Was das Herz begehrt ...
Von Rebecca Winters
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Über dieses E-Book
Es ist Liebe auf den ersten Blick für Sydney, als sie Jarod im malerischen Montana begegnet. Doch er ist Priester, eine Beziehung zwischen ihnen nicht möglich ... Bis Jarod - hin- und hergerissen zwischen seinem Glauben und seinen immer stärker werdenden Gefühlen für Sydney - schließlich sein Amt niederlegt. Doch statt im siebten Himmel zu schweben, wird Sydney plötzlich von Schuldgefühlen geplagt. Auch wenn sie Jarod von ganzem Herzen liebt, fragt sie sich verzweifelt: Wird er es womöglich bald bereuen, für sie seinen Lebenstraum aufgegeben zu haben?
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Buchvorschau
Was das Herz begehrt ... - Rebecca Winters
IMPRESSUM
Was das Herz begehrt ... erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2006 by Rebecca Winters
Originaltitel: „Meant-To-Be-Marriage"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1661 - 2006 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Johannes Martin
Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_nd3000
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733777159
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Nie und nimmer werde ich mir durch die Erinnerung an einen Priester mein ganzes Leben zerstören lassen! Da er unerreichbar für mich bleibt, will ich nicht länger leiden. Hiermit soll endgültig Schluss sein."
Bei den letzten Worten warf Sydney ihren Rosenstrauß ins Wasser und beobachtete, wie er mit den Wellen aufs Meer hinaustrieb. Dann drehte sie sich um und lief den sandigen Pfad zum Grundstück der Brysons hinauf. Das frisch gebackene Ehepaar hatte sich in die Flitterwochen begeben, und damit war auch die Hochzeitsgesellschaft verschwunden. Abgesehen von den Mädchen, die alles wieder in Ordnung brachten, befand sich Sydney allein in der Luxusvilla, die einen märchenhaften Ausblick auf den Strand von San Diego und den weiten Pazifischen Ozean bot.
Nach der kirchlichen Trauung, die auf Samstagnachmittag festgelegt worden war, hatten sich mehr als hundert Gäste auf dem weitläufigen Gelände versammelt und das Brautpaar gefeiert. Die Brysons gehörten zu den angesehensten Familien und hatten keine Kosten gescheut, um der Hochzeit ihrer einzigen Tochter Glanz zu verleihen.
Gilly Bryson-King, von Beruf Ranger, hatte sich für Dr. Alex Latimer entschieden, den weithin bekannten Umweltschützer, der das Volcano-Observatorium im Yellowstone-Nationalpark leitete. Wie Märchenprinz und – prinzessin hatten sie auf der Klippe gestanden, er im schwarzen Smoking, sie im weißen Brautkleid, mit der tosenden Brandung als atemberaubender Kulisse.
Sydney hatte sich große Mühe gegeben, eine hübsche Brautjungfer für ihre Freundin zu sein. Sie hatte lange nach dem richtigen Lippenstift gesucht, um ihren großen, ausdrucksvollen Mund zu betonen, und sogar etwas getönten Puder benutzt, denn Gilly behauptete, sie sei mit ihren sanft geschwungenen Wangenknochen beinahe eine klassische Schönheit.
Unter den Gästen, denen sich Sydney so präsentiert hatte, waren viele Ranger vom Yellowstone- und Teton-Nationalpark gewesen. Sie hatten die weite Anreise nicht gescheut, denn ein so glänzendes gesellschaftliches Ereignis war selten und wurde entsprechend beachtet. Sydney hatte einige ihrer ehemaligen Kollegen wiedergesehen, aber es war ihr gelungen, ihre jüngst gefassten Zukunftspläne vor ihnen geheim zu halten.
Vor zwei Wochen hatte sie ihren Job als Ranger im Yellowstone-Park gekündigt. Nach einigem Zögern hatte Chief Ranger Archer die Kündigung angenommen und versprochen, Stillschweigen zu bewahren, bis sie endgültig aus der Gegend verschwunden war. Sie hatte ihre Blockhütte bereits geräumt und eine möblierte Wohnung in Gardiner, Montana, bezogen, ehe sie zur Hochzeit nach San Diego geflogen war. Nur der Chief Ranger wusste, dass sie die Absicht hatte, im nächsten Jahr in Gardiner als Lehrerin zu arbeiten. Das ersparte ihr lästige Fragen, die sie jetzt noch nicht beantworten konnte.
Außer Gilly hätte ihr keiner ihrer ehemaligen Kollegen abgenommen, dass dieser plötzliche Berufswechsel nur dazu diente, sie vor noch größerem Schaden zu bewahren. Sie war gern Ranger gewesen, aber es hatte ihr nicht geholfen, das zu vergessen, was sie unbedingt vergessen wollte. Nach einem kurzen Besuch bei ihren Eltern in Bismarck, North Dakota, würde sie nach Gardiner fliegen und dort ein neues Leben beginnen. Wenn sich ihre Hoffnung erfüllte, würde sie als Lehrerin kaum noch Zeit haben, einer Liebe nachzutrauern, die es nie hätte geben dürfen. Sie wollte frei sein und endlich wieder unbelastet in die Zukunft blicken.
