Parker reinigt die "Entsorger": Butler Parker 251 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Josuah Parker mißbilligte, was er sah. Er befand sich auf einem Parkplatz im Stadtteil Paddington von London und legte gerade einige Päckchen in den Kofferraum seines hochbeinigen Wagens. In einem Spezialgeschäft für elektronische Bauteile aller Art hatte er eingekauft und wollte zurück nach Shepherd's Market, um für Lady Agatha den Nachmittag-Tee zu richten. Nun aber ließ er sich gerne ablenken. Zwei stämmige Männer, die aus dem Fahrerhaus eines Kastenlieferwagens gestiegen waren, bauten sich links und rechts an den vorderen Türen einer Ford-Limousine auf und hatten die Absicht, auf die beiden Insassen einzuschlagen. Der Butler stand stets auf der Seite der Schwächeren. Außerdem hielt er nichts von Gewaltanwendung. Seiner Ansicht nach ließen sich alle Probleme durch klärende Gespräche regeln. Parker hatte sich in Bewegung gesetzt. Gemessen und würdevoll schritt er zu dem Ford, der neben einigen Müll-Containern auf dem Parkplatz abgestellt war. Parker trug seinen schwarzen Covercoat, die Melone und war im Besitz seines altväterlich gerollten Regenschirms, der über dem angewinkelten Unterarm hing. »Darf man sich die Freiheit nehmen, vielleicht als Vermittler aufzutreten?« erkundigte er sich, als er den Schauplatz der Auseinandersetzung erreichte. Ihm war nicht entgangen, daß im Ford zwei Personen saßen, die ausgesprochen hilflos wirkten. Sie hatten sich geduckt, um gewissen Schlägen zu entgehen. Einer der beiden Männer wandte sich langsam und überlegen um und musterte sein Gegenüber. »Setz dich schleunigst ab«, sagte er dann, »oder bist du scharf auf 'ne eingeschlagene Nase?« »Keineswegs und mitnichten«, lautete Parkers Antwort.
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Parker reinigt die "Entsorger" - Günter Dönges
Butler Parker
– 251 –
Parker reinigt die Entsorger
Günter Dönges
Josuah Parker mißbilligte, was er sah.
Er befand sich auf einem Parkplatz im Stadtteil Paddington von London und legte gerade einige Päckchen in den Kofferraum seines hochbeinigen Wagens. In einem Spezialgeschäft für elektronische Bauteile aller Art hatte er eingekauft und wollte zurück nach Shepherd’s Market, um für Lady Agatha den Nachmittag-Tee zu richten. Nun aber ließ er sich gerne ablenken.
Zwei stämmige Männer, die aus dem Fahrerhaus eines Kastenlieferwagens gestiegen waren, bauten sich links und rechts an den vorderen Türen einer Ford-Limousine auf und hatten die Absicht, auf die beiden Insassen einzuschlagen. Der Butler stand stets auf der Seite der Schwächeren. Außerdem hielt er nichts von Gewaltanwendung. Seiner Ansicht nach ließen sich alle Probleme durch klärende Gespräche regeln.
Parker hatte sich in Bewegung gesetzt. Gemessen und würdevoll schritt er zu dem Ford, der neben einigen Müll-Containern auf dem Parkplatz abgestellt war. Parker trug seinen schwarzen Covercoat, die Melone und war im Besitz seines altväterlich gerollten Regenschirms, der über dem angewinkelten Unterarm hing.
»Darf man sich die Freiheit nehmen, vielleicht als Vermittler aufzutreten?« erkundigte er sich, als er den Schauplatz der Auseinandersetzung erreichte.
Ihm war nicht entgangen, daß im Ford zwei Personen saßen, die ausgesprochen hilflos wirkten. Sie hatten sich geduckt, um gewissen Schlägen zu entgehen.
Einer der beiden Männer wandte sich langsam und überlegen um und musterte sein Gegenüber.
