Das Tagebuch der Verführungen
Von Barbara Dunlop
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Über dieses E-Book
Höchst verführerisch - und ebenso gefährlich: Die schöne Niki hat die Macht, Sawyer Laytons Familie zu zerstören. Um ihr schnellstmöglich das Handwerk zu legen, verfolgt Sawyer sie bis in die Wildnis von Colorado. Dort hat sich Niki im Haus ihrer Brüder versteckt und sucht verzweifelt nach dem berüchtigten Tagebuch ihrer Mutter - dasselbe Tagebuch, hinter dem Sawyer her ist. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Sawyer muss das Buch finden, bevor es einen Skandal provozieren kann. Und bevor er komplett Nikis fataler erotischer Anziehungskraft verfällt …
Barbara Dunlop
Barbara Dunlop hat sich mit ihren humorvollen Romances einen großen Namen gemacht. Schon als kleines Mädchen dachte sie sich liebend gern Geschichten aus, doch wegen mangelnder Nachfrage blieb es stets bei einer Auflage von einem Exemplar. Das änderte sich, als sie ihr erstes Manuskript verkaufte: Mittlerweile haben die Romane von Barbara Dunlop weltweit eine begeisterte Leserschaft gefunden.
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Buchvorschau
Das Tagebuch der Verführungen - Barbara Dunlop
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2013 by Barbara Dunlop
Originaltitel: „Millionaire in a Stetson"
erschienen bei: Harlequin Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1862 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Peter Müller
Fotos: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733721022
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
In der bedrückenden Stille des Krankenzimmers hielt Niki Gerard ihrer schlafenden Mutter die Hand.
Das Seabreeze Hospital in Washington war eine Luxusklinik, die sich auf reiche Privatpatienten spezialisiert hatte. Entsprechend edel sah das Krankenzimmer aus. Designermöbel ersetzten die sonst üblichen Billigstühle. Gegenüber vom Bett hing ein großer Flachbildschirm, über den man nicht nur fernsehen, sondern auch das Internet nutzen konnte. Die Wände waren nicht steril weiß, sondern in angenehmen Pastelltönen gestrichen, die Bilder Originale, keine Drucke.
Doch auch die geschmackvolle Einrichtung konnte nicht darüber hinwegtäuschen, was dieser Raum war: ein Krankenzimmer. Die schlafende Gabriella Gerard war an zahlreiche Überwachungsgeräte angeschlossen, und über einen Tropf erhielt sie ständig Morphium.
Sie wirkte abgemagert. Nicht dramatisch, sie lag nur etwa fünf Pfund unter ihrem Idealgewicht, aber ihre Tochter Niki hatte in den vergangenen zwei Wochen schmerzlich feststellen müssen, dass man es einem Menschen durchaus ansah, warum er an Gewicht verloren hatte. Ob durch Sport und eine gesunde Diät – oder durch eine kräftezehrende lebensbedrohliche Krankheit.
Ihre vierzigjährige Mutter war an einer äußerst seltenen und hochgefährlichen Virusinfektion erkrankt. Mit Mühe und Not hatte sie heftige Fieberschübe überstanden, aber ihr Herz hatte dadurch sehr gelitten. Insgesamt war sie sehr schwach.
Gabriellas Lider flatterten. Plötzlich öffnete sie die Augen.
„Niki?" Sie wirkte verwirrt und verängstigt.
„Ich bin hier, Mom."
Krampfhaft drückte Gabriella die Hand ihrer Tochter. „Du … musst gut auf dich aufpassen."
„Ja, natürlich. Zärtlich strich Niki ihrer Mutter über den Arm. „Mach dir um mich keine Gedanken. Du brauchst deine Ruhe.
Gabriella hob den Kopf etwas an und sah sich im Zimmer um. Dann flüsterte sie: „Du weißt, wo das Geld ist?"
„Ja, das hast du mir doch gestern schon gesagt. Es ist in der Schweiz."
