Parker stoppt die Todesviren: Butler Parker 246 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Ich denke überhaupt nicht daran umzukehren«, sagte Agatha Simpson wütend. »Das wäre unter meiner Würde, Mister Parker.« Die ältere Dame saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und hielt eine Schachtel feinster Pralinen auf den Knien. Nach einem frühsommerlichen Picknick unter blühenden Bäumen fand die Heimfahrt nach London statt. »Selbstverständlich wird man sich nach Kräften bemühen, Myladys Wünsche mit Nachdruck zu vertreten«, versicherte Josuah Parker. »Vernünftigen Argumenten dürfte das Tier allerdings kaum zugänglich sein, falls dieser Hinweis erlaubt ist.« Der schwarz-weiß gefleckte Bulle stand mitten auf dem schmalen Fahrweg und scharrte gereizt mit den Vorderhufen. Der Vierbeiner machte nicht den Eindruck, als wäre mit ihm ein Übereinkommen zu treffen. Auch als Parker die Hupe betätigte, wich der muskelstrotzende Koloß keinen Zentimeter zurück. Im Gegenteil: Das Tier stieß einen dumpfen Laut aus, senkte den klobigen Schädel und nahm Anlauf. Zwei Schritte vor der Kühlerhaube des schwarzen Gefährts bremste der Bulle jedoch abrupt. Wutschnaubend tänzelte er hin und her, unschlüssig, ob er den vermeintlichen Gegner auf die Hörner nehmen sollte oder nicht. »Wie Sie verfahren, Mister Parker, ist mir völlig gleichgültig«, reagierte Mylady ungeduldig. »Aber tun Sie endlich etwas! Mein Kreislauf verlangt dringend nach einer Stärkung.« Wenn Lady Agatha über ihren Kreislauf klagte, war Eile geboten. Dann half nur eins: Kognak der renommiertesten französischen Abfüller.
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Parker stoppt die Todesviren - Günter Dönges
Butler Parker
– 246 –
Parker stoppt die Todesviren
Günter Dönges
»Ich denke überhaupt nicht daran umzukehren«, sagte Agatha Simpson wütend. »Das wäre unter meiner Würde, Mister Parker.«
Die ältere Dame saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und hielt eine Schachtel feinster Pralinen auf den Knien. Nach einem frühsommerlichen Picknick unter blühenden Bäumen fand die Heimfahrt nach London statt.
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»Wie Sie verfahren, Mister Parker, ist mir völlig gleichgültig«, reagierte Mylady ungeduldig. »Aber tun Sie endlich etwas! Mein Kreislauf verlangt dringend nach einer Stärkung.«
Wenn Lady Agatha über ihren Kreislauf klagte, war Eile geboten. Dann half nur eins: Kognak der renommiertesten französischen Abfüller. Ansehnliche Vorräte solcher Kreislaufbeschleuniger lagerten in den Gewölben unter Myladys repräsentativem Wohnhaus im Londoner Stadtviertel Shepherd’s Market.
Parker nahm deshalb eine zusammengelegte Reisedecke vom Beifahrersitz und klemmte sie sich unter den Arm. Gemächlich öffnete er die Fahrertür und stieg vom Trittbrett aus auf die Motorhaube. Der Bulle konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die in der Sonne blinkenden Scheinwerfer und nahm von dem Butler keinerlei Notiz.
Seelenruhig faltete Parker die Wolldecke auseinander und ließ sie von seinem erhöhten Standpunkt aus auf den Kopf des Tieres fallen.
Verdutzt schüttelte der Bulle, um den es plötzlich Nacht geworden war, den Kopf. Doch die Decke hatte sich hinter seinen Hörnern verfangen und verrutschte nicht.
Schlagartig vergaß der Vierbeiner, der keinen Gegner mehr vor Augen hatte, seine Angriffslust. Mit bebenden Flanken hielt er still, als der Butler die Decke mit einem Strick festschnürte. Willig ließ er sich von Parker am Halfter führen und an der hinteren Stoßstange festbinden.
»Na endlich«, sagte Mylady, als der Butler wieder am Steuer Platz genommen hatte. »Wie lange werde ich für die Rückfahrt benötigen, Mister Parker?«
»Etwa neunzig Minuten, falls man sich nicht täuscht, Mylady«, gab er zur Antwort.
»Neunzig Minuten?« wiederholte die ältere Dame entsetzt. »Ausgeschlossen, Mister Parker! So lange hält mein Kreislauf nicht durch.«
»Ohnehin wollte meine Wenigkeit Mylady soeben vorschlagen, das entlaufene Tier seinem Besitzer zu übergeben«, ließ Parker sich vernehmen. »Möglicherweise dürfte dort ein geeignetes Stärkungsmittel erhältlich sein.«
Er deutete auf ein parkähnliches Wäldchen inmitten der grünen Weiden. Unter dem Blätterdach der jahrhundertalten Eichen waren die weitläufigen Wirtschaftsgebäude eines Gutshofes und ein repräsentatives Herrenhaus im Stil des 18. Jahrhunderts zu erkennen.