Sydney ging noch einmal in den Garten und sah auf das weite Meer hinaus. Die späte Augustsonne neigte sich dem Horizont zu. Ihre letzten Strahlen vergoldeten Sydneys blonde Locken, die ihr gerade bis zum Kinn reichten und auch bei völliger Windstille leicht zerzaust wirkten, was der Geschicklichkeit eines Meisterfriseurs zu verdanken war.
Während der glühende Sonnenball im Ozean versank, nahm Sydney zu ihrem Kummer wahr, dass eine Unterströmung die Rosen wieder ans Ufer gespült hatte. Die aufgeweichten zartrosa Blüten lagen verstreut am Strand – ein mehr als schlechtes, ein beängstigendes Vorzeichen.
Der Mann, der für immer von ihr getrennt war, der sie für alle andern Männer verdorben hatte und den sie vergessen wollte, hatte ihr einmal gesagt, dass er das halbe Farbspektrum in ihren Augen entdecken könne, vom dunklen Graugrün bis zum hellen Lavendelblau. Die winzigen Punkte auf der Iris nahmen normalerweise die Farbe ihrer jeweiligen Kleidung an, aber heute spiegelte sich das zarte Hyazinthrosa ihres Kostüms nicht darin. Stattdessen lag ein finsterer Ausdruck in ihren Augen, der an drohende Wolken vor einem Tornado erinnerte.
Plötzlich fröstelte Sydney. Mit einem Seufzer wandte sie sich ab und lief ins Haus, um sich umzuziehen und für den Flug nach Bismarck zu packen.
Kurz nach Mitternacht hielt Jarod Kendall in der Auffahrt des Pfarrhauses von Cannon, North Dakota. Schwer zu sagen, wie sich ein anderer Priester nach der endlosen Sitzung der Kirchenleitung in Bismarck und der anschließenden einstündigen Heimfahrt gefühlt hätte. Jarod empfand nur Erleichterung, weil der Kampf endlich vorüber war.
„Father?", fragte jemand von der Treppe her, als Jarod die Haustür leise hinter sich geschlossen hatte. Es war Rick Olsen.
„Ich hatte nicht erwartet, Sie noch wach zu finden", antwortete Jarod.
„Willkommen zu Hause, Father. Kay schläft schon. Ich wollte noch etwas zwischen uns klären, bevor wir morgen zur Kirche fahren. Es wird nicht lange dauern, aber wenn Sie zu müde sind …"
Der Diakon verstummte mitten im Satz. Er war näher gekommen und erkannte im Halbdunkel, dass Jarod einen normalen Straßenanzug trug. Nichts deutete mehr darauf hin, dass er einmal das Gewand eines Priesters getragen hatte.
Es war Jarods Absicht gewesen, Rick diesen mitternächtlichen Schock zu ersparen, aber da er ihn erwartet hatte, war das nicht mehr möglich. Vielleicht war es besser so. Rick wäre in der Überzeugung eingeschlafen, dass alles so weiterging wie bisher, und hätte am Morgen eine umso größere Überraschung erlebt. Jetzt konnte er sich über Nacht an den Gedanken gewöhnen und alles mit Kay besprechen. Welcher Trost lag darin, sich in so entscheidenden Momenten an eine Frau wenden zu können. Jarod musste allein damit fertig werden, dass er sich nach langen inneren Kämpfen dazu entschlossen hatte, sein Priesteramt aufzugeben.
„Kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer, sagte er. „Ich habe Neuigkeiten für Sie.
Rick folgte ihm wie ein Schlafwandler.
„Setzen Sie sich", forderte Jarod den Diakon auf, während er an seinem Schreibtisch Platz nahm.
Rick ließ sich in den tiefen Ledersessel sinken. Er war sehr blass. „Als Sie letzte Woche in Urlaub gingen, fragten Kay und ich uns, ob es vielleicht Probleme gäbe, sagte er leise. „Wir fürchteten schon, Sie seien krank und wollten das nur nicht zugeben.
„Ich war tatsächlich krank, Rick, gestand Jarod. „So krank, dass ich mich vor zwei Monaten entschloss, Heilung zu suchen und meinen Fall der Kirchenleitung vorzutragen. Das Ergebnis steht jetzt fest. Ich bin nicht mehr Father Kendall.
Der Diakon lauschte mit angehaltenem Atem. Er war zu keiner Antwort fähig.
„Ab morgen wird Father Lane stellvertretend die Messe lesen, bis ein neuer Priester mein Amt übernimmt."
Rick war immer noch fassungslos. „Warum?", fragte er mit gebrochener Stimme.