„Du … du wirst es brauchen."
Niki wusste, welch großes Vermögen ihre Mutter allein im Inland besaß. Das allein würde reichen, um sie ein Leben lang zu versorgen. Wofür sollte sie denn noch mehr Geld benötigen?
„Wir müssen es noch einmal durchgehen, forderte ihre Mutter mit schwacher Stimme. „Bitte …
„Die Geheimzahl für das Konto?, fragte Niki. „Na gut. Mein Geburtsdatum, dein Geburtsdatum und dann noch unsere Hausnummer.
Eigentlich hatte sie gehofft, die erhöhten Morphiumgaben würden ihre Mutter ruhiger machen. Doch das Gegenteil schien der Fall zu sein.
„Sie dürfen es auf keinen Fall bekommen", flüsterte Gabriella keuchend.
„Von wem redest du überhaupt?"
„Du darfst ihnen nicht trauen. Du darfst keinem von ihnen trauen."
„Ganz ruhig, Mom, alles ist in bester Ordnung. Keiner kann an das Geld."
„Es ist wirklich wichtig, Niki. Das Tagebuch ist deine einzige Chance. Es garantiert deine Sicherheit, es hält sie davon ab … Gabriella schien den Faden zu verlieren. „Wilton.
Sie seufzte tief. „Himmel, ich wünschte …"
Das Tagebuch? Gabriella sorgte sich um ihr Tagebuch? Niki hatte es zwar nie zu Gesicht bekommen, aber sie wusste, dass ihre Mutter über viele Jahre eines geführt hatte. Sie hatte immer darüber gescherzt, dass es ungeheure Geheimnisse barg. Intime Details über die verheirateten Männer, die mit ihr eine Affäre gehabt hatten …
Kraftlos stemmte sich Gabriella in den Kissen hoch. „Sie wissen es. Zu viele Menschen wissen …" Plötzlich schien eine Welle des Schmerzes sie zu durchströmen. Sie stieß einen Schrei aus und sackte aufs Laken zurück.
Niki sprang aus ihrem Stuhl auf. „Mom …"
„Sie dürfen auf keinen Fall das Tagebuch bekommen." Gabriella presste die Lippen zusammen und atmete schwer.
Niki bekam furchtbare Angst. Sofort drückte sie den Knopf, der die Krankenschwester alarmierte. „Mom, bitte …"
Gabriella riss die Augen weit auf, dann wurde ihr Blick plötzlich leer.
Niki hatte Tränen in den Augen. „Die Krankenschwester kommt gleich. Halt durch, Mom."
Der Bildschirm des Herzüberwachungsgeräts, der eben noch wilde Zacken gezeigt hatte, präsentierte nun eine durchgehende gleichmäßige Linie.
In diesem Moment liefen zwei Schwestern ins Zimmer. Sie drängten Niki beiseite, um sich um ihre Mutter zu kümmern.
Niki nahm alles, was nun geschah, wie durch eine Nebelwand wahr. Ein Arzt kam, dann noch einer. Doch alle Wiederbelebungsversuche waren vergeblich. Dann wich die hektische Betriebsamkeit einer betroffenen Ruhe und Resignation. Einer der Ärzte zog Gabriella die Decke übers Gesicht, und eine der Krankenschwestern führte Niki auf den Gang und bat sie mit beruhigenden Worten, auf einem Stuhl Platz zu nehmen.
Gabriella war tot. Nikis schöne temperamentvolle unbezähmbare lebenslustige Mutter war nicht mehr lebendig. Viel zu früh gestorben.
Niki fühlte eine bleierne Schwere in sich. Plötzlich bekam sie das Gefühl, als ob jemand sie beobachtete. Nur eine Person war im Gang, weit vorne bei den Glastüren. Ein Mann in einem Anzug. Als er sah, dass sie ihn bemerkt hatte, wandte er sich schnell um und verschwand.
