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Hochzeit auf eigene Gefahr
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eBook258 Seiten3 Stunden

Hochzeit auf eigene Gefahr

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Über dieses E-Book

Sie will Sex? Als er Danas Bedingung hört, wird R. J. heißkalt. Nicht, dass er Dana reizlos fände. Im Gegenteil! Aber R. J. will nur eine Zweckehe. Dana war doch immer seine stille, über alle Erotik erhabene Chefsekretärin. Mit ihr wollte er vom Bad Boy wieder zum Good Boy werden. So hatte er es eigentlich geplant. Soll er auf Danas Forderung eingehen - und riskieren sein Herz zu verlieren?

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum26. Aug. 2018
ISBN9783955769420
Hochzeit auf eigene Gefahr
Autor

Lori Foster

Bisher hat die US-amerikanische Bestseller-Autorin Lori Foster über siebzig Liebesromane geschrieben. Unter dem Namen L.L.Foster schreibt sie Fantasy-Romane. Mit dem Schreiben begann Lori Foster erst im Alter von 30 Jahren, vorher dachte sie nie daran, eine Geschichte zu schreiben. Als sie mit einer Lungenentzündung das Bett hüten musste, brachte ihre Schwester ihr zahlreiche Romances. Diese Lektüre gefiel ihr so gut, dass sie kurz darauf anfing, selbst ein Buch zu schreiben. Nach einem zweiten Manuskript besuchte sie einen Kursus für Schriftsteller. Dabei stellte sie fest, dass die anderen Kursteilnehmer kein Buch beendeten. Die Erkenntnis, dass sie tatsächlich Talent zum Schreiben hatte, gefiel ihr durchaus. Deshalb schrieb sie weiter, ihr zehntes Manuskript konnte sie schließlich an den Verleger Harlequin verkaufen. Seitdem hat sie zahlreiche Romances geschrieben, für ihre Liebesromane erhielt sie viele Auszeichnungen und stand auf den wichtigsten Bestsellerlisten der USA. Obwohl sie viel Freude am Schreiben hat, steht ihre Familie an erster Stelle in ihrem Leben.

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    Buchvorschau

    Hochzeit auf eigene Gefahr - Lori Foster

    MIRA® TASCHENBUCH

    Copyright © 2018 by MIRA Taschenbuch

    in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

    Married To The Boss

    Copyright © 2000 by Lori Foster

    erschienen bei: Harlequin Books, Toronto

    Published by arrangement with

    HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l

    Coverabbildung: gpointstudio / Getty Images

    Lektorat: Mareike Müller

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN E-Book 9783955769420

    www.harpercollins.de

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    1. KAPITEL

    Als R. J. Maitland in die gewundene Einfahrt der Maitland-Geburtsklinik einbog, konnte er den Menschenauflauf bereits sehen. Zwar handelte es sich dabei nicht um einen wütenden Mob mit Mistgabeln, dafür aber um eine mindestens ebenso blutdürstige Gruppe von Menschen. Reporter.

    Sie würden sich nicht am Gebäude vergreifen, dafür aber mit Sicherheit alles tun, um seinen Ruf und den der Klinik zu ruinieren. Als ihr Vorsitzender fühlte sich R. J. dafür verantwortlich, dass der gute Name der Einrichtung nicht in den Schmutz gezogen wurde.

    Doch innerlich kochte er vor Wut.

    Er schloss die Hände so fest um das Lenkrad seines Mercedes, dass sie schmerzten, ließ sich seine aufgewühlten Gefühle ansonsten allerdings nicht anmerken. Im Stillen verfluchte er Lana Turner dafür, dass sie ausgerechnet ihn bezichtigt hatte, der Vater des ausgesetzten Babys zu sein – und sich selbst dafür, dass er sich jemals mit dieser Frau eingelassen hatte.

    In der Hoffnung, von den ungeduldig herumschwirrenden Journalisten nicht bemerkt zu werden, fuhr er weiter zu einem Parkplatz um die Ecke. Aber seine Bemühungen erwiesen sich als müßig, denn sein Auto wurde dennoch entdeckt. Die Menschentraube setzte sich in Bewegung und stürmte auf ihn zu. Blitzlichter leuchteten grell auf, Kameraobjektive wurden auf ihn gerichtet. Die Reporter rannten mit ausgestreckten Mikrofonen auf ihn zu, jeder von ihnen darauf versessen, die erste kompromittierende Aussage des Tages einzufangen.

