Die Glut, die du in mir weckst
Von Yvonne Lindsay
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Über dieses E-Book
In Raffaeles Herzen brennt nur ein Wunsch: Er will sich an Lana rächen. Denn sie ist schuld daran, dass seine Schwester im Koma liegt. Raffaele wird Lana verführen - und ihr das Herz brechen. Doch die Gefühle, die sie in ihm weckt, lodern heißer als jede Rache …
Yvonne Lindsay
Die in Neuseeland geborene Schriftstellerin hat sich schon immer für das geschriebene Wort begeistert. Schon als Dreizehnjährige war sie eine echte Leseratte und blätterte zum ersten Mal fasziniert die Seiten eines Liebesromans um, den ihr eine ältere Nachbarin ausgeliehen hatte. Romantische Geschichten inspirierten Yvonne so sehr, dass sie bereits mit fünfzehn Jahren ihren ersten Roman verfasste – der jedoch irgendwo in der Versenkung verschwand. Das Schreiben blieb zunächst ihre Freizeitbeschäftigung. Yvonne arbeitete als Sekretärin und Vertriebsangestellte, heiratete den Mann, den sie während eines Blind Dates kennengelernt hatte, und bekam zwei Kinder. Dann begegnete sie Susan Napier, und die Karriere als Autorin begann. Yvonne tauschte sich so oft wie möglich mit befreundeten Schriftstellerinnen aus, die dieselben Träume und Hoffnungen hegten. Und sobald sie sich ernsthaft aufs Schreiben konzentrierte und ihre Romane vollendete, wurde sie prompt für mehrere ausgezeichnet! Heute ist Yvonne dort angekommen, wo sie schon immer sein wollte. Sie glaubt an die Macht der Liebe, die unser Leben stark beeinflusst, und fängt diesen Zauber in ihren mitreißenden Romanen immer wieder neu ein. Wenn Sie mehr über Yvonne Lindsay erfahren möchten, besuchen Sie die Website der Autorin: www.yvonnelindsay.com
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Buchvorschau
Die Glut, die du in mir weckst - Yvonne Lindsay
MIRA® TASCHENBUCH
Copyright © 2018 by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH
Originaltitel: Rosselini’s Revenge Affair
Copyright © 2007 by Dolce Vita Trust
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with
Harlequin Enterprises, Toronto
Covergestaltung: büropecher, Köln
Coverabbildung: Volodymyr Tverdokhlib / shutterstock
Redaktion: Maya Gause
ISBN E-Book 9783955768188
www.harpercollins.de
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E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
1. Kapitel
Er verachtete und hasste sie mit jedem Atemzug, den er tat, mehr.
Da stand sie, abseits. Eine einsame Frau. Verwitwet.
Verwitwet, nicht geschieden.
Groß, elegant, unnatürlich gefasst. Hatte sie ihren verstorbenen Mann überhaupt geliebt? Er bezweifelte es. Wenn sie ihn geliebt hätte, hätte sie ihn gehen lassen. Hätte ihn Maria überlassen, anstatt an einer Ehe festzuhalten, die längst keine mehr war.
Ohne auf den kalten Wind zu achten, der ihm unablässig Regen ins Gesicht blies, verharrte Raffaele Rossellini in einiger Entfernung von den am Grab stehenden Trauernden.
Er ließ sich von seiner Wut mitreißen. Würde seine geliebte Schwester jetzt im Krankenhaus liegen, nur noch durch Apparate am Leben gehalten, wenn die kühle Blondine in Schwarz den wiederholten Bitten ihres Mannes, ihn freizugeben, nachgegeben hätte? Wenn sie ihn vor der Geburt eines Kindes, das nun weder Vater noch Mutter haben würde, hätte gehen lassen?
Erneut von tiefem Schmerz überwältigt, seufzte er auf.
Er war hergekommen, um dem Mann, den seine Schwester geliebt hatte, die letzte Ehre zu erweisen. Einem Mann, mit dem er geschäftlich zu tun gehabt hatte und den er als Freund betrachtete. Bald würde er, Raffaele, wieder am Bett seiner Schwester sitzen. Obwohl sie vermutlich nicht merkte, dass er bei ihr war.
