Zum Fest der Liebe
Von Debbie Macomber
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Über dieses E-Book
Für die alleinstehende Emily scheint es ein einsames Weihnachtsfest zu werden - bis sie zufällig dem attraktiven Ray Brewster begegnet. Während leise der Schnee auf Boston rieselt, beginnt in ihrem Herzen eine warme Flamme zu lodern. Denn Rays Blicke versprechen ihr ein zärtliches Geschenk: Liebe … Rays Bruder Charles jedoch findet, dass Weihnachten abgeschafft gehört. Wie jedes Jahr flieht er vor dem schwärzesten Tag des Jahres. Doch diesmal hat die Rechnung ohne Emilys Freundin Faith gemacht, eine ebenso schöne wie entschlossene Weihnachts-Romantikerin …
Debbie Macomber
Debbie Macomber is a #1 New York Times and USA TODAY bestselling author and a leading voice in women’s fiction today. She is a multiple award winner with more than 200 million copies of her books in print. Five of her Christmas titles have been made into Hallmark Channel Original Movies, as well as a series based on her bestselling Cedar Cove stories. For more information, visit her website:www.DebbieMacomber.com.
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Zum Fest der Liebe - Debbie Macomber
Debbie Macomber
Zum Fest der Liebe
IMPRESSUM
JULIA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2004 by Debbie Macomber
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 252008 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Gudrun Bothe
Fotos: RJB Photo Library / gettyimages
Veröffentlicht im ePub Format im 04/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-311-0
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weihnachten 2008
Bilder/pic0.jpgLiebe Leserinnen,
liebe Leser,
meine Begeisterung für herzerfrischende Romane, die in der Weihnachtszeit spielen, ist immer noch ungebrochen. Ich denke, wir alle können während der anstrengenden Vorbereitungen für die Festtage etwas Entspannung gebrauchen. Also, suchen Sie sich den bequemsten Sessel aus, gönnen Sie sich eine Tasse Tee oder Kaffee und lassen Sie sich in die Wunderwelt von Weihnachten entführen ...
Ich bin sicher, es wird sie amüsieren, was zwei Menschen alles passieren kann, wenn sie sich entschließen, über Weihnachten ihr trautes Heim zu tauschen. Man versetze einen Weihnachts-Muffel in eine Stadt, die von Weihnachten geradezu besessen ist, und füge eine Horde ausgesprochen anhänglicher Nachbarskinder hinzu. Weiterhin eine ungewöhnliche Truppe von Schauspielern, eine Tochter, die mit ihrem neuen Freund durchgebrannt ist, und eine Witwe, die in einer Stadt festsitzt, in der sie keine Menschenseele kennt.
Zu dieser Mischung gebe man noch eine Prise Romantik, aufrichtige Freundschaft und eine überbesorgte Mutter, die alles dafür tun würde, ihre beiden unverheirateten Söhne endlich vor dem Altar stehen zu sehen. Das ist die ganze Zauberformel.
Hört sich das nicht nach einem kurzweiligen Lesevergnügen an? Ich hoffe, Sie haben Spaß an dieser Weihnachts- Komödie, können von Herzen lachen und sich dabei langsam auf die Weihnachtszeit einstimmen.
Ihre
Debbie Macomber
1. KAPITEL
„Was soll das heißen, du kommst Weihnachten nicht nach Hause?" Emily Springer presste den Hörer fester ans Ohr, als würde das die ungeheure Eröffnung ihrer Tochter verständlicher machen.
„Mom, ich kann mir vorstellen, wie enttäuscht du jetzt bist …"
Das war noch mehr als milde ausgedrückt. Jeden Cent hatte Emily zusammengekratzt, um das Flugticket bezahlen zu können. Heather studierte zwar in Harvard, doch die Ferien verbrachten sie grundsätzlich zusammen. Und jetzt teilte ihre einzige Tochter ihr einfach so mit, sie würde Weihnachten nicht nach Hause kommen.
„Was kann denn wichtiger sein, als das Christfest zusammen mit der Familie zu verbringen?" Emily versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anhören zu lassen.
Heather zögerte mit der Antwort. „Ich … ich habe in den nächsten zwei Wochen sehr viel zu tun, Mom. Glaub mir, ich würde wirklich gerne kommen, aber … ich kann nicht."
Emily versuchte, den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken.
Heather war einundzwanzig. Da war es ganz natürlich, wenn sie eines Tages ihre eigenen Wege ging. Doch in den letzten elf Jahren hatte es eben immer nur sie beide gegeben. Und der Gedanke, zum Fest der Liebe von ihrem einzigen Kind getrennt zu sein, trieb Emily heiße Tränen in die Augen.
„Du hast doch die Nachbarskinder zum Verwöhnen", versuchte Heather sie zu trösten.
Die sechs Kennedy-Sprösslinge würden sicher nichts dagegen haben, Emilys hausgemachte Kekse, Bonbons und andere traditionelle Weihnachtsleckereien in sich hineinzustopfen, aber das war nicht dasselbe.