    Im Grunde wiederholte sich diese Szene täglich, seitdem das Baby im September auf den Stufen der Klinik gefunden worden war. Doch nun hatte sich das Szenario ein wenig verändert, und R. J. war zum neuen Ziel der Presse geworden.

    Obwohl er vor Zorn schäumte, blieb R. J. äußerlich gelassen, ignorierte die Journalistenhorde und steuerte mit ruhigem Schritt auf die Eingangstür zu. Dort wartete ein Mann vom Sicherheitspersonal, bereit, die Pressevertreter zurückzuhalten. An den Reportern vorbei zur Tür zu kommen erwies sich für R. J. allerdings als schwierig. Sofort bestürmten sie ihn lauthals mit Fragen, auf die er unmöglich eine ehrliche Antwort geben konnte, und heizten damit seine Wut nur noch mehr an.

    „R. J., sind Sie der Vater des Babys?"

    „Wie soll es mit Ihrem Kind weitergehen?"

    „Was sagt Ihre Familie zu dieser überraschenden Entwicklung?"

    Genau diese Fragen hatte auch R. J. sich bereits unzählige Male gestellt. Seit dem Tag, an dem jemand den kleinen Jungen in einem Körbchen vor der Tür der Klinik zurückgelassen hatte, mit einer Mitteilung, dass das Kind angeblich zur Familie Maitland gehörte. Seitdem hatten sich die Dinge noch zum Schlechteren entwickelt.

    Tanya Lane, eine von R. J.s Exfreundinnen, bezichtigte ihn, der Vater des Kindes zu sein.

    R. J. marschierte mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten weiter. Gerade, als er durch die Tür aus Glas und glänzendem Messing trat, brüllte einer der Reporter ihm nach: „R. J., glauben Sie, dass Sie und Miss Lane sich nun versöhnen werden?"

    Wie angewurzelt blieb R. J. stehen. Danach wandte er sich bedrohlich langsam um. Sein wutentbrannter Blick glitt zu den Journalisten. Als R. J. sprach, war sein Ton eisig. „Nein", erklärte er verächtlich.

    Die Bestimmtheit, mit der er dieses Wort aussprach, ließ die Meute zumindest für einen Augenblick verstummen. Doch dann prasselten neue Fragen auf ihn ein. Verdammt, fluchte R. J. im Stillen; er wusste doch, wie unklug es war, sich auch nur für eine Sekunde auf diese Journalisten einzulassen. Man musste sie ignorieren und durfte abgesehen von „Kein Kommentar!" kein Statement abgeben. Aber er hatte es so satt, permanent von ihnen in die Mangel genommen und als Mistkerl abgestempelt zu werden, der sich vor seiner Verantwortung drückte. R. J. war es gewohnt, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, und gewöhnlich schien sich alles und jeder nach seinen Wünschen zu richten. Über diese Angelegenheit hatte er inzwischen allerdings jegliche Kontrolle verloren. Ein völlig inakzeptabler Zustand.

    R. J. wandte den Reportern den Rücken zu und betrat das Klinikgebäude. Der Wachmann hatte alle Mühe, die Tür wieder hinter ihm zu schließen. Eine Versöhnung mit Tanya? dachte R. J. zutiefst angewidert. Nicht in diesem Leben und auch sonst niemals. Schon seit Monaten hatte er keinen Kontakt mehr zu ihr. So wäre es sicherlich auch geblieben, wäre diese Fernsehjournalistin Chelsea Markum nicht auf die Idee verfallen, die Mutter des verlassenen Kindes mit einer Geldsumme dazu zu bringen, sich zu ihrer Tat zu bekennen.

    R. J.s Trennung von Tanya war nicht gerade angenehm verlaufen, aber endgültig gewesen. Damals hatte Tanya seine Entscheidung akzeptiert. Sie hatte das Geld eingesteckt, das er ihr zum Abschied angeboten hatte, und war gegangen – genau, wie er es von ihr erwartet hatte. Von einem Baby hatte sie damals nichts erwähnt, nicht einmal andeutungsweise. Doch das änderte nichts daran, dass das Kind Monate später allein und schutzlos auf den Stufen der Klinik ausgesetzt worden war. Etwas Verachtenswerteres konnte sich R. J. kaum vorstellen.