Die lebenserhaltenden Maßnahmen würden nach der Geburt des Kindes eingestellt werden. Die Ärzte hofften, diese Geburt so lange wie möglich hinauszögern zu können, damit das Kind weiter wuchs. Raffaele fand die Argumentation, dass ein ungeborenes Leben nicht unnötig aufgegeben werden sollte, schrecklich. Seine jüngere Schwester war ein so lebensfroher Mensch gewesen. Und dass sie nicht in Würde sterben durfte, ehe ihr Kind geboren war, war eine grausame Vorstellung für ihn.
Er versuchte sich einzureden, dass sie es genau so gewollt hätte – sie hatte sich so sehr auf ihr Baby gefreut –, doch dieser Gedanke milderte nicht seine Verzweiflung darüber, dass sie bereits gegangen war. Anwesend und doch nicht da. Am Leben und doch nicht mehr lebendig.
Raffaele sah zu der blonden Frau hinüber, die er nur vom Hörensagen kannte. Die Witwe des Mannes, der eben zur letzten Ruhe gebettet worden war. Wie versteinert stand sie am Grab, ohne dass eine einzige Träne über ihr blasses Gesicht gelaufen wäre. Selbst jetzt, nachdem die anderen Trauergäste gegangen waren, zeigte sie keinerlei Trauer.
Seine Wut wurde von Bitterkeit verdrängt. Er hatte das Versprechen, das er vor Jahren seiner sterbenden Mutter gegeben hatte, gebrochen. Er hatte seine kleine Schwester nicht beschützt. Nun war es zu spät, den Schaden zu beheben, der durch seine Nachsichtigkeit Marias Launen gegenüber entstanden war.
Als er ihre Affäre mit einem verheirateten Mann entdeckt hatte, hätte er gleich einschreiten sollen, auch wenn es vermutlich unmöglich gewesen wäre, seine dickköpfige Schwester zu bremsen. Doch er hätte etwas unternehmen sollen, damit sich ihr Traum, den Vater ihres Kindes zu heiraten, erfüllte. Er hätte mit Lana Whittaker sprechen und sie mittels seiner Autorität irgendwie dazu bringen sollen, dem Wunsch ihres Mannes nach einer Trennung zuzustimmen.
Zu spät. Es war zu spät.
Der Anblick des leblosen Körpers seiner Schwester, in dem ein neues Leben heranwuchs, war unauslöschlich in seinem Gedächtnis eingebrannt. Ja, er hatte versagt, Maria zu beschützen, aber bei ihrem ungeborenen Kind würde er nicht versagen.
Raffaele Rossellini machte den gleichen Fehler nie zweimal.
Das Kind würde wie sein eigenes aufwachsen. Das hatte er Maria versprochen. Ihr Sohn oder ihre Tochter würde innig geliebt werden und rechtzeitig alles über seine oder ihre Mutter erfahren, damit die Erinnerung an sie nicht verblasste.
Ungeweinte Tränen brannten Raffaele in den Augen, als er den Rücken der Frau am Grab fixierte.
Noch einmal würde er nicht versagen.
Er kämpfte gegen seinen tiefen Schmerz an. Auf die eine oder andere Art und Weise, so schwor er sich, würde Lana Whittaker seinen Zorn zu spüren bekommen. Er würde sie büßen lassen – für Marias Leid, die verzweifelten Anrufe, die er zu Hause in Italien erhalten hatte, als feststand, dass sie schwanger war, und sie erkannte, dass Kyle sie nicht vor der Geburt ihres Kindes würde heiraten können.
Lana Whittaker würde am eigenen Leib erfahren, was Bedauern hieß. Sie würde selbst erleben, was Verlust bedeutete.
Lana fröstelte in ihrem durchnässten schwarzen Wollmantel und war sich einmal mehr des hochgewachsenen dunkelhaarigen Fremden bewusst, der während des kurzen Begräbnisses etwas abseits von den Trauergästen gestanden hatte und sie jetzt, da die Trauerfeier beendet war, noch immer fixierte.
Wer war er?
Sie wagte nicht, sich zu ihm umzudrehen. Hoffentlich war er kein Paparazzo, denn es hätte ihr gerade noch gefehlt, ihr Foto in der Boulevardpresse zu entdecken. Die Umstände des Todes ihres Mannes würden früh genug bekannt werden.
