Parker greift den Blumenfreund: Butler Parker 273 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Ich werde noch ein wenig meditieren, Mister Parker«, sagte Agatha Simpson. »Mein Bestseller wird ohnehin verfilmt, da kann ich das Drehbuch gleich mitverfassen.« »Ein ebenso einleuchtendes wie beeindruckendes Verfahren«, entgegnete der Butler. »Meine Wenigkeit wundert sich allerdings, daß Myladys Konkurrenz noch nicht auf diese Idee gekommen ist.« »Dazu bedarf es eines unkonventionell denkenden Geistes, Mister Parker«, wurde er umgehend belehrt. »Und wer außer mir hat den schon?« Lady Agatha hielt falsche Bescheidenheit für einen gravierenden charakterlichen Mangel, unter dem sie natürlich nicht litt. Sie hatte gerade den ersten Treppenabsatz erreicht, als die Türglocke sich meldete. »Wer könnte das sein?« überlegte sie. »Für einen Besuch ist es viel zu früh. Ich wundere mich, was manche Leute für Manieren haben.« »Eine gewisse Verwilderung der Sitten und Gebräuche, Mylady«, pflichtete Josuah Parker ihr bei, der inzwischen den verglasten Vorflur betreten hatte. In der Wand befand sich die bekannte Schalttafel, über die man Draußenstehende beobachten konnte. Parker aktivierte den Monitor, der ein gestochen scharfes Bild lieferte. Vor dem überdachten Eingang stand ein junger Mann.
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Butler Parker
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Parker greift den Blumenfreund - Günter Dönges
Butler Parker
– 273 –
Parker greift den Blumenfreund
Günter Dönges
»Ich werde noch ein wenig meditieren, Mister Parker«, sagte Agatha Simpson. »Mein Bestseller wird ohnehin verfilmt, da kann ich das Drehbuch gleich mitverfassen.«
»Ein ebenso einleuchtendes wie beeindruckendes Verfahren«, entgegnete der Butler. »Meine Wenigkeit wundert sich allerdings, daß Myladys Konkurrenz noch nicht auf diese Idee gekommen ist.«
»Dazu bedarf es eines unkonventionell denkenden Geistes, Mister Parker«, wurde er umgehend belehrt. »Und wer außer mir hat den schon?«
Lady Agatha hielt falsche Bescheidenheit für einen gravierenden charakterlichen Mangel, unter dem sie natürlich nicht litt. Sie hatte gerade den ersten Treppenabsatz erreicht, als die Türglocke sich meldete.
»Wer könnte das sein?« überlegte sie. »Für einen Besuch ist es viel zu früh. Ich wundere mich, was manche Leute für Manieren haben.«
»Eine gewisse Verwilderung der Sitten und Gebräuche, Mylady«, pflichtete Josuah Parker ihr bei, der inzwischen den verglasten Vorflur betreten hatte.
In der Wand befand sich die bekannte Schalttafel, über die man Draußenstehende beobachten konnte. Parker aktivierte den Monitor, der ein gestochen scharfes Bild lieferte. Vor dem überdachten Eingang stand ein junger Mann. Ein riesiger Blumenstrauß verdeckte ihn fast.
Der Blumenbote starrte ungeduldig auf die Tür und hatte sicher keine Ahnung, daß er von einer installierten Kamera erfaßt wurde, die sein Bild auf den Monitor in der Nische des Vorflurs übertrug. Er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und musterte die Umgebung.
»Sie wünschen?« meldete sich Josuah Parkers Stimme aus einem kleinen Gitter neben der Tür. Der Butler verzichtete bewußt auf den Zusatz »Sir«, um nicht zu verraten, daß er sehr wohl wußte, daß es ein männlicher Besucher war, der Einlaß begehrte. Er legte Wert darauf, den Mann mit den Blumen zu beobachten.
»Ich komme vom ›Blumenfreund‹, Sir«, antwortete der Bote vor der Tür, während er sich etwas vorbeugte, um in das Gitter sprechen zu können. »Ich möchte einen Strauß für Lady Agatha Simpson abgeben, ich bin doch hier richtig, oder?«
»Durchaus, Sir«, bestätigte Parker durch die Sprechanlage. »Könnten Sie möglicherweise den Auftraggeber für den Blumengruß nennen?«
»Leider nein, Sir.« Der Blumenbote preßte die Lippen zusammen und starrte verärgert auf die nach wie vor verschlossene Tür.
»Ist möglicherweise eine Karte beigefügt, die Aufschluß über den Spender gibt?« setzte Parker seine Befragung fort.
»Nein, verdammt«, zeigte der Einlaßbegehrende auch verbal seinen Ärger, riß sich aber sofort wieder zusammen und entschuldigte sich. »Pardon, Sir, war nicht so gemeint. Aber wissen Sie, ich habe noch eine Menge Aufträge, und wenn ich überall aufgehalten werde ... nehmen Sie die Blumen nun an oder nicht? Sonst gehe ich und nehme sie wieder mit.«
»Man wird Ihnen umgehend öffnen«, versprach Parker und drehte sich zu seiner Herrin um, die langsam näher kam.
»Was ist, Mister Parker, wer ist da?« erkundigte sie sich und sah den Butler neugierig an.
»Ein Bote des sogenannten »Blumenfreundes‹, Mylady«, informierte Parker sie. »Ein Serviceunternehmen, das blumige Grüße zustellt. Man möchte einen Strauß für Mylady abgeben.«
»Wirklich?« wunderte sie sich. »Und von wem, wenn ich fragen darf.«
»Das ist der Punkt, der bedauerlicherweise nicht geklärt werden konnte«, gab Parker gemessen zurück. »Der Bote behauptet, den Auftraggeber nicht zu kennen.«
»Ist das mit Kosten für mich verbunden, Mister Parker?« reagierte sie mißtrauisch.
