Lüge und Intrige: Der Bergpfarrer 255 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Es war ein ungutes Gefühl, mit dem Kathrin Bertram den Fahrstuhl bestieg, der sie in den achten Stock des Hochhauses bringen sollte, in dem ihr Verlobter, Tobias Marker, in einer kleinen Zweizimmerwohnung lebte. »Für mehr reicht's leider noch net«, hatte der angehende Arzt im Scherz gesagt. »Aber wenn ich erst einmal mit dem Studium fertig bin und Geld verdiene, dann baue ich uns ein Schloss!« »Ein kleines Häuschen im Grünen würd' mir schon reichen«, hatte die hübsche, junge Frau da schmunzelnd erwidert. Und dann hatten sie zusammengesessen und bei Käse und Rotwein von einer gemeinsamen Zukunft geträumt. Doch dieser Traum drohte zu platzen. Kathrin konnte es nicht sagen wieso, aber seit längerer Zeit schon wurde sie von einer bösen Ahnung verfolgt. Waren es wirklich Überstunden, die Tobias neben dem Studium in einem Altenheim machte? Oder steckte ganz was anderes dahinter? Grund an seiner Ehrlichkeit zu zweifeln, hatte sie bislang nicht gehabt. Corinna Desment, Kathrins Freundin, die sie seit dem Kindergarten kannte, hatte eine seltsame Bemerkung gemacht, als sie zusammen nach einem Kinobesuch noch in eine Kneipe gegangen waren. »Sag mal, stimmt das eigentlich?«, hatte sie gefragt und dabei ein bedeutungsvolles Gesicht gemacht. »Ich meine, das mit den vielen Überstunden?« Kathrin wusste zuerst nicht, worauf sie hinauswollte. »Wie meinst du das?«, hatte sie gefragt. Corinna zuckte die Schultern und fuhr sich durch das blonde kurz geschnittene Haar.
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Buchvorschau
Lüge und Intrige - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 255 –
Lüge und Intrige
Trau’, schau wem?
Toni Waidacher
Es war ein ungutes Gefühl, mit dem Kathrin Bertram den Fahrstuhl bestieg, der sie in den achten Stock des Hochhauses bringen sollte, in dem ihr Verlobter, Tobias Marker, in einer kleinen Zweizimmerwohnung lebte.
»Für mehr reicht’s leider noch net«, hatte der angehende Arzt im Scherz gesagt. »Aber wenn ich erst einmal mit dem Studium fertig bin und Geld verdiene, dann baue ich uns ein Schloss!«
»Ein kleines Häuschen im Grünen würd’ mir schon reichen«, hatte die hübsche, junge Frau da schmunzelnd erwidert.
Und dann hatten sie zusammengesessen und bei Käse und Rotwein von einer gemeinsamen Zukunft geträumt.
Doch dieser Traum drohte zu platzen. Kathrin konnte es nicht sagen wieso, aber seit längerer Zeit schon wurde sie von einer bösen Ahnung verfolgt.
Waren es wirklich Überstunden, die Tobias neben dem Studium in einem Altenheim machte? Oder steckte ganz was anderes dahinter?
Grund an seiner Ehrlichkeit zu zweifeln, hatte sie bislang nicht gehabt. Jedenfalls nicht bis zu jenem Tag, an dem Corinna ihr gegenüber Zweifel äußerte …
Corinna Desment, Kathrins Freundin, die sie seit dem Kindergarten kannte, hatte eine seltsame Bemerkung gemacht, als sie zusammen nach einem Kinobesuch noch in eine Kneipe gegangen waren.
»Sag mal, stimmt das eigentlich?«, hatte sie gefragt und dabei ein bedeutungsvolles Gesicht gemacht. »Ich meine, das mit den vielen Überstunden?«
Kathrin wusste zuerst nicht, worauf sie hinauswollte.
»Wie meinst du das?«, hatte sie gefragt.
Corinna zuckte die Schultern und fuhr sich durch das blonde kurz geschnittene Haar.
»Na ja, ich find’s halt komisch, dass Tobias so viel im Altenheim arbeitet«, antwortete sie. »Andere Studenten müssen es doch auch net.«
Kathi Bertram trank einen Schluck von ihrer Weinschorle. Sie und Tobias hatten sich vor einem halben Jahr kennen gelernt und ineinander verliebt. Während er Medizin studierte, wollte sie Rechtsanwältin werden. Bei der Größe der Uni war es eigentlich nicht verwunderlich, dass sie sich vorher noch nicht begegnet waren. Das Kennenlernen fand denn auch außerhalb des Unigeländes statt, auf einer Party, die irgendwer gab, und zu der jeder kommen konnte, der Lust hatte und bereit war, etwas für das Büffet oder die Getränke beizusteuern. Das Ganze sprach sich in der Uni herum, und just an dem Wochenende hatte Corinna eine Verabredung mit Kathi absagen müssen, weil ihre Mutter krank geworden war. Eigentlich hatten die Freundinnen gemeinsam zu dieser Party gehen wollen, nun stand Kathrin Bertram alleine in dem Trubel und kam sich sehr einsam vor.
Indes währte dieser Zustand nicht lange. Ein großer, schlanker Bursche trat auf sie zu und deutete auf die Schüssel in ihrer Hand.
»Nudelsalat?«, tippte er grinsend. »Das wäre dann, glaube ich, der siebte oder achte.«
Er hatte ein markantes, sympathisches Gesicht, mit dunklen Augen und einer wohlgeformten Nase. Die braunen Haare waren lockig und fielen ihm frech über die Stirn.
Kathrin verliebte sich auf der Stelle in ihn!