»Setz dich schleunigst ab«, sagte er dann, »oder bist du scharf auf ’ne eingeschlagene Nase?«
»Keineswegs und mitnichten«, lautete Parkers Antwort. Er hatte die schwarze Melone grüßend gelüftet und setzte plötzlich die Kopfbedeckung gezielt auf das Riechorgan des Schlägers. Da die Wölbung des Bowlers mit Stahlblech gefüttert war, wurde die Nase des rüden Mannes nachhaltig gedrückt und ein wenig deformiert.
Die Augen des Getroffenen füllten sich augenblicklich mit Tränen und nahmen ihm die Sicht. Dadurch entging ihm, daß Parker die Spitze seines Universal-Regenschirmes auf die Jogging-Schuhe fallen ließ.
Dies wiederum verursachte eine zweite Irritation. Die Nerven revoltierten, meldeten zusätzlichen Schmerz und ließen den Mann zehn Zentimeter hoch in die Luft springen.
»Entschuldigen Sie das Ungeschick eines alten, müden und relativ verbrauchten Mannes«, meinte Parker. »Möglicherweise lösten Sie eine Panik in meiner bescheidenen Wenigkeit aus.«
Der andere ging auf Parkers Hinweis nicht weiter ein. Er hatte wieder Boden unter seinen Jogging-Schuhen, sah durch einen Tränenschleier den Butler und wollte sich revanchieren. Er riß die rechte Hand hoch und zeigte bei der Gelegenheit einen ansehnlichen Hammerstiel. Mit diesem Gegenstand hatte er auf den Beifahrer im Ford eindreschen wollen.
Der Butler ließ dem Mann keine Zeit zur Entfaltung. Er setzte die Spitze seines Schirmes auf den Solarplexus des Schlägers, der unmittelbar darauf unter Luftmangel litt und sich tief verbeugte. Dann fiel der Mann auf die Knie und hatte nur noch mit sich selbst zu tun.
Der zweite Schläger war verständlicherweise aufmerksam geworden.
Er ließ vom Fahrer des Ford ab und umrundete die Frontpartie des Wagens. Dabei schwang er ebenfalls einen respektablen Hammerstiel und rechnete sich Chancen gegen Parker aus.
Seine persönliche Bilanz ging allerdings nicht auf, denn er blieb auf der Strecke. Josuah Parker erledigte auch ihn mit einem Stich in die Magenpartie.
Der zweite Schläger kniete ebenfalls nieder und schnappte verzweifelt nach Luft. Er bekam überhaupt nicht mit, daß Parker ihn mit geschickten Fingern durchsuchte. Der Butler barg eine Art Brieftasche und ließ sie erst mal in seinem Covercoat verschwinden. Dann widmete er sich den beiden Personen im Ford.
Sie hatten sich aufgerichtet und starrten ihn an. Zur Überraschung des Butlers entpuppte sich der Beifahrer als eine junge Frau, die eine leichte Platzwunde an der linken Schulter davongetragen hatte. Ihre Hemdbluse war an dieser Stelle zerrissen.
»Sie sollten sich vorerst keine Sorgen mehr machen«, schlug Parker ihr und dem Fahrer vor. »Darf man Sie zu einer Tasse Tee oder zu einem Espresso einladen?«
»Vielen Dank«, antwortete der Fahrer, der etwa fünfundzwanzig Jahre zählte. Er konnte nur mühsam sprechen, denn sein Unterkiefer zeigte eine erste Schwellung. »Wir setzen uns sofort ab. Tun Sie’s besser auch, Sir.«
»Meine Karte.« Parker reichte ihm seine Visitenkarte. »Sollten Sie Schwierigkeiten haben, kann Ihnen möglicherweise geholfen werden.«
Dann trat er zur Seite und wartete, bis der Ford anfuhr. Parker, der sich das Kennzeichen des Wagens eingeprägt hatte, grüßte höflich, als er von dem davonjagenden Fahrzeug passiert wurde.