Emily fand es völlig in Ordnung, dass Heather jetzt ihr eigenes Leben führte. Sie war sogar stolz auf ihre Selbstständigkeit und Unabhängigkeit.
Aber ihr Kind ausgerechnet zu Weihnachten so weit weg von zu Hause zu wissen, das war einfach zu hart – besonders, weil sie sich bisher so nah gewesen waren.
„Und was soll ich mit dem Geld machen, das ich für dein Flugticket zusammengespart habe?"
„Mir ein Flugticket für Ostern kaufen."
Drei Wochen vor Weihnachten war für Emily plötzlich alle Vorfreude und Feststimmung wie weggeblasen.
„Ich muss jetzt aufhören, Mom. „Ich weiß … können wir vielleicht später noch einmal darüber reden? Ich meine … es muss doch irgendeinen Weg geben, dass wir uns sehen.
Erneut schien Heather zu zögern. „Dir wird es auch ohne mich gut gehen, Mom."
„Ja, natürlich …", murmelte Emily und versuchte, sich zusammenzureißen. Auf keinen Fall wollte sie Heather gegenüber als mitleiderregende anhängliche Mutter erscheinen oder ihr gar Schuldgefühle einflößen.
„Und du?, fragte sie deshalb betont munter. „Wirst du ganz allein sein?
„Über Weihnachten meinst du? Offenbar musste Heather ebenso um Haltung ringen wie sie. Emily war gerührt. „Ich habe Freunde hier, mit denen ich mich vielleicht zusammentue, aber das ist natürlich nicht dasselbe.
Genau, dachte Emily. Es ist einfach nicht dasselbe.
Und Weihnachten war nun einmal Weihnachten.
Emily straffte die Schultern. „Wir schaffen das schon."
„Aber natürlich, Mom."
„Ich melde mich bald wieder."
Nachdem sie aufgelegt hatte, ließ sie sich in den nächststehenden Sessel fallen und starrte zur Decke empor. Energisch versuchte sie, ihre trüben Gedanken zu verscheuchen und die aufsteigende Depression zu bekämpfen.
Doch es wollte ihr einfach nicht gelingen, sich auf etwas Konkretes zu konzentrieren. Um jetzt ein Buch zu lesen oder einen Film anzuschauen war sie viel zu ruhelos. Das Haus erschien ihr plötzlich so … leblos und düster. Ein ganz ungewohntes Gefühl. Vielleicht lag es ja daran, dass sie noch nicht mit der Weihnachtsdekoration begonnen hatte, weil sie wusste, wie sehr Heather es liebte, ihr dabei zu helfen.
Oh ja, sie hatten ihre ganz eigenen Traditionen. Heather kümmerte sich stets um die Kamingirlande, in deren Mitte sie ihre Lieblingsdekoration hängte – einen kleinen, antiken Engel, der einst ihrer Großmutter gehörte. Währenddessen schmückte Emily für gewöhnlich Fenster und Fensterbänke mit Girlanden, Kerzen und Weihnachtssternen. Dann hängten sie gemeinsam Kugeln und Sterne, die Emily über die Jahre gesammelt hatte, an den Christbaum.
Manchmal dauerte es einen halben Tag, bis sie sich für ihren Tannenbaum entschieden. Leavenworth, eine kleine Stadt im Bundesstaat Washington, lag am Fuß der Cascade Mountains, umgeben von dichten Wäldern. So bot sich ihnen ein beeindruckendes Angebot von gut gewachsenen Tannen und Fichten.
Aber warum überhaupt das Haus dekorieren?
Dieses Weihnachtsfest würde das schlimmste nach Peters Tod sein. Elf Jahre war es jetzt her, dass ihr Mann bei einem Unfall in einer Sägemühle ums Leben kam. Vor seinem Tod war ihr Leben eine heitere Idylle gewesen, genauso, wie sie es sich immer erträumt hatte.
Bereits auf der Highschool waren sie ein Paar und heirateten im Sommer nach ihrem Abschluss. Von Beginn an prägten Vertrauen und Kameradschaft ihre Ehe. Ein Jahr später wurde Heather geboren.
Peter unterstützte Emily dabei, ihr Pädagogikstudium zu beenden, und gemeinsam beschlossen sie, auf weiteren Familienzuwachs zu verzichten. Mit Heather zusammen waren sie eine eingeschworene Gemeinschaft gewesen. Bis zu jenem Tag, als ihre kleine Welt zusammenbrach.
Peters Lebensversicherung reichte für die Beerdigung und dafür, den drohenden finanziellen Kollaps abzuwenden. Emily investierte das Geld mit Bedacht in einen Fonds. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, arbeitete sie weiterhin als Vorschullehrerin. Sie und Heather standen sich so nahe, wie Mutter und Tochter es nur konnten. Und tief in ihrem Herzen wusste Emily, dass Peter stolz auf seine Tochter wäre, wenn er sie jetzt sehen könnte.
