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Frau Maier wirbelt Staub auf
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eBook272 Seiten4 Stunden

Frau Maier wirbelt Staub auf

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Über dieses E-Book

In ein paar Tagen hat Frau Maier Geburtstag. Jetzt, da sie endlich Freunde hat, ein Grund zum Feiern. Doch dann findet sie auf einem Parkplatz die Leiche eines angesehenen Bürgers des Dorfes und die Lust aufs Feiern vergeht ihr. Eigentlich wollte Frau Maier sich ja aus Kriminal­fällen heraushalten - wenn da nur nicht ihr untrügliches Gespür wäre. War es der fremde Mann, der sich neuerdings im Dorf aufhält und von dem keiner weiß, wer er ist? Oder liegt das Motiv in der Vergangenheit des Opfers? Als ein zweiter Mord passiert, muss Frau Maier unbedingt weiter ermitteln und gerät in große Gefahr.
SpracheDeutsch
HerausgeberPENDRAGON Verlag
Erscheinungsdatum22. Feb. 2018
ISBN9783865326133
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    Buchvorschau

    Frau Maier wirbelt Staub auf - Jessica Kremser

    Erstes Kapitel

    Mittwoch

    I

    „Alles voller Staub", murmelte Frau Maier und strich mit dem Finger über die dicke Schicht auf der obersten Schachtel. Sie hob den Deckel an und nieste. Vorsichtig schlug sie das Tuch in der Schachtel zurück.

    Da war es. Das alte Kaffeeservice ihrer Mutter. Unser Hochzeitsservice, hatte sie es genannt, und ihre Stimme hatte traurig geklungen. Als kleines Mädchen hatte Frau Maier nie verstanden, warum. Eine Hochzeit war doch etwas Schönes. Und das Kaffeeservice war auch schön. Weiß mit roten Blumen. Da gab es keinen Grund, traurig zu sein.

    Alles handbemalt. Frau Maier hatte damals versucht sich vorzustellen, wer die beiden Tassen und die Untertasse, die vom Service noch übrig waren, wohl mit der Hand verziert hatte. Sie hatte sich einen alten Mann mit dicker Brille und langen Fingern vorgestellt. Dem einzigen Teller, der den Transport überlebt hatte, fehlte eine Ecke, aber er wirkte trotzdem noch sehr elegant.

    Einmal hatte sie sich eine Tasse genommen und Kakao daraus getrunken. Da war ihre Mutter sehr böse geworden. Sie hatte den Kakao in den Ausguss geschüttet und Frau Maier aus der Küche geschickt.

    Frau Maier, die damals noch nicht Frau Maier, sondern ein kleines Mädchen war, hatte lange geweint. Weil sie nicht verstand, was sie falsch gemacht hatte.

    Und wegen des guten Kakaos, der einfach im Abfluss verschwunden war.

    II

    Es war Herbst, aber es war kein goldener Herbst. Die Blätter hatten sich zwar in prächtigen Gelbund Rottönen verfärbt, aber seit Tagen schon war es so düster, dass man die strahlenden Farben kaum wahrnahm. Es wehte ein kräftiger Wind, der Himmel war dunkel verhangen und immer wieder peitschten heftige Regenschauer über den See. Das Wasser war grau.

    Es war ungewöhnlich kalt und Frau Maier fror, als sie sich auf den Weg ins Dorf machte. Sie schlug den Mantelkragen hoch. Aber es half nichts.

    Sie hatte einen Termin mit Elfriede. Elfriede Gruber leitete die Filiale der Sparkasse in Kauzing, aber sie war in den letzten Jahren auch eine gute Bekannte geworden. Und sie hatte Frau Maier überredet, ein Sparkonto anzulegen. Darüber wollte sie jetzt anscheinend mit ihr sprechen. Obwohl ich nicht weiß, was es da zu besprechen gibt, dachte Frau Maier. Bei den paar Kröten, die auf meinem Konto liegen.

