Parker reizt die "Klapperschlange": Der exzellente Butler Parker 49 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Josuah Parker verbeugte sich vor der älteren Dame. »Mylady mögen verzeihen, aber die Entfernung diverser Speisen scheint dringend geboten«, teilte er mit. »Der Telefonanruf soeben kam von Mister Fisher, der vor dem Verzehr bei ihm eingekaufter Lebensmittel warnte.« »Ich glaube, mein Kreislauf bricht zusammen«, murmelte Agatha Simpson und faßte sich an den üppigen Busen, wo sie ihr Herz vermutete. »Das mitansehen zu müssen, ist zuviel für eine reife Frau. Meine dringend benötigte Diät, Mister Parker, entführen Sie!« Sie seufzte und ließ sich in ihren Sessel sinken. Der Butler hielt bereits eine Kristallkaraffe in der Hand und füllte einen Cognacschwenker. »Man bittet noch mal um Verzeihung, Mylady«, bemerkte er. »Die Sorge um Myladys Wohlergehen veranlaßten meine bescheidene Wenigkeit zu diesem außergewöhnlichen Schritt. Mister Fisher ist nämlich der Ansicht, daß die heute bei ihm erstandenen Lebensmittel möglicherweise vergiftet sind.« »Man will mich vergiften, Mister Parker?« Die passionierte Detektivin war von dieser Vorstellung keinesfalls schockiert. Sie lehnte sich zurück und sah sich bereits in einem neuen, erregenden Kriminalfall verwickelt. »Möglicherweise«, wiegelte Parker ab. »Es dürfte berechtigter Anlaß bestehen, daß ein Teil von Mister Fishers Vorräten einzig zu dem Zweck vergiftet wurde, um ihn erpressen zu können.«
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Der exzellente Butler Parker
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Parker reizt die "Klapperschlange" - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 49 –
Parker reizt die Klapperschlange
Günter Dönges
Josuah Parker verbeugte sich vor der älteren Dame.
»Mylady mögen verzeihen, aber die Entfernung diverser Speisen scheint dringend geboten«, teilte er mit. »Der Telefonanruf soeben kam von Mister Fisher, der vor dem Verzehr bei ihm eingekaufter Lebensmittel warnte.«
»Ich glaube, mein Kreislauf bricht zusammen«, murmelte Agatha Simpson und faßte sich an den üppigen Busen, wo sie ihr Herz vermutete. »Das mitansehen zu müssen, ist zuviel für eine reife Frau. Meine dringend benötigte Diät, Mister Parker, entführen Sie!« Sie seufzte und ließ sich in ihren Sessel sinken.
Der Butler hielt bereits eine Kristallkaraffe in der Hand und füllte einen Cognacschwenker. »Man bittet noch mal um Verzeihung, Mylady«, bemerkte er. »Die Sorge um Myladys Wohlergehen veranlaßten meine bescheidene Wenigkeit zu diesem außergewöhnlichen Schritt. Mister Fisher ist nämlich der Ansicht, daß die heute bei ihm erstandenen Lebensmittel möglicherweise vergiftet sind.«
»Man will mich vergiften, Mister Parker?« Die passionierte Detektivin war von dieser Vorstellung keinesfalls schockiert. Sie lehnte sich zurück und sah sich bereits in einem neuen, erregenden Kriminalfall verwickelt.
»Möglicherweise«, wiegelte Parker ab. »Es dürfte berechtigter Anlaß bestehen, daß ein Teil von Mister Fishers Vorräten einzig zu dem Zweck vergiftet wurde, um ihn erpressen zu können.«
»Kaufen Sie öfter dort ein?« wollte Lady Agatha wissen.