Ihr Stipendium für Harvard hatte sie sich redlich verdient. Doch es reichte nicht aus, um alle Kosten zu decken. Ab und zu schoss Emily etwas von den Erträgen aus dem Fonds dazu, um Heather zu unterstützen.
Sie selbst lebte sehr bescheiden, ihre einzige Extravaganz war ein üppiges Weihnachtsfest. In den letzten zwei Jahren hatten Heather und sie es zusammen verbracht, obwohl ihre Tochter da schon in Boston lebte.
Und nun das … Mit hängenden Schultern schlich Emily hinüber in ihr Arbeitszimmer und starrte auf den dunklen Monitor ihres PCs.
Faith würde verstehen, wie sie sich gerade fühlte. Sie würde ihr den Trost spenden, den sie brauchte. Obwohl zehn Jahre jünger als Emily, waren Faith und sie beste Freundinnen, die regelmäßig Kontakt zueinander hielten, unter anderem auch per E-Mail. Beide waren Lehrerinnen. Auch später, nachdem Faith fortgezogen war, ließen sie den Kontakt nicht abreißen.
Faith, seit fünf Jahren geschieden und viel mutiger und selbstbewusster als Emily, lebte inzwischen in der Gegend von Oakland Bay bei San Francisco. Sie unterrichtete an einer Junior Highschool Literatur.
Die traurige Nachricht über Heathers geänderte Weihnachtspläne konnte und wollte Emily ihrer Freundin nicht per E-Mail mitteilen. Zu dringend brauchte sie ihre Zusicherung, dass sie auch ohne ihre erwachsene Tochter die Weihnachtstage überstehen würde.
Sie griff zum Telefon, wählte Faith’ Nummer und hoffte inbrünstig, sie an einem Sonntagnachmittag überhaupt zu Hause anzutreffen. Sie hatte Glück. Faith antwortete bereits nach dem zweiten Klingeln.
„Hi, hier ist Emily." Klang ihre Stimme auch wirklich so heiter und sorglos wie beabsichtigt?
„Was ist passiert?"
Offenbar nicht. Wie gut Faith sie doch kannte. Ohne Punkt und Komma sprudelte Emily alles heraus, was Heather ihr erzählt hatte.
„Sie hat einen Freund", entschied Faith.
„Na ja, sie erwähnte mal einen Ben. Das ist aber schon eine Weile her. Es hörte sich allerdings nicht nach einer ernsthaften Beziehung an."
„Und das nimmst du ihr ab?"
Faith tendierte dazu, etwas zynisch zu reagieren, besonders, wenn es um Beziehungen ging. Emily warf ihr das nicht vor. Wie sie hatte auch Faith ihre Collegeliebe geheiratet und es fünf quälende Jahre in dieser Ehe ausgehalten. Kurz nach ihrer Scheidung zog sie nach Leavenworth und fand Trost in ihrer Freundschaft mit Emily.
„Ich bin sicher, Heather würde es mir erzählen, wenn es einen Mann in ihrem Leben gäbe, behauptete Emily nervös. „Aber sie hat kein Wort in dieser Richtung erwähnt. Es ist die Uni und der immense Lerndruck … jedenfalls habe ich es so verstanden. Trotzdem fühle ich mich irgendwie betrogen. Albern, nicht wahr?
„Nein, denn für mich hört sich das alles nach einer ziemlich fadenscheinigen Ausrede an. Vertrau mir, da steckt ein Kerl dahinter."
Das wollte Emily zwar nicht akzeptieren, aber sie hatte auch keine Lust, mit ihrer Freundin sinnlos zu argumentieren. „Freund oder nicht …, sagte sie seufzend. „Auf jeden Fall bin ich allein über die Feiertage. Wie soll ich da in Weihnachtsstimmung kommen?
Faith lachte. „Du lebst in Leavenworth! Schau einfach aus dem Fenster."
Und das tat Emily. Wenn irgendein Ort Santa’s Village ähnelte, dann war es Leavenworth. Die gesamte Stadt erstrahlte in hellstem Weihnachtslichterglanz. Touristen aus dem ganzen Land besuchten alljährlich die kleine Gemeinde, die einst von deutschen Emigranten gegründet worden war.
Jedes Jahr gab es Weihnachtsumzüge, Prozessionen und das traditionelle Christbaumanzünden, daneben noch alle Arten von Wintersport.
Emilys Haus war etwa sechzig Jahre alt und lag nur einen Block vom Zentrum entfernt. Der Stadtpark begann gleich auf der anderen Straßenseite. Bereits Anfang Dezember zogen immer wieder Gruppen von Sternsängern in historischen Kostümen durch die Nachbarschaft. Einige saßen in offenen Pferdeschlitten, andere sammelten sich unter den Straßenlaternen und sangen Weihnachtslieder. Die ganze Stadt wirkte wie ein nostalgisches Weihnachtsgemälde.
„Ohne Heather bedeutet mir das alles gar nichts, behauptete Emily trübe. „Ich glaube, ich werde dieses Jahr auf einen Baum verzichten.
„Das ist nicht dein Ernst!"
„Oh doch."
„Was du brauchst, meine Liebe,