    Auf dem kleinen Parkplatz direkt hinter dem Wäldchen, in dem Frau Maiers Haus sich befand, stand nur ein einziges Auto. Kein Wunder, bei diesem Wetter hatte niemand Lust auf Spaziergänge.

    Elfriedes Büro war angenehm warm und eine dampfende Tasse stand schon bereit. Mit einem dankbaren Seufzer ließ sich Frau Maier in den Besucherstuhl sinken. „Ich würde Sie niemals hierherbitten, ohne einen Kaffee fertig zu haben", sagte Elfriede lächelnd.

    Obwohl die beiden Frauen sich in den letzten Jahren immer besser kennengelernt hatten, waren sie immer noch per Sie. Elfriede wartete darauf, dass Frau Maier ihr das Du anbot, denn sie war schließlich die Ältere. Und Frau Maier wartete darauf, dass Elfriede es ihr anbot, denn sie hatte keine Ahnung, wie man so etwas machte.

    Frau Maier trank einen Schluck. „Gibt es ein Problem mit meinem Konto?", fragte sie dann.

    „Ein Problem?, fragte Elfriede erstaunt. „Nein, überhaupt nicht. Warum denn?

    „Na ja, Sie haben mir doch geschrieben, dass wir uns deswegen zusammensetzen sollten."

    „Geschrieben habe ich, weil Sie noch immer kein Telefon haben. Elfriede sagte das in einem übertrieben vorwurfsvollen Ton, der spaßhaft klingen sollte, aber es war durchaus ein Funken Ernsthaftigkeit dabei. Sowohl sie als auch Dr. Frank Schön, der Psychologe, mit dem Frau Maier sich angefreundet hatte, drängten sie immer wieder, sich endlich ein Telefon installieren zu lassen. Und Frau Maier gingen allmählich die Argumente aus. „Ich brauche kein Telefon, mich ruft sowieso niemand an – das war immer ihr Standardsatz gewesen. Aber der stimmte nun nicht mehr. Denn offenbar gab es inzwischen schon zwei Menschen, die sie gerne anrufen wollten.

    Elfriede räusperte sich. „Aber darum geht es ja heute nicht. Sondern um das Konto. Allerdings nicht, weil es ein Problem gibt. Das ist ein ganz normales Beratungsgespräch." Und sie begann, etwas über Zinsen, Kontoführungsgebühren und Laufzeiten zu erzählen. Frau Maier wollte wirklich zuhören und mitdenken, aber sie schaffte es nicht. Sie kannte sich mit Geld nicht aus, sie hatte eigentlich auch nie welches gehabt. Vom Erbe ihrer Eltern hatte sie das kleine Haus am See gekauft. Es bestand aus einem Wohnzimmer und einer Küche im Erdgeschoss, einem Schlafzimmer und einem Badezimmer im ersten Stock und dem winzigen, vollgestopften Dachboden, den Frau Maier gerade zu entrümpeln versuchte. In dieses Haus war jeder Pfennig geflossen, den sie jemals besessen hatte.

    Am Ende des Gespräches stimmte Frau Maier allem zu, was Elfriede vorschlug, unterschrieb auf zwei Dokumenten und trank den letzten Schluck Kaffee. Er war inzwischen nur noch lauwarm.

    „Ach, Frau Maier, Sie haben ja in zehn Tagen Geburtstag", sagte Elfriede da plötzlich. Frau Maier erschrak. Sie war es nicht gewohnt, dass irgendjemand etwas Privates über sie wusste. Und an ihren Geburtstag hatte niemand mehr gedacht, seit ihre Eltern tot waren. Abgesehen vom Karli, aber das war etwas anderes.

    „Woher wissen Sie das?"

    „Es steht in meinen Unterlagen. Als Sie das Konto eröffnet haben, haben Sie Ihre Personalien angegeben. Elfriede sah Frau Maier aufmerksam an. „Was ist denn los? Habe ich etwas Falsches gesagt?

    Frau Maier schüttelte den Kopf und lächelte Elfriede an. Die lächelte zurück und fragte: „Also, wie feiern wir?"

