Parker leimt die Parkplatz-Geier: Der exzellente Butler Parker 59 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Butler Parker ließ es sich nicht anmerken, daß er innerlich alarmiert war. Der junge Mann in Jeanshosen und Lederweste machte einen sehr aufmerksamen und gespannten Eindruck. Er stand vorn an der Zufahrt zum Parkplatz, rauchte nervös eine Zigarette und schien die nahe Durchgangsstraße sehr genau zu beobachten. Er war nicht allein. Neben einem kleinen Kastenlieferwagen hielten sich zwei ebenfalls junge Männer auf, die ähnlich gekleidet waren. Sie beschäftigten sich mit dem Inhalt des Kastenaufbaus und hielten immer wieder Blickkontakt mit dem jungen Mann am Parkplatz. Natürlich rechnete der Butler mit einem Überfall. Lady Agatha Simpson saß im Fond seines hochbeinigen Wagens und blätterte gelangweilt in einem Magazin. Sie wartete auf seine Rückkehr und auf die Päckchen, die er gerade in einer Parfümerie abgeholt hatte. Und dann war es plötzlich soweit. Die jungen Männer schoben ihre Oberkörper aus dem Kastenaufbau ins Freie und hielten direkt auf Parkers Wagen zu, der mal als Taxi hier in London gedient hatte. Josuah Parker, das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers, geriet keineswegs in Panik. Er stand relativ günstig zu seinem Wagen, denn er hatte einen schmalen Fußweg genommen, der durch eine Grünanlage führte. Die beiden Männer befanden sich, ohne ihn zu sehen, in der Reichweite seiner etwaigen Gegenmaßnahmen. Sie hatten es tatsächlich auf Lady-Agatha abgesehen, daran war nicht mehr zu zweifeln. Sie hatten den Wagen fast erreicht und schienen sich auf den Überfall vorzubereiten. Einer von ihnen langte unter seine Weste und löste damit bei Josuah Parker eine blitzschnelle Reaktion aus. Von der kleinen Begrenzungshecke aus, die er erreicht hatte, schoß er einen bunt gefiederten Blasrohrpfeil auf den jungen Mann ab. Angetrieben von komprimierter Kohlensäure, die sich in einer Stahlpatrone im Schirmgriff befand, jagte der stricknadellange Pfeil durch den hohlen Schirmstock, nahm Kurs und landete wippend im Oberarm des jungen Mannes. Worauf der soeben Getroffene verständlicherweise zusammenzuckte und den Gegenstand zu Boden fallen ließ, nach dem er offensichtlich gegriffen hatte.
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Der exzellente Butler Parker
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Parker leimt die Parkplatz-Geier - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 59 –
Parker leimt die Parkplatz-Geier
Günter Dönges
Butler Parker ließ es sich nicht anmerken, daß er innerlich alarmiert war.
Der junge Mann in Jeanshosen und Lederweste machte einen sehr aufmerksamen und gespannten Eindruck. Er stand vorn an der Zufahrt zum Parkplatz, rauchte nervös eine Zigarette und schien die nahe Durchgangsstraße sehr genau zu beobachten.
Er war nicht allein.
Neben einem kleinen Kastenlieferwagen hielten sich zwei ebenfalls junge Männer auf, die ähnlich gekleidet waren. Sie beschäftigten sich mit dem Inhalt des Kastenaufbaus und hielten immer wieder Blickkontakt mit dem jungen Mann am Parkplatz.
Natürlich rechnete der Butler mit einem Überfall.
Lady Agatha Simpson saß im Fond seines hochbeinigen Wagens und blätterte gelangweilt in einem Magazin. Sie wartete auf seine Rückkehr und auf die Päckchen, die er gerade in einer Parfümerie abgeholt hatte.
Und dann war es plötzlich soweit.
Die jungen Männer schoben ihre Oberkörper aus dem Kastenaufbau ins Freie und hielten direkt auf Parkers Wagen zu, der mal als Taxi hier in London gedient hatte.