Gabriellas Worte hallten in ihrem Kopf nach. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Ein Tagebuch voller Geheimnisse, Geld auf einem Schweizer Nummernkonto und unheimliche Unbekannte, die Gabriella immer nur „sie" genannt hatte.
„Oh je, Mom, murmelte Niki vor sich hin. „Was hast du nur angestellt?
1. KAPITEL
Drei Monate später hatte Niki sich daran gewöhnt, mit einer Lüge zu leben. Das Schlimmste daran war nicht einmal die Angst, entdeckt zu werden. Nein, am unerträglichsten war es, dass sie sich inzwischen wünschte, dass die Lüge Wirklichkeit werden würde.
Das bemerkte sie zum ersten Mal, als Sawyer Smith im Ranch-Haus ihres Halbbruders erschien, wo gerade Bauarbeiten in vollem Gange waren.
Sawyer war eine imposante Erscheinung: gepflegter als die meisten Cowboys, gründlich rasiert, mit kurzem Haar. Er hatte breite Schultern und kräftige Hände und strahlte eine unnachahmliche Lässigkeit aus.
Niki kniete auf dem Holzfußboden, eine Bohrmaschine in der Hand. Ihre Jeans waren schmutzig, ihr T-Shirt verschwitzt, und sie hatte Sägemehl im Haar.
„Ich habe gestern das Raklin-Anwesen übernommen", erzählte Sawyer stolz ihrem Halbbruder Reed. Mehr oder weniger heimlich beobachtete Niki die beiden. So attraktiv Reed auch war – Sawyer übertraf ihn. Er war ein wenig schlanker, offenbar trieb er viel Sport. Jede Modelagentur hätte ihn mit Kusshand genommen. Und seine dunkelblauen Augen waren einfach umwerfend.
„Na dann, willkommen in Lyndon Valley", antwortete Reed freundlich und schüttelte Sawyer die Hand.
Sawyer warf einen Blick zu Niki herüber, und schnell wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Er brauchte ja nicht zu merken, dass sie ihn angestarrt hatte!
Normalerweise stand sie nur auf weltgewandte Männer, städtische Typen eben. Aber in letzter Zeit war viel passiert; sie hatte aus Washington fliehen und sich ins ländliche Colorado zurückziehen müssen, ins Gebiet der Rinderzüchter.
Und plötzlich fand sie Cowboys gar nicht mehr so unattraktiv …
Nicht, dass das eine Rolle spielen würde. Kein Mann würde sich für sie interessieren, solange sie so aussah wie jetzt.
In Washington hatte sie ihr blondes Haar lang getragen, immer perfekt frisiert. Sie hatte Kontaktlinsen gehabt und ihr Penthouse stets geschminkt verlassen, in elegantem Outfit. Sie war ins Theater gegangen und hatte in Sternerestaurants gespeist.
Ihre Mutter hatte ihr beigebracht: Wenn ein Mann nicht mindestens einen Mercedes oder Jaguar fuhr, konnte er genauso gut auf einem Fahrrad daherkommen. Er war dann eindeutig unter ihrer Würde.
Aber da war sie auch noch Niki Gerard gewesen.
Hier in Lyndon Valley war sie Nellie Cooper, die harmlose unauffällige Halbschwester von Reed und Caleb Terrell. Sie trug ihr Haar jetzt kurz und brünett gefärbt. Statt Kontaktlinsen besaß sie wieder eine Brille. Make-up hatte sie schon seit Wochen nicht mehr aufgelegt, und ihre Jeans hatten im Kramerladen in Lyndon City nicht mal zwanzig Dollar gekostet.
Niemand aus ihrem alten Leben hätte sie so erkannt. Aber genau das war ja der Sinn der Sache.
„He, Nellie, rief Reed. „Komm doch mal. Ich möchte dir unseren neuen Nachbarn vorstellen.