    Wenn Tanya Lane tatsächlich die Mutter des Kindes ist, dachte er aufgebracht, tut sie gut daran, sich von mir fernzuhalten.

    Glücklicherweise war R. J. im Aufzug allein. So hatte er auf dem Weg in den zweiten Stock, in dem sich sein Büro befand, Gelegenheit, sich ein wenig zu beruhigen. Er wollte, nein, er musste sich dort oben abschotten, sich auf die Arbeit konzentrieren. Gewöhnlich beruhigte ihn die tägliche Routine. Aber in Anbetracht seiner schlechten Stimmung bezweifelte er, dass es heute auch so sein würde.

    Sobald er in das Zimmer trat, sah er auch schon Dana Dillinger, die gerade eine Tasse Kaffee einschenkte. Schon seit vielen Jahren war sie seine Sekretärin. Sie war tüchtig, unglaublich kompetent und Balsam für R. J.s geplagte Seele. Irgendwie ahnte Dana immer im Voraus, wann er das Büro betreten würde, und fand stets Mittel und Wege, um ihm seinen Arbeitstag so angenehm wie möglich zu gestalten. Am heutigen Tag rechnete er ihr das höher an als jemals zuvor.

    Er ließ seinen Blick kurz auf ihrem geraden Rücken ruhen und beobachtete ihre sparsamen, anmutigen Bewegungen. „Guten Morgen, Dana."

    Sie schaute zu ihm hoch und lächelte ihn mitfühlend an, während sie genau die richtige Menge Milch in seinen Kaffee goss. Wie gewohnt war ihr dunkelblondes Haar am Hinterkopf zu einem eleganten Knoten gewunden und ihr hellgrauer Hosenanzug makellos gebügelt. „Sie haben wahrscheinlich die Reporter draußen bemerkt?", erkundigte sie sich.

    „Sie sind ja wahrlich nicht zu übersehen."

    Dana nahm seinen sarkastischen Kommentar gelassen hin und folgte ihm, mit der Kaffeetasse in der einen und einem Bagel in der anderen Hand, in sein Zimmer. „Sie haben heute bestimmt noch nichts gegessen, oder?"

    Dana war wirklich eine erstklassige Sekretärin, obwohl sie manchmal die lästige Angewohnheit hatte, ihn zu verhätscheln. Doch sie war die einzige Frau, von der er sich das gefallen ließ. „Ist schon in Ordnung", wiegelte er ab und sank in den schwarzen Lederstuhl hinter seinem Schreibtisch.

    „Nein, das ist es nicht. Dana ließ sich nie von seinen Launen oder Temperamentsausbrüchen aus der Ruhe bringen. So auch heute nicht. Gleichmütig setzte sie die Tasse mit dem dampfenden Kaffee neben seinem Ellbogen ab und schob ihm auffordernd den Bagel zu. „Essen Sie. Danach fühlen Sie sich besser.

    Fassungslos blickte er sie an. Er sollte sich besser fühlen? Glaubte sie tatsächlich, sein einziges Problem bestand darin, dass er sich nicht so recht wohlfühlte? Alles, was er sich mit großer Sorgfalt aufgebaut hatte – sein Ruf, seine gesellschaftliche Position, seine Kontakte und Verbindungen –, war durch den aktuellen Skandal um seine Person bedroht. Auch der gute Ruf der Klinik wurde inzwischen kritisch hinterfragt.

    „Dana, stieß er missmutig hervor und machte jetzt, da ihn keine Pressevertreter mehr sehen konnten, keinen Hehl aus seiner schlechten Stimmung. „Ich bezweifle ernsthaft, dass ein gottverdammter Bagel den Schaden beseitigen kann, den diese gemeinen Gerüchte angerichtet haben.

    Sie biss sich auf die Lippe und seufzte. Wie er es von ihr gewohnt war, akzeptierte sie stoisch seine Launen, kuschte nicht vor ihm, ließ sich allerdings auch zu keinem Temperamentsausbruch verleiten. Auch dafür war er ihr dankbar, denn so konnte er in ihrer Gegenwart ganz er selbst sein, ohne sich ständig über die Folgen seines Verhaltens sorgen zu müssen.

