Parker sorgt für kalte Duschen: Butler Parker 182 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Könnten Sie Ihr Angebot freundlicherweise wiederholen?« fragte Josuah Parker höflich. »Vermutlich hat sich hier ein kleines Mißverständnis eingeschlichen.« Butler Parker sah sich zwei jungen Männern gegenüber, die einen durchaus seriösen Eindruck machten. Sie waren vielleicht so um die fünfundzwanzig, mittelgroß und schlank. Einer von ihnen trug einen flachen Aktenkoffer, den er gerade öffnete. »Wir versichern Fensterscheiben«, erklärte dieser Mann und legte eine Art Prospekt heraus, »aber Sie können sich bei uns auch gegen Brand, Diebstahl und sonstige Schäden versichern.« »Das Leben ist voller Überraschungen«, fügte sein Kollege hinzu und blickte sich in der großen Wohnhalle um, »Sie haben hier etliche Werte. Stellen sie sich nur mal vor, das alles hier würde in Flammen aufgehen.« »In der Tat, das könnte man nur als bestürzend bezeichnen«, antwortete der Butler, »leider ist die Kompetenz meiner Wenigkeit nicht ausreichend, um Abschlüsse zu tätigen. Wie Sie sehen, bin ich nur der Butler dieses Hauses.« »Das sieht man ganz deutlich«, bestätigte der junge Mann, »sowas wie Sie gibt's eigentlich nur noch im Fernsehen oder im Kino.« Diese Feststellung war keineswegs übertrieben. Josuah Parker, ein Mann unbestimmbaren Alters, war die Verkörperung des hochherrschaftlichen englischen Butlers. Er trug einen schwarzen Zweireiher, einen weißen Eckkragen und einen schwarzen Binder. Sein Gesicht war glatt und ausdruckslos.
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Parker sorgt für kalte Duschen - Günter Dönges
Butler Parker
– 182 –
Parker sorgt für kalte Duschen
Günter Dönges
»Könnten Sie Ihr Angebot freundlicherweise wiederholen?« fragte Josuah Parker höflich. »Vermutlich hat sich hier ein kleines Mißverständnis eingeschlichen.«
Butler Parker sah sich zwei jungen Männern gegenüber, die einen durchaus seriösen Eindruck machten.
Sie waren vielleicht so um die fünfundzwanzig, mittelgroß und schlank. Einer von ihnen trug einen flachen Aktenkoffer, den er gerade öffnete.
»Wir versichern Fensterscheiben«, erklärte dieser Mann und legte eine Art Prospekt heraus, »aber Sie können sich bei uns auch gegen Brand, Diebstahl und sonstige Schäden versichern.«
»Das Leben ist voller Überraschungen«, fügte sein Kollege hinzu und blickte sich in der großen Wohnhalle um, »Sie haben hier etliche Werte. Stellen sie sich nur mal vor, das alles hier würde in Flammen aufgehen.«
»In der Tat, das könnte man nur als bestürzend bezeichnen«, antwortete der Butler, »leider ist die Kompetenz meiner Wenigkeit nicht ausreichend, um Abschlüsse zu tätigen. Wie Sie sehen, bin ich nur der Butler dieses Hauses.«
»Das sieht man ganz deutlich«, bestätigte der junge Mann, »sowas wie Sie gibt’s eigentlich nur noch im Fernsehen oder im Kino.«
Diese Feststellung war keineswegs übertrieben. Josuah Parker, ein Mann unbestimmbaren Alters, war die Verkörperung des hochherrschaftlichen englischen Butlers. Er trug einen schwarzen Zweireiher, einen weißen Eckkragen und einen schwarzen Binder. Sein Gesicht war glatt und ausdruckslos.
»Welche Versicherung vertreten die Herren?« erkundigte sich Parker gemessen.
»Wir sind ’ne Privatversicherung«, schaltete der zweite Besucher sich ein, ich würde Ihnen raten, erst mal ’ne Scheibenversicherung abzuschließen. Auf dem Gebiet tut sich momentan eine ganze Menge.«
»Man wird Lady Simpson entsprechend informieren.«
»Wer ist Lady Simpson?« fragte der junge Mann, der seinen flachen Aktenkoffer schloß.
»Die Hausherrin«, erläuterte Josuah Parker, »meine Wenigkeit sollte Ihnen nicht verhehlen, daß man hier in Shepherd’s Market ungemein sicher lebt.«
»Wir hätten nie gedacht, daß es so was noch gibt«, räumte der zweite Besucher ein, »so viele alte Fachwerkbauten auf einem Fleck habe ich hier in London noch nie gesehen.«
»Fachwerk brennt wie Zunder«, warnte sein Kollege eindringlich, »Sie sollten sich schnell entscheiden.«
»Wie hoch wäre der monatliche Beitrag für eine Scheibenversicherung?« wollte der Butler wissen.