Eher widerwillig stand Niki auf. Ich muss ja ein prächtiges Bild abgegeben, schoss es ihr durch den Kopf. Verschwitzt und voller Sägemehl. Aber eigentlich ist das egal. Ich bin hier auf einer Baustelle, nicht auf einem Opernball.
Sawyer musterte sie interessiert.
„Das ist meine Schwester", stellte Reed sie vor.
Sie kannten sich ja erst seit drei Monaten, aber Reed nannte sie nie Halbschwester, und sein Zwillingsbruder Caleb auch nicht. Sie war die neue Schwester, Punkt.
Nachdem ihre Verwandtschaft durch DNA-Tests nachgewiesen worden war, hatte Familie Terrell Niki mit offenen Armen willkommen geheißen. Ihre neu entdeckten Halbbrüder hatten sich als ehrliche und zuverlässige Männer erwiesen. Und mit jedem Tag, der verstrich, schmerzte es Niki mehr, sie angelogen zu haben.
„Hallo", sagte sie, wischte sich die Hand an der Jeans ab und kam auf Sawyer zu. Ihr wurde ganz heiß. Ihre Hormone begannen, verrückt zu spielen!
„Sawyer Smith", sagte er mit angenehm sonorer Stimme und streckte ihr die Hand entgegen.
„Nellie Cooper", erwiderte sie und ergriff seine Hand. Sie fühlte sich warm und stark an.
„Ich habe gerade das Raklin-Anwesen gekauft", erklärte er.
„Herzlich willkommen", brachte Niki mühsam hervor. Ob er es auch spürte? Dieses … merkwürdige Gefühl der Anziehungskraft?
„Ist Ihre Familie schon lange hier ansässig?", fragte er.
„Seit Ewigkeiten, antwortete Reed. „Der Besitz geht auf viele, viele Generationen von Terrells zurück. Bis weit vor den Bürgerkrieg.
„Wirklich beeindruckend", kommentierte Sawyer ernsthaft.
„Wie sieht’s bei Ihnen aus?, fragte Reed. „Stammen Sie auch aus Colorado?
„Nein, ursprünglich aus Montana. Nach dem College war ich erst mal eine Zeit lang bei der Navy. Dienst fürs Vaterland. Und jetzt – na ja, man könnte sagen, ich kehre zu meinen Wurzeln zurück."
„Landleben ist doch das einzig Wahre, kommentierte Reed. In diesem Moment klingelte sein Telefon. „Kleinen Moment mal bitte.
Er nahm das Handy ans Ohr, lauschte ein paar Sekunden, dann überzog ein breites Lächeln sein Gesicht. „Hallo, meine Süße."
Aha, seine Frau Katrina ist dran, dachte Niki. In dieser Woche waren sowohl Reed als auch Caleb auf der Ranch in Lyndon Valley, was nicht sehr oft vorkam, denn beide hatten auch noch anderswo einen Wohnsitz.
Reed und seine Frau Katrina verbrachten einen großen Teil ihrer Zeit in New York City, weil Katrina von Beruf Ballerina war. Calebs Frau Mandy war zwar in der Nähe aufgewachsen, aber Caleb hatte in Chicago ein Schwermaschinen-Unternehmen aufgebaut. Deshalb verbrachten die beiden ungefähr die Hälfte ihrer Zeit in Chicago, die andere im Lyndon Valley.
Es entging Niki nicht, dass Sawyer sie verstohlen musterte. Warum, das war ihr ein Rätsel. Sicher, in Washington, wenn sie geschminkt und gut gekleidet war, drehten sich die Männer nach ihr um. Aber hier, so wie sie jetzt rumlief? Vielleicht blickte er sie auch nur so an, weil sie Schmutz auf der Wange hatte.
Sawyer hingegen sah makellos aus. Seine Stiefel waren geputzt, und er trug ein weißes Westernhemd mit schwarzen Knöpfen. Der Stetson, den er auf dem Kopf trug, war zwar offensichtlich nicht mehr ganz neu, aber immer noch gut genug erhalten, um zum restlichen