»Keineswegs und mitnichten, Mylady.«
»Worauf warten Sie dann noch, Mister Parker?« Lady Agatha drängte sich an ihm vorbei und warf einen Blick auf den Monitor. »Lassen Sie den netten jungen Mann doch nicht so lange vor der Tür stehen, machen Sie ihm auf! Die Blumen sehen recht annehmbar aus, ich denke, das Geschenk werde ich nehmen.«
»Wie Mylady wünschen.« Josuah Parker wunderte sich nicht im geringsten über seine Herrin. Sie besaß ein ausgeprägtes Gefühl für wirtschaftliches Handeln und hegte deshalb allen Geschenken gegenüber große Sympathie.
Parker betätigte den Summer und entriegelte das komplizierte Schloß, dem man allerdings nicht ansah, daß es von höchster technischer Raffinesse war. Josuah Parker hatte es selbst entwickelt und dann von einem Schlossermeister in Handarbeit herstellen lassen.
Lady Agatha blickte dem Blumenboten wohlwollend entgegen, als dieser durch die Tür in den verglasten Vorflur trat. Sie musterte den wirklich aparten Strauß und wunderte sich nicht, daß ihr ein unbekannter Spender die herrlichen Blumen schickte. Sie meinte, daß ihr dies einfach zustand.
Josuah Parker teilte dieses Wohlwollen nicht. Bei aller Wertschätzung für seine Herrin konnte er sich kaum vorstellen, daß ihr jemand Blumen ins Haus schickte, und erst recht niemand, der sich nicht zu erkennen gab.
Auch der Mitarbeiter des sogenannten Blumenfreund-Services gefiel ihm nicht. Das hing vor allem mit der Schußwaffe zusammen, die der junge Mann unter der Achsel seines großzügig geschnittenen Kittels trug. Parkers geübtem Blick blieb dies keinesfalls verborgen.
Seine innere Alarmanlage hatte sich gemeldet und bestätigte damit den Eindruck.
»Sehr hübsch«, flötete die Hausherrin, während der junge Mann in die Halle trat. »Und Sie sagen, er ist von einem Unbekannten?«
»Äh, jawohl, Mylady«, gab der Blumenbote zurück und ging weiter auf die Detektivin zu.
Parker behielt ihn aufmerksam im Auge.
»Sie wissen also nichts über den Absender?« erkundigte sich Lady Agatha weiter und schenkte dem Blumenmann einen Blick, den sie für schmachtend hielt. Der Bote zuckte erschrocken zusammen und schielte über die Schulter, als suchte er nach einem Fluchtweg. Offensichtlich interpretierte er Myladys Blick ein wenig falsch und bezog ihn auf sich selbst.
Dann straffte er sich und zuckte bedauernd die Achseln. »Leider nein, Mylady. Ich selbst habe ihn auch nicht bedient, er hat den Strauß in einer unserer Agenturen telefonisch bestellt, wie ich hörte. Ich hätte Ihnen gern mehr gesagt, aber ...«
Der »Blumenfreund« sprach nicht weiter, streckte die Arme aus und hielt den Strauß der Hausherrin entgegen, die von dieser heftigen Bewegung überrascht wurde. Plötzlich erfüllte feines Zischen den Raum, ein heller, unsichtbarer Nebel wehte Mylady entgegen und legte sich auf ihr Gesicht. Einen Augenblick später verdrehte sie die Augen und sank zu Boden.
Josuah Parker fing seine Herrin auf, transportierte sie erstaunlich mühelos zu einer bequemen Couch und bettete sie darauf. Während er sich über sie beugte blickte er unauffällig über die Schulter zurück. Er sah den jungen Mann näher kommen, registrierte dessen triumphierendes Grinsen und bemerkte, wie er den Strauß gleich einer Waffe in seine Richtung hielt.
»Man hofft, daß es sich nur um eine vorübergehende Unpäßlichkeit handelt«, entschuldigte Parker Lady Agatha. »Meine Wenigkeit muß allerdings gestehen, daß derartiges Mylady noch nie widerfahren ist.«
»Vielleicht nur die Aufregung über die unerwarteten Blumen«, vermutete der Blumenfreund.
»Möglicherweise handelt es sich bei den Pflanzen auch um solche, auf die Mylady allergisch reagiert«, konnte sich Parker vorstellen.
Er hatte während des kurzen Dialogs in seinen Covercoat gegriffen und einen Kugelschreiber hervorgeholt. Dann hatte er die beiden Hälften gegeneinander verdreht und den Schreiber auf diese Weise geöffnet. Im Schaft steckten zwei dünne Patronen, die er herausnahm und sich in die Nasenlöcher schob. Anschließend schraubte er den Kugelschreiber wieder zusammen und steckte ihn ein.
»Legen Sie den Strauß freundlicherweise dort drüben auf den Tisch, Sir, man wird sich um ihn kümmern, sobald man einen Arzt für Mylady gerufen hat. Sie finden möglicherweise allein hinaus?«
»Aber ja doch, Alterchen«, gab der Blumenmann respektlos zurück und stieß Parker den Strauß förmlich ins Gesicht. Während ihm dünner, kaum wahrnehmbarer Nebel ins Gesicht sprühte, hielt Parker trotz der als Atemfilter