Parker schickt die Killerin zu Bett: Butler Parker 266 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Neugierig blickte Agatha Simpson auf den eintretenden Butler. »Wer schreibt mir, Mister Parker?« wollte sie wissen. »Das Schreiben ist nicht an Mylady, sondern an meine bescheidene Wenigkeit adressiert«, teilte Parker mit und legte den Brief ungeöffnet auf die Anrichte. »Ich wußte gar nicht, daß Sie Verwandte haben, die Ihnen schreiben, Mister Parker«, äußerte die ältere Dame betont beiläufig. »Man wäre zweifellos überrascht, wenn es sich so verhielte, Mylady«, erwiderte der Butler. »Allerdings trägt der Brief keinen Absender, falls der Hinweis genehm ist.« »Also ein neuer Kriminalfall, Mister Parker«, stellte Agatha Simpson interessiert fest. »Ein Mordanschlag etwa?« »Um eine sogenannte Briefbombe dürfte es sich kaum handeln, Mylady«, versicherte Parker, der den Brief schon draußen untersucht hatte. Mit unbewegter Miene schlitzte er das Kuvert auf. »Ein Foto? Welche Überraschung!« rief Lady Agatha gleich darauf. »Lassen Sie doch mal sehen, Mister Parker...«
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Parker schickt die Killerin zu Bett - Günter Dönges
Butler Parker
– 266 –
Parker schickt die Killerin zu Bett
Günter Dönges
Neugierig blickte Agatha Simpson auf den eintretenden Butler. »Wer schreibt mir, Mister Parker?« wollte sie wissen.
»Das Schreiben ist nicht an Mylady, sondern an meine bescheidene Wenigkeit adressiert«, teilte Parker mit und legte den Brief ungeöffnet auf die Anrichte. »Ich wußte gar nicht, daß Sie Verwandte haben, die Ihnen schreiben, Mister Parker«, äußerte die ältere Dame betont beiläufig.
»Man wäre zweifellos überrascht, wenn es sich so verhielte, Mylady«, erwiderte der Butler. »Allerdings trägt der Brief keinen Absender, falls der Hinweis genehm ist.«
»Also ein neuer Kriminalfall, Mister Parker«, stellte Agatha Simpson interessiert fest. »Ein Mordanschlag etwa?«
»Um eine sogenannte Briefbombe dürfte es sich kaum handeln, Mylady«, versicherte Parker, der den Brief schon draußen untersucht hatte. Mit unbewegter Miene schlitzte er das Kuvert auf.
»Ein Foto? Welche Überraschung!« rief Lady Agatha gleich darauf. »Lassen Sie doch mal sehen, Mister Parker...«
»Sie wandeln doch nicht etwa auf Freiersfüßen?« erkundigte sich die Hausherrin argwöhnisch, nachdem der Butler ihr das Bild gezeigt hatte.
»Keineswegs und mitnichten, Mylady«, entgegnete Parker. Sein glattes, alterslos wirkendes Gesicht blieb undurchdringlich wie bei einem professionellen Pokerspieler.
Bei dem Foto, das der Butler zusammen mit rosa Büttenpapier aus dem Umschlag gezogen hatte, handelte es sich um das Porträt einer schätzungsweise dreißigjährigen, bemerkenswert hübschen Frau. Üppige, blonde Locken umflossen ein ebenmäßiges Gesicht mit sinnlich geschwungenem Mund und dunklen Augen, die lächelnd in die Ferne zu blicken schienen.
Auf der Rückseite standen nur vier Worte in überraschend energischer Handschrift: »Für Josuah von Brenda.«
»Wer ist das, Mister Parker?« wollte die ältere Dame ohne Umschweife wissen.
»Man bedauert, auf diese Frage keine befriedigende Antwort geben zu können, Mylady«, antwortete Parker, während er seiner Herrin Parmaschinken mit Stangenspargel vorlegte.
»Wollen Sie etwa behaupten, Sie kennen dieses ... äh ... diese Dame nicht, Mister Parker?«
»Mylady sagen es. Meine Wenigkeit kann sich nicht erinnern, der betreffenden Person jemals begegnet zu sein.«‚
»Aber diese ... diese Brenda scheint Sie zu kennen, Mister Parker.«
»Ein Eindruck, dem sich auch meine Wenigkeit nicht entziehen kann, Mylady.«
»Bestimmt steht in dem Brief etwas Näheres, Mister Parker«, mutmaßte die leidenschaftliche Amateurdetektivin. Sie gab sich erst gar keine Mühe, ihre Neugier zu verbergen und unterbrach erwartungsvoll die Kalorienzufuhr.
»Mylady wünschen, daß man das Schreiben vorliest?« vergewisserte sich der Butler.
»Warum nicht, Mister Parker? Oder haben Sie etwa doch Geheimnisse vor mir?«
»Eine Frage, die man nur mit eindeutigem Nein beantworten kann und muß, Mylady«, antwortete Parker und nahm das zart parfümierte Briefblatt zur Hand.
»Liebster Mister Parker«, begann er vorzulesen, »schon als ich Sie das erste Mal sah, war ich von Ihrer markanten Männlichkeit restlos fasziniert...«
Explosionsartiges Räuspern unterbrach den Butler.
