Parker legt den Bau-Sumpf trocken: Butler Parker 197 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»lch bin selbstverständlich überhaupt nicht neugierig, Mister Parker, aber ich möchte doch wissen, was diese Subjekte dort treiben«, sagte Agatha Simpson, als sie die breite Treppe herabschritt. Sie hatte ihre nachmittägliche Meditationsstunde beendet und wollte in der großen Wohnhalle ihres Hauses den Tee nehmen. »Die Herren wiesen sich per Zuruf als Angestellte der städtischen Vermessung aus«, beantwortete der Butler die Frage, »ein Theodolit und zwei Vermessungsstangen scheinen diese Behauptung zu bestätigen.« »Ein Theodolit, Mister Parker?« Sie sah ihn streng an und runzelte die Stirn. »Ein optisches Hilfsmittel der Vermessungskunde, Mylady«, gab Josuah Parker in seiner höflichen Art Auskunft. »Es sollte aber nicht verschwiegen werden, daß die beiden Vermessungsspezialisten keinen sonderlich versierten Eindruck machen.« »Ich habe es natürlich mit Gangstern zu tun, die mich hier in meinem Haus überraschen wollen«, stellte Lady Agatha fest. Sie war eine majestätische Erscheinung, füllig und groß und hatte mit Sicherheit das sechzigste Lebensjahr überschritten, doch sie machte einen ungemein dynamischen Eindruck. »Man scheint Kontakt aufnehmen zu wollen, Mylady«, meldete Parker. Der Butler stand vor dem geöffneten Wandschrank rechts vom verglasten Vorflur und deutete diskret auf das Bild eines Kontroll-Monitors. Eine versteckt angebrachte Fernsehkamera unter dem säulenbewehrten Vordach des Hauses lieferte eine gestochen scharfe Aufnahme. Die beiden Männer hatten den Theodolit verlassen und kamen auf den Vorbau zu. Jeder von ihnen trug ein Clip-Board in Händen und machte Eintragungen. Die Szene sah sehr amtlich aus.
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Butler Parker
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Parker legt den Bau-Sumpf trocken - Günter Dönges
Butler Parker
– 197 –
Parker legt den Bau-Sumpf trocken
Günter Dönges
»lch bin selbstverständlich überhaupt nicht neugierig, Mister Parker, aber ich möchte doch wissen, was diese Subjekte dort treiben«, sagte Agatha Simpson, als sie die breite Treppe herabschritt. Sie hatte ihre nachmittägliche Meditationsstunde beendet und wollte in der großen Wohnhalle ihres Hauses den Tee nehmen.
»Die Herren wiesen sich per Zuruf als Angestellte der städtischen Vermessung aus«, beantwortete der Butler die Frage, »ein Theodolit und zwei Vermessungsstangen scheinen diese Behauptung zu bestätigen.«
»Ein Theodolit, Mister Parker?« Sie sah ihn streng an und runzelte die Stirn. »Ein optisches Hilfsmittel der Vermessungskunde, Mylady«, gab Josuah Parker in seiner höflichen Art Auskunft. »Es sollte aber nicht verschwiegen werden, daß die beiden Vermessungsspezialisten keinen sonderlich versierten Eindruck machen.«
»Ich habe es natürlich mit Gangstern zu tun, die mich hier in meinem Haus überraschen wollen«, stellte Lady Agatha fest. Sie war eine majestätische Erscheinung, füllig und groß und hatte mit Sicherheit das sechzigste Lebensjahr überschritten, doch sie machte einen ungemein dynamischen Eindruck.
»Man scheint Kontakt aufnehmen zu wollen, Mylady«, meldete Parker. Der Butler stand vor dem geöffneten Wandschrank rechts vom verglasten Vorflur und deutete diskret auf das Bild eines Kontroll-Monitors. Eine versteckt angebrachte Fernsehkamera unter dem säulenbewehrten Vordach des Hauses lieferte eine gestochen scharfe Aufnahme.
Die beiden Männer hatten den Theodolit verlassen und kamen auf den Vorbau zu. Jeder von ihnen trug ein Clip-Board in Händen und machte Eintragungen. Die Szene sah sehr amtlich aus.