»Na ja, in diesem Fall hier gut und gern fünfzig Pfund pro Monat.«
»Würden Sie das freundlicherweise wiederholen?«
»Fünfzig Pfund«, lautete die Antwort, »und denken Sie auch an ’ne hübsche kleine Brandversicherung. Sie haben doch bestimmt in den Zeitungen gelesen, daß eine Street-Gang unterwegs ist, die alles zusammenschlägt, was ihr unter die Finger kommt.«
»Und die auch Brände legt und Wagen demoliert«, fügte der zweite Vertreter hinzu.
»Mylady kommt erst gegen Abend wieder zurück.«
»Okay, dann lassen wir uns noch mal sehen«, kam der Bescheid, »wir können nur hoffen, daß bis dahin nichts passiert.«
»Wir drücken Ihnen sogar die Daumen«, meinte der erste Mann, »wie sieht das mit den Leuten hier am Platz aus?«
»Sie sprechen von den Bewohnern der benachbarten Fachwerkhäuser?«
»Richtig. Die sind doch ebenfalls gefährdet.«
»Diese Herrschaften sind auf dem Land«, erklärte Parker.
»Scheint ’ne ziemlich finanzstarke Ecke zu sein.«
»Dies möchte meine Wenigkeit nicht ausschließen.«
»Gut, also bis gegen Abend.« Die beiden jungen Versicherungsvertreter gingen auf den verglasten Vorflur zu. »Drücken Sie die Daumen, damit bis dahin nichts passiert.«
»Meine Wenigkeit wird sich erlauben, Ihrer Anregung Folge zu leisten«, antwortete der Butler und öffnete die schwere Haustür. Die beiden Männer verließen das altehrwürdige Fachwerkhaus und gingen zu ihrem Morris, den sie neben Parkers hochbeinigem Monstrum abgestellt hatten.
Der Butler merkte sich selbstverständlich das Kennzeichen und deutete eine knappe Verbeugung an, als der Wagen wenig später den säulengetragenen Vorbau des Hauses passierte. Bald darauf war der Morris auf der nahen belebten Durchgangsstraße verschwunden.
Josuah Parker, der die beiden Vertreter nicht ohne Grund eingelassen hatte, öffnete einen Wandschrank neben dem verglasten Vorflur und betätigte dort einen der vielen Schalthebel. Daraufhin senkten sich engmaschige Rollgitter und sicherten die bleiverglasten Scheiben im Erd- und Obergeschoß des Hauses.
Parker rechnete fest mit Glasbruch.
*
»Und Sie haben diese Lümmel nicht sofort an die frische Luft gesetzt?« wunderte sich Lady Agatha Simpson. Sie war eine majestätische Erscheinung, hatte das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten und machte dennoch einen energischen Eindruck. Mit dem Blut- und Geldadel der Insel eng verschwistert und verschwägert, galt die passionierte Detektivin in ihren Kreisen als eine Art Paradiesvogel, der allerdings ein wenig füllig ausgefallen war. Sie war sehr reich, pfiff auf alle Konventionen, konnte höchst drastisch werden und betätigte sich als Kriminalistin. Agatha Simpson bekämpfte das Verbrechen auf ihre spezielle Art. Begriffe wie Logik oder Vorsicht waren ihr fremd. Sie sagte stets ungeniert das, was sie gerade dachte. Vielleicht verunsicherte gerade das ihre Gegner immer wieder. Hinzu aber kam Josuah Parker, der diskret seine schützende Hand über die ältere Dame hielt und sie vor Schaden bewahrte.