»Genau das ist es, was ich im Moment anordnen wollte, Mister Parker«, behauptete Agatha Simpson. »Wenn ich dem Besitzer die durchgebrannte Kuh wiederbringe, wird er sich ja erkenntlich zeigen müssen.«
»Dieser Feststellung würde meine bescheidene Wenigkeit sich gern anschließen, falls Mylady gestatten«, bestätigte Parker und ließ vorsichtig sein hochbeiniges Monstrum anrollen. Willig trottete der Bulle an seiner Leine hinterher, als der Butler im Schritttempo zum Gutshof fuhr.
*
Sir Peter Rimford stand auf der geschwungenen Freitreppe des Herrenhauses und hielt sich den Bauch vor Lachen. »Das ist ja zum Brüllen!« rief er und klatschte sich begeistert auf die Schenkel. »Hans kommt mit dem Taxi nach Hause.«
In der Tat hatte das schwerfällig wirkende Gefährt, das über die kiesbestreute Zufahrt rollte, viele Jahre als Taxi gedient, bis Parker es erwarb und für seine Zwecke umbauen ließ. Seitdem galt es bei Eingeweihten als »Trickkiste auf Rädern«.
Rimford wischte sich die Lachtränen von den sommersprossigen Wangen, während er auf das Fahrzeug zuschritt. Parker schätzte den Gutsbesitzer auf knapp 50 Jahre.
Seine kräftige, fast etwas behäbige Gestalt steckte in einem olivfarbenen Lodenanzug und makellos polierten Reitstiefeln. Hellblaue Augen bildeten einen lebhaften Kontrast zu seinem leuchtend roten Haarschopf.
»Da haben Sie aber ein Meisterstück vollbracht«, stellte er anerkennend fest, als Parker aus dem Wagen stieg. »Gewöhnlich rennt Hans nämlich alles über den Haufen, was sich ihm in den Weg stellt.«
»Das ist eine charakterliche Eigenart, mit der man bei Bullen im allgemeinen rechnet, Sir«, gab der Butler zur Antwort. »In diesem Fall ließ sich das Tier jedoch besänftigen, ehe es Schaden anrichten konnte.«
»Hans ist nicht bösartig, aber ungestüm«, erläuterte Rimford. »Ich habe ihn bei einer Versteigerung in Deutschland erworben, weil ich die Milchleistung der rheinischen Schwarzbunt-Rasse mit der Fleischqualität französischer Charolais-Rinder verbinden möchte.«
»Demnach darf man wohl von der Annahme ausgehen, daß Sie sich intensiv der Rinderzucht widmen, Sir?« vermutete Parker.
»Und zwar mit Erfolg«, bestätigte sein Gegenüber nicht ohne Stolz. »Falls es Sie interessiert, kann ich Ihnen die Pokale und Urkunden zeigen.«
Rimford winkte zwei Stallburschen, die gerade über den Hof kamen. »Hans war schon wieder auf Tournee«, rief er ihnen zu und deutete auf den vermummten Bullen am Heck des hochbeinigen Monstrums. »Bringt ihn erst mal in den Stall. Anschließend nehmt noch mal die Zäune unter die Lupe. Wahrscheinlich hat wieder ein Nichtsnutz den Stacheldraht durchgeschnitten.«
»Darf ich Sie übrigens zu einem Gläschen einladen?« fragte Rimford, während die beiden Männer das Tier wegführten.
»Normalerweise rühre ich ja keinen Tropfen an«, antwortete eine baritonal gefärbte Stimme an Parkers Stelle. »Aber ein kleiner Schluck würde meinen Kreislauf vermutlich guttun.« Mylady hatte die Autotür geöffnet und ließ sich von ihrem Butler aus dem Wagen helfen.
Wenig später bot der Hausherr seinen Gästen Plätze im geschmackvoll eingerichteten Salon an. Ein Diener in schlohweißem Haar brachte auf silbernem Tablett Gläser und eine Kognakflasche, die Myladys Herz augenblicklich höher schlagen ließ.
»Sie sollten aber wirklich besser auf Ihre Tiere aufpassen, mein lieber Pimford«, bemerkte Mylady, nachdem sie unter den verdutzten Blicken des Gastgebers ihr erstes Glas in einem Zug geleert hatte. »Nicht immer kommt jemand des Weges, der den Stier so beherzt bei den Hörnern faßt wie ich.«
»Sie waren das, Mylady?« staunte Rimford noch mehr. »Ich dachte, Mister Parker hätte dem Tier die Decke übergeworfen.«
»Mein Butler hat lediglich nach den Anweisungen gehandelt, die ich ihm erteilte, mein lieber Slimboard«, gab Mylady ihre sehr persönliche Sicht des Ereignisses zum besten.
»Erstaunlich, erstaunlich«, kommentierte der Gutsherr. »Übrigens muß ich Sie um Verzeihung bitten, Mylady.«
»Um Verzeihung?«
»Offenbar habe ich undeutlich gesprochen, als ich mich vor stellte«, erklärte der Gutsbesitzer. »Mein Name ist Rimford, Peter Rimford.«
»Ich habe Sie schon richtig verstanden, mein Lieber«, entgegnete die ältere Dame unbeirrt und ließ sich von Rimfords Diener zum zweitenmal das Glas vollschenken. »Aber sagen Sie: Man hört heute so oft, daß es der Landwirtschaft schlechtgeht. Wenn ich mir dagegen Ihr Anwesen betrachte ...«
»Mein Betrieb hat die nötige Größe und wird mustergültig geführt«, gab Rimford