Parker lässt sich nicht einfrieren: Der exzellente Butler Parker 60 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Das lukullische Picknick hatte Lady Simpson in heiter-gelöste Stimmung versetzt. »Ich werde mir noch ein wenig die Füße vertreten, Mister Parker«, teilte die ältere Dame mit, ehe sie sich unter verhaltenem Ächzen erhob. »Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte der Butler und schickte sich an, das Geschirr in den Wagen zu räumen. »Bestimmt sind das Giftpilze, Mister Parker«, meinte Lady Agatha wenig später und beugte sich neugierig über einen Weidezaun. »Nach der unmaßgeblichen Meinung meiner bescheidenen Wenigkeit dürfte es sich um Exemplare der Gattung ›Agaricus campester‹ handeln, die hierzulande als Wiesenchampignon bekannt ist, Mylady«, ließ Parker sich vernehmen. »Dann werde ich ein Körbchen voll sammeln, Mister Parker«, entschied Mylady spontan. Doch kaum hatte der Butler seine Herrin mit Messer und Sammelkorb ausgerüstet und ihr über den Zaun geholfen, da stieß Agatha Simpson einen schrillen Schrei aus. Für gewöhnlich war Mylady alles andere als schreckhaft. Deshalb machte Parker sofort kehrt und war mit wenigen Schritten an ihrer Seite. »In der Tat ein Anblick, der an Unerfreulichkeit kaum zu übertreffen sein dürfte«, bemerkte der Butler mit unbewegter Miene. »Und das nach diesen köstlichen Rindermedaillons«, stöhnte die ältere Dame und wandte sich ab. Nur wenige Meter vom Weg entfernt, war Lady Agatha im knietiefen Gras auf einen blutigen Fund gestoßen. Ein neuer Fall wäre Agatha Simpson trotz Picknick und Wochenende keineswegs ungelegen gekommen, aber diese Möglichkeit schied zu ihrem Bedauern schon auf den ersten Blick aus.
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Der exzellente Butler Parker
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Buchvorschau
Parker lässt sich nicht einfrieren - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 60 –
Parker lässt sich nicht einfrieren
Günter Dönges
Das lukullische Picknick hatte Lady Simpson in heiter-gelöste Stimmung versetzt. »Ich werde mir noch ein wenig die Füße vertreten, Mister Parker«, teilte die ältere Dame mit, ehe sie sich unter verhaltenem Ächzen erhob.
»Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte der Butler und schickte sich an, das Geschirr in den Wagen zu räumen.
»Bestimmt sind das Giftpilze, Mister Parker«, meinte Lady Agatha wenig später und beugte sich neugierig über einen Weidezaun.
»Nach der unmaßgeblichen Meinung meiner bescheidenen Wenigkeit dürfte es sich um Exemplare der Gattung ›Agaricus campester‹ handeln, die hierzulande als Wiesenchampignon bekannt ist, Mylady«, ließ Parker sich vernehmen. »Dann werde ich ein Körbchen voll sammeln, Mister Parker«, entschied Mylady spontan.
Doch kaum hatte der Butler seine Herrin mit Messer und Sammelkorb ausgerüstet und ihr über den Zaun geholfen, da stieß Agatha Simpson einen schrillen Schrei aus.
Für gewöhnlich war Mylady alles andere als schreckhaft. Deshalb machte Parker sofort kehrt und war mit wenigen Schritten an ihrer Seite.
»In der Tat ein Anblick, der an Unerfreulichkeit kaum zu übertreffen sein dürfte«, bemerkte der Butler mit unbewegter Miene.
»Und das nach diesen köstlichen Rindermedaillons«, stöhnte die ältere Dame und wandte sich ab.
Nur wenige Meter vom Weg entfernt, war Lady Agatha im knietiefen Gras auf einen blutigen Fund gestoßen.
Ein neuer Fall wäre Agatha Simpson trotz Picknick und Wochenende keineswegs ungelegen gekommen, aber diese Möglichkeit schied zu ihrem Bedauern schon auf den ersten Blick aus.
Die Knochen und Häute, über denen Schwärme von Fliegen summten, ließen nur den Schluß zu, daß es sich bei den Opfern dieser Bluttat um einstmals glückliche Kühe der grünen Grafschaft Suffolk gehandelt haben mußte.
»So wie die armen Tiere zugerichtet sind, können es nur Wölfe gewesen sein«, stellte Agatha Simpson mit Kennermiene fest, nachdem sie erneut einen Blick riskiert hatte.
»Sofern man korrekt unterrichtet ist, wurden in der Grafschaft Suffolk seit Anfang des vorigen Jahrhunderts keine Wölfe mehr beobachtet, Mylady«, gab Parker in seiner höflichen Art zu bedenken.
»Dann eben Löwen oder Tiger«, stand für Agatha Simpson fest.
»Vermuten Mylady in der Tat Löwen oder Tiger als Urheber?« erkundigte sich der Butler, ohne seine würdevolle Gelassenheit zu verlieren.
