Parker lässt die Skinheads schwitzen: Der exzellente Butler Parker 34 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Sie hatten kahlgeschorene Köpfe, trugen Lederkleidung und waren angetrunken. Sie grölten, schütteten Bier aus Dosen über Gesichter und Hemden, rempelten Kunden an und benahmen sich wie die sprichwörtlichen Vandalen. Die Kerle fühlten sich ungemein stark, entdeckten plötzlich eine junge, attraktive Frau und kesselten sie sofort ein. Sie belästigten sie und rissen ihr schließlich die Einkaufstüte aus den Armen. Gemüse, Obst, Konserven und Lebensmittel fielen zu Boden. Die Skinheads, wie sie genannt wurden, hielten dies alles für einen tollen Witz. Sie lachten und benutzten Konserven als Fußbälle. Die Kunden des Supermarktes räumten schnell den Vorplatz und liefen zu ihren Wagen. Man wußte, wie schlagstark die Skinheads waren, von deren Roheit und Skrupellosigkeit die Zeitungen seit Tagen berichteten. »Mister Parker, ich weiß, daß ich gleich explodieren werde«, sagte Lady Simpson, die die Szene vom Wagen aus beobachtete. »Wenn Mylady erlauben, möchte auch meine Wenigkeit einer Entrüstung Ausdruck verleihen«, erwiderte Josuah Parker. Er stand neben seinem hochbeinigen Monstrum, in dessen Fond die ältere Dame gerade hatte einsteigen wollen. »Ich denke, ich werde mich einmischen«, entschied die passionierte Detektivin und brachte ihren perlenbestickten Pompadour in Schwingung. »Man könnte bereits von hier aus gewisse erzieherische Maßnahmen einleiten«, schlug der Butler vor. Er hatte längst in die Innenseite seines schwarzen Zweireihers gegriffen und holte die Gabelschleuder hervor. In Sekundenschnelle ›lud‹ er die unscheinbar aussehende Waffe mit einer hart gebrannten Ton-Erbse, spannte die starken Gummistränge, visierte kurz in Richtung Eingang zum Supermarkt und erzielte mit traumwandlerischer Sicherheit einen Treffer.
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Der exzellente Butler Parker
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Parker lässt die Skinheads schwitzen - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 34 –
Parker lässt die Skinheads schwitzen
Günter Dönges
Sie hatten kahlgeschorene Köpfe, trugen Lederkleidung und waren angetrunken. Sie grölten, schütteten Bier aus Dosen über Gesichter und Hemden, rempelten Kunden an und benahmen sich wie die sprichwörtlichen Vandalen.
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»Mister Parker, ich weiß, daß ich gleich explodieren werde«, sagte Lady Simpson, die die Szene vom Wagen aus beobachtete.
»Wenn Mylady erlauben, möchte auch meine Wenigkeit einer Entrüstung Ausdruck verleihen«, erwiderte Josuah Parker. Er stand neben seinem hochbeinigen Monstrum, in dessen Fond die ältere Dame gerade hatte einsteigen wollen.
»Ich denke, ich werde mich einmischen«, entschied die passionierte Detektivin und brachte ihren perlenbestickten Pompadour in Schwingung.
»Man könnte bereits von hier aus gewisse erzieherische Maßnahmen einleiten«, schlug der Butler vor. Er hatte längst in die Innenseite seines schwarzen Zweireihers gegriffen und holte die Gabelschleuder hervor. In Sekundenschnelle ›lud‹ er die unscheinbar aussehende Waffe mit einer hart gebrannten Ton-Erbse, spannte die starken Gummistränge, visierte kurz in Richtung Eingang zum Supermarkt und erzielte mit traumwandlerischer Sicherheit einen Treffer.