Wie hatte Kyle ihnen das nur antun können? Wie hatte er ihr das antun können? Wieso hatte sie nicht geahnt – nicht gewusst –, dass er eine Affäre hatte? Sie versuchte verzweifelt, sich zu erinnern, ob es irgendein Anzeichen dafür gegeben hatte, dass er nicht glücklich war. Aber es gab keins. Er war liebevoll und nett gewesen, selbst als sie ihn für seine Geschäftsreise nach Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, zum Flughafen gefahren hatte. Eine einwöchige Reise, die er seit drei Jahren alle vierzehn Tage unternahm.
Eine Reise, die er immer wieder antrat, um bei seiner Geliebten zu sein!
Einen Moment lang war Lana drauf und dran, ihrem Bedürfnis, laut zu schreien, nachzugeben, ihrem maßlosen Zorn und ihrer Angst, die sie aus dem Gleichgewicht zu bringen drohten, freien Lauf zu lassen. Ihre Situation war unfassbar. Sie waren das perfekte Ehepaar gewesen – einander treu ergeben. Alle hatten das gesagt.
Kleine schwarze Punkte begannen vor ihren Augen zu tanzen. Atme tief durch, befahl sie sich. Gib nicht nach. Lass dich nicht hängen.
Die frische feuchte Luft tat ihr gut, doch nichts half gegen das gähnende schwarze Loch in ihrem Herzen.
»Mrs. Whittaker? Wir sollten jetzt gehen. Der Partyservice hat Bescheid gegeben, dass die ersten Trauergäste im Apartment angekommen sind.« Die sanfte Stimme des Beerdigungsunternehmers riss Lana aus ihren Gedanken.
Sie holte noch einmal tief Luft und schloss kurz die Augen, bevor sie antwortete.
»Ja, ich bin bereit.« Bereit wofür? Welche Zukunft hatte sie jetzt? Ihr Leben – ihre Träume, ihre große Liebe – war mit ihrem Mann begraben worden.
Die kurze Autofahrt zu ihrer Wohnung im Zentrum von Auckland bekam sie kaum mit. Dort würden die Trauergäste sie erwarten und ihr ihr Mitgefühl aussprechen. Ihretwegen musste sie durchhalten. Sie noch ein wenig länger in dem Glauben lassen, dass Kyle der Mann gewesen war, den sie mit Respekt betrauern und erinnern konnten, nicht der Mann, der er in Wirklichkeit gewesen war.
Er hatte sie alle belogen.
Die Stimmung in der Wohnung war gedrückt. Ihr Mann war ein Finanzgenie gewesen, dessen Meinung in Geschäftskreisen geschätzt wurde.
Nach ein paar Stunden hatte der Partyservice aufgeräumt, und die letzten Gäste waren gegangen. Lana fragte sich, ob sie sie je wiedersehen würde, sobald die Wahrheit in den Zeitungen erschien. Ob ihr Mitgefühl in Mitleid umschlagen würde oder, schlimmer noch, in Verachtung.
Ihr Anwalt hatte eine gerichtliche Verfügung erwirkt, dass keine Details zu Kyles Tod an die Medien weitergegeben werden durften, doch diese Verfügung würde um Mitternacht aufgehoben werden.
Dann würde der Wirbel losgehen.
Unwillkürlich fiel Lana der Fremde am Grab ein. Wer war er? Wenn er kein Reporter war, dann vielleicht einer von Kyles früheren Kunden? Sie war ihm nie zuvor begegnet, das stand fest. Denn obwohl sie sein Gesicht nur kurz gesehen hatte, würde sie seine sanft gewölbte Stirn nie vergessen, die leicht gebogene Nase zwischen dunklen Augen und das kräftige, energische Kinn. Ein solches Gesicht vergaß eine Frau nicht. Alles an ihm, selbst der Schnitt und die Länge seines Mantels, verriet ohne Zweifel europäische Eleganz.
Angewidert schüttelte Lana den Kopf. Da war ihr Mann gerade einmal zwei Tage tot, und schon interessierte sie sich für einen anderen. Auch wenn Kyle untreu war, gab ihr das nicht das Recht, Ausschau nach einem anderen zu halten. Nicht nach ihrer Auffassung von Moral.