    Immer wieder machte sie ihn in Momenten wie diesem einfach sprachlos.

    „Aber R. J., jeder, der Sie kennt, weiß, dass Sie niemals eine schwangere Frau verlassen würden. Dafür sind Sie viel zu verantwortungsbewusst. Diese lächerliche Geschichte, die Miss Lane da verbreitet, dass Sie sie erst geschwängert und sich dann geweigert hätten, Sie zu heiraten, ist – einfach nur vollkommen lächerlich."

    Danas bedingungsloser Glaube an ihn rührte R. J. so sehr, dass es ihm einen Stich ins Herz versetzte. „Diese Frau war nichts weiter als eine flüchtige und dumme Affäre, erklärte er betont gleichgültig. „Sie war verfügbar und konnte mir geben, was ich wollte – und das war mit Sicherheit keine Ehefrau. Mit ihr wäre ich wohl kaum vor den Altar getreten, unter welchen Umständen auch immer.

    Obwohl sich Danas blasse Wangen ein wenig röteten und sie seinem Blick auswich, behauptete sie beharrlich: „Das mag sein. Doch Sie hätten Tanya im Falle einer Schwangerschaft trotzdem nicht verstoßen und alleingelassen."

    Eindringlich musterte er sie, um zu ergründen, wie ernst ihre Worte gemeint waren. Schließlich schüttelte er den Kopf und flüsterte kaum hörbar: „Sie scheinen sich da sehr sicher zu sein."

    Sie reckte resolut das Kinn. „Das bin ich."

    R. J. war eigentlich kein Mann, der von Selbstzweifeln oder übermäßigen Sorgen gequält wurde. Aber dies waren außergewöhnliche Umstände. Niemals zuvor hatte es eine Frau gewagt, ihn so zu manipulieren, wie Tanya es getan hatte. Nie war seine Ehre derart infrage gestellt worden. Während er über seine äußerst begrenzten Handlungsmöglichkeiten nachgrübelte, ertappte er sich dabei, wie er den Bagel auf dem Teller hin- und herschob. Die schlaflose Nacht, die hinter ihm lag, hatte auch nicht zur Lösung seiner Probleme beigetragen. Er wollte, nein, er musste unbedingt mit jemandem reden. Doch seine Familie hatte schon mehr als genug am Hals. Damit blieb ihm nur Dana als Kummerkasten.

    Er schaute ihr in die Augen und erklärte fest und ohne Umschweife: „Es wäre durchaus möglich, dass ich der Vater bin."

    Dana starrte ihn mit ausdrucksloser Miene an. Natürlich waren ihm ihre großen grünen Augen auch schon früher aufgefallen. So erschüttert hatte er sie noch nie gesehen. Dana stand einige Sekunden völlig reglos vor ihm. Dann wurde sie unvermittelt hektisch. Sie rückte die Bücher im Regal gerade, räumte einen Aktenordner weg. Als sie schließlich den Mund öffnete, um zu sprechen, strich sie sich nervös über das blonde Haar. „Das ist absurd. Wieder wich sie seinem Blick aus, fixierte stattdessen seine Krawattennadel. „Ich habe beträchtliche Zweifel daran, dass Miss Lane überhaupt die Mutter des Kindes ist. Und falls Sie es nicht ist, wie könnten Sie dann der Vater sein? Diese Frau ist lediglich hinter den fünftausend Dollar her, die diese Reporterin ihr angeboten hat. Mehr nicht.

    R. J. war nicht entgangen, dass Dana die Schultern unter ihrem Blazer angespannt hatte und sie die Hände mit den kurzen unlackierten Nägeln so fest knetete, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Für eine Sekunde verspürte R. J. den abwegigen Impuls, sie zu trösten. Doch er verdrängte dieses merkwürdige Verlangen sofort wieder.

    „Ich hoffe, dass Sie recht haben, erwiderte er ruhig und ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. „Aber ich habe gestern Nacht noch einmal nachgerechnet. Zeitlich läge es im Bereich des Möglichen.

    Dana senkte die Lider und seufzte tief.

    Sie wirkte so aufgewühlt, dass er vor Unbehagen erschauerte. „Dana?"