Josuah Parker, das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers, geriet keineswegs in Panik. Er stand relativ günstig zu seinem Wagen, denn er hatte einen schmalen Fußweg genommen, der durch eine Grünanlage führte. Die beiden Männer befanden sich, ohne ihn zu sehen, in der Reichweite seiner etwaigen Gegenmaßnahmen.
Sie hatten es tatsächlich auf Lady-Agatha abgesehen, daran war nicht mehr zu zweifeln. Sie hatten den Wagen fast erreicht und schienen sich auf den Überfall vorzubereiten.
Einer von ihnen langte unter seine Weste und löste damit bei Josuah Parker eine blitzschnelle Reaktion aus. Von der kleinen Begrenzungshecke aus, die er erreicht hatte, schoß er einen bunt gefiederten Blasrohrpfeil auf den jungen Mann ab.
Angetrieben von komprimierter Kohlensäure, die sich in einer Stahlpatrone im Schirmgriff befand, jagte der stricknadellange Pfeil durch den hohlen Schirmstock, nahm Kurs und landete wippend im Oberarm des jungen Mannes.
Worauf der soeben Getroffene verständlicherweise zusammenzuckte und den Gegenstand zu Boden fallen ließ, nach dem er offensichtlich gegriffen hatte. Zu Parkers Überraschung handelte es sich um eine Whiskyflasche, die auf dem Asphalt zerschellte.
Der zweite junge Mann war beim überraschten Aufschrei seines Begleiters herumgefahren und starrte ungläubig auf den kleinen Blasrohrpfeil. Dann geriet er eindeutig in Panik und lief plötzlich zurück zum Kastenwagen.
Der Getroffene folgte seinem Begleiter, aber schon die ersten Schritte wirkten ein wenig steif und unkoordiniert. Er taumelte wie ein Angetrunkener und schien bereits die Kontrolle über sich verloren zu haben.
Was den Butler keineswegs wunderte.
Er selbst hatte das Präparat zusammengestellt, das sich im Blutkreislauf des Mannes befand. Gesundheitliche Schäden waren nicht zu befürchten, Parker war es bei diesem Präparat nur darum gegangen, den Gegner möglichst schnell unschädlich zu machen.
Der Sprinter in Richtung Kastenwagen hatte das Fahrerhaus noch nicht erreicht, al s Parker den Lauf auf seine Art stoppte. Dazu benutzte er eine hart gebrannte Ton-Erbse, die er mit seiner Patent-Gabelschleuder verschossen hatte. Dieses an sich harmlos aussehende Gerät war in seinen Händen eine sehr effektive Waffe. Seine Zielsicherheit war frappierend.
Der junge Mann, am Hinterkopf getroffen, drückte sich mit den Füßen vom Asphalt ab und flog auf den Kastenaufbau. Hier endete der Freiflug und ging in eine Bruchlandung über. Mit einer schraubenartigen Drehung ging der junge Mann zu Boden.
»Darf man sich erlauben, sich nach Myladys wertem Befinden zu erkundigen?« fragte Parker, der seinen Wagen erreicht hatte.
»Sie haben mir alles verdorben, Mister Parker«, grollte Lady Agatha und blitzte ihn aus ihren grauen Augen an. »Wie konnten Sie diese jungen Burschen nur so vergrämen?«
»Mylady sehen meine Wenigkeit überrascht.«
»Es geht um Whisky«, fügte Lady Agatha hinzu. »Ein einmaliges Sonderangebot. Sogar Zigaretten sind mir angeboten worden. Alles zum halben Preis. Ich hätte diese Sache bestimmt noch weiter herunterhandeln können.«
»Mylady sehen meine Wenigkeit untröstlich«, meinte der Butler.
»Dafür kann ich mir nichts kaufen«, räsonierte sie. »Versuchen Sie wenigstens, die beiden Burschen versöhnlich zu stimmen, Mister Parker, Vielleicht kann doch noch etwas aus dem Geschäft werden.«
*
Josuah Parker nahm eine kleine Visitation vor, da die beiden jungen Männer noch nicht ansprechbar waren. Er hatte sie neben ihrem Kastenwagen auf den Boden gesetzt und konnte sich ungehindert mit den Kartons befassen, die sich im Aufbau befanden.