»Dem ist in der Tat so, Mylady.«
»Na also!« Für die Dame des Hauses war der Sachverhalt wieder mal völlig klar. »Es ist also kein Geheimnis, daß ich von da einen Teil meiner Vorräte beziehe«, überlegte sie. »Das hat sich ein Gangster zunutze gemacht, dem ich auf die Füße getreten bin. Ich bin nicht gerade beliebt in der Unterwelt, Mister Parker, das wissen Sie doch.«
»Eine These, die keinesfalls von der Hand zu weisen ist«, räumte Parker ein. »Man wird Ermittlungen auch in dieser Richtung betreiben müssen.«
»Nur in dieser Richtung, Mister Parker«, korrigierte sie ihn und nickte nachdrücklich. »Gleich morgen früh werde ich diesen Tisher aufsuchen und ihm einige unangenehme Fragen stellen. Wahrscheinlich steckt er mit den Gangstern unter einer Decke.«
»Es handelt sich um einen Mister Fisher«, berichtigte Parker den Namen des Händlers. »Er gilt übrigens als außerordentlich seriös und über alle Zweifel erhaben.«
»Tarnung, Mister Parker, nichts als Tarnung.« Die resolute Dame sah ihren Butler an und hob mahnend den Zeigefinger. »Sie dürfen sich nicht vom äußeren Augenschein täuschen lassen, Mister Parker. Man muß hinter die Fassade sehen.«
Ein ungemein wertvoller Hinweis, Mylady«, bedankte sich der Butler. »Man wird sich bemühen, diesen in Zukunft stets zu berücksichtigen.«
*
»Es tut mir aufrichtig leid, Mister Parker«, beteuerte Samuel Fisher und breitete die Arme in hilfloser Geste aus.
»Wann erfuhren Sie von der Vergiftung Ihrer Waren, Sir?« erkundigte sich der Butler gemessen, die Entschuldigung überhörend.
»Kurz, bevor ich Sie anrief. Ich erhielt selbst einen Anruf, in dem man mir mitteilte, daß ein Teil meiner Ware vergiftet wäre. Man sagte mir, um welche Artikel es sich handelte und daß ich demnächst mitgeteilt bekäme, wieviel ich zur Vermeidung weiterer Vergiftungen zu zahlen hätte und wie die Geldübergabe stattfinden sollte. Dann legte der Anrufer wieder auf, und ich alarmierte alle Stammkunden, um sie zu warnen.«
»Sie haben alle Käufer erreichen können, die möglicherweise vergiftete Ware erstanden haben, Sir?« wollte Parker wissen.
»Mit Sicherheit, Sir. Sehen Sie, das hier ist keine Laufgegend, und mein Warenangebot ist nicht für jedermann bestimmt. Ich habe nur langjährige Stammkundschaft. Sie selbst kommen ja auch schon einige Jahre.«
»Das ist allerdings richtig, Mister Fisher. Man war bisher mit Ihrem Warenangebot außerordentlich zufrieden.«
»Mit Ausnahme von heute natürlich, als Sie mich vergiften wollten«, mischte sich die ältere Dame ein.
»Sie vergiften, Mylady? Aber ich bitte Sie!« Samuel Fisher sah die Detektivin entsetzt an und schüttelte den Kopf.
»Man hat es ausschließlich auf mich abgesehen, mein Bester«, informierte sie ihn. »Das ganze Theater mit der Erpressung undsoweiter ist nichts als Tarnung, um den wahren und einzigen Zweck dieser Aktion zu vertuschen. Man will mich beseitigen, weiter gar nichts!«
»Aber ... aber warum denn das, Mylady?« wunderte sich der Delikatessenhändler. »Warum sollte man eine geschätzte Dame der Gesellschaft umbringen wollen?«
»Haben Sie eine Ahnung!« Lady Agatha lachte leise. »Man fürchtet mich in der Unterwelt, das hätten Sie nicht gedacht, oder?«
»Wirklich?« Der Delikatessenhändler verstand immer weniger und sah Josuah Parker hilfesuchend an.
»Mylady beschäftigt sich in der Freizeit mit der Aufklärung schwieriger Kriminalfälle«, erläuterte Parker gemessen. »Myladys Erfolgsquote ist sensationell, so daß sie in der Tat von der kriminellen Szene gefürchtet wird.«
»Ungelöste Fälle gibt es bei mir nicht.«
»Dann sind Sie ja besser als Scotland Yard, Mylady«, bemerkte Samuel Fisher respektvoll.
Agatha Simpson zierte sich.
»Schon gut, ich weiß, daß ich eine Kriminalistin bin, sogar eine begabte.« Sie blickte auf eine Warenprobe, die auf einem Tisch an der Wand stand.
»Was enthalten die Behälter?« erkundigte sie sich.
