Parker schießt mit Schampus: Butler Parker 250 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Es dunkelte bereits, als Parker nach Shepherd's Market zurückkehrte und sein hochbeiniges Monstrum auf dem Vorplatz von Myladys Fachwerkhaus abstellte, das seiner wohlhabenden Herrin als Stadtresidenz diente. Zwei Einkaufstüten in der Linken, den Schlüssel in der Rechten, schritt der Butler würdevoll und gemessen zum Eingang. Das repräsentative Anwesen wirkte noch genauso wie vor zwei Stunden, als er es verlassen hatte. Dennoch schien sich etwas Entscheidendes verändert zu haben. Ebenso aufmerksam wie unauffällig ließ Josuah Parker seine Blicke schweifen, bevor er die Haustür aufschloß. Dabei registrierte er, daß nirgendwo Licht brannte, obwohl Lady Agatha zu Hause sein mußte. Sie wartete vermutlich schon ungeduldig darauf, daß er ihr den Fünfuhrtee servierte. Geräuschlos trat der Butler ein und blieb lauschend im verglasten Vorflur stehen. Das komplizierte Sicherheitsschloß der Haustür hatte er unbeschädigt gefunden. Damit schied die Möglichkeit, daß Unbekannte während seiner Abwesenheit gewaltsam ins Haus eingedrungen waren, praktisch aus. Dennoch wollten die dunklen Ahnungen, die Parker schon beim Verlassen des Fahrzeugs beschlichen hatten, nicht weichen. In der Tür zur weitläufigen Wohnhalle, die in tiefer Dämmerung lag, räusperte sich der Butler – zuerst diskret, dann vernehmlicher. Vergebens wartete er darauf, seine Herrin mit ihrem baritonal gefärbten Organ »Mister Parker?« rufen zu hören. Nicht mal sägende Geräusche, die mitunter das einzige Lebenszeichen darstellten, wenn Mylady im Studio meditierte, waren zu vernehmen. Auch der Fernseher im Obergeschoß hatte Pause. Nur das Ticken der Standuhr drang an Parkers Ohr. Ohne Licht einzuschalten, lenkte der Butler seine Schritte zu der geschwungenen Freitreppe, die nach oben führte, wo Agatha Simpsons private Gemächer lagen. »Mylady?« machte Parker sich bemerkbar und pochte der Reihe nach an die Türen.
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Rezensionen für Parker schießt mit Schampus
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Parker schießt mit Schampus - Günter Dönges
Butler Parker
– 250 –
Parker schießt mit Schampus
Günter Dönges
Es dunkelte bereits, als Parker nach Shepherd’s Market zurückkehrte und sein hochbeiniges Monstrum auf dem Vorplatz von Myladys Fachwerkhaus abstellte, das seiner wohlhabenden Herrin als Stadtresidenz diente.
Zwei Einkaufstüten in der Linken, den Schlüssel in der Rechten, schritt der Butler würdevoll und gemessen zum Eingang. Das repräsentative Anwesen wirkte noch genauso wie vor zwei Stunden, als er es verlassen hatte. Dennoch schien sich etwas Entscheidendes verändert zu haben.
Ebenso aufmerksam wie unauffällig ließ Josuah Parker seine Blicke schweifen, bevor er die Haustür aufschloß. Dabei registrierte er, daß nirgendwo Licht brannte, obwohl Lady Agatha zu Hause sein mußte. Sie wartete vermutlich schon ungeduldig darauf, daß er ihr den Fünfuhrtee servierte.
Geräuschlos trat der Butler ein und blieb lauschend im verglasten Vorflur stehen. Das komplizierte Sicherheitsschloß der Haustür hatte er unbeschädigt gefunden. Damit schied die Möglichkeit, daß Unbekannte während seiner Abwesenheit gewaltsam ins Haus eingedrungen waren, praktisch aus.
Dennoch wollten die dunklen Ahnungen, die Parker schon beim Verlassen des Fahrzeugs beschlichen hatten, nicht weichen.