Es handelte sich um besten schottischen Whisky und um Tabakwaren aller Art. Es gab bekannte Markenzigaretten, Zigarren aus Kuba und Zigarillos aus der Schweiz.
»Das ist ja wunderbar«, sagte Lady Agatha, die ebenfalls einen prüfenden Blick in den Wagen warf. »An und für sich sollte ich dies alles als Konterbande betrachten und daher beschlagnahmen.«
»Man bot Mylady Whisky zum halben Ladenpreis an?« erkundigte sich Parker.
»Und darunter.« Sie nickte und lächelte versonnen. »So billig komme ich nie wieder an dieses teure Zeug, Mister Parker. Bringen Sie die Burschen schleunigst wieder zu sich. Ich muß mit ihnen im Gespräch bleiben.«
»Mylady ahnen natürlich, daß es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Diebesgut handelt?« fragte Parker zurück.
»Ich ahne überhaupt nichts, Mister Parker. Und ich will auch nichts wissen«, reagierte sie verärgert. »Und ich bin auch nicht verpflichtet, Fragen nach der Herkunft der Ware zu stellen.«
Sie war eine sparsame Frau. Agatha Simpson galt zwar zu Recht als eine ungemein vermögende Dame, die dazu noch mit dem Blut- und Geldadel der Insel eng verschwistert und verschwägert war, doch es war allgemein bekannt, daß sie mit ihrer Sparsamkeit einen geizigen Schotten glatt in den Schatten stellte.
Auf der anderen Seite warf sie allerdings das Geld mit beiden Händen zum Fenster hinaus, wenn es darum ging, ihrer Leidenschaft zu frönen. Sie hielt sich nämlich für eine einmalig begabte Amateurdetektivin und scheute keine Ausgaben, um Kriminelle jeden Kalibers zu verfolgen und zu stellen.
Mylady war groß, stattlich, eine majestätische Erscheinung. Sie trug mit Vorliebe Tweed-Kostüme, die aus Gründen der Bequemlichkeit zu weit geschnitten waren. Und sie trennte sich fast nie von ihrem perlenbestickten Pompadour, in dem ihr sogenannter Glücksbringer lagerte. Dabei handelte es sich schlicht und einfach um ein mächtiges Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte.
Diese bemerkenswerte Frau witterte hier und jetzt eine Möglichkeit, auf billige Art und Weise an Genußmittel zu kommen, die im freien Handel bemerkenswert teuer waren.
Der Butler kam übrigens nicht mehr dazu, sich mit Lady Agatha über die Pflichten eines Staatsbürgers zu unterhalten. Der junge Mann, den die Ton-Erbse erwischt hatte, war wieder zu sich gekommen und blickte Mylady und Parker verwirrt an.
Er mußte den Butler optisch erst richtig einordnen.
Parker war eine alterslose Erscheinung mit einem glatten, undurchdringlichen Gesicht. Er trug unter dem leicht geöffneten Covercoat einen schwarzen Zweireiher und hatte sich über den angewinkelten linken Unterarm den Bambusgriff seines altväterlich gebundenen Regenschirmes gelegt.
Auf seinem Kopf mit dem eisgrauen Haar saß ein ebenfalls schwarzer Bowler, im Volksmund Melone genannt. Wie gesagt, er war das Urbild eines englischen Butlers und hätte jeden Regisseur eines Kostümfilmes entzückt.
»Stehen Sie noch zu Ihrem Angebot, junger Mann?« erkundigte sich die ältere Dame inzwischen bei dem mühsam Aufstehenden.
»Da hat mich was von den Beinen gehauen«, sagte der junge Mann und faßte erneut nach der Beule, die sich bereits prächtig ausbildete.
»Lenken Sie nicht vom Thema ab, junger Mann«, forderte