Parker narrt den "Feuer-Profi" - Unveröffentlichter Roman: Butler Parker 262 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Ich glaube, Mister Parker, ich bin etwas überrascht«, sagte Lady Agatha und blickte auf die noch rauchenden Trümmer des Supermarkts, in dem sie ihre Sonderangebote einzukaufen pflegte. »Falls es erlaubt ist, Mylady, möchte meine Wenigkeit sich diesem Urteil anschließen«, antwortete Josuah Parker und musterte seinerseits das Chaos aus eingestürzten Wänden, zerbrochenen Scheiben, Balkenwerk und Stahlträgern. Einige Löschfahrzeuge standen noch auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt. Feuerwehrleute waren damit beschäftigt, Schlauchleitungen einzurollen. Es roch nach nassem Brandschutt, Rauch und Wasserdampf. »Wo bekomme ich jetzt meine Sonderangebote her, Mister Parker?« wollte die ältere Dame von ihrem Butler wissen. Sie war mit Sicherheit über sechzig, groß und von majestätischer Erscheinung. Sie trug ein zu weites Tweedkostüm und hatte einen Hut auf dem Kopf, der eine mißglückte Kreuzung aus einem Napfkuchen und schottischem Barett zu sein schien. An ihrem linken Handgelenk hing an langen Lederschnüren ein sogenannter Pompadour, wie ihn die Damen der Gesellschaft um die Jahrhundertwende zu tragen pflegten. Parker half Lady Agatha aus dem Fond des Wagens und deutete mit seiner Schirmspitze auf einen kleinen, dicklichen Mann mit Hornbrille. Der Betreffende hockte auf einer umgestülpten Kiste und nippte an einem Getränk, das sich in einem Pappbecher befand. »Mister Gardener«, sagte Butler Parker, »der Betreiber des Supermarktes, Mylady.« »Reißen Sie sich zusammen, mein Bester«, herrschte Lady Agatha den Mann an, der kurz aufgeblickt hatte, dann aber wieder zu Boden schaute. »Das alles kann man doch wohl wieder aufbauen, nicht wahr?« »Mylady geht davon aus, daß Sie gut versichert sind, Mister Gardener«
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Der exzellente Butler Parker
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Parker narrt den "Feuer-Profi" - Unveröffentlichter Roman - Günter Dönges
Butler Parker
– 262 –
Parker narrt den Feuer-Profi
- Unveröffentlichter Roman
Günter Dönges
»Ich glaube, Mister Parker, ich bin etwas überrascht«, sagte Lady Agatha und blickte auf die noch rauchenden Trümmer des Supermarkts, in dem sie ihre Sonderangebote einzukaufen pflegte.
»Falls es erlaubt ist, Mylady, möchte meine Wenigkeit sich diesem Urteil anschließen«, antwortete Josuah Parker und musterte seinerseits das Chaos aus eingestürzten Wänden, zerbrochenen Scheiben, Balkenwerk und Stahlträgern. Einige Löschfahrzeuge standen noch auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt. Feuerwehrleute waren damit beschäftigt, Schlauchleitungen einzurollen. Es roch nach nassem Brandschutt, Rauch und Wasserdampf.
»Wo bekomme ich jetzt meine Sonderangebote her, Mister Parker?« wollte die ältere Dame von ihrem Butler wissen. Sie war mit Sicherheit über sechzig, groß und von majestätischer Erscheinung. Sie trug ein zu weites Tweedkostüm und hatte einen Hut auf dem Kopf, der eine mißglückte Kreuzung aus einem Napfkuchen und schottischem Barett zu sein schien. An ihrem linken Handgelenk hing an langen Lederschnüren ein sogenannter Pompadour, wie ihn die Damen der Gesellschaft um die Jahrhundertwende zu tragen pflegten.
Parker half Lady Agatha aus dem Fond des Wagens und deutete mit seiner Schirmspitze auf einen kleinen, dicklichen Mann mit Hornbrille.
Der Betreffende hockte auf einer umgestülpten Kiste und nippte an einem Getränk, das sich in einem Pappbecher befand. »Mister Gardener«, sagte Butler Parker, »der Betreiber des Supermarktes, Mylady.«
»Reißen Sie sich zusammen, mein Bester«, herrschte Lady Agatha den Mann an, der kurz aufgeblickt hatte, dann aber wieder zu Boden schaute. »Das alles kann man doch wohl wieder aufbauen, nicht wahr?«
»Mylady geht davon aus, daß Sie gut versichert sind, Mister Gardener«, fügte der Butler hinzu. Man kannte sich mehr als nur flüchtig, zumal Gardener der älteren Dame beim Einkauf Prozente eingeräumt hatte.
»Ich weiß nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll«, erwiderte Randolph Gardener leise. »Ich glaube, man verdächtigt mich, das Feuer gelegt zu haben.«
»Von solchen Machenschaften hört man allerdings immer wieder, mein Lieber«, sagte Agatha Simpson ungeniert. Was sie dachte, sagte sie stets ohne Umschweife.
»Gibt es gute Gründe, Sie zu verdächtigen, Mister Gardener?« erkundigte sich Josuah Parker.
»Das Feuer im Supermarkt ist eindeutig gelegt worden«, lautete die Antwort des Betreibers. »Es gibt mindestens ein Dutzend Brandherde.«
»Die mit Sicherheit nicht von Ihnen stammen, Mister Gardener?« fragte Parker höflich, wie es seiner Art entsprach. Er war ein etwas über mittelgroßer, altersloser Mann und auch rein äußerlich das Urbild eines englischen hochherrschaftlichen Butlers.
