Lass die anderen reden: Fürstenkrone 166 – Adelsroman
Von Gitta Holm
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Das Zirkuszelt war fast leer. Hoch oben in der Kuppel saß Carlos Carelli, der tollkühne Luftakrobat, und wiegte sich sanft auf seinem Trapez hin und her. Er blickte auf die Frau im schwarzen Trikot, die in der Manege stand. Mit dem Rücken an eine hölzerne Scheibe gelehnt, wartete sie bewegungslos auf den ersten Wurf des Messerwerfers. Das Messer blitzte nur leicht auf, als es durch die Luft flog und sich mit dumpfem Schlag in das Holz bohrte. Bella blinzelte, aber nur einmal. »Eins«, flüsterte sie. Der Messerwerfer wählte eine neue Klinge, ließ den Finger daran entlanggleiten. Dann schleuderte er mit einer schnellen Drehung auf dem Ballen seines linken Fußes, kaum das Ziel anpeilend, das Messer nach dem Brett. Für den Bruchteil einer Sekunde schien es in der Luft zu hängen, bevor es die andere Seite neben dem Kopf der Frau im schwarzen Trikot traf. »Zwei«, zählte Bella dann wieder. Tolle Frau, dachte Carlos Carelli auf seinem Trapez, während er mit steigender Bewunderung die spannende Darbietung der Zirkusnummer verfolgte. Und dabei ist sie keineswegs mehr taufrisch, sondern bestimmt schon etliches über dreißig. Welche Frau in diesem Alter wagt es, sich solch einer gefährlichen Situation auszusetzen? Mein Trapezakt ist auch nicht ohne Risiko, aber immerhin bin ich erst neunzehn. Da nimmt man einiges in Kauf. Das nächste Messer traf das Brett wie ein Blitz, fast Bellas Hüfte streifend. Da durchdrang eine Stimme die herrschende Stille: »Du wirfst zu nah!«
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Rezensionen für Lass die anderen reden
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Buchvorschau
Lass die anderen reden - Gitta Holm
Leseprobe:
Keine Wahrheit ohne Schmerzen
LeseprobeViola Maybach´s Topseller. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten Der kleine Fürst
nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie Der kleine Fürst
in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt Das Tagebuch der Christina von Rothenfels
, Rosenweg Nr. 5
, Das Ärztehaus
und eine feuilletonistische Biografie. Der kleine Fürst
ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Fürstenkrone
– 166 –
Lass die anderen reden
Roman um eine ungewöhnliche Liebe
Gitta Holm
Das Zirkuszelt war fast leer. Hoch oben in der Kuppel saß Carlos Carelli, der tollkühne Luftakrobat, und wiegte sich sanft auf seinem Trapez hin und her. Er blickte auf die Frau im schwarzen Trikot, die in der Manege stand. Mit dem Rücken an eine hölzerne Scheibe gelehnt, wartete sie bewegungslos auf den ersten Wurf des Messerwerfers.
Das Messer blitzte nur leicht auf, als es durch die Luft flog und sich mit dumpfem Schlag in das Holz bohrte. Bella blinzelte, aber nur einmal. »Eins«, flüsterte sie.
Der Messerwerfer wählte eine neue Klinge, ließ den Finger daran entlanggleiten. Dann schleuderte er mit einer schnellen Drehung auf dem Ballen seines linken Fußes, kaum das Ziel anpeilend, das Messer nach dem Brett. Für den Bruchteil einer Sekunde schien es in der Luft zu hängen, bevor es die andere Seite neben dem Kopf der Frau im schwarzen Trikot traf. »Zwei«, zählte Bella dann wieder.
Tolle Frau, dachte Carlos Carelli auf seinem Trapez, während er mit steigender Bewunderung die spannende Darbietung der Zirkusnummer verfolgte. Und dabei ist sie keineswegs mehr taufrisch, sondern bestimmt schon etliches über dreißig. Welche Frau in diesem Alter wagt es, sich solch einer gefährlichen Situation auszusetzen? Mein Trapezakt ist auch nicht ohne Risiko, aber immerhin bin ich erst neunzehn. Da nimmt man einiges in Kauf.
Das nächste Messer traf das Brett wie ein Blitz, fast Bellas Hüfte streifend. Da durchdrang eine Stimme die herrschende Stille: »Du wirfst zu nah!«
Wütend drehte Pietro Farkas, der Messerwerfer, sich um.
Joschka, der Zwerg, der bislang stumm an der Rampe gestanden hatte, starrte ihn aus angsterfüllten Augen an.
»Schon wieder du!«, zischte der Messerwerfer wütend. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst mich nicht beim Training stören?«
Demütig duckte sich der Zwerg. Pietro Farkas wandte sich Bella zu. Sie lächelte. »Mach nur weiter, Pietro, und wirf das letzte Messer.«
Ihr Lächeln schien den Mann mit der artistischen Treffsicherheit augenblicklich zu besänftigen. Das Messer landete genau am rechten Fleck. »Schluss für heute!«, sagte er und begann, seine Utensilien sorgsam einzusammeln.
»Ich geh mich umziehen«, sagte Bella Zarretti, die eigentlich Ilse Petersen hieß, und verließ die Manege.
»Es tut mir so leid«, stieß Joschka heraus. »Ich hatte Angst – er trifft dich!«
Bella strich ihm übers Haar und lachte. Sie mochte den kleinen Kerl gern. »Unkraut vergeht nicht!«, scherzte sie umbekümmert und begab sich zu ihrem Wohnwagen.