    „Feiern?" Frau Maier wurde immer unsicherer. Sie hatte ihren Geburtstag seit Jahrzehnten nicht gefeiert. Einige Male im Laufe der Jahre hatte der Karli ihr versprochen, mit einer Flasche Sekt vorbeizukommen. Und jedes Mal war er nicht aufgetaucht. Weil er arbeiten musste. Oder weil die Maria sich schlecht gefühlt hatte.

    „Da gibt es doch nichts zu feiern!" Sie winkte lächelnd ab und hoffte, dass Elfriede die Sache damit auf sich beruhen lassen würde. Das Gegenteil war der Fall.

    „Jeder Geburtstag ist ein Grund zu feiern. Sollen wir zum Griechen fahren? Sie waren doch schon einmal dabei und es hat Ihnen geschmeckt. Ich könnte noch die Helga und die Barbara einladen, mit denen verstehen Sie sich doch gut. Oder Doktor Schön?" Elfriede sah sie erwartungsvoll an.

    „Ja, vielleicht, mal sehen. Vielleicht mache ich auch eine kleine Feier zu Hause. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, verfluchte sie sich selbst innerlich. Sie hatte das nur gesagt, um Elfriede vom Griechen abzulenken und um sie davon abzuhalten, weitere Pläne zu schmieden. Aber sie sah an Elfriedes begeistertem Gesichtsausdruck, dass sie einen Fehler gemacht hatte. „Was für eine herrliche Idee! Bei Ihnen ist es ja so gemütlich. Ich helfe Ihnen beim Vorbereiten. Sie überlegen schon einmal, wen Sie einladen wollen. Und ich komme nächste Woche für die genauere Planung vorbei.

    „Die Geister, die ich rief", murmelte Frau Maier, als sie sich warm eingepackt wieder auf den Heimweg am See entlang machte. Irgendwie musste sie Elfriede bremsen. Aber da würde ihr bis zur nächsten Woche schon etwas einfallen. Im Moment musste Sie sich erst einmal darauf konzentrieren, nicht weiter darüber nachzudenken, warum ihr der Gedanke an eine Geburtstagsfeier eigentlich so unangenehm war.

    III

    Der Wind wirbelte die Blätter über den Parkplatz und ließ den See unter unruhigen Kräuselwellen zittern. Frau Maier senkte den Kopf und stemmte sich gegen eine kräftige Böe, die ihr entgegenwehte. Wo war eigentlich ihre warme Strickmütze? Sie konnte die Mütze nicht leiden, weil sie alle Locken plattdrückte und Frau Maier fand, dass das sehr unvorteilhaft aussah. Aber wenn der Ostwind über den See fegte, konnte man auf solche Befindlichkeiten keine Rücksicht nehmen.

    Aus dem Augenwinkel registrierte sie, dass auf dem Parkplatz immer noch dasselbe Auto stand wie zuvor. Sie warf einen Blick auf das Nummernschild. Ein einheimisches Kennzeichen. Um diese Jahreszeit waren die meisten Touristen schon wieder abgereist. Sie wollte weitergehen, doch dann stutzte sie. Da saß ja jemand hinter dem Steuer! Das war ihr auf dem Hinweg gar nicht aufgefallen, weil sie das Auto nicht richtig angeschaut hatte. Oder hatte vorher noch niemand dort gesessen? Die Person hatte jetzt jedenfalls den Kopf auf das Steuer gelegt und machte offensichtlich ein Nickerchen. „Auch nicht verkehrt, bei dem Wetter", murmelte Frau Maier und vergrub ihre eisigen Hände noch tiefer in ihren Manteltaschen.

    Sie war froh, als sie ihr Haus erreicht und die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Jetzt schnell einen heißen Kaffee", sagte sie zur Katze, die wie ein geölter Blitz mit ihr durch die offene Haustür gewischt war.

