Finito
Von Roland Zingerle
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Über die Einhaltung von Gesetzen wacht die Polizei – aber nicht nur! In Klagenfurt am Wörthersee haben sich Hubert Pogatschnig (zunächst Großhandelsvertreter, später Bierführer) und Ludwig Melischnig (Bierführer-Assistent) die Aufklärung von Kapitalverbrechen zur Aufgabe gemacht. Dabei besteht der besondere Reiz für die beiden darin, schneller zu ermitteln als die Polizei. Von den Medien als "Zwei für die Gerechtigkeit" gefeiert und von der Kripo unter dem Kommando von Leopold Ogris als "Deppen-Duo" verachtet, machen sich die beiden Hobby-Detektive die Vorteile des Tratsches zunutze: Sie suchen dort nach Hinweisen, wo Informationen ausgetauscht werden, nämlich in Gaststätten oder Gewerbebetrieben, Vereinen oder Nachbarschaften, beim täglichen Herumkommen oder auf gelegentlichen Extratouren an Originalschauplätzen in und um Klagenfurt.
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Buchvorschau
Finito - Roland Zingerle
Roland Zingerle
Finito!
Klagenfurter Kneipen-Krimi Nr. 18
Prolog
Gesetz und Verbrechen unterliegen dem Henne-Ei-Prinzip. Zwar scheint das Verbrechen älter zu sein, da Gesetze ansonsten nicht nötig geworden wären, doch hätte man schwerlich je ein Verbrechen erkannt, wäre damit nicht irgendein Gesetz gebrochen worden.
Gesetze regeln das menschliche Zusammenleben und über ihre Einhaltung wacht die Polizei. Aber nicht nur: In Klagenfurt haben sich der Bierführer Hubert Pogatschnig und sein Assistent Ludwig Melischnig die Aufklärung von Kapitalverbrechen zur Aufgabe gemacht. Dabei besteht der besondere Reiz für die beiden darin, schneller zu ermitteln als die Polizei. Von den Medien als „Zwei für die Gerechtigkeit gefeiert und von der Polizei unter dem Kommando von Chefinspektor Leopold Ogris als „Deppen-Duo
verachtet, machen sich die beiden Hobby-Detektive die Vorteile des Tratsches zunutze: Sie suchen dort nach Hinweisen, wo Informationen ausgetauscht werden, nämlich in den Gaststätten in und um Klagenfurt…
Mittwoch, 12.30 Uhr, Sicherheitszentrum Klagenfurt.
Tock, tock, tock – tock.
Der Grund, warum Hubert Pogatschnig mit dem letzten Klopfen etwas gezögert hatte war, dass der gesamte Mut, den er sich für das Anklopfen vorgenommen hatte, nach den ersten drei Klopfern aufgebraucht war. Unwillkürlich hatte er Angst, die ersten drei Klopfer wären zu laut, zu provokant gewesen und ebenso unwillkürlich erinnerte ihn sein Klopfen nun an das Leitthema von Beethovens fünfter Sinfonie; der Schicksalssinfonie.
Ta-ta-ta-taaa.
Zögernd öffnete er die Tür zum Gemeinschaftsbüro von Chefinspektor Leopold Ogris und seiner Stellvertreterin, Bezirksinspektor Anna Wratschko, blieb aber auf der Schwelle stehen und sah sich vorsichtig im Büro um. Beide, Chefinspektor und Bezirksinspektorin, blickten verwundert von ihren Schreibtischen auf.
Wenige Stunden davor hatte Hubert Pogatschnig einen mysteriösen Anruf von Chefinspektor Ogris bekommen. Dieser hatte ihn gebeten, ehestmöglich in das Sicherheitszentrum zu kommen, Ogris müsse etwas mit ihm besprechen. Mysteriös daran war nicht nur die Weigerung des Chefinspektors, etwas über den Inhalt dieser Besprechung zu sagen, sondern auch dessen unbestimmbare Stimmung. Bei all seiner Phantasie konnte sich Pogatschnig nicht einmal im Ansatz ausmalen, was ihn bei diesem Treffen erwarten würde. Doch da es keinen Grund für eine Absage gab, stimmte er zu und kündigte sein Kommen während seiner Mittagspause an.
Seit er das Sicherheitszentrum betreten hatte, rechnete er irgendwie damit, ein Uniformierter würde plötzlich aus irgendeiner Mauernische hervorspringen und ihn festnehmen. Auch hier in Ogris’ Büro befürchtete Pogatschnig Ähnliches, weshalb er nun vorsichtig war. Er nahm nicht an, dass der Chefinspektor ihn zu einem Kaffeeklatsch gebeten hatte, oder um ihn zu loben oder etwas Angenehmes mitzuteilen; das war einfach nicht dessen Art. Andererseits war sich Hubert Pogatschnig aber auch keiner Schuld bewusst.
„Komm herein", sagte Chefinspektor Leopold Ogris nun, um Pogatschnig von seiner Unschlüssigkeit zu befreien.