    Sie drehte sich kopfschüttelnd von ihm weg und trat an das Fenster hinter seinem Schreibtisch. Dort blieb sie stehen und schlang die Arme in einer merkwürdig defensiven Geste, die er nicht zu deuten wusste, um ihren Oberkörper. Ihre Stimme klang heiser, als sie fragte: „Während Sie … mit ihr zusammen waren, haben Sie sich da nicht geschützt?"

    Er spürte, wie ihn unwillkürlich Wut ergriff. Er war zu alt, um sich für seine Handlungen zu rechtfertigen. Niemand – weder seine Verwandten noch seine Geschäftspartner – wagten es, ihn zur Rede zu stellen. Normalerweise hätte er für eine Frage wie diese nur Verächtlichkeit übriggehabt.

    Aber da er das Thema selbst angeschnitten hatte, hatte er die Frage wohl provoziert. Er dachte kurz über Danas Worte nach. Fast hätte er gelacht, denn er hätte sich niemals träumen lassen, eines Tages mit seiner durch und durch professionellen Sekretärin ein derartiges Gespräch zu führen. Dana gab sich immer so prüde und anständig, dass R. J. kaum glauben konnte, dass sie wusste, was es mit ungezügelter Lust auf sich hatte. Bei ihm war das anders. Und bereits vor langer Zeit hatte er gelernt, sich selbst in den heißesten Situationen zu beherrschen. Er würde niemals zulassen, dass eine Frau ihm so sehr die Sinne verwirrte, dass er unnötige Risiken einging. Dank seinem großen Verantwortungsbewusstsein und dem Umstand, dass er stets das Zepter in der Hand halten wollte, vermied er es, dauerhafte Verpflichtungen einzugehen – und ein Kind zu zeugen fiel definitiv in diese Kategorie.

    Obwohl er fast über Dana geschmunzelt hätte, ärgerte er sich zugleich über ihr mangelndes Vertrauen. „Selbstverständlich habe ich das, erwiderte er kühl und ließ sie seinen Missmut über ihre Zweifel deutlich spüren. „Nur ein Dummkopf würde das heutzutage nicht. Und ich kann Ihnen versichern, dass ich kein Dummkopf bin.

    Sie schien erschrocken. „Ich wollte nicht …"

    Er unterbrach sie, da er kein Interesse daran hatte, weiter darüber zu sprechen. „Dana, Sie sollten selbst wissen, dass nichts hundertprozentig sicher ist. Doch wenn Tanya damals tatsächlich schwanger geworden ist, hat sie mir nichts davon erzählt."

    Die unbändige Wut, die er seit dem Tag verspürte, an dem das Baby gefunden worden war, drohte ihn einmal mehr zu überwältigen.

    Verflucht, nur weil er sich ein einziges Mal in einem Menschen geirrt hatte, durfte noch lange nicht sein Lebenswerk in den Schmutz gezogen werden. Er hätte niemals mit Tanya schlafen dürfen. Allerdings hatte er damals nicht ahnen können, wie hinterhältig diese Frau war. Sie hatte behauptet, seine Wünsche zu teilen – doch er hatte sich mit Sicherheit nicht gewünscht, Vater zu werden. Falls sie allerdings tatsächlich ein Kind gezeugt hatten, so hätte Tanya ihn eigentlich gut genug kennen müssen, um zu wissen, dass er sich niemals vor seinen Verpflichtungen gedrückt hätte.

    R. J. erhob sich. Es war furchtbar, Dana so enttäuscht zu erleben. Bisher war sie ihm stets mit Bewunderung und Respekt begegnet. Er konnte nicht zulassen, dass sie nun schlecht von ihm dachte. Er berührte sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. Dabei fiel ihm auf, wie klein sie war. Wenn sie sich vorgebeugt hätte, hätte sie den Kopf bequem an seine Brust schmiegen können.

    „Sie müssen mir glauben. Bitte. Wenn ich tatsächlich der Vater bin, so hat sich diese Frau niemals die Mühe gemacht, mich darüber zu informieren. Dieser ganze Unfug, dass ich sie nicht heiraten wollte und die Vaterschaft nicht anerkannt hätte – das sind alles Lügen. Ich würde mich niemals aus der Verantwortung ziehen. Das wissen Sie, Dana."