»Muß man möglicherweise annehmen, daß Mylady Form und Inhalt des Briefes mißbilligen?« erkundigte er sich.
»Allerdings, Mister Parker«, bestätigte Agatha Simpson. »Aber lesen Sie ruhig weiter. Man soll eine Sache bis zu Ende kennen, ehe man urteilt.«
»Eine Maxime, der man sich uneingeschränkt anschließen möchte, Mylady«, pflichtete Parker ihr bei und las weiter vor.
»Inzwischen habe ich viel von Ihren unglaublichen Fähigkeiten gehört«, hieß es weiter in dem Brief, der mit »Brenda Frazey« unterzeichnet war. »Seitdem habe ich nur einen Wunsch: daß Ihr Herz für mich noch frei ist.«
»Schamloses Frauenzimmer«, empörte sich Mylady. »Außerdem ist sie viel zu jung für Sie, Mister Parker.«
»Was man keinesfalls bestreiten möchte, Mylady«, erwiderte der Butler und zitierte auch noch die letzten Sätze, die die blonde Brenda Frazey ihm zugedacht hatte.
»Hoffentlich finden Sie es nicht ungehörig, daß ich Ihnen so vorbehaltlos meine Gefühle offenbare, lieber Mister Parker«, stand in zierlicher, aber kraftvoller Schrift auf dem duftenden Papier. »Ich mußte es einfach wagen – in der Hoffnung, daß Sie mir wenigstens eine Chance geben. Darf ich Sie am Donnerstag abend gegen zehn Uhr zum Souper im Restaurant »Weißer Hirsch« erwarten? Das Foto wird Ihnen helfen, Ihre glühende Verehrerin zu finden.«
»Natürlich werden Sie nicht hingehen, Mister Parker«, stellte Agatha Simpson kategorisch klar. »Diese hemmungslose Person will Ihnen doch nur den Kopf verdrehen.«
»Eine Möglichkeit, die man nicht gänzlich ausschließen sollte, Mylady«, gab Parker ausweichend zur Antwort.
»Sie wissen, daß meine räumlichen und finanziellen Möglichkeiten sehr beschränkt sind, Mister Parker«, fuhr die immens vermögende Witwe fort. »Deshalb kann ich mir Dienstboten mit Familie beim besten Willen nicht erlauben.«
»Mylady können versichert sein, daß man keinerlei diesbezügliche Pläne hegt.«
»Wie auch immer. Ich kenne die Männer«, redete Lady Agatha unbeirrt weiter. »Und wenn dann erst kleine Kinder durchs Haus toben, finde ich nicht mal mehr die Ruhe, an meiner literarischen Produktion zu arbeiten.«
»Man wird sich nach Kräften bemühen zu verhindern, was Mylady befürchten«, versprach der Butler und deutete eine Verbeugung an. »Im übrigen ist es unter Umständen erlaubt, daran zu erinnern, daß Mylady bereits von der Möglichkeit eines kriminellen Hintergrundes zu sprechen beliebten.«
»Richtig«, nickte die majestätische Dame. »Ich argwöhne also, daß diese hinterlistige Person Sie in eine Falle locken will, Mister Parker?«
»Eine Vermutung, die mitnichten als abwegig gelten dürfte, Mylady.«
»Aber welchen Grund sollte Miß Crazy sonst haben, Mister Parker?«
»Gewißheit dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu erlangen sein, sofern man die Einladung von Miß Frazey annimmt«, teilte Parker seine Einschätzung mit.
»Kommt nicht in Frage«, entschied die resolute Dame. »Sie wären einem raffinierten Frauenzimmer nicht gewachsen. Schließlich sind Sie ein Mann, Mister Parker.«
»Was man schon aufgrund der biologischen Tatsachen keineswegs in Abrede stellen möchte, Mylady«, antwortete der Butler, schenkte seiner Herrin Tee nach und trat anschließend in seiner unvergleichlichen Art einen halben Schritt zurück.
*
Chief-Superintendent McWarden war häufig in dem altehrwürdigen Fachwerkhaus zu Gast, das Lady Simpson im Londoner Stadtteil Shepherd’s Market bewohnte. Meist ging es ihm um Parkers ausgewogenen Rat, den er immer dann suchte, wenn seine konventionellen Ermittlungsmethoden keinen Erfolg zeigten. Dafür nahm er die meist boshaften Sticheleien der Hausherrin in Kauf.
Was Mylady allerdings zu der Befürchtung veranlaßte, der Chief-Superintendent könnte sie um den letzten Bissen auf dem Teller und den letzten Schluck aus der Flasche bringen, war und blieb ihr Geheimnis.
Diesmal konnte Parker die Sherryflasche jedoch wieder hervorholen, denn die Besucher, die er in die Wohnhalle führte, waren auch in Agatha Simpsons Augen über den Verdacht des Schmarotzertums erhaben.
»Das ist mal eine freudige Überraschung!« rief die Hausherrin, als sie das junge Paar erblickte. »Kommt näher und setzt euch zu mir, Kinder.«
Dankend nahmen Rechtsanwalt Mike Rander und seine Begleiterin, die attraktive Kathy