»Langusten, Mylady«, informierte der Delikatessenhändler. »Eine Firma, die mit mir ins Geschäft kommen will, hat mir einige zur Probe geschickt. Ich bin allerdings noch nicht dazu gekommen, mich darum zu kümmern. Die Behälter sind kurz vor Ihrem Besuch eingetroffen.«
»Hoffentlich sind die nicht vergiftet«, bemerkte die Detektivin und runzelte nachdenklich die Stirn.
»Auf gar keinen Fall, Mylady. Der Erpresser hat mir alle Waren genannt, die vergiftet wurden, ich habe mir eine Liste angefertigt. Er wollte vermeiden, daß jemand zu Schaden kommt, sagte er, mir aber gleichzeitig demonstrieren, wie leicht es ist, die Ware zu präparieren.«
»Außerordentlich human«, stellte Agatha Simpson fest und konnte ihren Blick nicht von den Schaumstoff-Behältern lösen. »Ich bin übrigens eine Expertin, was Langusten angeht. Mister Parker wird Ihnen das bestätigen.«
»Tatsächlich?« staunte der Delikatessenhändler.
»So ist es, Sir«, stimmte Parker seiner Herrin zu, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Das ist ja wunderbar«, freute sich Fisher und verbeugte sich vor der Lady. »Wenn ich Sie vielleicht um einen Gefallen bitten dürfte, Mylady?«
»Nur zu, mein Bester, wenn ich helfen kann, werde ich das gerne tun.« Sie nickte huldvoll und lächelte.
»Wenn ich Ihnen eine Languste zubereiten dürfte?« bat er. »Ihr Urteil würde mich sehr interessieren«.
»Allerdings«, überlegte sie, »gehört dazu auch der richtige Wein. Haben Sie das bedacht?«
»Ich bitte Sie, Mylady, ich bin doch kein Barbar!« Samuel Fisher sah die ältere Dame beleidigt an.
»Kredenzen Sie mir aber nicht einen billigen Tropfen, Mister Tisher«, mahnte sie.
»Fisher ist mein Name, Mylady. Und was den Wein betrifft ... ich habe da einen Rothschild Laffitte, der Ihnen Zusagen dürfte. Sie werden begeistert sein.«
»Hoffentlich stimmt auch der Jahrgang, mein Lieber?«
»1923, Mylady, der beste Jahrgang überhaupt. Ich weiß doch, was man einer Dame anbieten darf.«
»Sie sind ein Mann nach meinem Geschmack«, lobte Agatha Simpson und lächelte versonnen. »Ich hoffe, Sie lassen mich nicht zu lange auf meine Kostprobe warten.«
Josuah Parker betrat den Verkaufsraum und erkannte die Ursache des Lärms. Es handelte sich um zwei etwa dreißigjährige Männer, die keinesfalls so aussahen, als gehörten sie zur Stammkundschaft. Sie trugen ausgewaschene Jeans, ausgefranste T-Shirts mit dem Aufdruck einer amerikanischen Universität und an den Füßen sogenannte Western-Boots mit schiefgelaufenen Absätzen.
Sie standen vor einem Tresen, hinter dem sich eine ältere Angestellte aufhielt und die beiden verängstigt musterte.
Zwischen den Männern und der Frau stand ein Karton auf dem Tresen, der wohl der Gegenstand der hitzigen Erläuterungen zu sein schien.
Parker machte sich durch dezentes Hüsteln bemerkbar und schritt gemessen und würdevoll auf die beiden Hitzköpfe zu, die dem Butler entgeistert entgegenstarrten.
Parker nickte knapp der Angestellten zu. »Meine Wenigkeit sagt vielen Dank. Bemühen Sie sich nicht weiter, Madam.«
Hinter dem Butler schnappte der Delikatessenhändler hörbar nach Luft. Er wollte sich an Parker vorbeidrängeln, um die Dinge in die Hand zu nehmen, aber der Butler hielt ihn zurück.
Die ältere Frau sah verwirrt zu ihrem Brötchengeber hinüber und entfernte sich eilig, als dieser ihr zunickte.
Parker blieb vor den beiden Männern stehen, die ihm grinsend entgegensahen. Sie musterten ihn herausfordernd