In der Tür zur weitläufigen Wohnhalle, die in tiefer Dämmerung lag, räusperte sich der Butler – zuerst diskret, dann vernehmlicher. Vergebens wartete er darauf, seine Herrin mit ihrem baritonal gefärbten Organ »Mister Parker?« rufen zu hören.
Nicht mal sägende Geräusche, die mitunter das einzige Lebenszeichen darstellten, wenn Mylady im Studio meditierte, waren zu vernehmen. Auch der Fernseher im Obergeschoß hatte Pause.
Nur das Ticken der Standuhr drang an Parkers Ohr.
Ohne Licht einzuschalten, lenkte der Butler seine Schritte zu der geschwungenen Freitreppe, die nach oben führte, wo Agatha Simpsons private Gemächer lagen.
»Mylady?« machte Parker sich bemerkbar und pochte der Reihe nach an die Türen. Doch nirgends gab es eine Antwort. Nur hinter der Tür zum Studio war gedämpftes Rauschen zu vernehmen.
Urheber war das eingeschaltete Fernsehgerät, obwohl die Videokassette, der Lady Simpson sich gewidmet hatte, längst durchgelaufen war.
Die Hausherrin war und blieb verschwunden. Außer dem Fernseher verriet nur die halbleere Cognac-Flasche mit ihrem Kreislaufbeschleuniger, daß Mylady sich noch vor kurzem hier aufgehalten hatte.
Langsam ging Joshua Parker den Weg zur Haustür zurück und schaltete dabei das Licht in der Wohnhalle ein. Seine Nerven und Sinne befanden sich in Alarmbereitschaft. Doch nirgends fand sich etwas Verdächtiges, nicht der kleinste Hinweis darauf, daß Lady Simpson etwas zugestoßen sein könnte.
Erst in der Diele wurde der Verdacht zur Gewißheit.
In der Ecke links neben der Tür lag der lederne Handbeutel, der mit bunten Perlen aus lackiertem Gußeisen besetzt war. Der Butler bückte sich und hob ihn auf. Kein Zweifel! Es handelte sich um Lady Agathas Pompadour, ohne den sie noch nie das Haus verlassen hatte.
Mit den Damenhandtäschchen gleichen Namens, die zur Jahrhundertwende in Mode waren, hatte der Pompadour allerdings kaum mehr als den Namen gemeinsam. Das geräumige Behältnis, das eher an einen zu heiß gewaschenen Seesack erinnerte, enthielt auch keine Kosmetik-Utensilien, sondern Myladys geliebten Glücksbringer, ein massives Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte.
Diesen sogenannten Glücksbringer wußte die resolute Dame bei Begegnungen mit Vertretern der Londoner Unterwelt ungemein wirkungsvoll einzusetzen. Daß er einem der Adressaten Glück gebracht hätte, konnte man jedoch nicht behaupten.
Parkers glattes, alterslos erscheinendes Gesicht blieb unbewegt wie immer. Doch sein Gehirn arbeitete fieberhaft und spielte mit der Rasanz eines Großrechners alle denkbaren Möglichkeiten durch.
Trotzdem wurde der Butler sofort aufmerksam, als draußen in der Einfahrt ein Auto hielt. Obwohl das Motorengeräusch ihm bekannt vorkam, schaltete Parker vorsichtshalber die hauseigene Video-Überwachungsanlage ein, deren Steuerzentrale in einem Wandschrank im verglasten Vorflur untergebracht war.
Sekunden später leuchtete auf dem quadratischen Monitor ein kristallklares Bild auf. Mühelos durchdrang das Auge der elektronischen Kamera die tiefe Dämmerung des frühen Novemberabends.
Inzwischen hatte Schneeregen eingesetzt. Dem dunkelblauen Austin, der am Straßenrand parkte, entstiegen Mike Rander, eine sportliche Erscheinung von schätzungsweise vierzig Jahren, und dessen – fast – ständige Begleiterin, die attraktive Kathy Porter.
An der Eile, mit der sie zum Haus schritten, schien nicht nur der nasse Flockenwirbel schuld zu sein.