Auch jetzt klangen die Worte des Polizisten gefühlsneutral. In dem Wissen, dass er nun erfahren würde, was ihn hier erwartete, wenn er eintrat, überschritt Pogatschnig die Schwelle, zog die Tür hinter sich zu und gab Bezirksinspektorin Wratschko und Chefinspektor Ogris die Hand. Ogris bot ihm einen Platz auf dem Sessel vor seinem Schreibtisch an und Anna Wratschko postierte sich hinter ihrem Vorgesetzten. Ihrer geringen Körpergröße wegen hatte es den Anschein, als wäre sie nur geringfügig größer als Ogris, obwohl sie stand und er saß.
„Du wirst dich wahrscheinlich wundern", begann der Chefinspektor und Pogatschnig unterbrach:
„Das kannst du laut sagen!"
Ogris lächelte milde; auch das war völlig untypisch für ihn. Er zog ein schmales, längliches Briefkuvert aus einer Schublade seines Schreibtisches und schob es Hubert Pogatschnig hin. Dieser nahm es zögernd und zog zwei Gegenstände daraus hervor. Zum einen, einen flachen, messingfarbenen, abgegriffenen Schlüssel, der in ein Zylinderschloss passte. An ihm hing ein länglicher Anhänger aus rotem Plastik, in dessen Sichtfenster die Abbildung eines Wappens zu sehen war.
Der zweite Gegenstand war ein Blatt Papier, das sorgfältig zu einem dreiteiligen Leporello gefaltet war. Die darauf geschriebenen Worte waren in einem Block strukturiert; Pogatschnig erkannte dadurch, dass es ein Gedicht war, noch bevor er ein Wort davon gelesen hatte. Die Buchstaben waren mit einer Schreibmaschine getippt worden, was einen altertümlichen Eindruck erweckte, auch wenn das Papier keine Spur einer Vergilbung aufwies.
Pogatschnig las den Text:
„dann wird gerechtigkeit anbrechen
finde es lass glas zerbrechen
wenn’s hört wie glas zerbricht.
das graue das stets dasselbe spricht
ihn überführt du glaubst es nicht
der mörder bekannt ist sein gesicht
des grauen das sie verkauft einst hat
die alte list sie weiß den pfad
soll nicht in meine ewigkeit
ein mord gescheh’n vor langer zeit
finde die spur und bleib daran
geh die sache anders an
nimm dies gedicht hast keine zeit
als fährte zur gerechtigkeit"
„Wir wissen auch nicht, was das soll, beantwortete Chefinspektor Leopold Ogris die Frage, die in Hubert Pogatschnigs Gesicht geschrieben war, als dieser vom Blatt aufsah. „Vergangenen Sonntag starb ein gewisser Bernhard Weiger im Altersheim ‚Herbstruhe’ hier in Klagenfurt. Herr Weiger hat vor vier Jahren diesen Umschlag bei einem Notar hinterlegt und verfügt, dieser müsse nach seinem Ableben unverzüglich der Kriminalpolizei übergeben werden.
Hubert Pogatschnigs Neugier war entfacht gewesen, als Ogris ihm das Kuvert gegeben hatte, jetzt stand sie in hellen Flammen.
„Wer war dieser Bernhard Weiger?", fragte er.
„Ein hohes Tier in einer der Vorläuferparteien der ABC", erklärte Chefinspektor Ogris.
Die ABC! Seit Landesrat Martin List von der ABC-Partei mit Hubert Pogatschnigs Ex-Freundin Christiane Schulz zusammen war, überfuhr Pogatschnig immer ein grauslicher Schauer, wenn er den Namen ABC nur hörte! Das konnte er dem Chefinspektor aber schwer erklären, immerhin wusste dieser bis heute nichts von Pogatschnigs zweijähriger Beziehung mit Schulz, die während dieser Zeit Ogris’ Stellvertreterin gewesen, nun aber die Assistentin von dessen Vorgesetztem war.
„Soweit bekannt ist, fuhr der Chefinspektor indessen fort, „war Weiger ab Mitte der achtziger Jahre nicht mehr politisch tätig. Bis zu seiner Pensionierung managte er eine Werbeagentur; wir werden diese Dinge recherchieren, sollten sie relevant werden.
„Was ist denn relevant?", fragte Hubert Pogatschnig. Sein Instinkt sagte ihm, dass da noch Dinge waren, die ihm der Chefinspektor verschwieg.
„Das wissen wir nicht", gestand Bezirksinspektorin Wratschko nüchtern.
Pogatschnig legte das Gedicht neben den Schlüssel auf den Tisch vor sich und steckte beide Hände in die Säcke seiner Bierführer-Montur.
„Seit wann habt ihr die Sachen?", fragte er.
„Seit Montag, antwortete die Bezirksinspektorin. „Seither bemühen wir uns, einen Sinn darin zu entdecken.
„Leider vergebens", ergänzte Ogris.
„Hat die Polizei keine Spezialisten für solche Dinge?"
Der Chefinspektor erwiderte:
„Die Polizei hat Spezialisten für fast alles, aber die meisten davon sind heillos überlastet. Bis wir eine Antwort vom Bundeskriminalamt bekommen, könnte es zu spät sein."
„Könnte was zu spät sein?"
„Das Gedicht deutet ein Verbrechen an", erinnerte Ogris, „und, dass wir