Parker schließt das "Paradies": Der exzellente Butler Parker 44 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Was gibt es da vorn, Mister Parker?« Lady Agatha saß im Fond von Parkers Privatwagen und war auf dem Weg in ihre Stamm-Videothek. Mylady wollte sich für das Wochenende mit einigen neuen Streifen versorgen, um die Technik des Drehbuchschreibens zu studieren. In absehbarer Zeit sollten Fachwelt und Publikum von ihrem ersten eigenen Skript überrascht werden. »Man wird sich informieren, Mylady.« Josuah Parker lenkte das hochbeinige Monstrum, wie das ehemalige Londoner Taxi von Freund und Feind genannt wurde, an den Straßenrand und stieg aus. Gemessenen Schrittes näherte er sich einer Menschenansammlung, die den Gehsteig blockierte. »Was haben Sie herausgefunden?« erkundigte sich wenige Minuten später die ältere Dame und sah ihrem Butler erwartungsvoll entgegen. Die Seitenscheibe war heruntergekurbelt, Mylady streckte den Kopf hinaus. »Man verteilt ein Extra-Blatt, das reißenden Absatz findet, Mylady«, teilte Josuah Parker mit. »Es wird gratis angeboten.« »Es kostet nichts?« Lady Agatha war sofort an diesem Blatt brennend interessiert. »Es handelt sich dabei um ein neues Blatt, das erst seit einigen Wochen auf dem Markt ist«, fuhr der Butler gemessen fort. »Von der Tendenz her dürfte es das sein, was man gemeinhin als ›links gerichtet‹ bezeichnet. Es dürfte nicht unbedingt Myladys Vorstellungen entsprechen, wenn diese Bemerkung erlaubt ist.« »Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, Mister Parker«
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Der exzellente Butler Parker
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Parker schließt das "Paradies" - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 44 –
Parker schließt das Paradies
Günter Dönges
»Was gibt es da vorn, Mister Parker?« Lady Agatha saß im Fond von Parkers Privatwagen und war auf dem Weg in ihre Stamm-Videothek. Mylady wollte sich für das Wochenende mit einigen neuen Streifen versorgen, um die Technik des Drehbuchschreibens zu studieren. In absehbarer Zeit sollten Fachwelt und Publikum von ihrem ersten eigenen Skript überrascht werden.
»Man wird sich informieren, Mylady.« Josuah Parker lenkte das hochbeinige Monstrum, wie das ehemalige Londoner Taxi von Freund und Feind genannt wurde, an den Straßenrand und stieg aus. Gemessenen Schrittes näherte er sich einer Menschenansammlung, die den Gehsteig blockierte.
»Was haben Sie herausgefunden?« erkundigte sich wenige Minuten später die ältere Dame und sah ihrem Butler erwartungsvoll entgegen. Die Seitenscheibe war heruntergekurbelt, Mylady streckte den Kopf hinaus.
»Man verteilt ein Extra-Blatt, das reißenden Absatz findet, Mylady«, teilte Josuah Parker mit. »Es wird gratis angeboten.«
»Es kostet nichts?« Lady Agatha war sofort an diesem Blatt brennend interessiert.
»Es handelt sich dabei um ein neues Blatt, das erst seit einigen Wochen auf dem Markt ist«, fuhr der Butler gemessen fort. »Von der Tendenz her dürfte es das sein, was man gemeinhin als ›links gerichtet‹ bezeichnet. Es dürfte nicht unbedingt Myladys Vorstellungen entsprechen, wenn diese Bemerkung erlaubt ist.«
»Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, Mister Parker«, bemühte die ältere Dame eine bekannte Spruchweisheit. »Besorgen Sie mir ein Exemplar dieses Blattes, oder noch besser, zwei. Schließlich brauche ich auch etwas, um den Kamin anzuheizen.«
»Man hat sich erlaubt, Myladys Wunsch vorauszusehen.« Parker lüftete die Melone und reichte seiner Herrin mehrere Exemplare der Gratis-Ausgabe und stieg wieder ein.
