Dämonen
Von Roland Zingerle
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Über die Einhaltung von Gesetzen wacht die Polizei – aber nicht nur! In Klagenfurt am Wörthersee haben sich Hubert Pogatschnig (zunächst Großhandelsvertreter, später Bierführer) und Ludwig Melischnig (Bierführer-Assistent) die Aufklärung von Kapitalverbrechen zur Aufgabe gemacht. Dabei besteht der besondere Reiz für die beiden darin, schneller zu ermitteln als die Polizei. Von den Medien als "Zwei für die Gerechtigkeit" gefeiert und von der Kripo unter dem Kommando von Leopold Ogris als "Deppen-Duo" verachtet, machen sich die beiden Hobby-Detektive die Vorteile des Tratsches zunutze: Sie suchen dort nach Hinweisen, wo Informationen ausgetauscht werden, nämlich in Gaststätten oder Gewerbebetrieben, Vereinen oder Nachbarschaften, beim täglichen Herumkommen oder auf gelegentlichen Extratouren an Originalschauplätzen in und um Klagenfurt.
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Buchvorschau
Dämonen - Roland Zingerle
Roland Zingerle
Dämonen
Klagenfurter Kneipen-Krimi Nr. 15
Prolog
Gesetz und Verbrechen unterliegen dem Henne-Ei-Prinzip. Zwar scheint das Verbrechen älter zu sein, da Gesetze ansonsten nicht nötig geworden wären, doch hätte man schwerlich je ein Verbrechen erkannt, wäre damit nicht irgendein Gesetz gebrochen worden.
Gesetze regeln das menschliche Zusammenleben und über ihre Einhaltung wacht die Polizei. Aber nicht nur: In Klagenfurt haben sich der Bierführer Hubert Pogatschnig und sein Assistent Ludwig Melischnig die Aufklärung von Kapitalverbrechen zur Aufgabe gemacht. Dabei besteht der besondere Reiz für die beiden darin, schneller zu ermitteln als die Polizei. Von den Medien als „Zwei für die Gerechtigkeit gefeiert und von der Polizei unter dem Kommando von Chefinspektor Leopold Ogris als „Deppen-Duo
verachtet, machen sich die beiden Hobby-Detektive die Vorteile des Tratsches zunutze: Sie suchen dort nach Hinweisen, wo Informationen ausgetauscht werden, nämlich in den Gaststätten in und um Klagenfurt …
Freitag, 1. Jänner, 10.30 Uhr, Wohnblock in der Tristangasse, Klagenfurt-Waidmannsdorf.
Er hatte einige Sekunden lang suchen müssen, ehe er den Namen „Kuttnig" auf der Tafel mit den Klingelknöpfen gefunden hatte. Nun schluckte Chefinspektor Leopold Ogris den Kloß in seinem Hals hinunter und läutete. Mehr als ein Vierteljahrhundert war er nun schon Polizist, doch in all den Jahren war es nicht leichter geworden, Verwandte von Mordopfern kurz nach der Tat zu vernehmen. Ein Knistern drang aus der Gegensprechanlage, dann sagte eine gebrochene Männerstimme:
„Ja bitte?"
„Chefinspektor Leopold Ogris, Kriminalpolizei Klagenfurt. Ich hätte ein paar Fragen über Ihren Sohn."
„Bitte kommen Sie herauf, wir sind im fünften Stock."
Dem Schnarren des Türschlosses folgte ein weiteres Knistern, dann war der Lautsprecher wieder verstummt. Chefinspektor Ogris betrat den Wohnblock und stapfte die Treppen hinauf. Zwar gab es hier einen Lift, doch Ogris brauchte ein wenig Zeit und Bewegung, um sich zu sammeln. Was nun vor ihm lag, würde die Seelen aller belasten, auch seine.
In der vergangenen Nacht hatten fünf Jugendliche kurz nach Mitternacht eine männliche Leiche vor dem Kärntner Landesmuseum gefunden. Der Tote hatte einen Führerschein bei sich gehabt, der ihn als Walter Kuttnig auswies, dreiundzwanzig Jahre jung, wohnhaft bei seinen Eltern, hier in der Tristangasse.
Die Erstuntersuchung hatte gezeigt, dass Walter Kuttnig durch äußere Gewalteinwirkung umgekommen war, und da die Jugendlichen, die zum Zeitpunkt ihrer Vernehmung betrunken gewesen waren, sich in Widersprüche verwickelt hatten, waren sie vorübergehend festgenommen worden. Ogris’ Kollegen von der Nachtschicht hatten die Eltern des Toten verständigt und diese wenig später ihren Sohn identifiziert.