»Die beiden jungen Vertreter dürften mit Sicherheit bald erneut in Erscheinung treten, Mylady«, prophezeite Josuah Parker, »mit einem Anschlag auf die Fensterscheiben von Myladys Haus ist fest zu rechnen.«
»Aha, man will mich also unter Druck setzen, nicht wahr?«
»In der Tat, Mylady«, sagte der Butler, »Mylady haben es mit einer neuen Form der Erpressung von Schutzgeldern zu tun.«
»So etwas werde ich selbstverständlich nicht dulden, Mr. Parker. Was werde ich dagegen unternehmen?«
»Mylady werden die Steinwerfer zur Rechenschaft ziehen.«
»Darauf können Sie sich verlassen, Mr. Parker.« Sie nickte nachdrücklich, »treffen Sie alle Vorbereitungen. Sie wissen hoffentlich, worauf es mir ankommt.«
»Auf Effizienz, Mylady.«
»Aha.« Sie sah ihn ein wenig irritiert an. »Ich lasse Ihnen freie Hand, Details interessieren mich nicht.«
»Darf man Mylady jetzt einen kleinen Imbiß servieren?«
»Aber ja doch, Mr. Parker.« Sie nickte huldvoll: »aber nur ein paar Kleinigkeiten.«
Sie begab sich in den kleinen Salon neben der großen Wohnhalle und hatte ihn noch nicht ganz erreicht, als plötzlich das aufreizende Knattern von schweren Motorrädern zu vernehmen war. Lady Agatha wechselte die Richtung und baute sich vor einem der Fenster eines kleinen Erkers auf. Sie machte zwei Maschinen aus, auf deren Rücksitzen Beifahrer saßen. Mit großer Geschwindigkeit jagten die beiden Motorräder auf die Frontseite des Hauses zu. Dann holten die Mitfahrer weit aus und warfen pflastersteingroße Würfel auf die Fenster.
Mylady fuhr unwillkürlich zurück und nahm schützend die Arme hoch.
Parker, der neben seiner Herrin erschien, zuckte mit keiner Wimper. Er setzte fest auf das feine, engmaschige Schutzgitter, das die Wurfgegenstände auffing und federnd zurückwarf.
»Eine Unverschämtheit«, grollte die ältere Dame, »Mr. Parker, ich warte auf Ihre Reaktion.«
»Die beiden Motorräder kehren noch mal zurück, Mylady«, meldete Josuah Parker. Er beobachtete weiter die Maschinen, deren Benutzer tiefschwarze Jet-Schutzhelme trugen. Die Soziusfahrer holten erneut aus und warfen zum zweiten Mal. Und wieder ließ das Schutzgitter die Wurfgegenstände zurückfedern.
Danach kurvten die Fahrer mit ihren Maschinen ein und jagten zurück zur nahen Durchgangsstraße. Dazu mußten sie aber das hohe Tor aus Schmiedeeisen passieren, das den weiten Vorplatz vor dem Haus zur Straße hin begrenzte und abschloß.
Dieses Tor schloß sich bereits erstaunlich schnell.
Bei der Einfahrt hatten die Fahrer eine Lichtschranke passiert und den Mechanismus zur Schließung ausgelöst. Wenige Augenblicke später mußten sie eine gewagte Notbremsung vornehmen. Sie schafften es nicht mehr, den weiten Innenhof mit seinen gepflegten Blumenrabatten zu verlassen, kamen aus dem Gleichgewicht, verloren die Balance und flogen von den Maschinen, die haltlos über das Pflaster glitten und krachend an der Tormauer landeten.
Die Motorradfahrer hatten sich ihren Maschinen nach und konnten von Glück sagen, daß sie Lederkleidung trugen. Sie blieben benommen liegen und begriffen erst mit einiger Verspätung, was passiert war.
»Sehr schön«, lobte die ältere Dame, die alles beobachtet hatte, »das wird diesen Lümmeln eine erste Lehre sein. Sorgen Sie dafür, Mr. Parker, das ich die Kerle verhören kann.«
»Die Motorradfahrer hatten sich hochgerappelt und standen vor dem geschlossenen Gittertor. Dann blickten sie zum Fachwerkhaus hinüber, kletterten am Gitter hoch und mühten sich ab, auf die Durchgangsstraße zu kommen. Verständlicherweise kümmerten sie sich nicht weiter um ihre Maschinen. Parker sah deutlich, daß die vier jungen Leute in ihren Bewegungen mehr als nur leicht gehemmt waren. Die Rutschpartie über das Kopfsteinpflaster des Vorhofes schien sie doch mitgenommen zu haben.
»Mylady brauchen sich nicht zu sorgen«, sagte Josuah Parker, »man wird versuchen, die beiden Maschinen zu bergen. Dann wird Gelegenheit sein, sich mit den Werfern näher zu befassen.«
»Ich habe es natürlich mit einer Bande zu tun«, stellte Agatha Simpson fest und nickte nachdrücklich, »und ihr werde ich das Handwerk legen, Mr. Parker. Schließlich wollte man mir die Fensterscheiben einwerfen.«
»Die von Mylady angesprochene Bande wird versuchen, die Scharte auszuwetzen«, versicherte Parker, »die bald zu erwartende Dunkelheit dürfte die Täter animieren, aktiv zu werden.«
»Hoffentlich«, entgegnete die Detektivin, »im Fernsehen läuft ohnehin nichts, was