sich einem mittelgroßen Mann gegenüber, der das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers war.
Parker trug zu seiner schwarzen Melone einen schwarzen Covercoat und den altväterlich gebundenen Regenschirm, der sich als wirkungsvolle Verteidigungswaffe entpuppt hatte.
»Wir sprechen uns noch!« brüllte der junge Mann plötzlich und wollte die Flucht ergreifen. Er warf sich herum und rannte los, doch er kam nicht weit.
Mit dem Bambusgriff seines Schirmes stoppte Parker die Flucht. Er hakte ihn um das linke Fußgelenk des Flüchtenden, der klatschend zu Boden ging und mit dem Bauch einige Gehplatten aufwischte.
»Sie sind meiner Wenigkeit noch eine Erklärung schuldig«, erinnerte der Butler in seiner bekannt höflichen Art. »Warum ging es Ihnen um Blut und nicht um Geld?«
»Du ... du bist der Tester?« kam zögernd die Frage.
»So könnte man in der Tat sagen«, antwortete Parker. Er wußte zwar nicht, was der Lederträger meinte, doch er ging auf die Frage erst mal ein.
»Ich ... ich habe versagt, wie?« lautete die nächste Frage des jungen Mannes.
»So sieht es aus«, erwiderte Parker.
»Bekomm’ ich noch ’ne zweite Chance?«
»Darüber sollte man diskutieren«, schlug Parker vor. »Wir werden jetzt erst mal den Tatort verlassen, um jedes Aufsehen zu vermeiden.«
»Okay, Tester«, lautete die Antwort. Der junge Mann stand auf und hinkte auf den Butler zu. Leider kam er nicht sonderlich weit. Ein Schuß fiel, der ihn von den Beinen riß.
*
»Das klingt aber sehr gut«, meinte Lady Agatha Simpson etwa anderthalb Stunden später, nachdem Parker ihr Bericht erstattet hatte. »Dieses Individuum war natürlich auf der Stelle tot, nicht wahr?«
»Nur bedingt, Mylady, wenn man es so ausdrücken darf«, antwortete der Butler. »Der junge Mann befindet sich zur Zeit in einem Hospital, wird ärztlich versorgt und mit einiger Sicherheit mit dem Leben davonkommen.«
»Sie wissen, wer der junge Lümmel ist?«
»Es handelt sich um einen gewissen Mike Landell, Mylady«, gab Parker zurück. »Seine Adresse ist ebenfalls bekannt. Er wohnt im Stadtteil Stepney, ist zur Zeit arbeitslos und wurde in jüngster Vergangenheit bereits in zwei Fällen wegen Körperverletzung zu Geldstrafen verurteilt.«
»Er hatte Sie die ganze Zeit über verfolgt, Mister Parker?« Lady Agatha, die das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte, war eine sehr rüstige, majestätisch aussehende Dame, die über ein immenses Vermögen verfügte.
Sie bewohnte in Shepherd’s Market ein stattliches Fachwerkhaus, das einer kleinen Residenz glich. Mylady hielt sich für eine Meister-Detektivin und war berüchtigt wegen ihres unberechenbaren Temperamentes. Sie bekam nie mit, daß Josuah Parker stets seine schützende Hand über sie hielt und sie vor Schaden bewahrte.
Agatha Simpson, seit vielen Jahren verwitwet und mit dem Blut- und Geldadel der Insel eng verschwistert und verschwägert, kannte keine Hemmungen und war wegen ihrer offenen und ungenierten Sprache gefürchtet. An diesem Abend nahm sie nach einem kleinen Imbiß, wie sie es nannte, einen Mokka mit Sherry und brannte darauf, wieder mal tätig zu werden.
»Meiner bescheidenen Schätzung nach handelte es sich, was den jungen Mann betraf, um eine Zufallsbegegnung, Mylady«, antwortete Parker auf die Frage der älteren Dame.
»Er wollte Blut von Ihnen.« Sie runzelte die Stirn. »Sagen Sie mir, was ich davon halten soll, Mister Parker!«
»Meine Wenigkeit möchte Mylady nicht vorgreifen.«
»Papperlapapp, Mister Parker.« Sie winkte ungeduldig ab. »Es handelte sich natürlich um gedungene Mörder, die in Wirklichkeit mich meinten.«
»Eine Deutung, die gewiß Nachdenken auslöst, Mylady.«
»Das liegt doch auf der Hand, Mister Parker.« Sie wurde ungeduldig. »Man sollte Sie selbstverständlich zuerst entführen und als Geisel nehmen. Danach sollte ich dann in die tödliche Falle gelockt werden. So etwas versucht man doch immer wieder, wie Sie genau wissen.«
»Nach professionellen Tätern sahen die drei jungen Leute nicht sonderlich aus, Mylady.«
»Sie haben eben nicht genau hingesehen, wahrscheinlich standen Sie unter Schockeinwirkung, Mister Parker. Und das nehme ich Ihnen noch nicht mal übel. Wäre ich bei Ihnen gewesen, wäre das alles natürlich nicht passiert.«
»Die beiden Mittäter ergriffen eine Flucht, die man nur als panisch bezeichnen kann, Mylady. Zudem – wenn man daran