»Man erlaubt sich, einen möglichst angenehmen Abend zu wünschen«, sagte der Butler in seiner stets höflichen Art und verneigte sich andeutungsweise, als er dem jungen Paar die Tür öffnete.
Doch Rander erwiderte nicht mal den Gruß.
*
»Wo ist Mylady?« wollte der Anwalt atemlos wissen und stürmte an Parker vorbei in die Diele.
»Ist es wahr, Mister Parker?« erkundigte sich die hübsche Kathy.
»Sofern Sie auf den Umstand anspielen, daß Mylady vermutlich entführt worden ist«, erwiderte der Butler, »sieht man sich bedauerlicherweise genötigt, Ihre Frage mit ja zu beantworten, Miß Porter.«
»Also doch.« Randers sonnengebräunter Teint wirkte ungewöhnlich blaß. »Und wir glaubten beide an einen schlechten Scherz.«
»Darf man um Auskunft bitten, worauf Sie mit dieser Äußerung anzuspielen geruhen, Sir?« erkundigte sich Parker, während er den leicht verstört wirkenden Besuchern aus den Mänteln half.
»Vor einer Viertelstunde erhielt ich einen Anruf« berichtete der Anwalt und ließ sich in das aufwendig gearbeitete Ledersofa neben dem Kamin fallen. »Ein Unbekannter behauptete, er hätte Mylady entführen lassen. Er nannte auch gleich seine Lösegeldforderung: zehn Millionen Pfund!«
»Vermutet man recht, daß der Anrufer Ihnen von der Stimme her nicht bekannt war, Sir?« vergewisserte sich der Butler und schenkte Rander einen doppelten Cognac ein, was der Anwalt mit dankbarem Lächeln quittierte.
»Keine Ahnung, wer es war, Parker«, antwortete Rander resigniert. »Ich bin sicher, die Stimme noch nie gehört zu haben.«
»Aber er schien recht gut informiert zu sein, Mike«, warf Kathy Porter ein, die ebenfalls auf dem Ledersofa Platz genommen hatte und ausnahmsweise auch einen Schluck trank.
»Stimmt«, nickte der Anwalt. »Jedenfalls wußte er genau, daß ich als Myladys Vermögensberater ausreichende Vollmachten besitze, um die zehn Millionen lockerzumachen.«
»Wir dachten wirklich, uns wollte jemand auf den Arm nehmen, Mister Parker«, erzählte die zierliche, knapp dreißigjährige Kathy. »Vorsichtshalber haben wir dann aber doch hier angerufen, um uns zu vergewissern.«
»Als sich aber niemand meldete, wurde uns leicht mulmig, Parker«, übernahm Rander wieder den Faden. »Trotzdem glaubten wir nicht dran, bis wir hier eintrafen.«
»Wie konnte das nur passieren?« stieß Kathy Porter verzweifelt hervor. »Waren Sie denn nicht hier, Mister Parker?«
»In der Tat, Miß Porter«, bestätigte der Butler. »Meine bescheidene Wenigkeit hielt sich knapp zwei Stunden zu Einkäufen und anderen Besorgungen in der City auf.«
»Haben Sie denn schon rausbekommen, wie die Gangster ins Haus gekommen sind, Parker?« wollte der Anwalt wissen.
»Man fand bisher keinerlei Spuren, die auf ein gewaltsames Eindringen hindeuten, Sir«, gab der Butler Auskunft. »Man sollte der Annahme zuneigen, daß Mylady den Entführern die Haustür öffnete und auf der Schwelle überwältigt wurde.« Zur Erläuterung erwähnte er den Pompadour, der in einer Ecke lag und seiner Herrin offensichtlich entfallen war.
»Ich kann einfach nicht glauben, daß Mylady sich derart überrumpeln läßt«, warf die attraktive Kathy ein und schüttelte den Kopf.
»Du meinst, weil sie sich für die Detektivin des Jahrhunderts hält?« fragte Rander. »Jeder macht irgendwann mal Fehler.«
»Eine Feststellung, die man nur mit dem allergrößten Nachdruck unterstreichen