Parker scheucht die "Klingelgangstar": Butler Parker 254 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Parker erschien pünktlich auf die Minute vor dem Apartment-Hotel im Stadtteil Kensington, stieg gemessen und würdevoll aus seinem hochbeinigen Wagen und schritt hinüber in die gediegen eingerichtete Halle. Er hatte die Absicht, Lady Agatha Simpson abzuholen, die hier ihre einstige Internatsfreundin besuchte. Parker ging an der ehemaligen Rezeption vorüber, hinter der eigentlich der Hausverwalter sein mußte, zögerte ein wenig und begab sich dann zum Fahrstuhl, um in die vierte Etage zu fahren, wo seine Herrin sich befand. Er war der typisch englische Butler. Über dem schwarzen Zweireiher trug er einen ebenfalls schwarzen Covercoat, eine Melone und über dem linken, angewinkelten Unterarm einen eng zusammengerollten Regenschirm. Parker hatte ein altersloses glattes Gesicht, das auf jede Regung verzichtete. Was er auch dachte und fühlte, er ließ es nie nach außen dringen. Als er aus dem Fahrstuhl stieg, machte er auf dem langen Korridor zwei Männer aus, die etwa fünfundzwanzig Jahre zählten. In hellgrauen Overalls standen sie genau vor der Tür, durch die Mylady in die Wohnung ihrer Freundin gegangen war. Einer der jungen Männer befaßte sich mit dem Schloß und richtete sich gerade auf, als er den Butler ausmachte. »Man erlaubt sich, einen guten Nachmittag zu wünschen«, sagte Parker und lüftete die schwarze Melone. Dann bog er nach rechts ab und betrat einen Seitenkorridor, für den er sich vor wenigen Augenblicken überhaupt noch nicht interessiert hatte. Sein Gefühl sagte ihm, daß er sich erst mal den Blicken der beiden Männer entziehen sollte. Parker erreichte nach wenigen Schritten einen verglasten Erker, dessen Tür halb geöffnet war. Er drückte sie auf, betrat den Raum und schloß laut und deutlich die Tür hinter sich. Die beiden Overallträger sollten hören und annehmen, er habe eines der vielen Apartments hier in diesem Haus betreten. Nach wenigen Augenblicken öffnete er aber wieder die Tür, betrat den Korridor und pirschte zurück ins Treppenhaus. Von der Ecke des Seitenkorridors aus beobachtete er die beiden Männer, die immer noch Schwierigkeiten mit dem Türschloß hatten. Für den Butler war es jetzt völlig klar, daß an der Tür illegal gearbeitet wurde.
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Butler Parker
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Parker scheucht die "Klingelgangstar" - Günter Dönges
Butler Parker
– 254 –
Parker scheucht die Klingelgangstar
Günter Dönges
Parker erschien pünktlich auf die Minute vor dem Apartment-Hotel im Stadtteil Kensington, stieg gemessen und würdevoll aus seinem hochbeinigen Wagen und schritt hinüber in die gediegen eingerichtete Halle. Er hatte die Absicht, Lady Agatha Simpson abzuholen, die hier ihre einstige Internatsfreundin besuchte. Parker ging an der ehemaligen Rezeption vorüber, hinter der eigentlich der Hausverwalter sein mußte, zögerte ein wenig und begab sich dann zum Fahrstuhl, um in die vierte Etage zu fahren, wo seine Herrin sich befand.
Er war der typisch englische Butler. Über dem schwarzen Zweireiher trug er einen ebenfalls schwarzen Covercoat, eine Melone und über dem linken, angewinkelten Unterarm einen eng zusammengerollten Regenschirm. Parker hatte ein altersloses glattes Gesicht, das auf jede Regung verzichtete. Was er auch dachte und fühlte, er ließ es nie nach außen dringen.
Als er aus dem Fahrstuhl stieg, machte er auf dem langen Korridor zwei Männer aus, die etwa fünfundzwanzig Jahre zählten. In hellgrauen Overalls standen sie genau vor der Tür, durch die Mylady in die Wohnung ihrer Freundin gegangen war. Einer der jungen Männer befaßte sich mit dem Schloß und richtete sich gerade auf, als er den Butler ausmachte.