    Die Katze gab keine Antwort. Sie war ein wenig beleidigt, weil sie so lange auf Frau Maier hatte warten müssen. Bei ungemütlichem Wetter schätzte sie das nicht. Doch als Frau Maier sich später, nach dem Abendessen, auf das Sofa sinken ließ, da konnte die Katze nicht widerstehen. Sie beschloss, dass sie lange genug beleidigt gewesen war und sprang mit einem Satz auf Frau Maiers Schoß, wo sie sich schnurrend zusammenrollte.

    IV

    You are always on my mind. Eines ihrer Lieblingslieder von Elvis Presley.

    Sie verehrte Elvis, seit sie ein kleines Mädchen war. Ihr Blick fiel auf das gerahmte Foto von ihm, das ihn als jungen Soldaten zeigte. Es stand in ihrem Bücherregal. Während sie es vor einiger Zeit geschafft hatte, das Foto vom Karli in der Schublade tief unter den Tischdecken zu vergraben, hatte der King überdauert. „Und du wirst immer überdauern, keine Sorge", flüsterte sie ihm zu. Sie flüsterte, um die Katze nicht zu stören, die immer noch auf ihrem Schoß lag.

    You are always on my mind. Ich denke immer an dich.

    Dinge, die man nicht vergessen konnte. Dinge aus der Vergangenheit, die niemals ruhten. Die keine Ruhe finden konnten. Welche Dinge waren das?

    Frau Maier seufzte. Da gab es genügend. Doch heute Abend war das Bild, das ihr nicht aus dem Kopf ging, ein anderes. Es hatte nichts mit der Vergangenheit zu tun. Nichts mit ihren Eltern, dem Karli oder mit verpassten Chancen. Es war das Bild eines Mannes, der hinter dem Steuer eingeschlafen war und ganz alleine in seinem Auto auf dem ansonsten leeren Parkplatz saß. Warum verfolgte sie dieses Bild?

    „Jetzt red dir bloß nicht wieder etwas ein!", ermahnte sie sich mit lauter, fester Stimme. Die Katze sträubte das Fell am Rücken und sprang unwillig vom Sofa.

    „Umso besser. Es ist sowieso Zeit fürs Bett", brummte Frau Maier. Sie legte ihre karierte Wolldecke sorgfältig zusammen und machte sich daran, die Treppe zum Schlafzimmer hochzugehen. Die dritte Stufe von unten, die, die knarzte, ließ sie wie immer aus.

    You are always on my mind, sang es in ihrem Kopf.

    V

    25. Januar 1945

    Das Jahr hat nicht gut angefangen für uns. Die Liesl hat Husten und kann nicht schwer arbeiten. Jetzt muss ich noch mehr helfen. Die neue Familie war am letzten Sonntag im Gottesdienst. Alle haben sie angestarrt. Das kleine Mädchen hat mir leidgetan, aber die Mutter sagt, die versteht eh noch nichts. Sie kann zwar schon laufen, aber sie ist bestimmt noch ganz jung, meint die Mutter.

    Er ist immer noch oben. Ich bringe ihm das Essen. Er redet kaum.

    Zweites Kapitel

    Donnerstag

    I

    Es war stockdunkel. Frau Maier war mit einem Schlag hellwach. Sie setzte sich im Bett auf. Was hatte sie geweckt? Sie lauschte in die Dunkelheit hinein. Der Wind pfiff um ihr Haus, der See und der Regen rauschten. Für jemand Fremden hätten das Rauschen des Sees und das des Regens vermutlich gleich geklungen. Nicht aber für Frau Maier, die seit so vielen Jahren direkt am See wohnte.

    Sie tastete nach dem Lichtschalter ihrer Nachttischlampe. Ihr Mund war trocken, sie wollte etwas trinken. Sie warf einen Blick auf den altmodischen Wecker: kurz vor sechs. Frau Maier seufzte. Trotz ihrer warmen Bettdecke war ihr ein wenig kalt. Sie hatte keine Lust, aufzustehen, aber sie wusste ganz genau, dass sie keine Ruhe mehr finden würde. Sie fühlte sich seltsam angespannt.