»Lassen Sie diese Lümmel erst mal herein, Mister Parker«, meinte die ältere Dame. »Dann werde ich ihnen den Marsch blasen.«
Josuah Parker hatte keine Bedenken, den elektrischen Türöffner zu betätigen. Das Glas des Vorflurs war schußfest. Darüber hinaus konnte er im Fall akuter Gefahr einer zusätzlichen Überraschung dienen.
Das altehrwürdige Fachwerkhaus der Lady Simpson, das auf den Fundamenten einer ehemaligen Abtei stand, war nach seinen Plänen völlig umgestaltet worden. Dabei hatte Parker dafür gesorgt, daß dieses zweistöckige Haus zu einer kleinen, raffinierten Festung ausgebaut worden war. Lady Agathas Hobby, Gauner und Gangster zu jagen, hatte diese Vorsichtsmaßnahmen notwendig gemacht. Man hatte nämlich in der Vergangenheit immer wieder versucht, die skurrile Kriminalistin hier im Haus zu überfallen. Nun, man versuchte es zwar nach wie vor, doch die Chancen der Angreifer und Störenfriede war inzwischen gleich Null geworden.
Die beiden Vermessungstechniker hatten die Tür geöffnet und betraten den Vorflur. Dabei passierten sie ohne ihr Wissen eine elektronische Sicherheitsschranke, die das Vorhandensein von Waffen anzeigte.
Zu Parkers Überraschung zeigte das Gerät keinen Ausschlag. Die beiden Männer waren also unbewaffnet. Sie blieben vor der Glastür stehen, grüßten höflich in Richtung Hausherrin und musterten dann Parker ausgiebig.
Sie sahen einen alterslosen Mann vor sich, der fast schlank und etwas über mittelgroß war. Er stellte das Urbild des typischen englischen Butlers dar.
Hier im Haus trug Josuah Parker eine schwarze Hose, eine gestreifte Weste und ein Hemd mit einem Eckkragen, um den sich ein schwarzer Binder schlang.
Parkers Gesicht war glatt und ausdruckslos, zeigte keinerlei Regung.
»Mylady geht davon aus, daß Sie eine Mitteilung zu machen haben«, schickte Parker voraus, nachdem er auch die Glastür zur großen Wohnhalle entriegelt hatte. »Sie sollten sich kurz fassen, Mylady hat die Absicht, den Nachmittagstee zu nehmen.«
»Wir kommen von der Solid-Baufinanz«, stellte einer der beiden Männer sich und seinen Partner vor. »Wir haben eben eine Grobvermessung vorgenommen, wie Sie vielleicht gesehen laben, Mylady.«
»Und damit bewegten Sie sich ohne Erlaubnis auf meinem Grund«, stellte die ältere Dame grollend fest. »Ich wünsche eine Erklärung. Warum vermessen Sie?«
»Es geht um eine Wohn-Residenz zwischen dem Green Park und Hyde Park«, gab der Mann zur Antwort. »Die Solid-Baufinanz bietet Ihnen die einmalige Chance, Mylady, Ihren Grund und Boden hier zu vergolden.«
»Sie machen mich neugierig.« Lady Agathas Stimme nahm einen wohlrollenden Unterton an. »Kommen Sie zur Sache! Ich erwarte Zahlen von Ihnen.«
»Wir sind natürlich nicht autorisiert, Mylady, verbindliche Aussagen zu machen«, gab der Mann zurück. »Mit schätzungsweise tausend Pfund pro Quadratmeter können Sie durchaus rechnen.«
»Tausend Pfund pro Quadratmeter für diese Lage?« Agatha Simpsons Blick wurde eisig.
»Vielleicht sogar elfhundert Pfund, Mylady, wie gesagt, ich kann nicht...«
»Hinaus!« Lady Agatha unterbrach, warf sich in die üppige Brust und wies mit dem ausgestreckten Arm in Richtung Haustür.
»Hören Sie, Lady«, schaltete der zweite Vermessungstechniker sich ein.« Sie sollten ...«
»Mister Parker, den Tee«, verlangte die Hausherrin abrupt und wandte ihren Besuchern den Rücken zu.
»Wie Mylady zu wünschen geruhen.« Parker deutete eine knappe Verbeugung an und widmete sich dann den beiden Besuchern. »Wenn Sie jetzt vielleicht die Güte haben würden, sich zu empfehlen?«
»Wie finden wir denn das?« fragte der erste Vermessungstechniker und blickte seinen Begleiter an. »Wir müssen wohl etwas deutlicher werden, wie?«
Der Partner fand das auch. Und dann begingen die beiden Männer den fast schon unverzeihlichen Leichtsinn, Parker bedrängen zu wollen.