»Man erlaubt sich, einen guten Nachmittag zu wünschen«, sagte Parker und lüftete die schwarze Melone. Dann bog er nach rechts ab und betrat einen Seitenkorridor, für den er sich vor wenigen Augenblicken überhaupt noch nicht interessiert hatte. Sein Gefühl sagte ihm, daß er sich erst mal den Blicken der beiden Männer entziehen sollte.
Parker erreichte nach wenigen Schritten einen verglasten Erker, dessen Tür halb geöffnet war. Er drückte sie auf, betrat den Raum und schloß laut und deutlich die Tür hinter sich. Die beiden Overallträger sollten hören und annehmen, er habe eines der vielen Apartments hier in diesem Haus betreten.
Nach wenigen Augenblicken öffnete er aber wieder die Tür, betrat den Korridor und pirschte zurück ins Treppenhaus. Von der Ecke des Seitenkorridors aus beobachtete er die beiden Männer, die immer noch Schwierigkeiten mit dem Türschloß hatten.
Für den Butler war es jetzt völlig klar, daß an der Tür illegal gearbeitet wurde. Er langte in die linke Tasche seines schwarzen Covercoats und zog seine Gabelschleuder hervor, die allerdings nicht aus einer kleinen y-förmigen Astgabel bestand, sondern aus elastischen Stahlelementen. Er »lud« die Lederschlaufe mit einer Ton-Erbse, strammte die beiden Gummistränge dieser High-Tech-Zwille und schickte das seltsame Geschoß auf die Reise.
Der Overallträger, der sich seitlich neben dem Schloßmechaniker aufgebaut hatte, wurde am Hinterkopf getroffen und klappte wie ein Taschenmesser zusammen. Während er noch auf dem Weg in Richtung Teppichläufer war, wandte der Schloßbearbeiter sich um und erblickte den Butler.
Er langte in die Brusttasche seines Overalls und zog erstaunlich schnell eine schallgedämpfte Pistole. Er hatte sie noch nicht ganz aus der Latztasche geholt, als er von einer zweiten Ton-Erbse voll erwischt wurde. Sie platzte hinter seinem rechten Ohr und schickte ihn umgehend ins Land eigenwilliger Träume.
Josuah Parker löste sich von der Ecke des Korridors und schritt gemessen auf die Männer zu. Er beugte sich zu ihnen hinunter, fand noch eine zweite Schußwaffe und klingelte dann an der Tür des Apartments.
»Scheren Sie sich zum Teufel«, hörte er unmittelbar darauf eine ihm wohlvertraute, energische und sehr baritonal gefärbte Stimme. »Das verkommene Subjekt bleibt bei mir, haben Sie mich endlich verstanden?«
»Könnten Mylady sich unter Umständen dazu entschließen, meiner bescheidenen Wenigkeit zu öffnen?« fragte Parker halblaut zurück.
»Da sind Sie ja endlich«, erwiderte die sehr dunkle Stimme. Danach wurden zwei Sperrketten und ein Riegel gelöst, ein Schlüssel im Schloß bewegt.
Eine geradezu majestätisch wirkende Dame, die eindeutig das sechzigste Lebensjahr hinter sich gebracht hatte, zog die Tür auf und ließ Parker eintreten. Lady Agatha Simpson machte einen sehr dynamischen Eindruck und strahlte Autorität aus. Sie trug ein zu weites Tweed-Kostüm und hatte einen Hut auf dem Kopf, der wie ein mit Blumen garnierter Napfkuchen aussah.
»Mylady wurde belästigt?« erkundigte sich der Butler.