„Bevor Kay und Sie hierherkamen, verliebte ich mich in eine Frau. Sie hieß Sydney Taylor und war Englischlehrerin. Eine ihrer Schülerinnen, die sechzehnjährige Brenda Halverson, erwartete ein Kind. Im ersten Schreck und aus Angst vor ihren Eltern wollte Brenda die Schwangerschaft abbrechen. In ihrer Not vertraute sie sich dem Tagebuch an, das sie für den Englischunterricht führte. Dadurch erfuhr Sydney davon. Sie ermutigte Brenda, den Beistand der Kirche zu suchen, und begleitete sie zu dem ersten Gespräch mit mir."
Jarod machte eine kurze Pause, als müsste er Mut fassen, und fuhr fort: „Seit diesem Tag lebte ich in einer ständigen Konfliktsituation. Auf Brendas inständige Bitten hin, begleitete Sydney sie auch zu den folgenden Sprechstunden, aber in Wahrheit suchten wir beide nur die Gelegenheit, uns wiederzusehen. Sie haben mich manchmal voller Besorgnis angesehen, Rick, wenn Sie glaubten, ich würde es nicht bemerken. Sie spürten, dass ich mit ganzer Kraft darum kämpfte, Sydney zu vergessen. Vor einiger Zeit habe ich mich nach ihr erkundigt und erfahren, dass sie immer noch unverheiratet ist."
Rick beugte sich vor, um etwas zu sagen, aber Jarod hob abwehrend die Hand. „Bevor Sie versuchen, mich von meiner Entscheidung abzubringen, muss ich Ihnen sagen, dass ich fünfzehn Monate Zeit gehabt habe, mein Gewissen zu befragen, welches der richtige Weg für mich ist. Fünfzehn Monate, um mir klarzumachen, was ich verlieren würde. Fünfzehn Monate, um zu begreifen, dass es nach der Aufgabe meines Priesteramts kein Zurück geben würde. Ich bin nicht wie manche meiner Pfarrkinder, die zu mir kommen, über ihre schlechte Ehe klagen und sich scheiden lassen wollen. Ich liebe die Kirche und die Stellung, die ich in ihrem Dienst einnehmen durfte. Es hat mich große Überwindung gekostet, diese Stellung aufzugeben, aber meine Liebe zu Sydney ist stärker als alles andere. Da ich nicht beides haben kann, trete ich von meinem Priesteramt zurück, um Sydney für mich zu gewinnen. Sie können nicht wissen, wie sehr ich Sie und Kay beneide, Rick. Das Glück der Ehe genießen und gleichzeitig der Kirche dienen zu können, muss die absolute Erfüllung im Leben sein."
Rick hatte sich wieder in den Sessel zurückfallen lassen und saß zusammengesunken da.
„Das Problem des verheirateten Priesters ist viel diskutiert worden, fuhr Jarod fort. „Ich weiß nicht, warum es mir unmöglich war, Sydney aus meiner Erinnerung und aus meinem Herzen zu verdrängen. Wir haben seit damals keinerlei Kontakt gehabt, und dennoch … Ich bin verrückt nach ihr!
Die letzten, halb geflüsterten Worte verrieten seine mühsam unterdrückte Erregung.
Das leidenschaftliche Geständnis brachte Leben in den Diakon. „Weiß sie, welche Entscheidung Sie ihretwegen getroffen haben?", fragte er scharf.
„Nein. Jarod schüttelte den Kopf. „Dennoch bin ich überzeugt, dass sie ledig geblieben ist, weil sie mich genauso wenig vergessen hat wie ich sie. Wie kann ich da als ordinierter Priester vor sie hintreten und ihr meine Liebe bekennen? Wenn wir uns wiedersehen, muss ich absolut frei sein. Sie soll mir wie einem ganz normalen Mann begegnen können, sonst wird sie nie den Father Kendall in mir vergessen.
„Das verstehe ich, erklärte Rick nach einigem Zögern. „Ob der Papst Ihnen Dispens erteilt, wenn ihm Ihr Gesuch vorgelegt wird?
„Wahrscheinlich nicht, gab Jarod zu. „Ich werde mit dem Gedanken leben müssen, mein Priesteramt ohne Genehmigung von höherer Stelle aufgegeben zu haben. Das ist nicht leicht für mich, aber ohne Sydney wäre ich von jetzt an nur noch ein halber Mensch. Damit würde ich mich gegenüber meinem Amt und auch mir gegenüber versündigen.
Auch das verstand Rick. „Ich verurteile Sie nicht, Jarod, sagte er ernst. „Ich wollte auch einmal Priester werden, bevor ich Kay begegnete.
„Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis, Rick, aber nur wenige werden es teilen. Die meisten werden sich von mir verraten fühlen. Man wird mir vorhalten, dass sich die Kosten für meine Ausbildung nicht ausgezahlt haben und dass ich meinen Amtsbrüdern in der Diözese ein schlechtes Beispiel gebe. Ich werde als Abtrünniger gelten …"
„Aber nicht als Abtrünniger der Kirche", warf Rick ein.
„Nein, das nicht." Jarod schüttelte den Kopf. „Ich bleibe der Kirche treu, auch wenn ich