Langsam ging sie durch das geräumige Wohnzimmer und ließ dabei die Hand über die große weiße Ledercouch gleiten. Dort hatten sie und Kyle oft aneinandergekuschelt beobachtet, wie die Sonne hinter den Waitakere Ranges im Westen Aucklands verschwand, ehe sie in ihr Schlafzimmer gegangen waren, um sich zu lieben. Manchmal hatten sie es nicht einmal bis dorthin geschafft.
Sie ballte die Hand zur Faust, als der Schmerz über sein Doppelleben ihre eiserne Selbstbeherrschung durchdrang, hinter der sie sich den ganzen Tag verschanzt hatte. Wie kamen Frauen mit der Entdeckung zurecht, dass ihre Männer eine Geliebte hatten? Wie gingen sie mit der Last der Lügen um, die sie unwissentlich gelebt hatten, und wie schafften sie es, darüber hinwegzukommen?
Sie war wütend, fühlte sich betrogen. Wie hatte er einfach sterben und so viele Fragen unbeantwortet lassen können? Sie wollte nicht einmal daran denken, was sie am Vorabend auf seinem Laptop entdeckt hatte, nachdem die Polizei ihr seine Sachen aus dem Unfallwagen gebracht hatte. Wie durch ein Wunder hatte er den Frontalzusammenstoß überstanden. Doch sie fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, nichts von der Datei zu wissen.
Nicht zu erfahren, dass er das Vertrauen so vieler seiner Kunden missbraucht hatte, indem er ihre Investmentfonds abschöpfte, um die Wohnung seiner Geliebten an der Uferpromenade Oriental Parade in Wellington zu finanzieren. Nicht zu wissen, dass er Geld von ihrem gemeinsamen Sparkonto für den gleichen Zweck verwendet hatte.
Vermutlich liefen bereits Ermittlungen wegen Betrugs gegen ihn. Sie würde der Polizei den Computer zurückgeben müssen. Die Dateien dürften sie sehr interessieren.
Überwältigt von ihrem Schmerz, sank sie auf dem flauschigen cremefarbenen Teppichboden auf die Knie. Sie stützte sich mit beiden Armen auf und atmete mehrmals tief durch. Es war mehr, als sie ertragen konnte.
Ihr Blick fiel auf ein Bild auf dem Couchtisch. Es zeigte sie und Kyle auf der Jacht eines Freundes. Sie lachten, und ihre Liebe und tiefe Verbundenheit spiegelten sich in ihren Augen wider.
Eine Lüge.
Ihre Ehe, um die sie von all ihren Freunden beneidet wurden und die an ihrem Hochzeitstag letztes Jahr auf den Gesellschaftsseiten der Zeitungen als Paradebeispiel einer glücklichen Verbindung gepriesen worden war, hatte seit drei Jahren nicht mehr existiert, und sie hatte es nicht einmal bemerkt.
In einem plötzlichen Wutanfall warf Lana das Foto an die Wand. Ohne auf die Glasscherben zu achten, sprang sie auf und machte sich wie von Sinnen daran, alle Fotos des »perfekten Paares« aus der Wohnung zu entfernen.
Sie riss sie aus den Rahmen und ließ diese achtlos auf den Tisch fallen. Die Bilder zerriss sie, bis sie in kleinen Schnipseln auf dem Fußboden lagen.
Lügen, alles Lügen.
Erst danach ergab sie sich ihrem tiefen Schmerz. Tränen strömten ihr über die Wangen, und sie schluchzte auf. Sie sank auf die Couch und nahm nichts mehr um sich herum wahr, nur noch die unendliche Leere in ihrer Brust, wo eigentlich ihr Herz hätte sein sollen.
Unvermittelt riss ein Summen sie aus ihrer trostlosen Benommenheit. Ihr Herz begann zu rasen, doch schließlich wurde ihr bewusst, dass es die Gegensprechanlage des Sicherheitsdienstes aus dem Foyer war. Oh nein. Sie fröstelte. Das würde doch wohl nicht schon die Presse sein?
Es summte erneut. Wer hatte heute Dienst? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Aber sie sollte sich erinnern. Auf solche Details hatte sie immer Wert gelegt. Wieder stiegen ihr heiße Tränen in die Augen, und sie blinzelte sie schnell weg. Sie würde nicht mehr weinen. Sie musste sich