*
Sie hatten die feste Absicht, ihre Clip-Boards, die aus Aluminium bestanden, als Waffe zu benutzen. Damit wollten sie auf den Butler eindreschen und dabei sogar tückischerweise die Schmalseiten ihrer Schreibunterlagen verwenden.
Parker wich beeindruckt zurück, wenigstens hatten die beiden Vermessungstechniker diesen Eindruck. Sie trieben ihn zurück zum riesigen Kamin und übersahen dabei die ältere Dame, die in aller Ruhe Tee in ihre Tasse füllte.
»Muß man davon ausgehen, meine Herren, daß Sie zu den Mitteln äußerst roher Gewalt greifen wollen?« fragte Parker. Selbst in dieser Situation blieb er höflich.
»Wir lassen nur so ’ne Art Visitenkarte zurück«, antwortete der Wortführer der Männer und lächelte dünn.
»Wir bestimmen nämlich, wann und wie wir gehen«, fügte der zweite Bodenvermesser hinzu. Er holte aus und wollte mit der Kante des Clip-Boards zuschlagen.
Parker hielt aber längst einen der schweren Schürhaken des Kaminbestecks in der rechten Hand. Er machte damit einen Ausfall wie ein Degenfechter und setzte die Spitze des Gerätes auf die Magenpartie des völlig überraschten Mannes, der mit solcher energischer Gegenwehr sicher nicht gerechnet hatte.
Nachdem seine Magenpartie nach innen gedrückt worden war, verfärbte er sich nachhaltig, schnappte nach Luft, riß die Augen weit auf und nahm dann auf dem Teppich Platz.
Der zweite Vermessungstechniker wich nun seinerseits zurück und wollte erst mal für eine gewisse Distanz sorgen. Dabei kam er in Myladys Reichweite, die einfach nicht widerstehen konnte. Sie goß ihm den Inhalt ihrer Teetasse in den Nacken, und da das aromatische Getränk frisch aufgebrüht und somit auch noch recht heiß war, kam es zu einem leichten Brandschaden auf dem Rücken des Mannes, der spitz aufschrie, die Schreibunterlage wegwarf und anschließend in der Wohnhalle herumhüpfte wie ein euphorisch gestimmter Frosch.
»Manieren haben gewisse Leute!« Lady Agatha schüttelte boshaft-vorwurfsvoll den Kopf.
»Äußerst beklagenswert, Mylady. In der Tat.« Parker klopfte mit dem Schürhaken auf die rechte Schulter des vor ihm sitzenden Mannes und veranlaßte ihn auf diese Art, sich auf dem Teppich auszustrecken. Dann beobachtete er den Herumhüpfenden, der sich endlich ein wenig beruhigt und unter Kontrolle hatte.
»Mein Rücken ... mein Rücken«, stöhnte der Bodenvermesser und blickte Lady Agatha wie ein verwundetes Tier an.
»Ich könnte etwas kühle Sahne nachgießen«, schlug die ältere Dame erfreut und hilfsbereit vor.
»Das is’ hier ja ein Irrenhaus«, stöhnte der Mann weiter und streckte abwehrend beide Arme und Hände aus. »Bleiben Sie mir bloß vom Leib, Lady.«
»Mylady erwartet selbstverständlich eine Erklärung«, sagte der Butler.
»Die Verhandlungsmethoden der von Ihnen vertretenen Solid-Baufinanz dürften ein wenig ungewöhnlich sein.«
»Ich sage kein Wort«, stöhnte der Mann und schob sich langsam zum verglasten Vorflur.
»Da irren Sie sich aber gewaltig, junger Mann«, widersprach Agatha Simpson und lächelte grimmig. »Sie werden sogar viele Worte sagen. Mister Parker wird Sie dazu ermuntern.«
»Darf man Ihnen eine Tasse Tee offerieren?« erkundigte sich der Butler. Er füllte Myladys Tasse und hob sie dann samt Untertasse.
»Hören Sie auf«, verlangte der Vermessungstechniker und wich noch weiter zur Tür hinüber. »Das verdammte Zeug ist doch kochend heiß.«
»Wo erreicht man