»Man liest doch fast täglich, daß solche Bestien aus Zoologischen Gärten ausbrechen, Mister Parker«, antwortete Lady Agatha selbstsicher. »Warum nicht mal Löwenjagd statt Ganovenjagd?«
»Eine Alternative, die als durchaus reizvoll gelten könnte«, pflichtete Parker seiner Herrin höflich bei. »Dennoch ist unter Umständen der Hinweis genehm, daß es sich um die fachmännische Schlachtung von Menschenhand handeln dürfte, Mylady.«
»Also weder Löwen- noch Ganovenjagd«, stellte die passionierte Detektivin frustriert fest. »Am besten fahre ich nach London zurück. Die Provinz ist einfach nichts für mich, Mister Parker.«
»Den äußeren Umständen nach dürften Mylady allerdings illegale Handlungen in Betracht ziehen, sofern man sich nicht gründlich täuscht.«
»Selbstverständlich, Mister Parker«, nickte Agatha Simpson umgehend. »Welcher Art?«
»Mylady dürften Diebstahl diagnostizieren.«
»Und Tierquälerei, Mister Parker.«
»Nichts liegt meiner Wenigkeit ferner, als Mylady zu widersprechen«, äußerte Parker in seiner höflichen Art eine andere Meinung. »Tierquälerei dürfte jedoch wohl ausscheiden, da die Täter fachlich korrekt vorgingen, falls man sich in diesem Punkt ein Urteil erlauben darf.«
Insgesamt hatte der Butler sechs Felle samt dazugehöriger Köpfe gezählt. Offensichtlich waren die Tiere durch Bolzenschußgeräte getötet worden, wie sie in Schlachthöfen Verwendung fanden.
Die ambulanten Metzger hatten eilig, aber sauber gearbeitet und nur die guten Stücke mitgenommen. Alles, was sie nicht brauchen konnten, war am Tatort zurückgeblieben.
Agatha Simpson dachte einen Moment angestrengt nach, bevor sie entschieden den Kopf schüttelte.
»Da ist Ihre lebhafte Phantasie mit Ihnen durchgegangen, Mister Parker«, stellte sie fest.
»Darf man möglicherweise um Auskunft bitten, wie Mylady diese Äußerung verstanden wissen möchte?«
»Wie kommen Sie bloß auf Diebe, Mister Parker? Es wird der Bauer gewesen sein, dem die Tiere gehören«, teilte Agatha Simpson ihre Überlegungen mit. »Andernfalls hätte mein kriminalistischer Instinkt Alarm geschlagen.«
»Eine Feststellung, die man keinesfalls bezweifeln möchte, Mylady. Dennoch sieht man sich zu der Frage gedrängt, warum der Bauer die Schlachtung nicht in den dafür geeigneten Räumlichkeiten vornahm.«
»Wie auch immer«, schob die resolute Dame den Einwand beiseite. »Ich werde einfach den Bauer fragen, und dann werden Sie sehen, daß ich recht habe, Mister Parker.«
»Ein Vorhaben, das man nur aus vollem Herzen begrüßen kann, Mylady«, bemerkte der Butler, deutete eine Verbeugung an und geleitete die ältere Dame zum Wagen zurück.
Minuten später rollte das schwarze Vehikel auf dem sandigen Feldweg davon.
*
Bis zum nächsten Farmhaus, das an der Landstraße nach Hitcham lag, war es nicht weit.
»Der Bauer dürfte den Vorfall bereits bemerkt und der Polizei angezeigt haben, falls der Hinweis genehm ist«, meldete Parker, während er sein schwarzes, eckiges Gefährt auf den gepflasterten Hof rollen ließ.
Ein schätzungsweise vierzigjähriger Mann mit Strohhut und Gummistiefeln unterhielt sich mit zwei jungen Uniformierten, die neben ihrem Streifenwagen standen.
»Sie sehen, daß ich recht hatte, Mister Parker«, reagierte Agatha Simpson mit unbefangenem Lächeln. »Es waren doch Diebe, die die armen Tiere geschlachtet haben.«
Der Butler schwieg, während er seiner Herrin diskret beim Verlassen des Fahrzeugs half. Höflichkeit ging ihm nun mal über alles.
Josuah Parker war ein Mann schwer bestimmbaren Alters. Eher als das glatte, meist ausdruckslose Gesicht ließen der leichte Bauchansatz und die grauen Schläfen auf seinen Jahrgang schließen.
Im konservativ geschnittenen Covercoat, den schwarzen Bowler auf dem Kopf und den altväterlich gebundenen Schirm am angewinkelten Unterarm, stellte er das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers längst vergangener Zeiten dar. Seine gepflegten Umgangsformen entsprachen dem makellosen Äußeren.
Parkers Höflichkeit, die sich auch unter extremen Bedingungen bewährte, verdiente eindeutig das Prädikat »unerschütterlich«.
Mit ihrer wogenden Körperfülle, aber auch in ihrer spontan zupackenden Art, war Agatha Simpson das genaue Gegenteil ihres schwarz gewandeten Butlers. Sie trat mit Lust in alle erreichbaren Fettnäpfchen, machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube und hielt sich für die Kriminalistin des Jahrhunderts.
Daß in Wirklichkeit Parker die Fäden zog, fand Agatha Simpson nicht der Erwähnung wert.
»Sie haben sich wohl verfahren?« mutmaßte der Mann in Strohhut und Gummistiefeln, als er das skurrile Paar über den Hof kommen sah.
»Keineswegs und mitnichten«, entgegnete Parker und lüftete höflich seine Melone. »Vielmehr gedachte man, von einem Fund zu berichten, der Ihnen jedoch bekannt sein dürfte, wie es den Anschein hat, Mister ...«
»...Wigdale. Ronald Wigdale«, stellte der Farmer sich vor. »Ja, ich kann mir schon denken, was Sie gefunden haben.«
»Moment mal, Mister Wigdale«, schaltete sich einer der Polizisten ein. »Sagten Sie nicht,