Sie schüttelte den Kopf.
»Exotischer Reissalat«, antwortete die Studentin.
»Echt? Zeig mal her.«
Ohne viel Federlesens nahm er ihr die Schüssel aus den Händen und öffnete den Deckel.
»Hm, riecht das lecker«, meinte er, nachdem er in die Schüssel geschaut und geschnüffelt hatte.
Er nickte ihr zu.
»Komm mal mit.«
Kathi folgte ihm durch das Gedränge. Die Party fand in einer Altbauwohnung statt. Wie sich herausstellte, zogen die Veranstalter, ein junges Paar, aus und gaben an diesem Abend ein Abschiedsfest. In dem bereits ausgeräumten Wohnzimmer waren zwei Tapeziertische für das Essen aufgebaut. Der Bursche stellte Kathis Salatschüssel zu den etlichen anderen, in denen zwar wirklich mehrere Nudelsalate waren, aber auch Pudding, Kräuterbutter und Quark mit Knoblauch. In einem großen Einwecktopf wurde »Chili con carne« warm gehalten, und ungefähr zwanzig Fladenbrote und Baguettes warteten darauf, verzehrt zu werden. Daneben stand auf einem Holzbock ein Bierfass, aus dem fleißig gezapft wurde, und an Rot- und Weißweinflaschen herrschte kein Mangel.
»Was magst’ denn trinken?«, fragte der Bursche, dessen Namen Kathrin immer noch nicht wusste.
»Ein Glas Wein.«
Er nickte.
»Rot oder Weiß?«
»Am liebsten Rotwein.«
Er nickte wieder.
»Kommt sofort.«
Damit war er verschwunden. Tauchte aber im nächsten Moment mit einer Flasche und zwei Gläsern wieder auf.
»Prost, ich heiße Tobias«, stellte er sich vor, nachdem er eingeschenkt hatte.
Sie nannte ihren Namen und prostete ihm zu.
»Na, dann bin ich ja mal auf deinen Salat gespannt«, meinte er und nahm sich einen Plastikteller von dem Stapel, der am Ende des Büffets stand.
Kathi hatte sich sehr viel Mühe mit dem Salat gegeben. Das Rezept stammte von ihrer Tante, einer Japanerin, die mit dem Onkel des Madels verheiratet war. Gespannt beobachtete sie Tobias’ Reaktion nach der ersten Gabel. Er kaute, leckte sich über die Lippen, dann weiteten sich seine Augen, und er schnappte nach Luft.
Um Gottes willen, hatte sie sich etwa mit den Gewürzen vertan?
»Nee«, grinste er, als er ihr Entsetzen sah, »der Salat ist ’ne Wucht!«
Kathi atmete erleichtert auf.
»Was ist denn da alles drin?«, wollte er wissen, während er Gabel um Gabel in sich hineinschaufelte.
Das war schnell erzählt, neben gekochtem Reis, als Hauptbestandteil, hatte die Studentin gebratene Shiitake-Pilze, Paprikaschoten, gekochtes Hühnchen und Salatgurke klein geschnitten und mit einer Marinade aus Reisessig, Sojasauce und Sesamöl vermengt und mit Salz, Pfeffer und Chilipulver gewürzt. Gerade mit Letzterem war sie aber sehr vorsichtig gewesen.
Eine Variante dieses Salates gab es auch mit Glasnudeln, aber Kathi hatte mit Recht befürchtet, dass es mehr als einen Nudelsalat auf der Party geben würde.
Irgendwie ergab es sich von selbst, dass Tobias an diesem Abend nicht mehr von ihrer Seite wich. Sie tanzten zusammen, aßen und tranken und unterhielten sich wunderbar. Kathi war selig, als er sich gleich am nächsten Nachmittag bei ihr meldete. Sie fuhren zum Schwimmen und waren von diesem Tag an fest zusammen.
*
All dies ging Katharina Bertram durch den Kopf, während der Aufzug nach oben fuhr. Corinnas immer wiederkehrenden Bemerkungen hatten sie allmählich fast verunsichert. Nicht einen Moment hatte sie wahrhaben wollen, dass Tobias sie belog und betrog.
Schließlich wollten sie in weniger als vier Wochen heiraten!
Der Medizinstudent hatte die letzte Prüfung mit Auszeichnung bestanden, in zwei Monaten würde er im Krankenhaus eine Praktikumsstelle antreten, und Kathis Eltern, der Vater war Rechtsanwalt und hielt einen Platz in der Kanzlei für die Tochter bereit, wollten Kathi und Tobias zur Hochzeit einen großen Zuschuss zum Hausbau schenken. Insofern konnten sie ihre Zukunft in rosigen Farben malen.
Und nun war sie auf dem Weg, ihrem Bräutigam hinterherzuspionieren – und ihn womöglich zu ertappen …
Eigentlich hatte Tobias heute seinen letzten Tag im Altenheim. Doch Corinna hatte vor zwanzig Minuten angerufen und behauptet, Tobias in Begleitung einer Frau gesehen zu haben. Die beiden hätten das Haus betreten, in dem Kathis Verlobter wohnte …
Die Studentin hatte erst gezögert, dann in dem Altenheim angerufen, in dem Tobias arbeitete.
Ihre Bestürzung war groß, als man ihr mitteilte, dass er das Heim vor gut einer Stunde verlassen habe …
Jetzt stand sie vor seiner Wohnungstür und zog den Schlüssel aus der Tasche, den er ihr überlassen hatte.
Kathi zögerte einen Moment, ehe sie ihn in das Schloss steckte.
Durfte sie das überhaupt?
Irgendwie fühlte sie