*
Agatha Simpson war eine imponierende Erscheinung. Sie war groß, nicht gerade schlank und beherrschte die Szene, wo immer sie erschien. Sie erinnerte an eine Bühnen-Heroine längst vergangener Zeiten und hatte das sechzigste Lebensjahr überschritten. Mylady verfügte dennoch über die ungebändigte Energie einer außer Kontrolle geratenen Dampflokomotive und hatte eine sehr baritonal gefärbte Stimme, die Konzertsäle füllte.
Die ältere Dame lebte im Stadtteil Shepherd’s Market in der Nähe des Hyde Park in einem ansehnlichen Fachwerkhaus, das von zwei Häuserzeilen in gleicher Bauweise flankiert wurde.
Lady Agatha war immens vermögend und hatte sich der Kriminalistik verschrieben. Sie witterte überall interessante Fälle und ging jedem Verdacht entschlossen nach. Dabei trat sie grundsätzlich in jedes Fettnäpfchen und scheute kein Risiko.
Ein gnädiges Schicksal kam ihrem Hobby entgegen und bescherte ihr tatsächlich Kriminalfälle, die allerdings grundsätzlich von Parker gelöst wurden. Er war ihr diskreter Butler und hielt stets seine schützende Hand über sie.
An diesem Nachmittag nahm sie ihren Tee und hörte sich Parkers Bericht sehr aufmerksam an.
»Selbstverständlich geht meine Wenigkeit davon aus, einige schwerwiegende Fehler begangen zu haben«, schloß der Butler seinen Hinweis.
»Das kann man wohl sagen, Mister Parker.« Sie schaute ihn ausgesprochen mißbilligend an. »Sie hätten die beiden Schläger natürlich mitbringen müssen.«
»Meine Wenigkeit erlaubt sich, an die dadurch anfallenden Kosten für Unterkunft und Verpflegung zu denken«, gab der Butler zurück. Er kannte die Sparsamkeit seiner Herrin, die den sprichwörtlichen Geiz der Schotten weit übertraf. »Zudem können Mylady jederzeit Kontakt mit den beiden Kriminellen aufnehmen. Ihr Aufenthaltsort ist bekannt.«
»Sie haben sie verfolgt?« Ihre Mißbilligung schlug in ein gewisses Wohlwollen um.
»Die beiden erwähnten Personen wohnen in einer Hotel-Pension in Soho«, gab der Butler Auskunft.
»Nun gut, man wird sehen.« Sie nickte zögernd. »Und was ist mit den jungen Leuten, die geschlagen wurden?«
»Der Wagenhalter des Ford ist ein gewisser Peter Colbert«, antwortete Parker. »Er arbeitet als freier Bild-Reporter und wohnt in Pimlico.«
»Hoffentlich stimmt das auch«, unkte die ältere Dame. »Und wer ist die junge Frau?«
»Ihr Name konnte bisher noch nicht festgestellt werden, Mylady«, meinte Parker. »Die Angaben zum Wagenhalter stammen übrigens von der Zulassungsstelle, müßten also den Tatsachen entsprechen.«
»Ich lasse mich überraschen, Mister Parker«, entgegnete sie skeptisch, »und ich frage mich darüber hinaus, ob ich es hier mit einem neuen Fall zu tun habe.«
»Man könnte den geschilderten Vorfall selbstverständlich auf sich beruhen lassen, Mylady.«
»Wie, glauben Sie, denke ich darüber, Mister Parker?« wollte die Hausherrin wissen.
»Mylady pflegen den Dingen stets auf den Grund zu gehen«, gab Parker zurück.
»Das ist allerdings richtig.« Sie nickte bekräftigend. »Damit sind die Würfel bereits gefallen, Mister Parker. Treffen Sie die erforderlichen Vorbereitungen.«
»Mylady haben spezielle Wünsche oder Vorstellungen?«
»Natürlich«, meinte die energische Dame, »aber die Reihenfolge überlasse ich diesmal Ihnen.«
»Mylady könnten demnach vielleicht erst