    Mit einem entschlossenen Ruck schwang sie die Beine aus dem Bett. Wenigstens standen davor wie immer ihre Pantoffeln, und der Bademantel lag griffbereit auf dem Schaukelstuhl. Schnell schlüpfte sie hinein. „Der wird auch immer enger", brummte sie, als sie versuchte, ihn über dem Bauch mit dem Gürtel zuzubinden.

    In der Küche brühte sie einen starken Kaffee auf. Als sie mit der dampfenden Tasse ins Wohnzimmer ging, hob die Katze verschlafen den Kopf. Sie hatte sich auf ihrem Lieblingsplatz, dem grünen Cordsessel, zusammengerollt. Sie sah Frau Maier erstaunt und ein wenig ungehalten an. Was sollte diese ungewohnt frühe Störung? „Ich weiß, ich weiß, es ist viel zu früh, flüsterte Frau Maier und kraulte den schwarzen Kopf. „Ich kann nicht mehr schlafen, aber du schon. Ich mache auch das Licht wieder aus.

    Sie setzte sich im Dunkeln aufs Sofa und trank ihren Kaffee. Mit jedem Schluck wurden ihre Gedanken klarer, und mit jedem Schluck merkte sie, dass da eigentlich nur ein Gedanke in ihrem Kopf war. You are always on my mind.

    Leise, um die Katze nicht zu stören, stand sie auf. Sie zog Gummistiefel und ihren Regenmantel an. Im kleinen Wandschrank tastete sie über dem Schuhregal nach der unvorteilhaften Wollmütze. Sie nahm ihre Taschenlampe aus dem Küchenregal und verließ geräuschlos das Haus.

    II

    Der Wind an ihren Beinen war eisig. Als Frau Maier den kleinen Weg durch das Wäldchen entlangeilte, fiel ihr ein, dass sie unter dem Regenmantel nur ihr Nachthemd und den Bademantel trug, Strümpfe hatte sie auch vergessen.

    Egal. In spätestens zehn Minuten würde sie heißes Wasser in die Badewanne laufen lassen. Sie musste sich nur schnell vergewissern …

    Frau Maier blieb wie angewurzelt stehen. Sie hatte den Parkplatz erreicht, und das Auto stand immer noch da. Ihr Mund war schon wieder trocken. Langsam ging sie auf das Auto zu.

    Es wurde zwar allmählich hell, aber sie musste trotzdem ziemlich nahe an das Auto herangehen, um den Mann zu sehen. Sein Kopf lag noch immer auf dem Steuer. Konnte jemand so lange in dieser Haltung schlafen? Tief und fest? Vielleicht hatte er eine Schlaftablette genommen?

    Frau Maiers Herz klopfte jetzt ganz schnell. Sie wusste, dass die Antwort eine andere war. Sie knipste die Taschenlampe an, richtete ihren Strahl aufs Autofenster und hatte den Eindruck, dass der Boden unter ihren Füßen nachgab. Sie schloss die Augen, aber alles um sie herum drehte sich. Schnell machte sie die Augen wieder auf.

    Alles war immer noch unverändert, der Kopf, die offenen Augen, das graue, mit Blut verklebte Haar. Frau Maier stand stocksteif da. Sie konnte sich nicht bewegen. Da hörte sie ein Geräusch hinter sich und zuckte zusammen. Lautes Bellen. Zwei Hunde kamen auf den Parkplatz geschossen und rannten direkt auf sie zu, dicht gefolgt von zwei Gestalten in dunklen Regenjacken, die verzweifelt „Stopp! und „Aus! und „Bella! Nein! riefen. Frau Maier hatte sie nicht kommen hören: Wind, Regen und See waren zu laut. Als die beiden Gestalten sie erreicht hatten, erkannte Frau Maier, dass es zwei junge Frauen waren. „Entschuldigung, normalerweise hört die Bella aufs Wort …,

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