    Seine Worte verlangten geradezu danach, dass sie ihm ihr Vertrauen aussprach. Dana blickte ihn an. In ihren Augen schwammen Tränen, was eigentlich gar keinen Sinn ergab. Sie verhielt sich eigentlich nie übermäßig emotional. Sie managte sein Büro und alles Geschäftliche mit einer bemerkenswerten Tüchtigkeit und Kompetenz, die ihn manchmal nur staunen ließen. Doch, was ihre Gefühle betraf, hielt sie sich stets bedeckt. In der langen Zeit, in der er sie nun schon kannte, hatte sie strikt Privates und Arbeit getrennt. Wenn sie krank war, überspielte sie es stoisch. Wenn sie müde war, ließ sie es sich nicht anmerken. Er hatte keine Ahnung, wann es ihr schlecht ging oder ob sie manchmal traurig war. Obwohl seine Schwester Abby schon lange mit Dana befreundet war, blieb Danas Privatleben für ihn ein Mysterium.

    Und genauso wollte er es.

    Die Tränen in Danas Augen verschwanden, ganz so, als hätte es sie niemals gegeben. Er konnte seiner Sekretärin förmlich dabei zusehen, wie sie sich sammelte. Sie schaffte es sogar, schwach zu lächeln. R. J. fühlte sich, als hätte man ihm in den Magen geboxt. Unbewusst drückte er ihre zarten Schultern fester.

    „Ich weiß, R. J., Sie sind der hingebungsvollste, verlässlichste, professionellste Mensch, den ich kenne, beteuerte sie. „Sie … Sie haben mich nur überrumpelt.

    R. J. ließ sie los und trat einen Schritt zurück. Das Verlangen, sie an seine Brust zu ziehen, um herauszufinden, wie gut ihr kleiner Körper zu seinem passte, war beinahe übermächtig geworden. R. J. gefiel das nicht. Die Situation begann, langsam aus dem Ruder zu laufen und seine viel gepriesene Selbstbeherrschung zu erschüttern. Wahrscheinlich erklärte sich damit auch, weshalb ihm Danas Verständnis und ihr Vertrauen plötzlich so immens wichtig waren. Doch er würde verflucht noch mal nicht zulassen, dass ihm dies alles so naheging.

    Scheinbar gefasst erklärte er: „Da Tanya in vielerlei Hinsicht gelogen hat, möchte ich wetten, dass sie sich auch alles andere nur zusammengesponnen hat. Ich glaube nicht, dass sie die Mutter des Kindes ist. Wir haben einige gemeinsame Bekannte, und sicherlich hätte einer von ihnen erwähnt, wenn sie schwanger gewesen wäre. Zudem bezweifle ich, dass ich der Vater sein könnte, weil sie sonst längst bei mir erschienen wäre, um Unterhaltszahlungen für das Baby einzufordern."

    „Was Sie auch getan hätten."

    Er nickte brüsk. Oh ja, er hätte gezahlt. Und noch mehr für das Kind getan. „Ich möchte nur Gewissheit haben. Ich will einen Beweis."

    Dana berührte seinen Ärmel. „Aber bis dahin können Sie es nicht einfach abstreiten, das verstehe ich. Kann ich Ihnen denn irgendwie helfen?"

    R. J. schaffte es, zum ersten Mal an diesem Tag zu lächeln. Obwohl Dana sich zweifellos sorgte, dass sich einige der Gerüchte als wahr erweisen könnten, bot sie ihm ihre Unterstützung an. Sie war die einzige Person außerhalb seiner Familie, auf die er sich immer felsenfest verlassen konnte. Dass sie ihm nun einmal mehr ihr Vertrauen schenkte, nahm ihm ein wenig die Last von den Schultern. „Eigentlich sollte ich Ihnen eine Gehaltserhöhung geben."

    Jetzt lächelte sie ebenfalls und wirkte, trotz der Schatten, die noch immer in ihren Augen lagen, fast ein wenig vorwitzig. „Das haben Sie doch erst vor zwei Monaten getan."

    „Was nur beweist, dass ich ein kluger Mann bin."

    „Ich werde Ihnen in diesem Punkt nicht widersprechen."

    Sie legte nur ganz leicht die Fingerspitzen auf sein Handgelenk, allerdings empfand R. J. den zaghaften Körperkontakt als geradezu erotisch. Der Ausdruck ihrer Augen schlug von Bewunderung und Respekt in etwas um, das er noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Er schaute ihr einen Moment lang ins Gesicht, ehe er sich

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