Parker trug über seinem schwarzen Zweireiher einen ebenfalls schwarzen Covercoat, eine schwarze Melone und einen weißen Eckkragen mit einem schwarzen Binder. Über dem angewinkelten linken Unterarm hing ein altväterlich gebundener Regenschirm mit beachtlichem Bambusgriff.
»Warum sollte ich Feuer gelegt haben, Mister Parker?« gab Gardener zurück. »Das Dumme ist nur, daß ich erst vor einigen Wochen eine Zusatz-Brandversicherung abgeschlossen habe.«
»Demnach ist Ihr Supermarkt gut versichert, Mister Gardener?«
»Richtig, sehr gut sogar«, bestätigte Randolph Gardener. »Es geht um knapp achthunderttausend Pfund.«
»Solange man Ihnen nichts beweisen kann, guter Mann, wird die Versicherung zahlen müssen«, machte die ältere Dame deutlich. »Sie sind doch hoffentlich nicht beobachtet worden, wie?«
»Mylady, bitte, ich habe das Feuer nicht gelegt«, verwahrte sich Gardener ohne jeden Nachdruck. »Nur die Polizei hat mich bereits nach meinem Alibi gefragt.«
»Haben Sie eins, mein Bester?«
»Eben nicht«, meinte Randolph Gardener mit müder Stimme. »Ich bin Junggeselle und war allein in meinem Haus.«
Er wollte noch etwas hinzufügen, doch in diesem Augenblick erschienen zwei uniformierte Beamte und baten ihn hinüber zu einem Polizeiwagen. Sie machten einen sehr dienstlichen und abweisenden Eindruck, ohne allerdings unhöflich zu sein.
»Mich würde man nie erwischen, falls ich irgendwo Feuer gelegt hätte, Mister Parker«, sagte Lady Agatha selbstzufrieden. »Versicherungsbetrug ist eine Sache, die man nicht ernst genug nehmen kann.«
»In der Tat, Mylady«, lautete Parkers Antwort. »In den meisten Fällen sollen die Betrüger überführt werden, wie es heißt.«
Während der Butler dies sagte, beobachtete er in der Menge der Zuschauer einen Mann, der Bier aus einer Dose trank und rauchte. Als der Mann merkte, von wem er beobachtet wurde, drängte er sich umgehend zurück in den Kreis der Neugierigen und setzte sich schleunigst ab.
*
Er hieß Phil Plomber, war etwa vierzig Jahre alt, mittelgroß und schlank. Er stand am Ende des langen Tresens und unterhielt sich eindringlich mit einem stämmigen, untersetzten Mann, der rund zehn Jahre jünger sein mußte.
Butler Parker und Lady Simpson hatten den schäbigen Pub am Rand von Soho betreten und erregten verständlicherweise einige Aufmerksamkeit. Besucher aus einer anderen Welt schienen sich in die Niederungen der Millionenstadt verirrt zu haben. Handfeste Männer am Tresen starrten das Duo mißtrauisch-aggressiv-amüsiert an und tauschten anzügliche Bemerkungen.
Der Mann hinter dem Tresen beeilte sich, die beiden Besucher abzufangen, um sie zumindest in einen Nebenraum zu dirigieren, doch der Butler hielt bereits auf Phil Plomber zu und lüftete höflich die Melone.
»Mister Plomber, welch ein Zufall«, sagte Parker. »Sah man Sie nicht erst vor einer halben Stunde in Paddington?«
»Wie kommen denn Sie hierher?« fragte Plomber, der einen nervösen Eindruck machte.
»Es handelt sich, wie bereits gesagt, wahrscheinlich um einen Zufall, Mister Plomber«, meinte der Butler. »Sie beobachteten in Paddington ebenfalls mit großem Interesse eine Brandstelle?«
»In Paddington? Da bin ich nie gewesen.«
»Reden Sie keinen Unsinn, junger Mann«, mischte sich Lady Agatha mit ihrer sonoren Stimme ein. »Ich habe Sie doch mit eigenen Augen gesehen. War es nicht so, Mister Parker?«
Sie hatte sich während der Fahrt nach Soho von ihrem Butler informieren lassen und wußte inzwischen einiges über Phil Plomber, der sich als Spezialist in Sachen Brandstiftung einen Namen gemacht und wegen dieses Tuns bereits mehrfach unter Anklage gestanden hatte. Bisher hatte man ihm allerdings nichts Endgültiges nachweisen können.
»Moment mal, Plomber, werden die beiden Typen lästig?« fragte der Stämmige aggressiv. Er musterte Lady Agatha und Josuah Parker mit einem verächtlich-abschätzenden Blick.
»Schon gut, schon gut«, sagte Plomber hastig. Er kannte den Butler und wußte nur zu gut, mit wem er es zu tun hatte.
»Falls nämlich, Plomber, setz ich die Leute an die frische Luft«, redete der Stämmige lustvoll weiter und tauschte einige Blicke mit Tresenstehern, die ihrerseits darauf warteten, daß etwas geschah.
»Mach keinen Blödsinn«, warnte Plomber seinen Gesprächspartner, doch der Stämmige schob schon die rechte Hand vor. Er hatte eindeutig die Absicht, nach Parkers Covercoat-Revers zu fassen, um ihn auf diese Art und Weise heranzuziehen.
»Haben Sie möglicherweise das Verlangen sich an einem alten, müden und relativ verbrauchten Mann vergreifen zu wollen?« erkundigte sich Josuah Parker gemessen und höflich.
»Ich schlag’ dir gleich die Nase ein«, kündigte der Stämmige an und erbleichte umgehend. Sein Mund wurde spitz und sog scharf die Luft ein. Dann öffneten sich die Lippen und formten ein hechelndes Stöhnen. Er fuhr zurück, riß den linken Fuß hoch und tanzte auf dem Spielbein.
Dies alles geschah selbstverständlich nicht