Einer der Kahlköpfigen, der gerade zu einem Wurf mit einer Bierdose ausgeholt hatte, erstarrte plötzlich in der Bewegung, ließ die Trinkkonserve fallen und beeilte sich, neben ihr auf dem Boden Platz zu nehmen. Es war, als hätte man ihm die Beine unter dem Körper blitzartig weggerissen.
Die übrigen Skinheads hatten den übergangslosen Sturz zwar mitbekommen, doch sie mißdeuteten ihn völlig. Sie glaubten wohl, ihr Bandenmitglied hätte im letzten Stadium der Volltrunkenheit den Halt verloren.
Ein zweiter Kahlkopf war bereits auf dem Weg in Richtung Steinplatten. Parker hatte nämlich eine zweite Ton-Erbse aktiviert und sie auf den Pulk abgeschossen. Die verbleibenden fünf Kahlköpfe spritzten auseinander und zeigten erste Unsicherheit. Bisher hatten sie wohl noch nicht erlebt, daß gleich zwei ihrer Gruppenmitglieder durch Alkohol zu Boden gegangen waren.
Der dritte Kahlkopf absolvierte einen halben Salto, bevor er eine mißglückte Bauchlandung zelebrierte. Dabei krachte er mit dem aufgeschwemmten Körper gegen eine Reklametafel, auf der einige Sonderangebote angepriesen wurden.
»Sehr hübsch, Mister Parker«, lobte Mylady verhalten. »Der glückliche Zufall scheint wieder mal auf Ihrer Seite zu sein.«
Die verbliebenen Skinheads waren in Panik geraten und grölten nicht mehr. Sie blickten unsicher in die Gegend, riefen sich wechselseitig Satzfetzen zu und wollten weglaufen, kümmerten sich dann aber doch um ihre Gruppenmitglieder.
Danach löste sich einer der vier Skinheads von seinen Freunden, rannte auf den Parkplatz und hielt auf einen zerbeulten Ford zu, auf dessen Fahrersitz er sich schwang. Der Motor heulte auf und die Reifen drehten durch, als der Mann anfuhr und in Richtung Eingang preschte.
»Sie haben dieses Subjekt verfehlt, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson vorwurfsvoll.
»Keineswegs und mitnichten, Mylady«, lautete die Antwort des Butlers. »Meine Wenigkeit verzichtete absichtlich auf einen weiteren Treffer.«
»Sehr leichtsinnig«, mokierte sich die ältere Dame umgehend.
»Mylady wünschen sicher in Erfahrung zu bringen, wohin die Skinheads fahren werden«, redete Parker weiter. »Man scheint einen fast ungeordneten Rückzug antreten zu wollen.«
Parkers Einschätzung der Lage erwies sich als richtig. Die vier noch auf den Beinen stehenden Kahlköpfe grölten längst nicht mehr. Sie waren vollauf damit beschäftigt, die drei anderen Bandenmitglieder im Ford zu verstauen. Sie hatten es eilig, denn von weither waren bereits Signale von Streifenwagen deutlich zu vernehmen.
»Lassen Sie sich aber nicht abhängen, Mister Parker«, sorgte sich Lady Simpson. »Sie wissen hoffentlich, daß Sie nicht gerade ein guter Fahrer sind.«
*
Sie kamen gar nicht auf den Gedanken, daß sie verfolgt wurden. Der Fahrer des zerbeulten Ford hatte die Themse in Richtung Lambeth überquert und hielt sich sehr genau an das Tempo-Limit. Parker war klar, daß der Fahrer nicht auffallen wollte.
In Lambeth angekommen, verschwand der Wagen in einem Gewirr schmaler Gassen und hielt dann kurz vor einer Toreinfahrt. Er hupte in bestimmtem Rhythmus und schrammte dann bis zu einem Tor am Ende der Durchfahrt, das schnell geöffnet wurde. Der Butler bekam gerade noch mit, daß hinter dem sich öffnenden Tor ein sogenannter Gewerbehof lag, von dem aus wiederum ein zweiter Torweg in einen zweiten Hinterhof führte.