»Man wollte mich wahrscheinlich wieder mal umbringen«, gab die ältere Dame aufgeräumt zurück. »Sehen Sie sich das Subjekt an, das ich gefangen habe. Ich wollte gerade mit dem Verhör beginnen.«
*
Amely Hurst war sicher kaum jünger als Lady Agatha, doch sie wirkte gegen sie zerbrechlich und alt. Sie war sehr schlank, saß in einem Sessel und hatte große Augen, die immer noch Angst und Verständnislosigkeit zeigten.
»Parker mein Name, Josuah Parker«, stellte der Butler sich vor. »Meine Wenigkeit hat die Ehre und den Vorzug, Lady Simpson als Butler zur Seite stehen zu dürfen.«
»Ich habe schon viel von Ihnen gehört«, sagte Amely Hurst mit leiser Stimme. »Man hat mich überfallen. Wenn Lady Simpson nicht gewesen wäre...«
»Dieser Besuch galt natürlich mir«, schaltete die ältere Dame sich sofort ein. »Die Frage nach Bargeld und Schmuck war nur ein billiger Vorwand, meine Liebe.«
»Mylady konnten einen der Besucher separieren und überwältigen?« fragte Parker.
»Er liegt in der Badewanne und hat Ärger mit seiner Nase«, erwiderte Agatha Simpson zufrieden und lächelte ein wenig boshaft. »Sie haben die beiden anderen Lümmel vor der Tür erwischt, Mister Parker?«
»Wenn es erlaubt ist, Mylady, wird meine Wenigkeit sich erst mal um sie kümmern.« Parker trat wieder hinaus auf den Korridor und sah sich die beiden Overallträger an. Sie kamen gerade zu sich und stöhnten verhalten.
Sie bekamen aber überhaupt nicht mit, daß Parker ihnen Plastikfesseln anlegte, schmale Kunststoffbänder mit einem Patentverschluß. Je mehr die Träger solcher Fesseln daran zerrten, desto fester schnürten sie sich zusammen. Zu lösen waren Fesseln dieser Art eigentlich nur mit einem Seitenschneider.
Als sie gefesselt waren, bat der Butler die Kerle in seiner bekannt höflichen Art, sich in das Apartment zu verfügen. Mühsam folgten sie dem Wunsch und klagten über Kopfschmerzen. Dann erst ging ihnen wohl auf, was mit ihnen passiert war. Sie blickten Parker wütend an und fuhren herum, als Lady Agatha sich bemerkbar machte.
»Ich werde Sie gleich verhören«, kündigte sie an. »Auf Lügen reagiere ich allergisch, merken Sie sich das.«
»Sie nehmen vielleicht dort in der Zimmerecke Platz«, schlug der Butler den Overallträgern vor. »Möglichst auf dem Boden, um Fragen Ihrerseits vorzubeugen.«
Anschließend öffnete der Butler das Badezimmer und nahm den dritten Mann in Augenschein.
Er machte keinen glücklichen oder entspannten Eindruck, lag in der gekachelten Badewanne und war an Händen und Füßen mit Paketkordel fest verschnürt. Das Wasser ragte ihm bis an den Hals. Lady Agatha hatte die Wanne gefüllt, und zwar mit kaltem Wasser. Was immer sie auch tat, sie besorgte alles gründlich.
Die Nase des Unglücklichen war geschwollen, die linke Wangenseite ein wenig verschoben. Der Mann, der ebenfalls einen Overall trug, blickte Parker in einer Mischung aus Wut und Erwartung an.
»Sie hatten augenscheinlich keinen erfolgreichen Nachmittag«, stellte der Butler sachlich fest. »Sie dürften sich Lady Simpsons Unmut zugezogen haben.«
»Ich kam gerade im rechten Moment«, ließ Agatha Simpson sich vernehmen. »Ich war im Salon, um eine Erfrischung aus der Hausbar zu holen, als dieses verkommene Subjekt meine Freundin in die Wohnung zurückdrängte. Ich schritt selbstverständlich sofort mit meinem Pompadour ein, Mister Parker.«
Der Mann wechselte die Blickrichtung und konzentrierte sich auf den perlenbestickten, so harmlos aussehenden Handbeutel, der an langen Lederschnüren am Handgelenk der älteren Dame