Während der Pathologe nun nach der genauen Todesursache forschte, versuchte Ogris, die letzten Stunden im Leben des Opfers zu rekonstruieren.
Sieglinde und Herbert Kuttnig waren beide Ende vierzig. Ihre Gesichter sahen verwaschen aus, ihre Stimmen klangen feucht, ihre Nasen waren verstopft. Auf dem Wohnzimmertisch standen ein Kindheitsbild des verstorbenen Sohnes und davor eine brennende Kerze.
„Der Walter war unser einziges Kind, sagte Frau Kuttnig, nachdem sie Chefinspektor Ogris einen Platz angeboten hatte. Sie klang abgeklärt und dumpf; vorübergehend gefasst. „Er hat in Salzburg Publizistik studiert und war kurz vor dem Fertigwerden. Seit Oktober hat er sein Praxissemester bei uns in Klagenfurt gemacht. Er war so ein aufmerksamer, lieber Mensch. Wir haben immer Freude mit ihm gehabt.
„Er hat in den vergangenen Monaten bei Ihnen gewohnt?", fragte der Chefinspektor.
Frau Kuttnig, die gerade vom nächsten Weinkrampf geschüttelt wurde, nickte. Ihr Mann nahm sie in den Arm und wiegte sie hin und her.
„Es ist nicht deine Schuld, flüsterte er ihr immer wieder zu, „nicht deine Schuld…
Chefinspektor Ogris wunderte sich nicht über diese tröstenden Worte. Wenn Menschen – vor allem junge Menschen – plötzlich aus dem Leben gerissen wurden, gaben sich viele Verwandte und Freunde die Schuld daran. Sie meinten, meist völlig vernunftwidrig, sie hätten das Unglück verhindern können, wenn sie sich nur in der einen oder anderen Nebensächlichkeit anders verhalten hätten. Er wartete ein paar angemessene Sekunden, ehe er die nächste Frage stellte:
„Wissen Sie, wie und wo er den Jahreswechsel feiern wollte?"
„Ja, erwiderte Herbert Kuttnig. „Er war bei der Silvesterparty von der Firma, bei der er sein Praxissemester gemacht hat.
„Was ist das für eine Firma?"
„Der Verlag Huss. Unser Walter wollte in der Buchbranche Fuß fassen, deshalb hat er sich für sein Praxissemester einen Verlag ausgesucht."
Nun versagte auch dem Vater die Stimme und eine Tränenflut, für die sich der Mann sichtlich schämte, stürzte aus seinen Augen. Er und seine Frau saßen eng umschlungen da und wiegten sich gegenseitig; Verzweiflung und Trost zeitgleich in jedem von ihnen.
Als Chefinspektor Leopold Ogris später vor das Haus ins Freie trat, blieb er kurz stehen und sog tief die kalte, klare Jännerluft in seine Lungen. Es war, als fiele eine Last von seinen Schultern.
Montag, 1. Februar, 16.10 Uhr, Gasthaus Pumpe, Klagenfurt.
Der Chefinspektor blinzelte in der ungewohnten Helligkeit des beleuchteten Gastraums. Er hatte das düstere Raucherzimmer verlassen, weil er auf die Toilette musste. Am Tisch links vor dem Durchgang zum Thekenraum saßen zwei Männer im Alter zwischen fünfundvierzig und fünfundfünfzig Jahren, die rein äußerlich nicht zueinander zu passen schienen. Der eine war ein gut gekleideter Herr mit grauen Schläfen, der aufrecht am Tisch saß. Der andere hingegen wirkte klein und hager, er hatte schütteres, graues Haar, trug eine zerknitterte alte Jacke aus Lederimitat und lehnte mehr in seinem Sessel als dass er auf ihm saß. Als der schlawuzzige Kleine den Chefinspektor sah, grüßte er ihn, indem er mit zwei Fingern salutierte. Ogris blieb stehen und schüttelte dem Mann die Hand.
„Grüß Gott, Herr Huber, sagte er, „na, wieder kurz vor Dienstantritt?
Der Kleine winkte ab.
„Aber wo, sagte er, „am Montag hat das Landesmuseum Ruhetag!
„Wird das Museum da nicht bewacht?"
„Doch schon, aber nicht von mir."
„Aber