»Und was sagt mir das, Mister Parker?« fragte die Detektivin, als Parker sie darauf hinwies.
»Die Skinheads dürften hier ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben, Mylady«, antwortete der Butler.
»Das ich sofort stürmen und einnehmen werde«, entschied sie unternehmungslustig. »Natürlich werde ich die Lümmel zur Rechenschaft ziehen.«
»Ein bestechender Gedanke, Mylady, wenn meine Wenigkeit dies feststellen darf.«
»Natürlich dürfen Sie, Mister Parker«, erwiderte sie und nickte wohlwollend. »Man muß die Gelegenheit nutzen.«
»Oder noch eine bessere Möglichkeit ab warten, Mylady.«
»Was stelle ich mir darunter vor, Mister Parker?«
»Man könnte die weiteren Aktivitäten der Skinheads beobachten und dann entsprechend reagieren.«
»Daran dachte ich auch schon«, behauptete sie umgehend. »Sie haben begriffen, was ich eigentlich meinte.«
»Mister Pickett und seine Freunde könnten die Skinheads observieren, Mylady.«
»Und mich dann informieren, falls die Lümmel wieder tätig werden wollen, nicht wahr?«
»Präziser könnte meine Wenigkeit den Plan nicht umschreiben, Mylady.«
»Das ist richtig.« Sie nickte nachdrücklich. »Nun gut, Mister Parker, verständigen Sie den guten Pickett, dann sieht man weiter. Und was mache ich, bis ich wieder gebraucht werde?«
»Mylady und meine Wenigkeit sollten vielleicht Stimmen und Stimmungen einfangen, was die Skinheads betrifft. Sie dürften in der näheren Umgebung nur zu bekannt sein.«
»Es wird doch hier eine erträgliche Teestube geben«, vermutete die ältere Dame. »Vielleicht findet sich auch ein fremdländisches Restaurant. Gegen eine kleine Erfrischung hätte ich wirklich nichts einzuwenden.«
Parker konnte schon bald mit einem entsprechenden Lokal dienen. Er parkte den hochbeinigen Wagen vor einem griechischen Restaurant und geleitete Lady Agatha in die folkloristisch gestaltete Gaststube.
Mylady interessierte sich sofort für die Speisekarte und studierte das ansehnliche Angebot. Parker, der günstig am Fenster saß, konnte gerade noch von seinem Platz aus die Einfahrt in den Torweg beobachten.
»Ich werde eine kleine Tasse Gemüsesuppe nehmen, Mister Parker«, entschied die füllige ältere Dame. »Dann ein Lamm-Kotelett, etwas Käse und einige Mandel-Süßigkeiten. Man soll schließlich nichts übertreiben.«
Parker winkte den Kellner an den Tisch, einen stämmigen, etwa vierzigjährigen Mann mit Schnauzbart. Der Ober sah auf die Neuankömmlinge in einer Mischung aus Staunen und Unruhe. Die wenigen Gäste im Lokal übersahen Parker und Mylady.
»Mißverstehen Sie mich bitte nicht«, schickte der Kellner voraus. »Aber sollten Sie vielleicht nicht ein anderes Restaurant aufsuchen?«
»Sie sind in der Lage, Gründe für diesen Vorschlag anzuführen?« fragte Parker.
»Ist Ihre Küche so miserabel?« fügte die ältere Dame wachsam hinzu.
»In... in einer halben Stunde oder so erscheint hier ein Club«, antwortete der Kellner verlegen. »Die Clubmitglieder ... Verstehen Sie... diese Leute sind etwas laut.«
»Könnte es sich um sogenannte Skinheads handeln?« fragte der Butler nicht ohne Grund. Er hatte bereits festgestellt, daß aus dem bekannten Torweg einige Skinheads kamen, die Kurs auf das Restaurant nahmen.
»Man nennt sie wohl so«, entgegnete