»Und weshalb wird dieses Machwerk umsonst verteilt?« wollte sie wissen, nachdem sie die Zeitung flüchtig durchgeblättert hatte. »Ehrlich gesagt, kann ich nichts Interessantes entdecken.«
»Es dürfte um drei Abgeordnete der Opposition gehen, denen man Wortbruch vorwirft«, gab der Butler gemessen zurück. »Offensichtlich haben sie bei der letzten Abstimmung im Parlament anders votiert, als sie zuvor der Öffentlichkeit lautstark verkündet hatten.«
»Und was soll daran so aufregend sein?« mokierte sich die Detektivin. »Ist das nicht inzwischen schon völlig normal?« Sie lachte und knüllte die Zeitungen achtlos zusammen. »Es würde mich sehr überraschen, Mister Parker, wenn Politiker sich mal wirklich so verhielten, wie sie vorher versprochen haben.«
»Eine Ansicht, die von gesundem Realismus zeugt, Mylady«, pflichtete Parker ihr bei. »Die erwähnten Abgeordneten waren bisher besonders bei den jüngeren Wählern wegen ihrer Ehrlichkeit und Integrität hoch angesehen. Ihr sogenannter Verrat, wie dieses Blatt es auszudrücken beliebt, wiegt deshalb schwer.«
»Nun ja, die jungen Leute werden darüber hinwegkommen«, stellte Lady Agatha fest. »Obwohl ich es keinesfalls gutheiße, wie heutzutage mit dem Wähler umgegangen wird.«
Sie schwieg und blickte gelangweilt aus dem Fenster. »Worum ging es bei dieser Abstimmung eigentlich?« erkundigte sie sich schließlich, als sie auch außerhalb des Fensters nichts Interessantes entdecken konnte.
»Um die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses, der kriminelle Machenschaften im Zusammenhang mit der Vergabe staatlicher Aufträge aufklären soll«, wußte Parker. »Die drei Herren gehören einem Gremium an, das gewisse Voruntersuchungen durchführte und über weitere Ermittlungen zu entscheiden hatte. Die Stimmen dieser Oppositionsabgeordneten hätten die Realisation dieses Ausschusses bewirkt.«
»Was sie auch tun wollten?« vergewisserte sie sich.
»In der Tat, Mylady. Bei der namentlichen Abstimmung jedoch lehnten sie den Untersuchungsausschuß ab und schlossen sich damit der Meinung der Regierungsvertreter an.«
»Nun ja, jeder Mensch hat das Recht, seine Meinung zu ändern«, fand Agatha Simpson und lehnte sich in eine Ecke des Fonds. »Das interessiert mich kaum, Mister Parker, das gehört zum politischen Alltag.«
»Mister Hubert Singleton galt bislang als außerordentlich verläßlicher Parlamentarier«, gab Parker gemessen zurück.
»Mir ist, als hätte ich diesen Namen schon mal gehört«, überlegte die ältere Dame.
Diskret half Parker dem Gedächtnis seiner Herrin auf die Sprünge. »Mister Hubert Singleton ist der Sohn eines von Myladys Geschäftspartnern«, erklärte er höflich. »Mylady besuchten Mister Singleton im letzten Herbst anläßlich einer Kunstausstellung auf seinem Besitz.«
»Richtig, Mister Parker, und das kalte Büffet dort war miserabel«, erinnerte sie sich plötzlich.
»Bei dieser Gelegenheit lernten Mylady auch Mister Singleton junior kennen«, fuhr Parker fort. »Mister Singleton versuchte Mylady davon zu überzeugen, daß das Königshaus überflüssig wäre.«
»Ich habe ihm daraufhin meine Meinung zu diesem Thema deutlich gesagt.« Lady Agatha lächelte in der Erinnerung an die Ohrfeige, die sie Hubert Singleton verpaßt hatte. »Schließlich konnte ich Elizabeth nicht im Stich lassen.« Mit ›Elizabeth‹ meinte sie selbstverständlich die Queen, mit der sie nach eigenem Bekunden weitläufig verwandt war.