Sie hatte gerade ihr Trikot abgestreift und war in ihren bequemen flauschigen Bademantel geschlüpft, als ihr Blick auf das Titelblatt eines Pariser Modemagazins fiel. Es war ein Hochzeitsfoto, und die Braut, die ihr in einem Traum aus Weiß entgegenlachte, war ihre Tochter Marietta. Der Bräutigam hieß Daniel von der Meden, war ein österreichischer Baron und Erbe eines Millionenvermögens.
Bella bekam weiche Knie. Sie musste sich setzen, sosehr hatte die freudige Nachricht sie getroffen. Sie überhörte das Klopfen. Erst als jemand mit lauter Stimme ihren Namen rief, fuhr sie erschrocken hoch und riss die Wohnwagentür auf.
»Komm herein, Silvio!«, forderte sie einen breitschultrigen Riesen mit eisgrauen Haaren auf. Es war der Zirkusdirektor persönlich, der ihr seinen täglichen Besuch abstattete.
»Hallo, Bella, wie geht’s?«, fragte er und ließ sich in einen bequemen Sessel fallen. »Du strahlst ja wie eine Wunderkerze«, stellte er fest. »Hast du im Lotto gewonnen?«
»So etwas Ähnliches«, gab sie zurück. »Das Kind hat geheiratet.«
»Das Kind? Welches Kind?«
»Na, hör mal. Du tust, als ob ich ein halbes Dutzend davon hätte. Marietta hat geheiratet.«
Silvio Bertini richtete sich steil auf. »Das darf doch wohl nicht wahr sein.«
»Und ob es wahr ist. Hier steht es dick gedruckt auf Französisch. Du kannst doch Französisch, oder nicht?«
»Genug, um mich verständlich zu machen. Aber sag’s mir in schlichtem Deutsch.«
»Also: Sie hat einen österreichischen Baron geheiratet, der Daniel von der Meden heißt. Und reich ist er auch noch. Millionenschwer. Mir ist ganz flau im Magen. Stell dir vor: Ich bin Schwiegermutter, Silvio.«
»Und warum erfährst du aus einem Klatschmagazin, dass deine Tochter geheiratet hat?«, erkundigte sich Bertini argwöhnisch. »Für gewöhnlich pflegt man die eigene Mutter zur Hochzeit einzuladen.«
Bella fuhr sich durch die schwarzgelockten Haare. »Ganz bestimmt hat sie mich eingeladen«, sagte sie leicht entrüstet. »Aber vielleicht hat sie noch an unsere alte Gastspieladresse geschrieben, und der Brief wird mir nachgesandt.«
»Mach dir nichts vor, Bella«, sagte Bertini hart. »Ich will dir sagen, wo die Einladung zur Hochzeit für dich geblieben ist.«
»Wo denn?«
»Bei allen anderen nicht abgeschickten Einladungskarten. Deine bezaubernde kleine Tochter hat sie niemals abgeschickt.«
Bella sah ihren alten Freund und Berufskollegen erschrocken und vorwurfsvoll an.
»Das darfst du nicht sagen, Silvio. So ist Marietta nicht. Sie ist ein Zirkuskind. Niemals würde sie so etwas tun. Bestimmt nicht. Darauf könnte ich tausend Eide schwören.«
»So? Dann sieh nur zu, dass du keinen Meineid leistest. Sie war ein Zirkuskind, bis du sie in diesem Elite-Internat von Millionärstöchtern hast verderben lassen.«
»Verderben?« Bella sprang auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Marietta hat so viel gelernt, wie du in deinem ganzen Leben nicht in deinen Hirnkasten hineinbekommst, mein Lieber. Sie spricht akzentfrei Englisch und Französisch und –«
»Na, hoffentlich hat sie ihre Muttersprache nicht verlernt«, fiel der Riese ihr ins Wort.
»Sie ist eine richtige Dame geworden. Und jetzt sogar eine echte Baronin!«, überstimmte ihn seine langjährige Freundin.
»Schön und gut, Bellalein. Aber Aristokratinnen schämen sich vielleicht, eine Mutter zu haben, die beim Zirkus ist und Abend für Abend als Zielscheibe für einen Messerwerfer in der Manege auftritt.«
»Marietta ist nicht so. Sie würde sich niemals ihrer Mutter schämen«, beharrte Bella leidenschaftlich. »Du bist heute richtig eklig, Silvio.«
»Tut mir sehr leid. Ich hab’s nicht so gemeint«, grummelte er reuevoll. »Vielleicht kommt es daher, weil ich selbst so große Sorgen habe.«
Sofort schwenkte Bellas Stimmung um, und sie sah den alten Weggefährten mitfühlend an.
»Was ist los? So rede schon. Können wir die Platzmiete nicht bezahlen? Oder ist jemand von der Truppe ausgebüxt?«
»Schlimmer. Wir stehen kurz vor der Pleite.«
»Ach, du großer Gott!« Bella hielt den Atem an. »Das ist ja entsetzlich!« Sie vergaß das Hochzeitsfoto auf dem Modemagazin, den unbekannten Schwiegersohn, ja, sogar die Tochter, die vergessen hatte, die eigene Mutter zur Hochzeit einzuladen. All das war für Bella Zarretti, die Vollblutartistin, zwar wichtig, aber es bildete jetzt nicht mehr die Hauptsache ihres Lebens. Marietta war versorgt. Marietta hatte bekommen, was die Mutter ihr immer gewünscht hatte. Jetzt galt ihre einzige Sorge dem Zirkus Bertini.
»Ich habe noch einige Ersparnisse auf der Bank«, sagte sie nach kurzem Überlegen. »Die Versicherungssumme, die Max vor seinem Unfalltod abgeschlossen hatte, war