»Wie dem auch sei, Mister Parker«, schloß sie das Thema ab. »Das interessiert mich nicht weiter. Viel wichtiger ist die Videothek. Ich möchte endlich meine Studien fortsetzen, die Öffentlichkeit hat ein Anrecht auf die Verfilmung meines Drehbuchs.«
*
»Vor Mylady dürfte sich eine Szene abspielen, die sich nicht unbedingt mit Recht und Gesetz in Einklang bringen läßt«, meldete sich der Butler nach einer Weile. Agatha Simpson lehnte entspannt in einer Ecke des Fonds und träumte von ihrem Drehbuch.
»Was habe ich beobachtet?« wollte sie wissen und spähte angestrengt durch die Seitenscheibe nach draußen.
»Zwei Herren versuchen offensichtlich, einen Bentley gegen den Willen des Fahrers zu besteigen«, berichtete Parker. Das hochbeinige Monstrum, ein ehemaliges Londoner Taxi, das nach den speziellen Wünschen des Butlers umgebaut worden war, hielt in einer Schlange vor einer Ampel. Drei Wagenlängen davor stand ein dunkler Bentley. Zwei gutgekleidete Männer rüttelten an den Türgriffen und bedeuteten dem Fahrer gestenreich, endlich die Verriegelung zu lösen.
»Ich werde sofort nach dem Rechten sehen«, kündigte die Detektivin an und schob sich schwungvoll ins Freie. Lady Agatha witterte einen neuen Fall.
Josuah Parker löste seinen Privatwagen geschickt aus der Warteschlange und lenkte ihn an den Straßenrand. Er überhörte souverän das Hupen der anderen Verkehrsteilnehmer und stoppte das hochbeinige Gefährt in einer für Taxis reservierten Haltezone. Dann ließ er das Taxischild auf Knopfdruck aus dem Wagendach schnellen und folgte würdevoll und gemessen seiner Herrin.
Die Ampel zeigte bereits gelb, aber die Männer in den dunkelgrauen Straßenanzügen mühten sich noch immer mit den Türklinken ab.
Lady Agatha erreichte den Bentley in dem Augenblick, als die Männer einsteigen wollten. Gleichzeitig sprang die Ampel auf grün, und die Wagenschlange setzte sich in Bewegung.
»Ich komme mit«, verkündete Lady Agatha und drängte ihre majestätische Fülle in den Wagen. Der total überraschte Mann wurde förmlich über den Rücksitz katapultiert und stieß mit dem Kopf an die Türverkleidung auf der anderen Seite. Lady Agatha schob sich bequem auf den Sitz und ließ dabei versehentlich ihren Pompadour fallen.
Im Prinzip handelte es sich um einen jener Handbeutel, wie ihn die Damen einer vergangenen Epoche trugen, um darin ihre Utensilien unterzubringen. Lady Agatha hatte allerdings das Hufeisen eines dahingeschiedenen Brauereigauls investiert, das ihr als Glücksbringer diente. Aus humanitären Gründen war dieses Hufeisen jedoch mit einer dünnen Schicht Schaumstoff verkleidet worden.
Der Pompadour touchierte den Hinterkopf des Mannes neben der Detektivin und erwies sich keineswegs als Glücksbringer.
Der Getroffene sah Sterne vor seinen Augen tanzen und fühlte deutlich, wie eine Beule in die Höhe strebte. Er stöhnte verhalten und griff an die schmerzende Stelle.
»Seien Sie nicht so wehleidig, junger Mann«, fuhr die ältere Dame ihn an und tätschelte aufmunternd seine Wange. »Ich habe Sie ja kaum berührt, also reißen Sie sich zusammen!«
Der junge Mann war nicht in der Lage zu antworten. Er war damit beschäftigt, das Ausmaß des neuen Schadens zu ergründen. Die Zunge fuhr hinter die Wange und tastete sie ab.
»Sie gestatten, Sir?« Josuah Parker hatte die Beifahrertür geöffnet und den Bambusgriff seines Universal-Regenschirmes auf das Handgelenk des Mannes neben dem Fahrer gelegt.